Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, können verschiedene Therapieansätze die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome und den Verlauf von Morbus Parkinson, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, und gibt Einblicke in die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.
Frühsymptome und Diagnose
Bevor die typischen motorischen Symptome von Parkinson auftreten, können unspezifische Frühsymptome den Patienten beeinträchtigen. Hierzu gehören Schlafstörungen, die als REM-Schlafverhaltensstörung bezeichnet werden und sich durch das Ausleben von Träumen im Schlaf äußern, sowie eine Riechstörung.
Die Diagnose wird in der Regel anhand der typischen motorischen Frühsymptome gestellt, wie z.B. Zittern, Muskelsteifheit (Rigor), Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) oder reduziertes Mitschwingen eines Armes. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns kann durchgeführt werden, um andere Ursachen auszuschließen und die Diagnose zu bestätigen.
Therapie in den frühen Stadien
Nach der Diagnose führt eine klassische Parkinson-Therapie in der Regel zu einer Verbesserung der Motorik. Medikamente wie Levodopa (L-Dopa) werden eingesetzt, um den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. In der Frühphase der Erkrankung wirken die Parkinson-Medikamente kontinuierlich.
Wirkungsschwankungen und Off-Phasen
Im Laufe der Zeit verkürzt sich die Wirkdauer der Parkinson-Medikamente, insbesondere von L-Dopa. Dies führt zu Wirkungsschwankungen und dem Auftreten von sogenannten Off-Phasen. In diesen Phasen erleben die Patienten eine Verschlechterung der Symptomatik vor der nächsten Medikamenteneinnahme. Symptome wie Krämpfe in den Beinen, Zehenaufstellung, Schwitzen, Schmerzen, Kleinschrittigkeit und Ängstlichkeit können auftreten.
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Viele Patienten entwickeln auch Überbewegungen, sogenannte Dyskinesien, in der Phase der besten Wirkung der Parkinson-Medikamente. Diese Kombination aus verkürzter Wirkdauer, Wirkungsschwankungen und Dyskinesien wird als motorische Komplikationen bezeichnet.
Fortgeschrittenes Stadium
In einem stärker fortgeschrittenen Stadium von Morbus Parkinson gewinnen Symptome die Oberhand, die nicht mehr so gut auf Parkinson-Medikamente ansprechen. Dies bedeutet nicht, dass die Medikamente überhaupt keine Wirkung mehr zeigen, sondern dass zusätzlich zu den medikamentös beeinflussbaren Symptomen (Zittern, Steifigkeit, Bewegungsverlangsamung) weitere Symptome auftreten, die nicht auf die Medikamente ansprechen.
Zu diesen Symptomen gehören:
- Motorische Symptome: Stärker vorgebeugte Haltung (Kamptokormie), Gehblockaden beim Gehen (Freezing), Haltungsinstabilität, die zu Stürzen führen kann, stärkere Sprechstörung (Dysarthrie) und Schluckprobleme (Dysphagie).
- Nicht-motorische Symptome: Geistige Veränderungen (Demenz), psychische Beschwerden (Depressionen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen), autonome Funktionsstörungen (Blasen- und Darmfunktionsstörungen, orthostatische Hypotonie), Schlafstörungen und Schmerzen.
Es ist wichtig zu beachten, dass sich eine klassische Parkinson-Erkrankung nicht schnell verschlechtern sollte. Eine rasche Verschlechterung kann ein Hinweis auf eine atypische Parkinson-Krankheit oder eine Begleiterkrankung sein.
Atypische Parkinson-Syndrome
Etwa 10 Prozent der Menschen mit Parkinson-Symptomatik leiden an einer atypischen Parkinson-Krankheit. Diese zeigen ein schlechteres Ansprechen auf Parkinson-Medikamente und ein rascheres Voranschreiten. Die Magnetresonanztomographie (MRT) kann bei der Diagnose dieser Erkrankungen hilfreich sein.
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Begleiterkrankungen
Rasche Veränderungen im Krankheitsverlauf können auch durch Begleiterkrankungen wie Schlaganfall, Diabetes mellitus, Dehydration, Mangelernährung oder Vitaminmangel verursacht werden.
Diagnostische Maßnahmen im fortgeschrittenen Stadium
Im späteren Krankheitsverlauf können weitere bildgebende Verfahren eingesetzt werden, um die Diagnose zu sichern und andere Ursachen auszuschließen. Ein Dopa-Test kann durchgeführt werden, um das Ansprechen auf L-Dopa zu überprüfen. Dabei wird die Morgenmedikation weggelassen und entweder die normale Morgenmedikation oder eine höhere Dosis von löslichem Dopa verabreicht.
Ein Apomorphin-Test kann ebenfalls durchgeführt werden. Apomorphin ist ein Dopamin-Agonist, der subkutan verabreicht wird und innerhalb von 10 Minuten wirkt. Der Apomorphin-Test kann auch verwendet werden, um die individuelle Dosis für die Apomorphin-Therapie zu bestimmen. Apomorphin kann in Pen-Form für plötzliche Off-Zustände oder in Pumpenform für die kontinuierliche Verabreichung eingesetzt werden.
Neuro-palliative Betreuung im Endstadium
Im Endstadium von Morbus Parkinson, insbesondere bei Vorliegen einer Parkinson-Demenz, stehen die Linderung der quälenden Symptome und die Erhaltung der Lebensqualität im Vordergrund. Eine neuro-palliative Betreuung kann hierbei hilfreich sein.
Symptome im Endstadium
Im Endstadium von Parkinson können folgende Symptome auftreten:
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- Motorische Einschränkungen: Schwere Bewegungsstörungen, ausgeprägte Steifheit (Rigor), starkes Zittern (Tremor), extreme Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) und erhebliche Gangstörungen. Die Fähigkeit, sich selbstständig zu bewegen, ist stark eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden. Viele Patienten sind bettlägerig und pflegebedürftig.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Demenz, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme, Verwirrtheit und Desorientierung.
- Psychische Symptome: Depressionen, Angstzustände, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Persönlichkeitsveränderungen.
- Autonome Funktionsstörungen: Schluckstörungen (Dysphagie), Blasen- und Darmfunktionsstörungen, orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen) und vermehrte Speichelproduktion (Sialorrhö).
- Weitere Symptome: Schmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit und Gewichtsverlust.
Behandlung im Endstadium
Die Behandlung im Endstadium von Parkinson konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität. Folgende Maßnahmen können eingesetzt werden:
- Medikamentöse Therapie: Anpassung der Parkinson-Medikamente, um die motorischen Symptome zu lindern. Einsatz von Medikamenten zur Behandlung von Depressionen, Angstzuständen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Medikamente zur Behandlung von autonomen Funktionsstörungen.
- Nicht-medikamentöse Therapie: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, um die Beweglichkeit, Selbstständigkeit und Kommunikationsfähigkeit zu erhalten. Schlucktraining zur Verbesserung der Schluckfunktion. Psychotherapie zur Behandlung von psychischen Beschwerden.
- Palliative Maßnahmen: Schmerztherapie, Behandlung von Schlafstörungen, Ernährungsberatung und Unterstützung bei der Körperpflege.
- Unterstützung und Beratung: Beratung der Patienten und Angehörigen zu den Themen Pflege, Betreuung und finanzielle Unterstützung. Vermittlung von Kontakten zu Selbsthilfegruppen und anderen Unterstützungseinrichtungen.
Parkinson-Demenz
Bis zu 40 Prozent aller Parkinson-Patienten entwickeln im späteren Krankheitsverlauf eine Demenz. Bei einer Parkinson-Demenz treten die Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit (eingeschränkte Bewegungsfähigkeit) und der Demenz (geistige Beeinträchtigungen) kombiniert auf. Das Risiko für eine Parkinson-Demenz steigt mit der Krankheitsdauer und dem Lebensalter.
Symptome der Parkinson-Demenz
Die Parkinson-Demenz äußert sich durch verschiedene Störungen der kognitiven Funktionen:
- Beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Aufgaben, die eine hohe Aufmerksamkeit erfordern, sind schwer zu erfüllen.
- Schwierigkeiten beim Planen und Ausführen von Tätigkeiten.
- Verlangsamtes Denken.
- Beeinträchtigungen bei der räumlichen Orientierung und Wahrnehmung.
- Schwierigkeiten, kürzliche Ereignisse oder neu erlernte Inhalte abzurufen.
- Manchmal Schwierigkeiten, Worte zu finden und Probleme, komplizierte Sätze zu bilden.
Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit betrifft die Parkinson-Demenz vor allem die Aufmerksamkeit und die Geschwindigkeit von Denkprozessen. Auch die Lernfähigkeit selbst bleibt erhalten, allerdings sind erlernte Inhalte nur mit Verzögerung abrufbar.
Neben den kognitiven Beeinträchtigungen kommt es bei Menschen mit Parkinson-Demenz auch zu Änderungen des Verhaltens. Betroffene wirken oft apathisch, sie verlieren ihre Spontaneität und Motivation. Auch Veränderungen der Persönlichkeit und Stimmungsschwankungen mit Ängsten und depressiven Symptomen treten auf. Einige Menschen mit Parkinson-Demenz leiden an Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
Behandlung der Parkinson-Demenz
Die Parkinson-Demenz ist bislang nicht heilbar. Es gibt jedoch eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Maßnahmen, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf und die Symptome auswirken können. Eine Parkinson-Demenz wird unter anderem mit ähnlichen Medikamenten behandelt wie eine Demenz vom Typ Alzheimer. Denn in beiden Fällen ist ein wesentliches Therapie-Ziel, den weiteren Abbau des Botenstoffes Acetylcholin zu verhindern.
Insbesondere psychische Beschwerden sind bei einer Parkinson-Demenz häufig gut therapierbar. Es ist wichtig, dass Patienten und Angehörige offen über ihre Beschwerden sprechen, damit der Arzt geeignete Behandlungsmethoden einleiten kann.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen bei Parkinson-Demenz
- Achten Sie darauf, dass Sie genügend trinken.
- Achten Sie auf Ihre Ernährung.
- Machen Sie regelmäßig Gehirnjogging.
- Nutzen Sie kreative Therapien wie Malen, Musik und Sport.
- Treffen Sie sich mit Freunden und anderen Betroffenen.
- Nehmen Sie Ihre Wohnsituation bestenfalls schon frühzeitig unter die Lupe.
- Achten Sie auf die Ernährung Ihres Angehörigen und darauf, dass Medikamente und manche Lebensmittel nicht miteinander kombiniert werden.
- Nutzen Sie sogenannte Betreuungs- und Entlastungsleistungen, die Ihren Pflegealltag erleichtern sollen.
- Nehmen Sie mobile Hilfsdienste oder das Angebot von Kuren für pflegende Angehörige in Anspruch.
- Wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe und tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus.
- Reagieren Sie sensibel auf Halluzinationen oder Aggressionen.
Wichtige Aspekte im Umgang mit Parkinson
Bewegung und Sport
Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Therapie. Sportliche Aktivität kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern.
Ernährung
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist wichtig für Parkinson-Patienten. Es sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen geachtet werden.
Schlafhygiene
Schlafstörungen sind häufige Begleiter von Parkinson. Eine gute Schlafhygiene kann helfen, den Schlaf zu verbessern.
Soziale Kontakte
Soziale Kontakte sind wichtig für die psychische Gesundheit von Parkinson-Patienten. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein.
Frühzeitige Planung
Es ist ratsam, sich frühzeitig mit den Themen Pflege, Betreuung und finanzielle Unterstützung auseinanderzusetzen.
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