Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung: Förderung der Forschung im Bereich Demenz und Komplementärmedizin

Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung ist eine gemeinnützige Organisation, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1981 der Förderung der Naturheilkunde und Komplementärmedizin widmet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Erforschung von Demenzerkrankungen und der Entwicklung von Präventions- und Therapieansätzen.

Gründung und Zielsetzung der Stiftung

Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung wurde 1981 von dem damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens und seiner Frau Veronica gegründet. Veronica Carstens, eine Fachärztin für Innere Medizin, setzte sich zeitlebens für die Verbreitung und Anerkennung komplementärmedizinischer Heilverfahren ein. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie neben der Stiftung auch den Förderverein Natur und Medizin e.V.

Ziel der Stiftung ist es, die Naturheilkunde und Komplementärmedizin in der medizinischen Forschung und Patientenversorgung zu verankern. Sie fördert wissenschaftliche Projekte, die innovative Ansätze zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten entwickeln und evaluieren.

Förderschwerpunkt Demenzforschung

Ein zentrales Anliegen der Carstens-Stiftung ist die Förderung der Forschung im Bereich Demenz. Angesichts der steigenden Zahl von Menschen mit Demenz weltweit (über 55 Millionen) und der begrenzten Möglichkeiten der konventionellen Medizin setzt die Stiftung auf die Erforschung komplementärmedizinischer Verfahren, die bisher wenig beachtet wurden.

Demenz 3.0: Eine Forschungsplattform für neue Therapieansätze

Im Rahmen ihrer Initiative "Demenz 3.0" stellt die Carstens-Stiftung 1.000.000 Euro für einen Förderzeitraum von bis zu drei Jahren zur Verfügung. Mit diesem Programm sollen neue Ansätze für die Prävention und Therapie von Demenzerkrankungen generiert werden. Gefördert werden sowohl Projekte im Bereich der klinischen Forschung als auch klinisch relevante Grundlagenforschung. Die Stiftung übernimmt keine Overheadkosten.

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Die Forschungsplattform Demenz 3.0 soll dabei helfen, neue Ansätze für die Prävention und Therapie von Demenzerkrankungen zu generieren. Die Carstens-Stiftung stellt 1.000.000 Euro über einen Gesamtförderzeitraum von bis zu drei Jahren zur Verfügung. Für Einzelprojekte können bis zu 300.000 Euro beantragt werden. Sowohl Projekte im Bereich der klinischen Forschung als auch klinisch relevante Grundlagenforschung sind förderfähig.

Folgende Forschungsfragen stehen dabei im Fokus:

  • Was kann der Einzelne tun, um sein Erkrankungsrisiko zu reduzieren?
  • Welche veränderbaren Risiko- und Schutzfaktoren gibt es?
  • Welchen Beitrag können nicht-medikamentöse Interventionen (z. B. Mind-Body-Medizin, physikalische Therapie, Ernährung, Bewegung) sowie pharmakologische Therapieansätze der Komplementärmedizin leisten?

Die Projekte sollen Modellcharakter im Hinblick auf die Beantwortung dieser Fragen haben und ein hohes Innovationspotenzial aufweisen.

Frühere Förderprogramme: Demenz 1.0 und Demenz 2.0

Die Forschungsförderung im Bereich Demenz hat bei der Carstens-Stiftung Tradition. Bereits in den Programmen "Demenz 1.0" und "Demenz 2.0" wurden erfolgreiche Forschungslinien etabliert und innovative Ansätze auf den Weg gebracht. Die Erkenntnisse aus diesen Programmen bilden die Grundlage für die aktuelle Initiative "Demenz 3.0".

Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)

Ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit der Carstens-Stiftung mit Forschungseinrichtungen ist das Projekt "Optimierungsstrategien bei Demenz" (OptiDem) in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Stiftung fördert dieses Projekt mit 300.000 Euro.

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Das Projekt OptiDem verfolgt einen multidisziplinären Ansatz und stützt sich auf drei Schwerpunkte:

  • Primäre Prävention: Erforschung des Einflusses des Lebensstils auf das Demenzrisiko, insbesondere in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung.
  • Nicht-pharmakologische Therapieverfahren: Identifizierung wirksamer nicht-medikamentöser Therapien wie Akupunktur, Aromatherapie, Kunst- und Musiktherapie. Dabei wird auch der Einsatz von Technologie (z.B. Tablets mit Apps) untersucht.
  • Versorgungsdefizite: Analyse von Defiziten in der Versorgung von Demenzkranken und Entwicklung von Strategien zu deren Behebung, insbesondere in Bezug auf Früherkennung und Inklusion.

Kern des Projektes ist ein Graduiertenkolleg, in dem zwölf Doktoranden neue Erkenntnisse zur Demenzforschung gewinnen sollen.

Geförderte Forschungsprojekte

Die Carstens-Stiftung unterstützt eine Vielzahl von Forschungsprojekten, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Demenzforschung befassen. Einige Beispiele sind:

  • Prävention durch Yoga, HIIT und IHHE: Wissenschaftler des Universitätsklinikums Tübingen untersuchen die Wirkung von Yoga, High Intensity Interval Training (HIIT) und Intermittierender Hypoxie/Hyperoxie Exposition (IHHE) auf die kognitive Funktion bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI), einer Vorstufe zur Demenz.
  • Fasten bei Alzheimer: Ein Team der Charité - Universitätsmedizin Berlin untersucht die Wirksamkeit eines fünftägigen Saftfastens auf die Hirngesundheit von Patienten im Frühstadium der Alzheimer-Erkrankung. Dabei liegt der Fokus auf der Beeinflussung des biologischen Hirnalters und der Stressverarbeitung.
  • Mind-Body-Programm für pflegende Angehörige: Forscher der Universitätsmedizin Essen entwickeln ein Mind-Body-Programm zur Förderung der Gesundheitskompetenz und mentalen Gesundheit von pflegenden Angehörigen von Demenzkranken. Ziel ist es, die Resilienz der Angehörigen zu stärken und ihre Belastung zu reduzieren.

Engagement für Komplementärmedizin

Neben der Demenzforschung engagiert sich die Carstens-Stiftung auch umfassend für die Förderung der Komplementärmedizin. Sie unterstützt Forschungsprojekte, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Naturheilverfahren und anderen komplementären Therapien untersuchen. Ziel ist es, diese Verfahren in die reguläre medizinische Versorgung zu integrieren und Patienten eine größere Auswahl an Behandlungsoptionen zu ermöglichen.

Die Stiftung hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, dass immer mehr komplementärmedizinische Verfahren wissenschaftlich durchdrungen und bewertet wurden. Mit Hilfe der Bevölkerung konnten mehr als 40 Millionen Euro in die Forschung investiert werden.

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Ein Meilenstein war die Einrichtung von Deutschlands erster Professur für Komplementärmedizin an der Berliner Charité, die ebenfalls von der Carstens-Stiftung unterstützt wurde.

Veronica Carstens: Eine Pionierin der Komplementärmedizin

Veronica Carstens (1923-2012) war eine Pionierin der Komplementärmedizin in Deutschland. Sie setzte sich unermüdlich für die Anerkennung und Verbreitung von Naturheilverfahren ein und war eine wichtige Stimme für eine ganzheitliche Medizin, die Körper, Geist und Seele berücksichtigt.

Carstens studierte Medizin in Freiburg und Bonn und eröffnete 1968 eine Praxis für Innere Medizin in Meckenheim bei Bonn. Auch während der Amtszeit ihres Mannes als Bundespräsident (1979-1984) führte sie ihre Praxis weiter.

Neben ihrer ärztlichen Tätigkeit engagierte sich Carstens in zahlreichen Ehrenämtern. Sie war unter anderem Schirmherrin der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft und Vorstandsvorsitzende der Carstens-Stiftung.

Für ihr Engagement wurde Veronica Carstens mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

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