Sauerstoffmangel während der Geburt: Ursachen, Folgen und Behandlung von Epilepsie

Die Geburt eines Kindes ist ein freudiges Ereignis, doch Komplikationen wie Sauerstoffmangel können dieses Glück trüben. Sauerstoffmangel während der Geburt, auch bekannt als perinatale Asphyxie, ist ein Zustand, bei dem ein Neugeborenes vor, während oder nach der Geburt nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Dieser Zustand kann zu schwerwiegenden Organschäden, insbesondere des Gehirns, führen und langfristige gesundheitliche Probleme verursachen, darunter auch Epilepsie. In diesem Artikel werden die Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten von Sauerstoffmangel während der Geburt im Zusammenhang mit Epilepsie beleuchtet.

Definition und Ursachen von Sauerstoffmangel bei der Geburt

Der Begriff Asphyxie stammt vom griechischen Wort „asphyktos“ ab, was so viel bedeutet wie „ohne Puls“. Sauerstoffmangel bei der Geburt tritt auf, wenn die Sauerstoffversorgung des Babys vor, während oder unmittelbar nach der Geburt beeinträchtigt ist. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  • Komplikationen während der Schwangerschaft: Schwangerschaftsbedingte Erkrankungen wie Präeklampsie oder Gestationsdiabetes können die Durchblutung der Plazenta beeinträchtigen und somit die Sauerstoffversorgung des Kindes gefährden.
  • Vorzeitige Plazentalösung: Eine vorzeitige Plazentalösung, bei der sich die Plazenta vorzeitig von der Gebärmutterwand löst, führt zu einem plötzlichen Abbruch der Sauerstoffversorgung des Kindes und stellt einen Notfall dar.
  • Nabelschnurkomplikationen: Ein Nabelschnurvorfall, bei dem die Nabelschnur vor dem kindlichen Kopf durch den Muttermund tritt und eingeklemmt wird, ist ein geburtshilflicher Notfall. Auch eine Kompression der Nabelschnur kann zu Sauerstoffmangel führen.
  • Wehenstörungen: Zu starke oder zu häufige Wehen können die Durchblutung der Plazenta beeinträchtigen und somit die Sauerstoffversorgung des Kindes reduzieren.
  • Verzögerte Geburt: Eine verzögerte Geburt oder eine abnormale Nabelschnurposition kann ebenfalls zu Sauerstoffmangel führen.
  • Geburtsverletzungen: Durch den unsachgemäßen Einsatz von Geburtszangen oder Saugglocken kann es zu Schädelbrüchen oder Hirnblutungen kommen, die wiederum Sauerstoffmangel verursachen können.
  • Angeborene Fehlbildungen: Angeborene Fehlbildungen des Kindes, wie beispielsweise ein angeborener Herzfehler, können ebenfalls zu Sauerstoffmangel während der Geburt führen.
  • Unerkannte Infekte: Unerkannte Infekte der Mutter können sich negativ auf die Sauerstoffversorgung des Kindes auswirken.

Sauerstoffmangel kann akut durch Kompression der Nabelschnur, vorzeitige Plazentalösung oder Gebärmutterriss entstehen. Ein allmählich entstehender Sauerstoffmangel während des Geburtsverlaufs ist diagnostisch schwieriger zu erkennen.

Folgen von Sauerstoffmangel bei der Geburt

Die Folgen von Sauerstoffmangel bei der Geburt können vielfältig und schwerwiegend sein. Sie hängen von der Dauer und dem Ausmaß des Sauerstoffmangels ab. Zu den möglichen Folgen gehören:

  • Hypoxische Enzephalopathie: Dies ist eine Hirnschädigung, die durch Sauerstoffmangel verursacht wird. Sie kann zu langfristigen neurologischen Problemen führen.
  • Zerebralparese: Eine der häufigsten Folgen schwerer perinataler Asphyxie ist die Zerebralparese, eine Gruppe von Bewegungsstörungen, die durch Schädigungen des Gehirns verursacht werden.
  • Geistige Entwicklungsstörungen: Sauerstoffmangel kann zu geistigen Entwicklungsstörungen und Lernbehinderungen führen.
  • Epilepsie: Sauerstoffmangel während der Geburt kann eine Ursache für Epilepsie sein.
  • Motorische Störungen: Lähmungen oder Spastiken können als Folge von Sauerstoffmangel auftreten.
  • Organ- und Hirnschäden: Sauerstoffmangel kann zu langfristigen Schäden an verschiedenen Organen und am Gehirn führen.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Ein erhöhtes Risiko für Aufmerksamkeitsdefizit und/oder Hyperaktivität kann bestehen.
  • Schizophrenie: Gemäß einer schwedischen Studie kann Sauerstoffmangel bei der Geburt sogar Schizophrenie in späteren Jahren fördern.
  • Tod: In schweren Fällen kann Sauerstoffmangel zum Tod des Neugeborenen führen.

Ein Kind, das unter der Geburt einen schweren Sauerstoffmangel hatte, wird unter Umständen sein Leben lang mit körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerungen leben müssen.

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Epilepsie als Folge von Sauerstoffmangel bei der Geburt

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine übermäßige Erregung von Nervenzellen im Gehirn. Sauerstoffmangel während der Geburt kann zu Hirnschäden führen, die das Risiko für die Entwicklung von Epilepsie erhöhen.

Ursachen von Epilepsie

Ursachen für Epilepsien sind Erkrankungen des zentralen Nervensystems durch Übererregung von Nervenzellen. Diese können z.B. ausgelöst werden durch Hirntumore, Narben nach Schädel-Hirn-Verletzung, Entzündungen des Nervensystems, Sauerstoffmangel während der Geburt oder Stoffwechselerkrankungen. Für epileptische Anfälle kann auch eine Disposition bestehen.

Symptome von Epilepsie

Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich ablaufen. Kleine Anfälle können lediglich sekundenlangen Abwesenheiten entsprechen und mit vegetativen Symptomen, wie Herzrasen oder Angstattacken, einhergehen. Andere Anfälle wiederum weisen eine längere Bewußtseinstrübung von 1 - 2 Minuten auf oder führen zu einer Verkrampfung der Muskulatur mit Sturz und Verletzungsgefahr (Grand-mal-Anfall).

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie stützt sich auf die Anamnese des Patienten, die Beschreibung der Anfälle und die Ergebnisse neurologischer Untersuchungen. Eine wichtige Rolle spielt das Elektroenzephalogramm (EEG), das die Hirnströme misst und Auffälligkeiten aufzeigen kann. In den letzten Jahren wurde die Diagnostik von Epilepsien erheblich verbessert, sodass die Abgrenzung einer Epilepsie von nicht-epileptischen Anfällen infolge von Kreislaufstörungen, psychischen Störungen oder Stoffwechselstörungen wesentlich besser gelingt als früher. Da sich die Therapie auf die Diagnose stützt, sollte bei ungesicherter Verdachtsdiagnose unbedingt eine Zweitmeinung durch eine speziell epileptologisch ausgerichtete diagnostische Einheit eingeholt werden.

Behandlung von Epilepsie

Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Mehrzahl der Betroffenen kann durch eine medikamentöse Therapie anfallsfrei werden oder zumindest eine erhebliche Verbesserung der Symptome erfahren. Dadurch können diese Menschen ein normales Leben führen. Die therapeutischen Möglichkeiten sind durch die Entwicklung neuer Antiepileptika -und im Falle der Pharmakoresistenz- durch gezielte patientenschonende chirurgische Eingriffe wesentlich erweitert worden.

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Behandlung von Sauerstoffmangel bei der Geburt

Die Behandlung von Sauerstoffmangel bei der Geburt zielt darauf ab, die Sauerstoffversorgung des Babys so schnell wie möglich wiederherzustellen und Hirnschäden zu minimieren. Zu den möglichen Behandlungsmaßnahmen gehören:

  • Sauerstoffgabe: Die Sauerstoffgabe an die Mutter kann die Versorgung des Kindes verbessern.
  • Sofortige Entbindung: Bei akuten Notfällen kann eine sofortige Entbindung per Kaiserschnitt oder Vakuum-/Zangengeburt lebensrettend sein.
  • Hypothermiebehandlung: Die Hypothermiebehandlung, bei der die Körpertemperatur des Neugeborenen kontrolliert gesenkt wird, kann bei schwerer Asphyxie die Hirnschäden begrenzen. Eine kühlende Matratze sorge für eine kontrollierte, künstliche Unterkühlung des Stoffwechsels. So werden die Körperfunktionen beim Baby reduziert.
  • Medikamentöse Behandlung: Die Entdeckung könnte die medikamentöse Behandlung der Neugeborenen nach einer sogenannten Geburtsasphyxie verbessern. Die Verabreichung von Midazolam nach einer Asphyxie verhinderte nicht nur die Anfälle bei einem Teil der Tiere, sondern auch die Folgen des Sauerstoffmangels für die Hirnentwicklung: Der Untergang von Nervenzellen und die negative Auswirkung der Asphyxie auf die Lern- und Gedächtnisentwicklung wurde so verhindert.
  • Neonatologische Intensivmedizin: Betroffene Neugeborene werden auf der Neonatologie intensivmedizinisch betreut. In der Klinik werden bei insgesamt über 1.500 Geburten jedes Jahr 80 Babys mit einem Gewicht unter anderthalb Kilogramm geboren, manche von ihnen wiegen noch nicht einmal 500 Gramm. Ärzte, Hebammen und Pflegefachkräfte geben alles, um in ihrer Arbeit immer noch besser zu werden.

Prävention von Sauerstoffmangel bei der Geburt

Eine gute Schwangerschaftsbetreuung und eine sorgfältige Überwachung während der Geburt können dazu beitragen, Sauerstoffmangel beim Baby zu verhindern. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft ermöglichen es, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Überwachung der Herztöne: Die Herztöne des ungeborenen Babys werden in der modernen Geburtshilfe mittels eines CTG (Kardiotokografie) regelmäßig überwacht. Fällt die Herzfrequenz eines Babys während der Wehen ab, ist dies ein Hinweis auf einen akuten Sauerstoffmangel.
  • Schnelles Handeln bei Komplikationen: Bei Komplikationen während der Geburt ist schnelles Handeln erforderlich, um die Sauerstoffversorgung des Babys sicherzustellen.
  • Risikoaufklärung: Eine umfassende Aufklärung der Schwangeren über mögliche Risiken ist nicht nur rechtlich geboten, sondern auch medizinisch sinnvoll.

Rechtliche Aspekte bei Geburtsschäden durch Sauerstoffmangel

Wenn ein Geburtsschaden durch einen medizinischen Fehler verursacht wurde, haben betroffene Familien in vielen Fällen Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. Schmerzensgeld dient dazu, die körperlichen und seelischen Folgen eines Geburtsschadens finanziell abzumildern. Die Höhe variiert je nach Schwere der Beeinträchtigungen. Neben dem Schmerzensgeld können auch Schadensersatzansprüche bestehen. Bei schweren Geburtsschäden kann eine lebenslange monatliche Rente durchgesetzt werden. Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadensersatz unterliegen der Verjährung. In der Regel beträgt diese drei Jahre ab Kenntnis des Behandlungsfehlers. In besonderen Fällen kann eine längere Frist gelten, insbesondere wenn das Kind selbst klagt.

Unterstützung für betroffene Familien

Familien mit einem durch Sauerstoffmangel geschädigten Kind stehen vor enormen Herausforderungen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung:

  • Medizinische Versorgung: Eine umfassende medizinische Versorgung ist für die Entwicklung des Kindes von entscheidender Bedeutung.
  • Therapeutische Maßnahmen: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können helfen, die motorischen, kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten des Kindes zu verbessern.
  • Psychologische Unterstützung: Psychologische Unterstützung kann den Eltern und dem Kind helfen, mit den Folgen des Sauerstoffmangels umzugehen.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen betroffenen Familien kann eine wertvolle Unterstützung sein.
  • Rechtliche Beratung: Eine rechtliche Beratung kann helfen, die Ansprüche auf Schadensersatz und Schmerzensgeld durchzusetzen.

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