Energy-Drinks sind beliebte Getränke, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich von ihnen eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit versprechen. Allerdings birgt der Konsum von Energy-Drinks auch erhebliche gesundheitliche Risiken, die in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Studien und Gesundheitsorganisationen gerückt sind. Besonders gefährlich können Energy-Drinks für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sein, darunter Epilepsie.
Zusammensetzung und Wirkung von Energy-Drinks
Energy-Drinks unterscheiden sich von anderen zuckerhaltigen Getränken durch ihre spezielle Mixtur aus Zusatzstoffen. Zu den Hauptbestandteilen gehören:
- Koffein: Soll die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit erhöhen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält maximal drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht am Tag für ungefährlich. Eine große 500-ml-Dose eines typischen Energy-Drinks enthält etwa den Koffeingehalt von drei Tassen Kaffee.
- Taurin: Eine Aminosäure, die ebenfalls die Leistungsfähigkeit steigern soll.
- Vitamin B: Eine Gruppe von Vitaminen, die eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel spielen.
- L-Carnitin: Eine weitere Aminosäure, die an der Fettverbrennung beteiligt sein soll.
- Ginseng-Extrakt: Eine pflanzliche Substanz, die traditionell zur Steigerung der Leistungsfähigkeit eingesetzt wird.
Zusätzlich enthalten viele Energy-Drinks große Mengen Zucker. Eine kleine Dose kann 54 Gramm Zucker enthalten, was mehr als doppelt so viel ist wie die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene maximale Tagesdosis. Gamer-Drinks enthalten oft wenig oder keinen Zucker, dafür aber eine speziell auf die Bedürfnisse von Gamern abgestimmte Kombination aus Koffein, Vitaminen, Aminosäuren wie L-Theanin und L-Tyrosin sowie Nährstoffen wie Cholin.
Gesundheitsrisiken von Energy-Drinks
Der Konsum von Energy-Drinks kann eine Reihe von negativen Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Zu den häufigsten Risiken gehören:
- Herz-Kreislauf-Probleme: Energy-Drinks können Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und sogar plötzlichen Herztod auslösen. Eine Studie im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung hat gezeigt: Die Kombination mehrerer Wirkstoffe in Energy-Drinks belastet das Herz stärker als Koffein allein. Bei den Studienteilnehmern, die einen Liter des Wachmacher-Mixes getrunken hatten, stieg der Blutdruck stärker als bei Teilnehmern, die nur Koffein zu sich genommen hatten.
- Neurologische Probleme: Energy-Drinks können Krampfanfälle, Angstzustände, Schlafstörungen und Kopfschmerzen verursachen.
- Stoffwechselstörungen: Der hohe Zuckergehalt in Energy-Drinks kann zu Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Karies führen.
- Leberprobleme: Es gibt Hinweise darauf, dass der erhöhte Konsum von Energy-Drinks auch die Leber schädigen kann.
- Wechselwirkungen mit Alkohol: Besonders in Kombination mit Alkohol können Energy-Drinks das Herz-Kreislauf-System belasten. Denn Alkohol und Koffein erhöhen die Herzfrequenz. Das Koffein sorgt dafür, dass der Körper mehr Alkohol verträgt. Kommt körperliche Bewegung wie Tanzen oder Sport dazu, ist das Herz schnell überfordert. Studien haben gezeigt, dass die Kombination mit Alkohol besondere Risiken bergen könnte. Verglichen mit Kontrollpersonen, die nur Alkohol tranken, erhöhte sich bei Mischkonsum das Risiko für alkoholisiertes Autofahren, den Konsum illegaler Drogen und Gewalt. Die Menge des getrunkenen Alkohols erhöhte sich durch den Mischkonsum laut einiger Studie gleichfalls.
Energy-Drinks und Epilepsie: Ein besonderes Risiko
Für Menschen mit Epilepsie können Energy-Drinks ein besonders hohes Risiko darstellen. Mehrere Fallberichte deuten darauf hin, dass der Konsum von Energy-Drinks bei Epileptikern Krampfanfälle auslösen kann. Eine Studie untersuchte 310 Patienten mit Epilepsie und stellte fest, dass ein riskantes Trinkverhalten (z.B. hoher Konsum von Energy-Drinks) das Risiko für Anfälle erhöhen kann. In einigen Fällen traten die Anfälle im direkten Zusammenhang mit dem Konsum von Energy-Drinks auf.
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Die genauen Mechanismen, die zu diesen Anfällen führen, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass Koffein und andere Inhaltsstoffe in Energy-Drinks die Erregbarkeit des Gehirns erhöhen und so die Anfallsschwelle senken können. Darüber hinaus können Energy-Drinks den Blutzuckerspiegel beeinflussen, was ebenfalls Anfälle auslösen kann.
Ein kanadischer Bericht beschreibt den Fall eines zuvor gesunden 18-Jährigen, der nach dem Konsum von zwei Dosen Red Bull zu 335ml auf leeren Magen Krampfanfälle erlitt, von denen er sich zum Glück gut erholte. Zwei von vier weiteren Menschen, die nach einem Energy Drink einen epileptischen Anfall erlitten, hatten ebenfalls nichts im Magen.
Empfehlungen für den Konsum von Energy-Drinks
Aufgrund der potenziellen Gesundheitsrisiken sollten Energy-Drinks nur in Maßen konsumiert werden. Besonders Kinder, Jugendliche, Schwangere, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Epilepsie oder anderen Vorerkrankungen sollten auf Energy-Drinks verzichten.
Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch und die WHO fordern ein Verkaufsverbot von Energy-Drinks an Kinder und Jugendliche. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat 2023 Höchstgrenzen für Koffein und Taurin in Energy-Drinks sowie Warnhinweise auf den Dosen eingeführt.
Alternativen zu Energy-Drinks
Wer auf der Suche nach Alternativen zu Energy-Drinks ist, sollte auf gesunde und natürliche Wachmacher setzen. Dazu gehören:
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- Ausreichend Schlaf: Schlafmangel ist eine häufige Ursache für Müdigkeit und Konzentrationsprobleme.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten liefert dem Körper die Energie, die er braucht.
- Regelmäßige Bewegung: Sport und Bewegung fördern die Durchblutung und machen wach.
- Tee oder Kaffee: Diese Getränke enthalten Koffein, aber in geringeren Mengen als Energy-Drinks. Für gesunde Erwachsene gilt, dass bis zu 400 Milligramm Koffein am Tag in Ordnung sind. Es empfiehlt sich eher schwarzen, weißen oder grünen Tee über den Tag verteilt zu trinken, da das enthaltende Koffein eine kontinuierliche Wirkung hat und nicht nur punktuell wirkt wie Kaffee.
- Gesunde Pausensnacks: Obst, Joghurt, Vollkorngetreide oder eine Handvoll Nüsse können die Konzentration fördern und Energie liefern.
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