Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine übermäßige elektrische Entladung von Nervenzellen im Gehirn. Die Symptome und Anfallsformen können erheblich variieren, was die Diagnose der Erkrankung erschwert.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie umfasst eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die aufgrund einer Überaktivität der Nervenzellen im Gehirn auftreten. Wenn Nervenzellen übermäßig aktiv sind, können sie anfallsartige Funktionsstörungen auslösen. Diese reichen von kaum merklichen geistigen Abwesenheiten (z. B. Absencen bei Kindern oder kognitive Anfälle bei Erwachsenen) über Wahrnehmungsstörungen bis hin zu schweren Krampfanfällen mit Bewusstseinsverlust.
Vielfältige Erscheinungsformen epileptischer Anfälle
Die verbreitete Vorstellung eines epileptischen Anfalls ist dramatisch: Die Patientinnen und Patienten stürzen und bekommen Krämpfe am ganzen Körper. Allerdings tritt diese Form des Anfalls in der Praxis eher selten auf. Das in der Bevölkerung verbreitete Bild des epileptischen Anfalls entspricht dem sogenannten „Grand mal“-Anfall (oder auch großem Krampfanfall, generalisiert-tonisch-klonischer Anfall).
Fokale Anfälle
Fokale Anfälle werden auch als partielle oder lokalisationsbezogene epileptische Anfälle bezeichnet. Diese Anfälle gehen immer von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Man unterscheidet fokale Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung (früher auch komplex-fokal genannt) und fokale Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung (früher einfach fokale Anfälle). Im ersten Fall nimmt der Patient oder die Patientin den epileptischen Anfall nicht bewusst wahr und kann sich später an nichts erinnern. Bei Erwachsenen ist dies die am häufigsten beobachtete Anfallsform. Fokale epileptische Anfälle, vor allem solche mit Bewusstseinsstörung, können in einen sogenannten sekundär generalisierten Anfall (auch bilateral tonisch-klonischer Anfall) übergehen, der dann beide Gehirnhälften betrifft.
Die Symptome fokaler Anfälle richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn. Eine häufige Anfallsform fokalen Ursprungs sind vegetative fokale Anfälle. Auch plötzliche Angst, Wut oder Halluzinationen werden in der Literatur beschrieben. Die Sinneswahrnehmung kann durch einen fokalen Anfall gestört werden. So kann Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten durch den Anfall so beeinträchtigt sein, dass Betroffene Blitze sehen, Geräusche oder Stimmen hören, einen komischen Geschmack im Mund haben, etwas Merkwürdiges riechen oder Temperatur-Missempfindungen, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen spüren. Fokale Anfälle mit Bewusstseinsverlust sind häufig durch sogenannte Automatismen geprägt. Patienten wiederholen im Anfall bestimmte Handlungsmuster, wie z. B. Lippenlecken, Kauen oder Zupfen an der Kleidung.
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Generalisierte Anfälle
Bei generalisierten Anfällen lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen.
Absencen
Bei Absencen kommt es zu einer plötzlichen Bewusstseinsstörung, sodass der Patient bzw. die Patientin seine oder ihre momentane Tätigkeit für die Dauer des Anfalls unterbricht. Die Betroffenen starren bei dieser Form eines epileptischen Anfalls oft ins Leere. Diese Anfälle können mehrere Sekunden dauern und sich stark gehäuft über den Tag wiederholen. Betroffene können sich an den Anfall nicht erinnern und fahren mit ihrer Tätigkeit nach dem Anfall wieder fort. Obwohl diese Anzeichen typisch für Absencen sind, werden sie von Laien vielfach nicht als Symptome einer Epilepsie erkannt. Absencen sind eine häufige Epilepsie-Form des Kindesalters und werden zunächst meist als Unkonzentriertheit oder Träumerei missinterpretiert. Es kann zu wenigen Anfällen innerhalb eines Jahres bis hin zu mehrenden hundert am Tag kommen.
Myoklonischer Anfall
Ein myoklonischer Anfall verursacht keine Bewusstseinsstörungen, sondern äußert sich mit Muskelzuckungen.
Tonisch-klonischer Anfall (Grand-mal-Anfall)
Der tonisch-klonische Anfall oder auch Grand-mal-Anfall ist die Anfallsform, die am häufigsten mit der Krankheit Epilepsie in Verbindung gebracht wird. Die Symptome dieses Anfalls äußern sich meist in einem initialen Schrei des Betroffenen, gefolgt von einer Anspannung der Körpermuskulatur, die dann in Zuckungen des Körpers über geht (siehe oben). Ferner kommt es zu einem Bewusstseinsverlust, sodass sich der Patient bzw. die Patientin im Nachhinein nicht mehr an den Anfall erinnern kann. Auch die Blaufärbung der Lippen ist typisch. Sie entsteht durch die Verkrampfung der Atemmuskulatur während des Anfalls, sodass der oder die Betroffene keine Luft bekommt. Der Atemstillstand kann bis zu 30 Sekunden andauern, führt aber nicht zum Ersticken.
Atonischer Anfall
Verliert man die Muskelkraft, spricht man von einem atonischen Anfall.
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Ursachen und Auslöser von Epilepsie
Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn. So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen, welche solche übermäßigen Entladungen der Neuronen begünstigen. Dann kommt es zu Symptome wie Muskelkrämpfen, Stürzen und Bewusstlosigkeit, aber auch zu durchaus subtileren Anfallsformen. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt.
Akut symptomatische Anfälle (ASA)
Die ILAE definiert einmalige Krampfanfälle als sogenannte ASA. Sie werden nicht als Teil einer epileptischen Erkrankung eingestuft, sondern sind den epileptischen Anfällen lediglich ähnlich. Die Ursachen für einen solchen akut symptomatischen Anfall sind jedoch andere. ASA treten in engem zeitlichen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, wie z. B. als Folge einer Unterzuckerung, einer Hirnschädigung oder eines Schlaganfalls.
Genetische und kryptogene Epilepsien
Weitaus häufiger ist aber keine klare Ursache identifizierbar. Dann handelt es sich um genetische oder kryptogene Epilepsien. Zudem zeigen neuere Untersuchungen, dass es auch genetische Risikofaktoren für die Entwicklung einer Epilepsie gibt.
Strukturelle, infektiöse und metabolische Epilepsien
Allerdings können Ursachen wie Schlaganfälle oder Verletzungen auch zu dauerhaften strukturellen Veränderungen im Gehirn führen, die fortan wiederholt epileptische Anfälle auslösen. Dann spricht man von einer strukturellen Epilepsie, die früher auch als symptomatische Epilepsie bezeichnet wurde. Dazu zählen auch epileptische Anfälle, welche durch Tumore ausgelöst werden. Führen Infektionen, etwa Hirnhautentzündungen, zu entsprechenden chronischen Veränderungen im Gehirn, so spricht man von infektiösen Epilepsien. Sind Stoffwechselstörungen der Grund, handelt es sich um eine metabolische Epilepsie.
Aura als fokaler Anfall
Früher wurden diese Vorboten, ähnlich wie bei der Migräne, als Aura bezeichnet. Heutzutage weiß man, dass eine Aura selbst eine eigene Form epileptischer Anfälle ist.
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Prodrome
Die Vorboten, die aber keinesfalls allgemeingültig sind und nicht bei allen Patientinnen und Patienten auftreten, werden mittlerweile als Prodrom bezeichnet. Ebenso wenig gibt es allgemeine Auslöser oder Trigger für epileptische Anfälle, deren Vermeidung dazu führen würde, dass es fortan zu keinen Epilepsie-Symptomen mehr kommt.
Diagnose von Epilepsie
Die Entscheidung darüber, ob eine Epilepsie vorliegt oder nicht, stützt sich ganz überwiegend auf die Beschreibung des Anfallsereignisses. Zusätzlich sind apparative Untersuchungen notwendig wie z. B. ein EEG oder eine Kernspintomographie (MRT) des Kopfes. Diese Untersuchungen können die Diagnose Epilepsie unterstützen, eine Epilepsie aber nicht beweisen.
Anfallsanamnese
Die obigen Schilderungen sind sehr wichtig und werden als Anfallsanamnese bezeichnet. Einzelheiten eines Anfalls lassen sich beim ersten Anfall nicht immer klären, da der Beobachter nicht geschult ist, auf die einzelnen Phänomene zu achten. Je häufiger Anfälle auftreten, um so eher ist jedoch eine genaue Beschreibung des Anfallstyps möglich.
Im Einzelnen kann wie folgt vorgegangen werden:
- Anfallsvorgefühle (Prodromi): Hierbei sind Gefühle gemeint, die der Patient vor dem Anfall erlebt hat, wie z. B. Spannungszustände oder eine Depressivität
- Aura: Die Aura entspricht dem Beginn des Anfalls im Gehirn. Der Patient merkt dabei verschiedene Dinge wie z. B. Blitze oder Bilder sehen, Worte oder Töne hören, einen komischen Geruch oder Geschmack wahrnehmen, ein Kribbelgefühl am Körper, das sich ausbreitet auf andere Körperregionen, einen gewissen Gedanken fassen müssen, ein Glücksgefühl oder ein depressives Gefühl, eine plötzliche Angst ohne erkennbaren Anlass, das Gefühl, alles schon einmal gesehen oder gehört zu haben (deja vu oder deja entendu Aura), eine aufsteigende Übelkeit vom Magen her (epigastrische Aura)
- Bewusstseinsverlust: Das Bewusstsein ist häufig eingeschränkt oder ganz ausgeschaltet. Als Außenstehender kann man dies überprüfen, indem man den Patienten anspricht und auffordert, gewisse Dinge zu tun. Er reagiert dann nicht oder nicht angemessen.
- Automatismen: Es handelt sich um wiederholte Bewegungen im Gesicht oder an Armen oder Beinen. Diese können durchaus bekannt sein wie z. B. Lippenlecken, Kauen, Zupfen an der Kleidung, Radfahren mit den Füßen, sind der Situation jedoch nicht angemessen.
- Verkrampfungen: Es können starre Verkrampfungen (tonische Anfälle) von zuckenden Verkrampfungen (klonische Anfälle) unterschieden werden, zum Teil geht eine tonische in eine klonische Phase des Anfalls über. Betroffen sein können einzelne Körperregionen oder der ganze Körper.
- Nach dem Anfall: Sind Patienten oft umdämmert, d. h. nicht vollständig orientiert und erinnerungsschwach sowie müde. Es können vorübergehende Lähmungen einseitig oder beidseitig auftreten. Erst allmählich wird das Bewusstsein wieder klar. Auch Sprachstörungen kommen nach dem Anfall vor. Ein seitlicher Zungenbiss tritt bei einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall häufig auf. Liegt er vor, spricht dies mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein epileptischer Anfall abgelaufen ist. Einnässen und Einkoten können vorkommen, da bei allgemeiner Muskelanspannung auch die Bauchpresse (wie beim Stuhlgang) auftritt und die Blasen- und Mastdarmkontrolle nicht gegeben ist. Diese beiden Phänomene sind jedoch nicht so eindeutig auf eine Epilepsie hinweisend. Sie kommen auch z.B. bei Synkopen (Ohnmachten) oder psychisch bedingten Anfällen vor. Verletzungen betreffen nicht nur Platz- und Schürfwunden am ganzen Körper. Es kann auch zu Knochenbrüchen kommen, Gelenke können auskugeln. Dies geschieht durch Sturz zu Beginn eines Anfalls, durch die schlagenden Bewegungen meistens auf dem Boden. aber auch durch Dinge, die der Patient während der Phase der Umdämmerung tut wie z. B. auf die Straße laufen ohne den Verkehr wahrzunehmen oder sich an einer heißen Herdplatte zu verbrennen.
- Dauer des Anfalls: Die Dauer des Anfalls ist wichtig. Man rechnet vom Beginn der Aura bis zum Ende der motorischen (Bewegungs)-störungen.
- Auslöser: Bei bestimmten Anfallstypen können Auslöser erkannt werden. Es gibt eine Photoempfindlichkeit auf Blitzlichte und in seltenen Fällen auch sog. Reflexepilepsien wie z. B. eine Lese-Epilepsie beim Lesen. Wenn Anfälle immer in den gleichen Situationen auftreten und sich regelmäßig provozieren lassen, spricht man von einer Reflex-Epilepsie.
Weitere wichtige Informationen für die Diagnose
Unabhängig von der Anfallsbeschreibung ist die übrige Krankheitsvorgeschichte wichtig. Am bedeutsamsten sind hierunter:
- Wie waren die Schwangerschaft und Geburt?
- Gab es Entwicklungsstörungen in der frühen Kindheit, gab es Kopf- oder Gehirnverletzungen oder Erkrankungen, die das Gehirn betreffen?
- Gab es in der Kindheit kleinere oder andere Anfallstypen wie z. B. Fieberkrämpfe?
- Lagen in der unmittelbaren Vorgeschichte andere Erkrankungen vor wie z. B. eine Infektion oder ein Tumor in einer anderen Körperregion?
- Werden Medikamente oder Alkohol regelmäßig konsumiert?
- Sind in der Familie weitere Patienten mit Epilepsie bekannt?
- Handelt es sich wirklich um den ersten Anfall oder gab es schon zuvor Anfälle? Vielleicht auch kleinere Anfälle eines anderen Typs?
Apparative Untersuchungen
Nach der Erhebung der Vorgeschichte ist eine körperliche neurologische und auch psychiatrische Untersuchung notwendig. Hierbei werden die Hirnnerven, die Körperkraft, die Körperempfindungen, die Reflexe an Armen und Beinen, die Koordination und intellektuelle Leistungen wie z. B. die Sprache oder das Gedächtnis überprüft. Es ist auch notwendig, auf mögliche psychiatrische Störungen wie z. B. Depressionen, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen einzugehen.
Die wichtigsten Untersuchungen, die dann durchgeführt werden sollten, sind das EEG und eine Kernspintomographie des Kopfes.
- EEG: Das EEG misst die hirnelektrische Aktivität. Bei Epilepsie-Patienten können in der Ableitung epilepsietypische Potentiale gefunden werden. Es handelt sich dabei um steile und spitze Potentiale, die evtl. von einer langsamen Welle gefolgt sind (Spitze-Wellekomplex oder Spike-wave-Komplex). Sie sind auf eine Epilepsie hinweisend, beweisen aber nicht, dass der Patient auch wirklich an einer Epilepsie leidet. So können z. B. epilepsietypische Potentiale auch in EEGs von Geschwisterkindern von Anfallspatienten nachgewiesen werden, ohne dass diese jemals einen epileptischen Anfall erlitten haben. Mit dem EEG können auch allgemeine Veränderungen der elektrischen Gehirnaktivität wie Verlangsamungen oder herdförmige Störungen erkannt werden. In aller Regel wird zunächst ein Oberflächen-EEG über 20-30 Minuten mit Hyperventilation (verstärktes Atmen) durchgeführt. Erst wenn hierbei keine schlüssige Aussage zu treffen ist, kann ein 24-Stunden-EEG oder Schlafentzugs-EEG durchgeführt werden.
- Kernspintomographie des Kopfes (MRT oder MRI): Die Kernspintomographie des Kopfes (MRT oder MRI) ist eine Schichtaufnahme des Kopfes und des Gehirns mit Hilfe magnetischer Wellen. Sie ist ungefährlich und nicht belastend. Sie kann von daher beliebig wiederholt werden. Mit ihr erkennt man Veränderungen der Gehirnstruktur, wie z. B. Vernarbungen, Missbildungen, Entzündungen, Tumore, Schlaganfälle. Diese Veränderungen, auch Läsionen genannt, können im Zusammenhang mit der Epilepsie stehen, müssen dies aber nicht. Selbst wenn das Kernspintomogramm vollständig normal ist, kann eine Epilepsie vorliegen. Mit der Kernspintomographie können auch die zum Gehirn führenden Gefäße dargestellt werden (Kernspin-Angiographie).
Falls eine Kernspintomographie des Kopfes nicht möglich ist, sollte zumindest eine Computertomographie durchgeführt werden. Auch hierbei handelt es sich um Schichtaufnahmen des Gehirns, die Veränderungen der Gehirnstruktur aufzeigen. Sie ist, was die Epilepsie angeht, jedoch nicht so genau wie die Kernspintomographie. Außerdem werden Röntgenstrahlen angewendet, so dass eine Strahlenbelastung entsteht.
Insbesondere wenn es sich um den ersten Anfall handelt, sollten Laboruntersuchungen des Blutes und in einzelnen Fällen auch des Nervenwassers (Liquor) durchgeführt werden. Hierbei wird vor allem nach Entzündungszeichen gesucht.
Zudem sollte eine zumindest orientierende neuropsychologische Untersuchung mit geeignetem Testverfahren stattfinden um Beeinträchtigungen der Hirnleistungsfähigkeit durch die Epilepsie erkennen zu können. Wiederholt man die Untersuchung nach einer Einstellung auf Antiepileptika, so kann man über mögliche Auswirkungen der Medikation auf die Gehirnleistungsfähigkeit erkennen.
Differenzialdiagnose
Am häufigsten wird eine Ohnmacht (Synkope) mit Epilepsie verwechselt. Hierbei handelt es sich um eine momentane Minderdurchblutung des Gehirns, die zu einem Bewusstseinsverlust und zu einem Zusammensacken führt. Der Patient selber erlebt hierbei meist ein mulmiges Gefühl, ein schwarz werden vor den Augen und erwacht meist nach wenigen Sekunden wieder. Nach dem Erwachen ist er rasch wieder vollständig orientiert. Im Rahmen dieser Ohnmachten können vereinzelte Zuckungen auf beiden Seiten auftreten. Man spricht dann von konvulsiver Synkope. Die konvulsive Synkope ist kein epileptischer Anfall. Die Minderdurchblutung des Gehirns wird durch einen Blutdruckabfall verursacht. Häufig handelt es sich um momentane Fehlfunktionen des Herzens wie z. B. Herzrhythmusstörungen. Insofern sollte hier unbedingt eine Abklärung durch einen Herzspezialisten erfolgen.
Der Schlaganfall kann insbesondere dann, wenn er nur sehr kurz verläuft und sich vollständig zurückbildet, zur Verwechslung mit einem epileptischen Anfall führen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Schlaganfall auch eine der häufigsten Epilepsieursachen ist. Nach einem Schlaganfall treten bei etwa jedem 6. Patienten vereinzelt oder dauerhaft epileptische Anfälle auf. Auch hier ist eine genaue Beschreibung des Ereignisses wichtig, um die richtige Diagnose stellen zu können.
Auch bei der Migräne kommt es zu Auren. Diese können bestehen aus Flimmern vor den Augen oder dunklen Flecken. Mitunter führt die Migräneaura auch zu Sprachstörungen oder Halbseitenlähmungen für die Dauer weniger Minuten. Auf die Migräneaura folgen jedoch häufig schwere Kopfschmerzen. Komplizierend kommt hinzu, dass manchen Patienten sowohl unter Migräne als auch unter Epilepsie leiden.
Bei manchen Schlafstörungen kommt es zusätzlich zu plötzlichen Anfällen mit Verlust der Körperspannung und Hinfallen, sog. kataplektischen Anfällen. Beim kataplektischen Anfall wird jedoch niemals das Bewusstsein verloren. Auch ist an der Schlafstörung mit häufigem Einschlafen auch tagsüber und zerrüttetem Nachtschlaf erkennbar, dass es sich nicht um eine Epilepsie, sondern um eine Schlafstörung (Narkolepsie-/Katapleksie-Syndrom ) handelt.
Behandlung von Epilepsie
Epilepsie gilt als eine der am besten zu behandelnden neurologischen Erkrankungen der Welt und bis zu zwei Drittel der Patientinnen und Patienten werden durch die medikamentöse Therapie mit Antikonvulsiva anfallsfrei. Da Epilepsie jedoch nicht heilbar ist, gilt die Anfallskontrolle als wichtigstes Ziel. Diese ist oft nur durch eine lebenslange Einnahme der Anfallssuppressiva möglich, welche dann aber oft ein uneingeschränktes und selbstständiges Leben bis ins hohe Alter ermöglicht.
Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, durch eine veränderte Lebensführung Anfälle zu vermeiden. Es ist ratsam, für ausreichend Nachtschlaf zu sorgen und Stress zu reduzieren.
Medikamentöse Therapie
Die Therapie richtet sich dann u. a. nach der Art der Anfälle. Der behandelnde Arzt verschreibt gezielt Medikamente, die das Anfallsrisiko senken (»Antikonvulsiva«).
Chirurgische Eingriffe und Stimulationsverfahren
In bestimmten Fällen kann auch eine Operation oder ein Stimulationsverfahren helfen. Bei Therapieversagen können chirurgische Eingriffe (z. B. Entfernung des Herds), Vagusnerv-Stimulation oder spezielle Diäten helfen.
Was tun bei einem epileptischen Anfall?
Wenn man Zeug*in eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt. Alles andere hängt von der Stärke und der Art der Anfälle ab.
Leichte epileptische Anfälle mit wenigen Symptomen
Bei kurzen Absencen oder Muskelzuckungen besteht keine unmittelbare Gefahr. Danach können sich die Betroffenen unsicher fühlen und Unterstützung benötigen.
Anfälle mit eingeschränktem Bewusstsein oder Verhaltensänderungen
Wenn Menschen mit einem epileptischen Anfall verwirrt wirken, ist es wichtig, sie vor Gefahren zu schützen (z. B. im Straßenverkehr). Gehen Sie dabei mit der Person ruhig um und fassen Sie sie nicht hart an. Hektik, Zwang oder Gewalt können zu starken Gegenreaktionen führen. Versuchen Sie dem oder der Betroffenen Halt und Nähe zu vermitteln.
Große generalisierte epileptische Anfälle
Bei einem großen generalisierten Anfall verkrampft der ganze Körper und die Person verliert das Bewusstsein. In diesen Fällen sollten Sie Folgendes tun:
- Ein epileptischer Anfall kann verschiedene Ursachen haben und das Symptom eines lebensbedrohlichen Notfalls sein. Wählen Sie daher immer den Notruf 112 und rufen Sie professionelle Hilfe.
- Sorgen Sie für Sicherheit, indem Sie z. B. gefährliche Gegenstände beiseite räumen.
- Polstern Sie den Kopf des*r Betroffenen ab.
- Nehmen Sie seine/ihre Brille ab.
- Lockern Sie enge Kleidung am Hals, um die Atmung zu erleichtern.
- Bitten Sie Menschen, die in der Situation nicht helfen können, weiterzugehen.
- Viele Epileptikerinnen haben eine „Notfalltablette“ dabei, die einen längeren Anfall beenden kann. Diese Tablette sollte demr Betroffenen jedoch von geschulten Hilfspersonen verabreicht werden. Wenn Sie selbst nicht darin geschult sind, warten Sie bis professionelle Hilfe angekommen ist.
- Bleiben Sie nach dem Anfall bei der Person und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Wenn die Person nach dem Anfall erschöpft ist und einschläft, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.
Was Sie in keinem Fall tun sollten
- Dieden Betroffenen festhalten oder zu Boden drücken
- der betroffenen Person etwas in den Mund schieben - auch wenn sie sich in die Zunge beißt
Leben mit Epilepsie
Epilepsie beeinflusst den Alltag: Beruf, Mobilität und soziale Aktivitäten. Wichtig ist es, Auslöser zu kennen und zu meiden. Fahreignung und Arbeitssicherheit müssen ärztlich geprüft werden.