Epileptische Anfälle können vielfältige Ursachen haben. Eine davon, die oft unterschätzt wird, ist der Zusammenhang mit Alkoholkonsum und Alkoholismus. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen Alkohol, Alkoholismus und Epilepsie, einschliesslich der Ursachen, Risiken und therapeutischen Ansätze.
Alkohol und Epilepsie: Eine komplexe Beziehung
Viele Menschen mit Epilepsie möchten nicht auf Alkohol verzichten. Grundsätzlich ist ein massvoller Alkoholkonsum oft unproblematisch. Als unbedenklich gilt eine Trinkmenge von etwa zwei grossen Bieren oder Getränken mit ähnlichem Alkoholgehalt. Allerdings kann häufiger Alkoholkonsum, auch in kleinen Mengen, schnell zu einer Abhängigkeit führen. Es ist wichtig zu betonen, dass Alkohol keine Lösung für Probleme darstellt.
Mässiger Konsum vs. Anfallrisiko
Die Deutsche Epilepsievereinigung verweist auf Studien, die zeigen, dass erst der Konsum erheblicher Mengen Alkohol epileptische Anfälle begünstigt. Als "erheblich" gelten Mengen ab 1,4 Liter Bier oder 0,7 Liter Wein. Ein sozial verträglicher Konsum ist demnach nicht mit einem erhöhten Anfallsrisiko verbunden.
Individuelle Unterschiede
Die Wirkung von Alkohol ist individuell sehr unterschiedlich, ebenso wie das Risiko, dass er epileptische Anfälle auslöst. Epileptiker stehen zudem unter Medikamenteneinfluss, und Alkohol kann die Nebenwirkungen dieser Medikamente verstärken. Daher ist Vorsicht geboten.
Alkoholismus als Ursache von Epilepsie
Alkoholismus, definiert als ein abnormes Trinkverhalten und psychische Abhängigkeit mit Kontrollverlust, Denkstörungen und Toleranzsteigerung, kann langfristig zu neurologischen Folgeerkrankungen führen, darunter auch Epilepsie. Schätzungsweise leiden 5 bis 35 Prozent der Alkoholiker an epileptischen Anfällen, meist generalisierten Anfällen im Kontext des Alkoholentzugssyndroms.
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Alkoholbedingte Spätepilepsie
Die alkoholbedingte Spätepilepsie tritt nach jahre- bis jahrzehntelangem Alkoholabusus auf und wird vermutlich durch eine diffuse Hirnparenchymschädigung verursacht. In solchen Fällen ist eine antikonvulsive Therapie nur bei strikter Alkoholabstinenz sinnvoll.
Mechanismen: Wie Alkohol das Gehirn beeinflusst
Der Abbau von Alkohol im Körper führt zur Bildung von Acetaldehyd, einer stark zytotoxischen Substanz. Acetaldehyd kann mit Neurotransmittern wie Serotonin, Adrenalin und Noradrenalin reagieren und morphinähnliche Alkaloide bilden, die zur Suchtentwicklung beitragen. Alkohol interagiert zudem mit dem GABA- und Benzodiazepinrezeptor und fördert die Dopaminfreisetzung, was die Komplexität der Alkoholwirkung auf das Gehirn verdeutlicht.
Neurotoxizität
Die genauen Mechanismen der Neurotoxizität des Alkohols sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass sie unter anderem durch die direkte Schädigung von Nervenzellen und die Beeinträchtigung der Neurotransmission verursacht wird.
Alkoholentzugsdelir und epileptische Anfälle
Ein plötzlicher Alkoholentzug kann zu einem Delir führen, einem potenziell lebensbedrohlichen Zustand. Das Alkoholentzugsdelir ist durch eine komplexe Neuropathophysiologie gekennzeichnet, bei der das plötzliche Ende der hemmenden Wirkung von Alkohol auf noradrenerge Zellgruppen zu einer sympathischen Überaktivität und einer Hypersensibilität der Noradrenalinrezeptoren führt. In dieser Phase treten in etwa einem Drittel der Fälle Entzugs-Grand-Mal-Anfälle auf.
Symptome des Delirs
Frühe Symptome eines Delirs sind Tremor, Tachykardie, Hypertonie, Mydriasis, Hyperhidrosis und Schlaflosigkeit. Im Vollbild des Delirs kommen Desorientiertheit, psychomotorische Erregung, Halluzinationen und ein starker Tremor hinzu.
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Wernicke-Enzephalopathie und Korsakow-Psychose
Die Wernicke-Enzephalopathie und die Korsakow-Psychose sind neurologische Erkrankungen, die häufig bei chronischem Alkoholismus auftreten. Ursache ist ein Thiamin-(Vitamin-B1-)Mangel, der durch Fehlernährung oder mangelnde Resorption entsteht.
Symptome der Wernicke-Enzephalopathie
Die Wernicke-Enzephalopathie ist durch eine Trias aus Augenmotilitätsstörung, ataktischer Gangstörung sowie Desorientierung und Vigilanzstörung gekennzeichnet.
Behandlung von alkoholbedingten Anfällen und Delir
Die Behandlung von alkoholbedingten Anfällen und Delir erfordert einen umfassenden Ansatz, der sowohl die akute Symptomatik als auch die zugrunde liegende Alkoholsucht berücksichtigt.
Akutbehandlung
Bei einem akuten Delir werden in Deutschland in der Regel Clomethiazol oder Benzodiazepine eingesetzt. Clomethiazol wirkt antikonvulsiv, antiadrenerg, anxiolytisch und sedierend, hat aber auch ein eigenes Suchtpotenzial und sollte nur stationär und über maximal 3 Wochen gegeben werden. Benzodiazepine wirken ebenfalls gut antikonvulsiv und vegetativ dämpfend.
Langzeittherapie
Eine antikonvulsive Therapie bei alkoholbedingter Spätepilepsie ist nur bei strikter Alkoholabstinenz sinnvoll. Zudem ist eine umfassende Behandlung der Alkoholsucht erforderlich, um weitere Anfälle und neurologische Komplikationen zu verhindern.
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Verhalten bei einem epileptischen Anfall
Wenn man Zeuge eines epileptischen Anfalls wird, ist es wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben und die Person vor Verletzungen zu schützen. Bei einem grossen generalisierten Anfall sollte man den Notruf 112 wählen, gefährliche Gegenstände beiseite räumen, den Kopf des Betroffenen abpolstern und enge Kleidung am Hals lockern.
Prävention
Um das Risiko von alkoholbedingten epileptischen Anfällen zu minimieren, ist es entscheidend, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder ganz auf Alkohol zu verzichten. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Epilepsie oder einer Veranlagung zu Anfällen.
Massvoller Konsum
Ein massvoller Alkoholkonsum ist möglicherweise unbedenklich, aber die individuellen Risiken sollten stets berücksichtigt werden. Menschen mit Epilepsie sollten mit ihrem Arzt über ihren Alkoholkonsum sprechen und sich über mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten informieren.
Alkoholabstinenz
Für Menschen mit Alkoholismus oder einer alkoholbedingten Epilepsie ist eine strikte Alkoholabstinenz unerlässlich. Eine Suchtbehandlung kann helfen, die Abstinenz zu erreichen und aufrechtzuerhalten.
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