Epilepsie ist eine chronische neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn. Bei Kindern können epileptische Anfälle besonders beängstigend sein, sowohl für das Kind selbst als auch für die Eltern oder Betreuer. Glücklicherweise gibt es heute eine Vielzahl von Technologien, die helfen können, Anfälle zu erkennen, zu überwachen und im Notfall Alarm zu schlagen. Eine dieser Technologien sind Epilepsie-Uhren, die speziell für Kinder entwickelt wurden.
Was sind Epilepsie-Uhren?
Epilepsie-Uhren sind tragbare Geräte, die entwickelt wurden, um bestimmte Arten von Anfällen zu erkennen und im Falle eines Anfalls einen Alarm auszulösen. Diese Uhren verwenden in der Regel Sensoren, um Bewegungen, Herzfrequenz und andere physiologische Daten zu überwachen. Wenn ein Anfall erkannt wird, sendet die Uhr eine Benachrichtigung an ein verbundenes Smartphone oder direkt an eine Notrufzentrale.
Warum Epilepsie-Uhren für Kinder?
Für Eltern von Kindern mit Epilepsie können Epilepsie-Uhren ein wertvolles Hilfsmittel sein, um die Sicherheit und das Wohlbefinden ihres Kindes zu gewährleisten. Hier sind einige der Vorteile von Epilepsie-Uhren für Kinder:
- Frühzeitige Erkennung von Anfällen: Epilepsie-Uhren können Anfälle erkennen, auch wenn das Kind schläft oder sich in einer Situation befindet, in der es nicht in der Lage ist, selbst einen Alarm auszulösen.
- Schnelle Benachrichtigung von Betreuern: Im Falle eines Anfalls können Epilepsie-Uhren Betreuer schnell benachrichtigen, so dass diese rechtzeitig Hilfe leisten können.
- Erhöhte Selbstständigkeit: Epilepsie-Uhren können Kindern mit Epilepsie helfen, sich selbstständiger zu fühlen, da sie wissen, dass im Notfall Hilfe gerufen werden kann.
- Verbesserte Lebensqualität: Durch die Reduzierung von Angst und Unsicherheit können Epilepsie-Uhren die Lebensqualität von Kindern mit Epilepsie und ihren Familien verbessern.
Wie funktionieren Epilepsie-Uhren?
Epilepsie-Uhren verwenden verschiedene Sensoren, um Anfälle zu erkennen. Einige der häufigsten Sensoren sind:
- Beschleunigungsmesser: Diese Sensoren messen Bewegungen und können verwendet werden, um tonisch-klonische Anfälle zu erkennen, die durch rhythmische Zuckungen gekennzeichnet sind.
- Herzfrequenzmesser: Diese Sensoren messen die Herzfrequenz und können verwendet werden, um Veränderungen der Herzfrequenz zu erkennen, die mit bestimmten Arten von Anfällen verbunden sein können.
- Elektrodermale Aktivitätssensoren (EDA): Diese Sensoren messen die elektrische Leitfähigkeit der Haut, die sich bei Stress oder Angstzuständen ändern kann, die manchmal mit Anfällen einhergehen.
Wenn ein Anfall erkannt wird, sendet die Epilepsie-Uhr eine Benachrichtigung an ein verbundenes Smartphone oder direkt an eine Notrufzentrale. Die Benachrichtigung kann Informationen über die Art des Anfalls, die Dauer des Anfalls und den Standort des Kindes enthalten.
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Epilepsie-Uhren im Test: Was ist wichtig?
Bei der Auswahl einer Epilepsie-Uhr für ein Kind sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
- Genauigkeit: Die Genauigkeit der Anfallserkennung ist entscheidend. Es ist wichtig, eine Uhr zu wählen, die in klinischen Studien getestet wurde und eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweist.
- Benutzerfreundlichkeit: Die Uhr sollte einfach zu bedienen sein, sowohl für das Kind als auch für die Betreuer. Das Display sollte gut lesbar sein und die Einstellungen sollten leicht zugänglich sein.
- Komfort: Die Uhr sollte bequem zu tragen sein, auch über längere Zeiträume. Das Armband sollte verstellbar sein und aus einem hautfreundlichen Material bestehen.
- Akkulaufzeit: Die Akkulaufzeit ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Uhr den ganzen Tag oder die ganze Nacht funktioniert.
- Alarmfunktionen: Die Uhr sollte über zuverlässige Alarmfunktionen verfügen, die Betreuer schnell benachrichtigen, wenn ein Anfall auftritt.
- Zusätzliche Funktionen: Einige Epilepsie-Uhren bieten zusätzliche Funktionen wie GPS-Tracking, Sturzerkennung und die Möglichkeit, Anfalldaten zu protokollieren.
Beliebte Epilepsie-Uhren für Kinder
Auf dem Markt sind verschiedene Epilepsie-Uhren für Kinder erhältlich. Hier sind einige der beliebtesten Modelle:
- Epi-Care Free: Dieses Armband wurde entwickelt, um tonisch-klonische Anfälle zu erkennen und einen Alarm auszulösen. Es erkennt die charakteristischen Zuckungen, die bei Krampfanfällen auftreten, und reagiert nicht auf alltägliche Bewegungen. Klinische Tests haben gezeigt, dass Epi-Care 91% aller tonisch-klonischen Epilepsieanfälle erkennt.
- Epi-Care Mobile: Dieses Gerät kann drinnen, draußen und unterwegs verwendet werden. Es erkennt tonisch-klonische Anfälle und sendet den Alarmanruf an das Mobiltelefon der Bezugsperson. Zusätzlich können GPS-Koordinaten per SMS mitgeteilt werden. Die App kann bei einem Anfall verschiedene Nummern wählen, abhängig davon, wo man sich befindet.
- Embrace2: Diese Uhr ist ein Medizinprodukt der Klasse IIa innerhalb der EU. Sie ist mit Sensoren ausgestattet, die über die Haut einen epileptischen Anfall registrieren. Die Alert-App bekommt das Signal, um vorab ausgewählte Personen im Ernstfall per SMS oder Anruf zu informieren. Alert kann auch Daten zum aktuellen GPS-Standort der Person an die Helfer übermitteln.
- NightWatch: Dieses Gerät wird von Eltern tendenziell besser bewertet in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit und Eignung für die Anfallsüberwachung.
Alltagstauglichkeit und Akzeptanz
Eine Umfrage des epilepsie bundes-elternverband (e.b.e.) hat gezeigt, dass es keine wesentlichen Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Anfallsüberwachung gibt bezüglich Alter, Gewicht und Mobilität. Eine Überwachung erfolgte häufiger bei Kindern ohne GTKA (generalisierte tonisch-klonische Anfälle) als bei Kindern mit GTKA. Für den Verzicht auf eine Überwachung wurden verschiedene Gründe angegeben, wie Co-Sleeping, niedrige Anfallsfrequenz oder Anfallsfreiheit, Unzuverlässigkeit der Geräte bzw. Fehlermeldungen, fehlende Informationen über die verschiedenen Geräte oder die Überwachung an sich und das zu junge Alter.
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist nicht immer einheitlich. Kostenübernahmen für "offizielle" (CE-zertifizierte) Geräte erfolgten bei den VitaGuard®-Monitoren und Epi-Care® immer komplett, bei NightWatch® 25-mal komplett, 2-mal anteilig (je € 80) und 6-mal nicht. Kosten für ein Babyphone (mit/ohne Kamera) wurden nie übernommen. Es ist ratsam, sich im Vorfeld bei der Krankenkasse über die Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren.
Senioren-Notrufuhren als Alternative?
Es gibt auch Senioren-Notrufuhren mit GPS, die möglicherweise für ältere Kinder oder Jugendliche mit Epilepsie in Frage kommen könnten. Diese Uhren bieten ähnliche Funktionen wie Epilepsie-Uhren, wie Sturzerkennung, Telefonie und GPS-Tracking. Allerdings sind sie möglicherweise nicht so genau bei der Erkennung von Anfällen wie spezielle Epilepsie-Uhren.
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Wichtige Überlegungen
Es ist wichtig zu beachten, dass Epilepsie-Uhren kein Ersatz für eine umfassende medizinische Versorgung sind. Sie sollten immer in Absprache mit einem Arzt oder Epilepsie-Spezialisten eingesetzt werden. Es ist auch wichtig, die Uhr regelmäßig zu warten und die Batterien auszutauschen.
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