Epileptische Anfälle nach Schlaganfall: Ursachen, Risiken und Behandlungsstrategien

Ein epileptischer Anfall nach einem Schlaganfall ist ein gar nicht so seltenes Phänomen. Schlaganfälle zählen zu den häufigsten Ursachen für Epilepsie im höheren Lebensalter.

Was ist ein epileptischer Anfall?

Ein epileptischer Anfall, oft auch als Krampfanfall bezeichnet, entsteht durch plötzliche, unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Diese elektrischen „Explosionen“ können zu vorübergehenden Störungen der Körperkontrolle, des Bewusstseins oder der Sinneswahrnehmung führen. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Muskelzuckungen bis hin zu Bewusstseinsverlust und Krämpfen.

Schlaganfall als Ursache von Epilepsie

Ein Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns, bei der bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Dies kann zu Schädigungen des Hirngewebes führen, die wiederum epileptische Anfälle auslösen können. Insbesondere bei Patienten über 60 Jahren ist ein Schlaganfall eine häufige Ursache für neu auftretende Epilepsie.

Arten von Anfällen nach Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall können verschiedene Arten von epileptischen Anfällen auftreten, die sich hinsichtlich ihres zeitlichen Auftretens und ihrer Auswirkungen unterscheiden:

Akut symptomatische Anfälle (ASA)

Akut symptomatische Anfälle treten innerhalb von sieben Tagen nach dem Schlaganfall auf. Sie sind oft eine direkte Folge der akuten Hirnschädigung und manifestieren sich in etwa 50 % der Fälle innerhalb der ersten 24 Stunden.

Lesen Sie auch: Was Sie über epileptische Anfälle nach Hirnblutungen wissen sollten

Unprovozierte Anfälle (Spätanfälle)

Unprovozierte Anfälle treten mehr als sieben Tage nach dem Schlaganfall auf. Sie werden als „spät“ bezeichnet und können ein Zeichen für die Entwicklung einer Epilepsie sein.

Risikofaktoren für Anfälle nach Schlaganfall

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für epileptische Anfälle nach einem Schlaganfall erhöhen können:

  • Kortikale Lokalisation des Infarkts: Schädigungen der Hirnrinde (Kortex) erhöhen das Anfallsrisiko.
  • Hämorrhagische Komponente: Blutungen im Gehirn (intrazerebrale Blutungen) oder hämorrhagische Transformationen eines ischämischen Infarkts erhöhen das Risiko.
  • Schweregrad des Schlaganfalls: Je schwerwiegender der Schlaganfall, desto höher das Risiko für Anfälle.
  • Lokalisation im vorderen Kreislauf: Infarkte im Versorgungsgebiet der Arteria carotis interna (vorderer Stromkreislauf) sind häufiger mit Anfällen verbunden.
  • Jüngeres Alter: Entgegen der allgemeinen Vorstellung scheinen jüngere Patienten nach einem Schlaganfall ein höheres Risiko für Spätanfälle zu haben.

Diagnose von Anfällen nach Schlaganfall

Die Diagnose von epileptischen Anfällen nach einem Schlaganfall umfasst in der Regel folgende Schritte:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und führt eine neurologische Untersuchung durch.
  • Elektroenzephalogramm (EEG): Das EEG misst die Hirnströme und kann zeigen, ob eine Neigung zu epileptischen Anfällen besteht.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können Veränderungen im Gehirn darstellen, die möglicherweise für die Anfälle verantwortlich sind.
  • Blutuntersuchungen: Diese können helfen, andere mögliche Ursachen für die Anfälle auszuschließen.

Behandlung von Anfällen nach Schlaganfall

Die Behandlung von epileptischen Anfällen nach einem Schlaganfall hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art und Häufigkeit der Anfälle, dem Vorliegen weiterer Erkrankungen und den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Akut symptomatische Anfälle (ASA)

Die Studienlage zeigt weder ausreichende Evidenz für eine prophylaktische Gabe der Anfallsmedikation nach Schlaganfall noch für eine Therapie nach akut symptomatischem Anfall, obwohl dies häufig klinische Praxis ist. Daher sollte die medikamentöse Therapie nach der Akutphase des Schlaganfalls beendet werden. Es gibt keine ausreichende Evidenz, dass die Gabe eines Anfallsmedikaments vor einem etwaigen ASA diesen verhindert. Das generelle Risiko für einen ASA ist mit 3-6 % niedrig, und auch individuelle Risiken, z. B.

Lesen Sie auch: Epileptische Anfälle durch Licht: Ein Überblick

Unprovozierte Anfälle (Spätanfälle)

Bei Schlaganfallpatienten nach einem unprovozierten Anfall beim Erwachsenen wird eine lebenslange Therapie empfohlen. Für die Wahl der Anfallsmedikation in der Folge eines unprovozierten Anfalls nach Schlaganfall gibt es keine klaren Empfehlungen. Von den neueren antiiktalen Substanzen sind Lamotrigin (LTG,) Levetiracetam (LEV) und Gabapentin (GBP) bei PSE untersucht worden. Dabei zeigten sich eine relativ gute Verträglichkeit und günstiges Interaktionsprofil.

Medikamentöse Therapie

Antiepileptika sind Medikamente, die die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn reduzieren und so das Auftreten von Anfällen verhindern können. Bei der Auswahl des geeigneten Medikaments berücksichtigt der Arzt verschiedene Faktoren, wie das Anfallsmuster, mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Klinische Studien sprechen insgesamt dafür, dass neuere antiiktale Substanzen aufgrund ihrer besseren Verträglichkeit für epileptische Anfälle nach Schlaganfall vorzuziehen sind [61]. Von den neueren antiiktalen Substanzen sind Lamotrigin (LTG,) Levetiracetam (LEV) und Gabapentin (GBP) bei PSE untersucht worden. Dabei zeigten sich eine relativ gute Verträglichkeit und günstiges Interaktionsprofil. Lamotrigin (LTG) zeigte moderate Wirksamkeit (gute Verträglichkeit, eher stimmungsaufhellend, geringes Interaktionspotenzial, Einmalgabe möglich). Levetiracetam (LEV) zeigte starke Wirksamkeit (geringes Interaktionspotenzial, Reizbarkeit, Zweimalgabe und i.v.-Applikation). Gabapentin (GBP) zeigte möglicherweise schwächere Wirksamkeit, geringes Interaktionspotenzial, zudem war eine Mehrfachgabe erforderlich. Eine intravenöse Lacosamid-Verabreichung wies eine gute Wirkung und Verträglichkeit bei nicht konvulsivem Status epilepticus (NCSE) nach Schlaganfall bei Patienten über 70 Jahren auf [6].

Nicht-medikamentöse Therapien

In einigen Fällen können auch nicht-medikamentöse Therapien in Betracht gezogen werden, wie beispielsweise:

  • Chirurgische Entfernung des Anfallsfokus: Wenn die Anfälle von einem bestimmten Bereich im Gehirn ausgehen, kann eine Operation zur Entfernung dieses Bereichs erwogen werden.
  • Vagusnervstimulation (VNS): Bei der VNS wird ein kleiner Generator unter die Haut im Brustbereich implantiert, der den Vagusnerv stimuliert. Dies kann die Anfallshäufigkeit reduzieren.

Prognose und Lebensqualität

Die Prognose für Patienten mit epileptischen Anfällen nach einem Schlaganfall hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art und Schwere des Schlaganfalls, der Anfallshäufigkeit und dem Erfolg der Behandlung. In vielen Fällen können die Anfälle jedoch mit Medikamenten gut kontrolliert werden, so dass die Patienten ein normales Leben führen können. Der Therapieerfolg ist davon abhängig, ob der Patient die verordneten Medikamente nach ärztlicher Vorschrift einnimmt, ob er sich also therapietreu (adhärent) verhält.

Prävention von Schlaganfällen

Da ein Schlaganfall eine der Hauptursachen für Epilepsie im höheren Lebensalter ist, ist die Prävention von Schlaganfällen ein wichtiger Faktor, um das Risiko für epileptische Anfälle zu senken. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

Lesen Sie auch: Provokation von Anfällen im Straßenverkehr

  • Kontrolle des Blutdrucks: Bluthochdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle.
  • Behandlung von Vorhofflimmern: Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die das Risiko für Schlaganfälle erhöht.
  • Diabetes-Management: Diabetes erhöht das Schlaganfallrisiko.
  • Rauchverzicht: Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor für Schlaganfälle.
  • Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung: Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung können helfen, das Risiko für Schlaganfälle zu senken.

tags: #epileptischer #Anfall #nach #Schlaganfall #Ursachen