Epilepsie, Erbrechen und Durchfall: Ursachen und Zusammenhänge

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch vorübergehende Störungen der elektrischen Aktivität im Gehirn. Obwohl die Ursachen vielfältig sein können, ist es wichtig zu verstehen, wie bestimmte Faktoren, wie Erbrechen und Durchfall, im Zusammenhang mit epileptischen Anfällen stehen können. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Epilepsie, die verschiedenen Arten von Anfällen und den möglichen Einfluss von Erbrechen und Durchfall auf das Auftreten von Anfällen.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte epileptische Anfälle charakterisiert ist. Diese Anfälle können sich auf unterschiedliche Weise äußern, von kurzen Bewusstseinsaussetzern (Absencen) bis hin zu Krampfanfällen mit Sturz. Umgangssprachlich wird Epilepsie oft als "Fallsucht" oder "Krampfleiden" bezeichnet.

Ursachen von Epilepsie

Epilepsie kann verschiedene Ursachen haben, darunter:

  • Genetische Faktoren: In manchen Fällen ist Epilepsie erblich bedingt.
  • Krankheitsbedingte Ursachen: Hirnschäden durch Krankheiten wie Schlaganfall, Hirnhautentzündung oder Gehirnentzündung können Epilepsie verursachen.
  • Unfallfolgen: Schädel-Hirn-Traumata können ebenfalls zu Epilepsie führen.
  • Unbekannte Ursachen: Bei vielen Menschen mit Epilepsie kann die genaue Ursache nicht festgestellt werden.

Epileptische Anfälle: Formen und Symptome

Epileptische Anfälle sind kurze Störungen der elektrochemischen Signalübertragung im Gehirn. Sie dauern meist nur wenige Sekunden oder Minuten und können sehr unterschiedliche Formen annehmen. Die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) hat 2017 eine Klassifikation von epileptischen Anfällen erstellt, die 2022 aktualisiert wurde.

Motorische Anfälle

Bei motorischen Anfällen kommt es zu unkontrollierten Bewegungen, Zuckungen oder Krämpfen. Ein Beispiel hierfür sind tonisch-klonische Anfälle, bei denen die Betroffenen stürzen und bewusstlos werden. In der tonischen Phase verkrampft der ganze Körper, während in der klonischen Phase Zuckungen auftreten. Weitere Symptome können bläuliche Hautverfärbungen, Einnässen, Speichelaustritt und Bissverletzungen an der Zunge sein.

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Nicht-motorische Anfälle

Nicht-motorische Anfälle äußern sich nicht durch auffällige Bewegungen. Ein Beispiel hierfür sind Absencen, bei denen es zu kurzen Bewusstseinsaussetzern kommt. Betroffene halten in ihrer momentanen Tätigkeit inne und wirken "verträumt". Absencen sind besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen.

Fokale Anfälle

Fokale Anfälle beginnen in einem bestimmten Bereich des Gehirns. Sie können sich unterschiedlich äußern, z.B. durch:

  • Eigenartiges Verhalten
  • Halluzinationen
  • Missempfindungen
  • Muskelzuckungen und/oder Krämpfe in einzelnen Körperteilen

Generalisierte Anfälle

Generalisierte Anfälle betreffen das gesamte Gehirn. Sie können sich als tonisch-klonische Anfälle oder Absencen äußern.

Status epilepticus

Ein Status epilepticus ist einNotfall, bei dem epileptische Anfälle über einen längeren Zeitraum anhalten oder sich so schnell wiederholen, dass der Betroffene zwischen den Anfällen nicht mehr zu Bewusstsein kommt. Ein Status epilepticus kann lebensbedrohlich sein und muss so schnell wie möglich medikamentös behandelt werden. Nach ca. 30 Minuten ohne Unterbrechung eines Status epilepticus bei generalisierten Krampfanfällen drohen bleibende Schäden oder der Tod.

Prodromi und Auren

Ähnlich wie bei Migräne können bestimmte Symptome einen Anfall ankündigen. Prodromi sind Vorboten eines Anfalls, wie z.B. Reizbarkeit, Appetitlosigkeit oder Niedergeschlagenheit. Auren sind bewusst erlebte fokale Anfälle, z.B. mit verzerrter Wahrnehmung, Angstgefühlen, depressiver Stimmung oder unangenehmen körperlichen Gefühlen.

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Erbrechen und Durchfall als Anfallsauslöser

In bestimmten Fällen können Erbrechen und Durchfall epileptische Anfälle auslösen. Dies geschieht in der Regel durch den damit verbundenen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, insbesondere Natriummangel (Hyponatriämie). Ein Mangel an Natrium kann die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn erhöhen und somit das Auftreten von Anfällen begünstigen.

Akut-symptomatische Anfälle

Anfälle, die durch Erbrechen oder Durchfall ausgelöst werden, zählen zu den akut-symptomatischen Anfällen. Diese Anfälle treten in engem zeitlichen Zusammenhang mit der auslösenden Ursache auf und sind nicht unbedingt ein Zeichen für eine Epilepsie.

Fieberkrämpfe

Fieberkrämpfe bei Kindern sind ein Sonderfall. Sie treten im Rahmen von fieberhaften Infekten auf und können ebenfalls durch Elektrolytverschiebungen begünstigt werden.

Was tun bei einem epileptischen Anfall? Erste Hilfe

Es ist wichtig zu wissen, wie man bei einem epileptischen Anfall richtig reagiert, um Verletzungen zu vermeiden und die betroffene Person bestmöglich zu unterstützen.

Allgemeine Maßnahmen

  • Ruhe bewahren: Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und die Situation zu überblicken.
  • Betroffene Person schützen: Legen Sie die betroffene Person auf den Boden und entfernen Sie alle Gegenstände, die zu Verletzungen führen könnten.
  • Kopf schützen: Legen Sie eine weiche Unterlage unter den Kopf der betroffenen Person.
  • Nicht festhalten: Versuchen Sie nicht, die betroffene Person festzuhalten oder ihre Bewegungen zu unterdrücken.
  • Keinen Beißkeil: Versuchen Sie nicht, einen Beißkeil oder ähnliches zwischen die Zähne der betroffenen Person zu schieben.
  • Dauer beobachten: Achten Sie auf die Dauer des Anfalls.

Nach dem Anfall

  • Dabeibleiben: Bleiben Sie bei der betroffenen Person, bis sie wieder vollständig orientiert ist.
  • Beruhigen: Beruhigen Sie die betroffene Person und erklären Sie ihr, was passiert ist.
  • Stabile Seitenlage: Bringen Sie die betroffene Person in die stabile Seitenlage, um ein Ersticken durch Erbrochenes oder Speichel zu verhindern.
  • Notruf: Rufen Sie den Notruf (112), wenn der Anfall länger als 5 Minuten dauert, sich wiederholt oder die betroffene Person verletzt ist.

Wann ist ein Notruf erforderlich?

Ein Notruf ist in folgenden Situationen erforderlich:

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  • Der Anfall dauert länger als 5 Minuten.
  • Es kommt zu wiederholten Anfällen ohne междуzeitliche Erholung.
  • Die betroffene Person ist verletzt.
  • Die betroffene Person hat Schwierigkeiten beim Atmen.
  • Es handelt sich um den ersten Anfall in ihrem Leben.

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und verschiedene technische Untersuchungen.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Der Arzt wird Fragen zu den Anfällen stellen, z.B. wie sie sich äußern, wie lange sie dauern und wie häufig sie auftreten. Auch Vorerkrankungen und die Familiengeschichte werden erfragt.

Elektroenzephalographie (EEG)

Das EEG ist eine Untersuchung, bei der die Hirnströme gemessen werden. Es kann helfen, epileptische Aktivität im Gehirn nachzuweisen.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die MRT ist eine bildgebende Untersuchung, die detaillierte Bilder des Gehirns liefert. Sie kann helfen, strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die Epilepsie verursachen könnten.

Weitere Untersuchungen

In manchen Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, z.B. eine Blutuntersuchung oder eine genetische Testung.

Behandlung von Epilepsie

Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist die häufigste Behandlungsform bei Epilepsie. Es gibt verschiedene Medikamente, die das Anfallsrisiko senken können (Antikonvulsiva). Die Wahl des Medikaments hängt von der Art der Anfälle und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab.

Operation

In bestimmten Fällen kann eine Operation eine Option sein, insbesondere wenn die Anfälle durch eine bestimmte Hirnregion verursacht werden (fokale Epilepsie).

Stimulationsverfahren

Stimulationsverfahren wie die Vagusnervstimulation können ebenfalls zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden.

Ketogene Ernährung

In einigen Fällen kann eine ketogene Ernährung helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren, insbesondere bei Kindern.

Risikofaktoren minimieren

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Anfallsrisiko erhöhen können. Dazu gehören:

  • Schlafmangel
  • Alkoholkonsum
  • Stress
  • Fieber
  • Bestimmte Medikamente

Es ist wichtig, diese Faktoren zu meiden oder zu minimieren, um das Anfallsrisiko zu senken.

Leben mit Epilepsie

Epilepsie kann eine große Belastung im Leben der Betroffenen darstellen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich Unterstützung zu suchen.

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen bieten eine gute Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu profitieren.

Alltagstipps

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Menschen mit Epilepsie im Alltag ergreifen können, um das Anfallsrisiko zu senken und ihre Lebensqualität zu verbessern. Dazu gehören:

  • Regelmäßiger Schlaf
  • Vermeidung von Alkohol und Drogen
  • Stressreduktion
  • Einnahme der Medikamente gemäß Verordnung
  • Tragen eines Notfallausweises

Autofahren

Das Autofahren mit Epilepsie ist in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Es ist wichtig, sich von einem Arzt beraten zu lassen und die geltenden Bestimmungen zu beachten.

Berufswahl

Menschen mit Epilepsie sollten bei der Berufswahl darauf achten, dass sie keine Tätigkeiten ausüben, bei denen sie sich selbst oder andere gefährden könnten.

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