Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Sie betrifft Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter, Rassen und ethnischer Herkunft. Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen von Epilepsie betroffen, wobei 80 % der Fälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auftreten. Die Ursachen der Epilepsie können vielfältig sein und reichen von genetischen Faktoren über strukturelle Hirnschäden bis hin zu Infektionen und Stoffwechselstörungen. In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache jedoch unklar.
Fast die Hälfte der Menschen mit einer Epilepsie-Erkrankung weisen auch einen Vitamin-D-Mangel auf. Inzwischen steht fest, dass Patienten mit Epilepsie überwiegend eine Unterversorgung mit den Vitaminen D, C und B1 aufweisen. Besonders betroffen sind Patienten unter Behandlung mit Langzeit-Antiepileptika. Diese stehen im Verdacht, die angeführten Nährstoffmängel mit auszulösen.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, vor allem des Gehirns. Unter Epilepsie versteht man das wiederholte Auftreten von Anfällen, die Folge von synchronisierten anfallsartigen Entladungen von Nervenzellgruppen des Gehirns sind. Bei etwa fünf Prozent der Bevölkerung tritt einmal im Leben ein epileptischer Anfall auf, bei rund 10 Prozent zeigt das EEG eine erhöhte Krampfbereitschaft. Epilepsien werden in fokale und generalisierte Anfälle unterteilt, was dann für die Arzneimittelauswahl eine wichtige Rolle spielt. Am häufigsten sind epileptische Anfälle ohne erkennbare Ursachen, was man dann als idiopathisch bezeichnet. Daneben können epileptische Anfälle auch symptomatisch als Folge verschiedener Erkrankungen auftreten. Epilepsien entstehen entweder durch eine krankhaft gesteigerte Erregung oder durch eine verminderte Hemmung der physiologischen Erregung. Die genauen Zusammenhänge zwischen einer Übererregbarkeit und epileptischen Krankheitsbildern sind noch unklar. Bekannt sind aber verschiedene Phänomene, die zu einer krankhaften Erregbarkeit beitragen. Es ist bekannt, dass epileptische Anfälle durch verschiedene Faktoren, so genannte Trigger, ausgelöst werden können.
Arten von Anfällen
Epileptische Anfälle können sich in verschiedenen Formen manifestieren, je nachdem, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind. Diese Anfälle betreffen nur einen Teil des Gehirns und können in fokale Anfälle mit ungestörtem Bewusstsein und fokale Anfälle mit beeinträchtigtem Bewusstsein unterteilt werden. Tonic-Clonic-Anfälle: Diese Anfälle sind die bekanntesten und bestehen aus zwei Phasen. Zunächst kommt es zu einer tonischen Phase, in der der Körper versteift, gefolgt von einer klonischen Phase, in der der Körper zu zucken beginnt.
Diagnostik
Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT-Untersuchung vom Gehirn kann helfen, strukturelle Anomalien im Gehirn zu identifizieren, die möglicherweise epileptische Anfälle verursachen.
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Behandlungsmethoden
Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Medikamente: Diese Medikamente sind die erste Wahl zur Kontrolle von epileptischen Anfällen. Etwa zwei Drittel der Patienten mit Epilepsie können ihre Anfälle durch Antiepileptika erfolgreich kontrollieren.
- Vagusnervstimulation: Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem ein elektrischer Impulsgeber unter die Haut implantiert wird, der elektrische Signale an den Vagusnerv sendet.
- Ketogene Diät: Die ketogene Diät, eine fettreiche, kohlenhydratarme Ernährungsweise, kann bei einigen Patienten, insbesondere bei Kindern, zur Kontrolle von Anfällen beitragen.
Aktuelle Forschung
Die Forschung auf dem Gebiet der Epilepsie konzentriert sich auf die Identifizierung neuer Therapieansätze und die Verbesserung bestehender Behandlungsmethoden.
- Cannabidiol: Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von Cannabidiol als Zusatztherapie bei Patienten mit Lennox-Gastaut-Syndrom, einer schweren Form der Epilepsie.
- Genetische Faktoren: In dieser Meta-Analyse von genomweiten Assoziationsstudien werden genetische Faktoren untersucht, die bei der Entstehung von häufigen Epilepsieformen eine Rolle spielen.
- Cenobamat: Diese Studie untersucht die Wirksamkeit und Sicherheit von Cenobamat, einem neuartigen Medikament, als Zusatztherapie bei Patienten mit fokalen Anfällen, die nicht ausreichend auf andere Medikamente ansprechen.
Lebensstil-Anpassungen
- Schlaf: Ein ausreichender und regelmäßiger Schlaf ist wichtig, da Schlafmangel Anfälle begünstigen kann.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden zu fördern und möglicherweise das Risiko von Anfällen zu verringern. In einigen Fällen kann die Umstellung auf eine ketogene oder modifizierte Atkins-Diät von Nutzen sein.
- Sicherheitsmaßnahmen: Treffen Sie Vorkehrungen, um sich und andere während eines Anfalls zu schützen.
Vitamin D und seine Bedeutung
Vitamin D3 hat neben zahlreichen anderen Funktionen auch eine wichtige Bedeutung im Hirnstoffwechsel. Es fungiert im Gehirn als Neurosteroid, das über Vitamin-D-Rezeptoren verschiedene Hirnfunktionen beeinflusst. Es gibt genügende Gründe zu der Annahme, dass das Vitamin D aus Sonneneinstrahlung erzeugt, zusätzliche gesundheitliche Vorteile hat. Das Sonnenlicht, dass durch eine Fensterscheibe auf die Haut fällt, ist nicht in der Lage, diesen Mangel auszugleichen. Vitamin D3 wird auch um 500% rascher in seine aktive Form umgewandelt, also gilt für Sie, nutzen Sie auf jeden Fall die Gabe von Vitamin D3, wenn Sie Ihren Vitamin D-Spiegel anheben möchten, nicht aber D2.
In dem zweiten Beitrag unserer Reihe zu Vitamin D erklärt Tina Postma, wie sich ein guter Vitamin D-Spiegel auf die Gesundheit des Menschen auswirkt.
Vitamin D und verschiedene Gesundheitsprobleme
- Vitamin D und Herzerkrankungen: Die Gefahren eines zu niedrigen Vitamin D-Spiegels im Zusammenhang mit Herzerkrankungen sind wohl dokumentiert. So befand eine Studie, dass das Herzinfarkt-Risiko erheblich steigt, wenn nicht genug Vitamin D im Körper vorhanden ist. Denn auch Herzmuskelzellen verfügen über Vitamin D Rezeptoren.
- Nerven, Gehirn & psychische Gesundheit: Vitamin D besitzt eine große Bedeutung bei der Entwicklung des Nervensystems. So konnten in Studien die Vitamin D-Beteiligung an der Produktion von Wachstumshormonen, an der Reifung der Nervenzellen und an der Heilung der Nerven nach einer Verletzung nachgewiesen werden. Eine Unterversorgung mit Vitamin D steht ebenfalls im Verdacht, schwerwiegende psychische und neurologische Erkrankungen zu begünstigen. Ärzte vermuten eine Verbindung zwischen einem Vitamin D-Mangel in den ersten Lebensjahren und dem Auftreten von Schizophrenie, Autismus und Epilepsie im späteren Leben. Eine Metaanalyse zeigt, dass eine Vitamin D-Konzentrationen unter 10 ng/ml das Risiko einer Demenz bei Personen über 65 Jahren deutlich erhöht. Ebenfalls wurde herausgefunden, dass sich durch eine hochdosierte Vitamin D-Behandlung die Symptome der Parkinsonkrankheit und Alzheimer verringern lassen.
- Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen: Die Analyse mehrerer Studien zeigt, dass das Risiko einer Krebserkrankung bei einer Vitamin D-Konzentration von mindestens 40 ng/ml abnimmt. In Labormodellen war Vitamin D3 in der Lage, die Metastasierung von Krebszellen zu unterbinden. Die Metastasenbildung bei Prostatakrebs, Hautkrebs, Brustkrebs und Lungenkrebs konnte deutlich reduziert werden. Ein guter Vitamin D-Spiegel hilft ebenfalls, das Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken deutlich zu verringern. Statistisch gesehen könnte man in sieben von zehn Fällen die häufigste Tumorart, an der Frauen erkranken, durch eine gute Vitamin-D- Versorgung verhindern. Denn Vitamin D bietet einen außergewöhnlichen Schutzfaktor bei bösartigen Tumoren.
- Vitamin D und Multiple Sklerose: Mehrere Forschungsarbeiten zeigen ebenfalls einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einem Vitamin D3-Mangel in der frühen Kindheit und dem Ausbruch von Autoimmunkrankheit im späteren Leben. So konnten Wissenschaftler anhand von Tierversuchen nachweisen, dass die Gabe von Vitamin D die Folgen der multiplen Sklerose zum Teil rückgängig machen kann. Mehrere Doppelblindstudien belegen, dass Vitamin D in einer Tagesdosis zwischen 10.000 und 40.000 IE in Kombination mit dem Medikament Interferonbeta einen mindernden und somit positiven Effekt auf die Anzahl der entzündlichen Herde im zentralen Nervensystem und die Häufigkeit der Krankheitsschübe hat.
- Vitamin D und das angeborene und erworbene Immunsystem: Eine gute Vitamin D-Versorgung unterstützt den Schutz vor Allergien und Autoimmunerkrankungen (M. Crohn, Diabetes Typ I und II, Rheuma, Hashimoto, etc.) und produziert körpereigene Antibiotika (antimikrobielle Peptide) sowohl gegen Bakterien (beispielsweise Tuberculose) als auch gegen Viren (beispielsweise Grippe). Vitamin D reguliert im Immunsystem viele einzelne Schritte und verstärkt, beziehungsweise verringert einzelne Abläufe und wirkt als Botenstoff (Redner) zwischen den einzelnen Immunzellen. Zahlreiche Studien konnten inzwischen den Zusammenhang zwischen Atemwegsinfektionen und einem Vitamin D Mangel belegen. Ab einem Spiegel von 30 ng/ml kommt es wesentlich seltener zu Infekten der oberen Atemwege. Hier spielt Vitamin D3 eine entscheidende Rolle bei der Koordination der Immunantwort unseres Körpers. Ein Mangel an diesem lebenswichtigen Vitalstoff beeinträchtigt das Immunsystem und bewirkt einen verminderten Schutz gegenüber krankmachenden Viren und Bakterien.
- In Bezug auf die Schwangerschaft: Dass eine gute Versorgung von Mutter und Fötus mit Vitamin D wichtig ist, schlussfolgerte auch das Team um Clemens Kunz vom Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen. Die Forscher konnten die Vitamin D-Konzentration im Nabelschnurblut bestimmen: Hier waren in den Wintermonaten 94% der Kinder unterversorgt, in den Sommermonaten immerhin noch 35%. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist wichtig für Mutter und Kind: Ein Mangel erhöht Kunz zufolge des Risikos von Schwangerschaftskomplikationen. Beim Neugeborenen könnte der Vitamin D Mangel zu Störungen des Knochenaufbaus, zu Lungenerkrankungen und ebenfalls zu einem Diabetes mellitus führen. Eine veröffentlichte Untersuchung erkannte bei rund 80% der untersuchten schwangeren Frauen einen Vitamin D-Mangel: Von 2007 bis 2010 führten Ärzte aus Katar eine Studie mit 97 schwangeren Frauen durch. Sie erhielten jede Woche 50.000 IE Vitamin D, das oral eingenommen wurde. Regelmäßige Kontrollen ergaben, dass die Blutkonzentration von 25 (OH) D danach sowohl bei den Schwangeren als auch bei den neugeborenen Kindern im Normalbereich lag.
Im nächsten Beitrag beschäftigt sich Tina Postma genauer damit, wie unser Körper auf Vitamin D-Mangel reagiert und welche Probleme für unsere Gesundheit daraus resultieren können.
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Der Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Epilepsie
Gerade in den letzten Jahren wurden sehr viele Studien publiziert, die sich mit dem Thema Vitamin D3 und Epilepsie beschäftigen. Bereits vor Beginn einer epileptischen Behandlung sind die Vitamin-D3-Spiegel bei den Patienten niedriger als bei gesunden Kontrollpersonen. Durch die Einnahme von anfallssuppressiven Medikamenten (ASMs) können erhebliche Vitamin-D3-Defizite auftreten, wobei die Abnahme des 25-(OH)-D3-Spiegels mit der Zeitdauer der Medikation korreliert. Eine verminderte Knochendichte ist eine häufige Nebenwirkung der antiepileptischen Therapie. Hierfür spielt sicherlich die Verminderung des Vitamin-D3-Spiegels eine entscheidende Rolle.
Fazit: Antiepileptika wirken oftmals als sogenannte Vitamin-D-Räuber. Epileptiker sollten ihren Vitamin-D-Spiegel daher besonders gut im Auge behalten. Bei Epilepsiepatienten sollte auf jeden Fall auf die Mikronährstoffversorgung geachtet werden. Epilepsiemedikamente, so genannte anfallssuppressive Medikamente (ASMs), gehören zu den Arzneimitteln, die am häufigsten zu Mikronährstoffmängeln führen. Dies dürfte auch ein Hauptgrund für die hohe Nebenwirkungsrate dieser Medikamente sein.
Studienergebnisse zum Thema Vitamin D und Epilepsie
- Chinesische Wissenschaftler publizierten, dass verminderte Konzentrationen von Vitamin D mit kognitiven Störungen bei Epilepsie-Patienten assoziiert waren.
- Laut einer indonesischen Studie hatten Kinder mit Epilepsie bei der Einnahme von einem oder mehreren Epilepsiemedikamenten niedrigere 25 (OH)D Spiegel als altersgemäß erwartet. Am niedrigsten waren die Vitamin-D-Spiegel bei der Einnahme mehrerer ASMs.
- Forscher aus China fanden bei Kindern mit Epilepsie auch eine Assoziation zwischen verminderten Vitamin-D-Spiegeln und einer Störung der exekutiven Funktionen.
- Eine ältere placebokontrollierte therapeutische Studie mit 23 stationären Epileptikern ergab: Erhielten Patienten 28 Tage lang täglich 16.000 I.E. Vitamin D2 (eine im Allgemeinen weniger wirkungsvolle Vitamin D-Variante pflanzlichen Ursprungs, die in den USA lange Zeit anstelle von D3 eingesetzt wurde), sank die Anfallshäufigkeit signifikant auf 67-71 %, was als eine krampflösende Wirkung interpretiert wurde.
- Eine ähnliche Beobachtung wurde in einer weiteren klinischen Studie aus dem Jahr 2012 gemacht.
- Scheinbar widersprüchliche Ergebnisse wurden hingegen bei einer Studie festgestellt, bei der nur wöchentliche oder alle zwei Wochen Vitamin D-Gaben über wenige Wochen verabreicht wurden. Wie aufgrund der bekannten Problematik bei der Vitamin D-Intervalltherapie nicht anders zu erwarten, waren an den Probanden keine eindeutigen Veränderungen auf das Epilepsie-Geschehen zu sehen.
- In einer Pilotstudie wurde im Oktober über die Verträglichkeit von Vitamin D-Dosierungen von 5000 I.E. täglich berichtet. Die angewandten Vitamin D-Dosen wurden dabei als sicher und verträglich eingestuft, Probleme gab es keine. Nach Anhebung des Vitamin D-Spiegels über die 20 ng/ml-Marke reduzierte sich die berechnete mittlere Anfallshäufigkeit von 5,18 Epilepsie-Anfällen pro Monat auf 3,64 Anfälle, und dies bereits in der sechsten Woche nach Beginn der Supplementierung.
Vitamin D-Supplementierung bei Kindern mit Epilepsie unter Antikonvulsiva-Medikation
In einer randomisierten, kontrollierten Studie in Saudi-Arabien wurden 163 Kinder von 2-16 Jahren mit bekannter Epilepsie, die sich unter Antikonvulsiva-Medikation befanden, mit zwei verschiedenen Dosierungen Vitamin D (400 IE versus 1000 IE) behandelt, nachdem im ersten Schritt ein bestehender Mangel von Vitamin D korrigiert wurde. Danach wurden die Kinder mit Spiegeln > 75nmol/l randomisiert, entweder 400 IE oder 1000 IE Vitamin D zu erhalten. Nach 3 Monaten erfolgte eine Kontrolle der Spiegel und Calciumstoffwechselparameter. 90 Kinder erhielten eine Antikonvulsiva-Monotherapie, 25 mehrere Antikonvulsiva. Bei Beginn der Studie hatten immerhin 74,2 % Vitamin-D-Spiegel < 75 nmol/l. Auch nach 6 Monaten fanden sich unter der niedrigen Dosis immer noch erniedrigte Spiegel bei 75 %, unter den 1000 IE bei 54,8 %.
Weitere wichtige Mikronährstoffe bei Epilepsie
Neben Vitamin D spielen auch andere Mikronährstoffe eine wichtige Rolle bei Epilepsie.
Antioxidantien und Epilepsie
Oxidativer Stress kann mit einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Störungen in Verbindung gebracht werden. Das Gehirn ist wegen seines hohen Sauerstoffbedarfs besonders anfällig für oxidativen Stress. Die Epilepisien sind durch eine neuronale Übererregbarkeit charakterisiert, was einen vermehrten Energieverbrauch der Nervenzellen bewirkt. Dies führt zu einem erhöhten oxidativen Stress als Folge der Erkrankung. Epilepsie kann aber auch das Resultat von oxidativem Stress sein. Bei Epilepsiepatienten bestehen also eine erhöhte Bildung von ROS und eine ausgeprägte antioxidative Imbalance. Die Antiepileptika der älteren Generation rufen oxidativen Stress hervor und beeinträchtigen im Vergleich zu den neueren Epilepsiemedikamenten die Lebensqualität von Epilepsiepatienten. Allerdings sprechen rund 30 Prozent der Patienten auf die neueren Antiepileptika nicht an, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die Medikamente zu einer verstärkten Bildung von Transportern führen, die dann die Ausschleusung der Medikamente beschleunigen. Dadurch wird natürlich die Wirksamkeit der antiepileptischen Therapie stark beeinträchtigt. Forscher aus Japan empfehlen die Bestimmung von reaktiven Sauerstoffmetaboliten, um die Sicherheit und Effektivität der Neuronen zu überprüfen. Forscher aus Indien publizierten, dass Epilepsiepatienten im Vergleich zu entsprechenden Kontrollpersonen signifikant niedrigere Spiegel von Antioxidantien aufwiesen.
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- Vitamin C: Wissenschaftler aus Polen beschäftigten sich in einem Fachartikel mit der Frage, inwieweit Vitamin C bei der antiepileptischen Therapie eine Rolle spielen könnte. Vitamin C ist ein neuroprotektiver Faktor, der Zellmembranen stabilisiert und die Lipidperoxidation vermindern kann.
- Vitamin E: In einem Fachartikel wird die Bedeutung neurodegenerativer Prozesse bei der Epilepsieentstehung erörtert. Für die Autoren des Fachartikels ist Vitamin E aufgrund seiner antioxidativen, antientzündlichen und neuroprotektiven Eigenschaften ein nützlicher therapeutischer Ansatz zur Behandlung der Epilepsie.
B-Vitamine und Epilepsie
ASMs können verschiedene Mängel im Bereich der B-Vitamine auslösen.
- Vitamin B1: Chinesische Wissenschaftler untersuchten die Assoziation zwischen der Nährstoffaufnahme und dem Epilepsie-Risiko bei Teilnehmern von NHANES. Eine höhere Aufnahme von Vitamin B1 war mit einem niedrigeren Epilepsierisiko assoziiert. Im Vergleich zu der Normalbevölkerung zeigten Epilepsiepatienten unter anderem auch eine niedrigere Aufnahme von Vitamin B1 und B6.
- Folsäure: Über die Hälfte der mit ASMs behandelten Patienten zeigten Störungen in der Folsäureversorgung. Allerdings ist zu beachten, dass eine hoch dosierte Folsäuresupplementierung z.B. die Anfallskontrolle verschlechtern kann. Die Einnahme von ASMs vermag auch eine Hyperhomocysteinämie auszulösen, so dass sich bei Epilepsiepatienten auf jeden Fall die Kontrolle des Homocysteinspiegels empfiehlt. Homocystein ist ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen und besitzt bekanntlich ein beträchtliches neurotoxisches Potential. Homocystein ist auch an der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen und kognitiver Störungen beteiligt.
- Vitamin B6: Viele Patienten mit Epilepsie haben auch einen Vitamin-B6-Mangel. Es gibt auch eine seltene Stoffwechselerkrankung, die durch epileptische Anfälle bei neugeborenen Kindern in Erscheinung tritt, die so genannte pyridoxiabhängige Epilepsie. Das häufig verwendete Epilepsie-Medikament Levetiracetam macht häufig neuropsychiatrische Symptome, die durch die Einnahme von Vitamin B6 gebessert werden können.
- Biotin: Bei langer Therapie mit ASMs kann auch ein Biotinmangel auftreten, weil verschiedene ASMs den Biotinabbau beschleunigen können.
Weitere Spurenelemente und Aminosäuren
- Magnesium: Ein schwerer Magnesiummangel kann Krampfanfälle auslösen.
- Zink: Zink ist für die Funktionsfähigkeit verschiedener Neurotransmittersysteme erforderlich. Bei Kindern mit Fieberkrämpfen wurden Zinkmängel nachgewiesen. Chinesische Wissenschaftler beschäftigten sich in einem Fachartikel mit der Korrelation der Spurenelemente und Epilepsie. Sowohl niedrige wie auch hohe Zink-Konzentrationen im Gehirn können das Epilepsierisiko erhöhen. Zink hat dann einen antiepileptischen Effekt, wenn die Zink-Homöostase aufrechterhalten wird.
- Selen: Selen ist ein wichtiges antioxidatives Spurenelement und generell von großer Bedeutung für den antioxidativen Schutz des Gehirns.
- Taurin: Taurin ist eine Aminosäure, die im ZNS als Neuromodulator an Glycin- und GABA-Rezeptoren fungiert. In mehreren älteren Studien wurde eine Begleittherapie bei Epilepsie erprobt.
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