Epilepsie ist eine chronische neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch abnormale, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn. Obwohl die moderne Medizin eine Vielzahl von Behandlungsmethoden bietet, suchen viele Betroffene nach natürlichen oder ergänzenden Ansätzen, um ihre Epilepsie zu behandeln und ihre Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Epilepsie, von den Ursachen und Diagnosemethoden bis hin zu konventionellen und natürlichen Behandlungsansätzen, einschließlich der Verwendung von Cannabis und Homöopathie.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns, die wiederkehrende Anfälle verursacht. Diese Anfälle werden durch abnormale, unkontrollierte elektrische Signale von geschädigten Nervenzellen ausgelöst. Epilepsie zählt zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. In Deutschland leiden schätzungsweise 0,5 bis 1 % der Bevölkerung an Epilepsie. In Entwicklungsländern ist diese Rate etwa zwei- bis dreimal so hoch. Die Erkrankung kann in jeder Altersgruppe und bei jeder Ethnizität auftreten, beginnt jedoch meist in jüngeren Jahren. Die Hälfte der Epilepsien tritt vor dem 10. Lebensjahr auf, und zwei Drittel beginnen vor dem 20.
Ursachen und Auslöser von Epilepsie
Epilepsie kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Zu den „klassischen“ Ursachen, die in der Schulmedizin anerkannt sind, gehören traumatische Hirnverletzungen, genetische Einflüsse und strukturelle Veränderungen im Gehirn.
Klassische Ursachen
- Traumatische Hirnverletzungen: Unfälle, Stürze oder Schläge auf den Kopf können Epilepsie auslösen.
- Genetische Einflüsse: Einige Arten der Epilepsie treten familiär gehäuft auf, was auf eine genetische Komponente hindeutet.
- Strukturelle Veränderungen: Methoden wie MRT oder CT können verwendet werden, um strukturelle Veränderungen oder Abnormalitäten im Gehirn zu erkennen, die Anfälle verursachen könnten, wie z. B. Tumore oder Narbengewebe.
Weitere ursächliche Faktoren
Neben den genannten Ursachen gibt es weitere Faktoren, die zur Entstehung von Epilepsien beitragen können:
- Schadstoffbelastung: Unsere Umwelt und Nahrung sind heutzutage stark mit Schadstoffen belastet. Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle, Mikroplastik, Aluminium und Medikamentenrückstände können die Gesundheit schädigen und zur Entstehung von Epilepsie beitragen.
- Ernährung: Stark verarbeitete Lebensmittel mit schädlichen Zusatzstoffen, zuckerreiche Produkte und ungesunde Fette können den Körper in eine proentzündliche Lage versetzen, den Darm schädigen und die Immunabwehr schwächen.
- Chronischer Stress: Chronischer Stress hat vielfältige negative Auswirkungen auf die Gesundheit und kann das Auftreten von Anfällen begünstigen.
- Schlafmangel: Häufiger Schlafmangel oder Schlaf mit zu wenig Tiefschlafphasen kann das Immunsystem und die Darmflora erheblich schädigen.
- Infektionen: Verschiedene Infektionserreger, insbesondere virale Erreger, können eine Rolle bei der Entstehung von Epilepsie spielen.
- HPU (Hämopyrrollaktamurie): Diese Stoffwechselstörung geht mit einer Störung des Häm-Stoffwechsels einher und kann weitreichende Folgen für die Betroffenen haben.
- Impaktierte Weisheitszähne: Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen können impaktierte Weisheitszähne eine Ursache für Epilepsie sein.
- Mitochondriale Dysfunktion: Eine Funktionsstörung der Mitochondrien im Gehirn führt auch zu einer Funktionsstörung der Nervenzellen bzw.
Mögliche Trigger für Anfälle
Verschiedene Umgebungsfaktoren oder Lebensumstände können bei Personen mit Epilepsie das Auftreten von Anfällen begünstigen:
Lesen Sie auch: Kann ein Anfall tödlich sein?
- Ungesunde Ernährung
- Bestimmte Lebensmittel
- Flackerlicht
- Schlafmangel
- Stress
Diagnose von Epilepsie
Die Diagnose von Epilepsie umfasst mehrere Schritte und beginnt normalerweise mit einer gründlichen Befragung und körperlichen Untersuchung durch einen Neurologen. Um die Diagnose zu bestätigen und andere mögliche Ursachen auszuschließen, werden verschiedene diagnostische Tests durchgeführt:
- EEG (Elektroenzephalogramm): Dies ist der wichtigste Test zur Diagnose von Epilepsie. Das EEG misst die elektrische Aktivität im Gehirn über Elektroden, die auf der Kopfhaut platziert werden.
- Bildgebende Verfahren: Methoden wie MRT oder CT können verwendet werden, um strukturelle Veränderungen oder Abnormalitäten im Gehirn zu erkennen.
- Blutuntersuchungen: Diese können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen, die Anfallsleiden imitieren könnten.
Konventionelle Behandlung von Epilepsie
Die konventionelle Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Basis der Behandlung sind Antikonvulsiva, Medikamente gegen Epilepsie.
Antikonvulsiva
Antikonvulsiva stabilisieren die Nervenzellen im Gehirn, sodass sie nicht zu schnell entladen. Die Medikamente werden in der Regel zweimal täglich eingenommen, wobei es wichtig ist, die Einnahmezeitpunkte in den Tagesablauf zu integrieren, um sie nicht zu vergessen.
Therapierefraktärität
Wenn trotz der Einnahme von Antikonvulsiva weiterhin Anfälle auftreten, spricht man von Therapierefraktärität. In solchen Fällen können weitere Therapieoptionen in Betracht gezogen werden, wie z. B.:
- Andere Medikamente gegen Anfälle
- Epilepsiechirurgie
- Stimulatoren
- Ketogene Diät
Epilepsiechirurgie
Das Ziel eines epilepsiechirurgischen Eingriffs ist die dauerhafte Anfallsfreiheit. Selten gibt es bei Epilepsie eine schwere Komplikation, die sich SUDEP nennt (Sudden Unexplained Death in Epilepsy Patients). Der beste Schutz gegen SUDEP ist Anfallsfreiheit.
Lesen Sie auch: Cortison-Therapie bei Epilepsie im Detail
Natürliche Behandlungsmethoden bei Epilepsie
Neben der konventionellen medizinischen Behandlung gibt es verschiedene natürliche Behandlungsmethoden, die bei Epilepsie eingesetzt werden können.
Ernährung
Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung der Epilepsie. Antientzündliche und vitalstoffreiche Lebensmittel sowie ballaststoffreiche Lebensmittel, die die Darmgesundheit fördern, sollten die Basis der Ernährung darstellen.
- Empfohlene Lebensmittel: Gemüse, Obst, Nüsse, Mandeln, Samen, gesunde Öle, Fisch und Fleisch.
- Zu vermeidende Lebensmittel: Zuckerreiche oder stark verarbeitete Produkte mit vielen Zusatzstoffen sowie ungesunde Fette.
Ketogene Diät
Die ketogene Ernährung wird oft für Epileptiker empfohlen, da Studien gezeigt haben, dass diese Art der Ernährung die Anfallshäufigkeit reduzieren kann. Die ketogene Diät ist sehr fettreich und arm an Kohlenhydraten, wodurch der Körper in den Zustand der Ketose wechselt.
Nahrungsergänzungsmittel
Verschiedene Nahrungsergänzungsmittel können die Therapie sinnvoll ergänzen:
- Magnesium: Ein niedriger Magnesiumwert kann das Auftreten von Anfällen begünstigen.
- Vitamin D: Einige Epilepsie-Medikamente können die Vitamin-D-Bildung hemmen.
Homöopathie
Die Homöopathie ist eine alternative medizinische Heilmethode, die darauf abzielt, die körpereigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Bei der homöopathischen Epilepsie-Behandlung wird das passende Mittel anhand einer genauen Anfallsanamnese ausgewählt. Die Behandlung sollte nur von spezialisierten Therapeuten durchgeführt werden.
Lesen Sie auch: Ein umfassender Leitfaden zur idiopathischen generalisierten Epilepsie
Cannabis
Mehr als 400 Bestandteile der Cannabispflanze (Cannabinoide) sind bekannt, von denen einige in der Medizin erfolgreich eingesetzt werden. In der Behandlung von Epilepsie gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Berichten und Studien, die bei Cannabis-Einnahme bei einem Teil der Patienten eine Verbesserung der Anfallskontrolle fanden. Insbesondere die Bestandteile THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) können günstige Effekte erzielen.
Cannabidiol (CBD)
Für den Einsatz von Cannabidiol liegen mittlerweile auch Zulassungen für drei seltene Epilepsieformen vor: das Dravet-Syndrom, das Lennox-Gastaut-Syndrom und strukturelle Epilepsien bei Tuberöser Sklerose. CBD wird eine krampflösende Wirkung nachgesagt und es gibt spezielle Extrakte aus der Cannabispflanze, die antiepileptische Eigenschaften haben.
Osteopathie
Osteopathie kann bei der Behandlung von Epilepsie eine unterstützende Rolle spielen. Durch die Lösung von Blockaden und Dysfunktionen im Körper, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule und des Schädels, kann die osteopathische Behandlung dazu beitragen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
Hilfsmittel für den Alltag
- Notfallausweis: Ein Notfallausweis ist hilfreich, wenn man ein Anfallsereignis hat und selbst keine Auskunft geben kann.
- Anfallskalender: Ein Anfallskalender kann insbesondere in Phasen der Umstellung der Medikation sehr hilfreich sein.
- Tracker: Es gibt speziell entwickelte Tracker, die man am Armband trägt und die bestimmte Veränderungen im Anfall erfassen können.
Leben mit Epilepsie
Epilepsie ist eine Erkrankung, die durchaus einen dynamischen Krankheitsverlauf hat. Es gibt Epilepsiesyndrome, die vorübergehend sind und nach einiger Zeit wieder verschwinden können. Bei den meisten Epilepsien, die im Jugend- oder Erwachsenenalter auftreten und die eine strukturelle Ursache haben, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sie von alleine verschwinden werden.
Anfallsfreiheit
Das Behandlungsziel ist die Anfallsfreiheit, da diese den größten Unterschied in der Lebensqualität macht. Wenn mit Medikamenten eine dauerhafte Anfallsfreiheit erreicht werden kann, ist man zwar anfallsfrei, kann jedoch nicht sagen, dass damit die Epilepsie geheilt ist.
Autofahren
Autofahren ist für Epileptiker oft ein Tabu, da die Reaktions- und Wahrnehmungsfähigkeit während eines Anfalls beeinträchtigt sein kann. Autonomes Fahren könnte in Zukunft eine Möglichkeit sein, die Mobilität von Epilepsie-Patienten zu erhöhen.