Die Behandlung von Epilepsie bei Kindern zielt darauf ab, Anfälle zu verhindern und die Lebensqualität des Kindes zu verbessern. Medikamente spielen dabei eine zentrale Rolle, aber es ist wichtig, sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst zu sein.
Einführung
Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen im Kindesalter. Sie ist durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet, die durch plötzliche, synchrone Entladungen von Nervenzellen im Gehirn verursacht werden. Diese Anfälle können sich auf vielfältige Weise äußern, von kurzen Bewusstseinsstörungen bis hin zu schweren Krämpfen. Die medikamentöse Therapie mit Antiepileptika ist oft notwendig, um die Anfälle zu kontrollieren und die Entwicklung des Kindes nicht zu beeinträchtigen.
Medikamentöse Behandlung der Epilepsie bei Kindern
Nach zwei Anfällen innerhalb eines Jahres empfehlen Ärzte meist eine Behandlung mit Antiepileptika, um das Risiko weiterer Anfälle zu reduzieren. Diese Medikamente wirken auf das gesamte Gehirn, regulieren die Erregbarkeit von Nervenzellen und stellen das Gleichgewicht zwischen hemmender und erregender Signalübertragung wieder her.
Auswahl des geeigneten Medikaments
Je nach Epilepsieform reagieren Kinder unterschiedlich auf verschiedene Wirkstoffe. Es ist wichtig, das passende Medikament oder eine Kombination von Medikamenten sorgfältig auszuwählen. Leichtere Epilepsieformen sind oft rasch und gut zu behandeln, während bei schwer behandelbaren Epilepsien möglicherweise neuere Wirkstoffe erforderlich sind.
Regelmäßige Einnahme ist entscheidend
Die Wirkung eines Antiepileptikums hält nur so lange an, wie eine ausreichende Menge davon im Gehirn vorhanden ist. Daher ist eine ständige und regelmäßige Einnahme wichtig, um einen wirksamen Spiegel aufrechtzuerhalten. Die meisten Wirkstoffe erreichen einen wirksamen Spiegel, wenn sie zweimal täglich eingenommen werden.
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Mögliche Nebenwirkungen von Antiepileptika
Eltern epilepsiekranker Kinder sorgen sich oft über mögliche Nebenwirkungen der Medikamente. Es gibt zwar kein Antiepileptikum, das Anfälle verhindern kann, ohne unerwünschte Effekte mit sich zu bringen, aber gefährliche Nebenwirkungen sind sehr selten.
Häufige Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Antiepileptika gehören:
- Müdigkeit
- Schwindel
- Doppelbilder
- Konzentrationsstörungen
- Kopfschmerzen
Diese Nebenwirkungen sind oft dosisabhängig und können sich nach optimaler Einstellung des Medikaments bessern oder ganz verschwinden.
Verhaltensänderungen
Manche Kinder reagieren auf bestimmte Antiepileptika mit Unruhe und Hyperaktivität. Diese Nebenwirkungen treten bei Kindern häufiger auf als bei Erwachsenen. Unruhe kann sogar durch Wirkstoffe hervorgerufen werden, die erwachsene Patienten eher müde machen.
Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen
Obwohl selten, können Antiepileptika auch schwerwiegendere Nebenwirkungen verursachen, wie:
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- Blutbildveränderungen
- Leberschäden
- Hautausschlag
- Allergische Reaktionen
Es ist wichtig, den Arzt zu informieren, wenn während der Einnahme von Medikamenten irgendwelche Störungen auftreten, die beeinträchtigen. Manche Nebenwirkungen treten nur zu Beginn der Einnahme auf und bilden sich dann innerhalb weniger Wochen zurück.
Polyzystisches Ovarialsyndrom (POS)
Bei Mädchen und Frauen kann die Einnahme von Valproat bzw. Valproinsäure zu einem polyzystischen Ovarialsyndrom (POS) führen, das sich nach Absetzen des Medikaments aber vollständig zurückbildet. Alle Frauen mit Epilepsie, die mit Valproat bzw. Valproinsäure behandelt werden, sollten bei Unregelmäßigkeiten ihres Zyklus oder Hinweisen auf erhöhte Blutwerte von männlichen Geschlechtshormonen mit ihrem Gynäkologen sprechen und sich untersuchen lassen.
Psychische Störungen
Die vermehrte Reizbarkeit (bis hin zu Aggressivität) unter dem ansonsten gut wirksamen und verträglichen Levetiracetam ist ursächlich noch nicht klar, nach einer Untersuchung der Bonner Universitätsklinik für Epileptologie scheinen auch genetische Einflüsse beteiligt zu sein.
Tabelle der Nebenwirkungen und beteiligten Wirkstoffe
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Nebenwirkungen von Antiepileptika und die Wirkstoffe, bei denen diese häufiger auftreten können:
| Nebenwirkung | Medikamente, bei denen dies häufiger möglich ist |
|---|---|
| Blutbildveränderungen | besonders Carbamazepin, Felbamat, Phenytoin, Primidon, Valproat / Valproinsäure |
| Brechreiz, Erbrechen | besonders Ethosuximid, Felbamat und Valproat / Valproinsäure |
| Doppelbilder | praktisch alle Antiepileptika |
| Fehlbildung (Kind) | besonders Valproat / Valproinsäure, verstärkt in der Kombination mit Lamotrigin, daneben fast alle anderen Kombinatiosntherapien |
| Gangunsicherheit | praktisch alle Antiepileptika (besonders bei hohen Dosen) |
| Gesichtsfeldausfälle | Vigabatrin |
| Gewichtsabnahme | Felbamat, Topiramat |
| Gewichtszunahme | Gabapentin, Pregabalin, Valproat / Valproinsäure, weniger auch Carbamazepin |
| Gleichgewichtsstörungen | praktisch alle Medikamente |
| Haarausfall | Valproat / Valproinsäure |
| Hautverfärbung (blau) | Retigabin |
| Harnverhalt | Retigabin |
| Hautausschlag, Juckreiz | besonders Carbamazepin, Kaliumbromid und Lamotrigin, daneben auch Oxcarbazepin, Phenobarbital, Primidon und Phenytoin |
| Hyponatriämie | Carbamazepin, Eslicarbazepin, Oxcarbazepin |
| Knöchelödeme | Pregabalin |
| Knochenschädigung | Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Valproat / Valproinsäure |
| Konzentrationsstörungen | praktisch alle Antiepileptika |
| Kopfschmerzen | praktisch alle Antiepileptika, besonders bei Carbamazepin und Oxcarbazepin |
| Kribbeln („Ameisenlaufen“) | Topiramat, Zonisamid |
| Leberschäden | Carbamazepin, Felbamat, Valproat / Valproinsäure |
| Lymphknotenschwellung | besonders Phenytoin, aber auch Carbamazepin |
| Müdigkeit | alle Antiepileptika (Felbamat und Lamotrigin weniger oder nicht; Primidon und Phenobarbital besonders) |
| Nierensteine | Topiramat, Zonisamid |
| psychische Störungen | besonders Ethosuximid, Gabapentin, Levetiracetam, Mesuximid |
Wichtiger Hinweis
Ein plötzliches Absetzen von Medikamenten sollte nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen, da es sonst zu Entzugsanfällen bis hin zu einem lebensgefährlichen Status epilepticus kommen kann.
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Alternative Behandlungsmethoden
Es gibt nur wenige wirksame Therapieansätze, die ohne Antiepileptika auskommen. Alternative Heilmethoden wie Akupunktur zeigen bisher keine Wirkung.
Ketogene Diät
Eine spezielle Ernährung, die ketogene Diät (vorwiegend Fette statt Mischkost), kann die Behandlung unterstützen. Sie wird bei Kindern erst dann empfohlen, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreichend wirkt.
Operation
Manche Epilepsien können auch bei Kindern operativ behandelt werden. Dies ist prinzipiell nur bei Herd-Epilepsien möglich und erfordert, dass die betroffene Gehirnregion ohne schwerwiegende Nachteile für den Patienten entfernt werden kann.
Vagusnerv-Stimulation
Die Vagusnerv-Stimulation mit Hilfe eines eingepflanzten Geräts ähnlich dem Hirnschrittmacher kommt nur als zusätzliche Möglichkeit zur medikamentösen Therapie in Frage.
Ziele der Behandlung
Ziel der Behandlung einer Epilepsie ist die Anfallsfreiheit oder zumindest eine bessere Kontrolle der Anfälle. Ferner soll die körperliche, geistige, intellektuelle und psychosoziale Entwicklung des Kindes durch die Erkrankung nicht oder so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Dies ist manchmal schon mit einer gesunden Lebensführung zu erreichen, bei der Betroffene alles vermeiden, was nach Erfahrung einen Anfall auslösen kann (ungenügender Schlaf, bestimmte Lichtreize oder Geräusche). Eine optimale Behandlung kann etwa 70% der Betroffenen vor Anfällen bewahren.
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