Plötzliche Schweißausbrüche und Übelkeit können vielfältige Ursachen haben, von harmlosen Magenverstimmungen bis hin zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch auch neurologische Erkrankungen können sich durch diese Symptome äußern. Dieser Artikel beleuchtet die neurologischen Ursachen von Erbrechen und Schwindel und gibt einen Überblick über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.
Übelkeit und Erbrechen: Eine Schutzreaktion des Körpers
Erbrechen ist eine heftige Reaktion des Körpers, um schädliche Substanzen schnellstmöglich loszuwerden. Übelkeit geht dem Erbrechen oft voraus und wird als unangenehmes Gefühl im Oberbauch mit Appetitverlust beschrieben. Begleitsymptome können vermehrter Speichelfluss, ein Druck- oder Krampfempfinden im unteren Schlund bis hin zum Brechreiz sein.
Das Brechzentrum im Gehirn steuert den Vorgang des Erbrechens. Es wird durch verschiedene Impulse aktiviert, wie beispielsweise Ekel, Magen-Darm-Infektionen, starke Schmerzen, ansteigender Hirndruck, Schock, Medikamente, Gifte oder eine Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr.
Neurologische Ursachen von Übelkeit und Erbrechen
Wenn neben dem Symptom Erbrechen auch Schwindel oder eine Bewusstseinsstörung vorliegt, kann das Gehirn der Auslöser sein. Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen im Gehirn können Übelkeit, Schweißausbrüche und Schwindel verursachen. Auch Migräneattacken gehen bei manchen Patienten mit diesen Symptomen einher.
Entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS)
Entzündliche Erkrankungen des ZNS können erregerbedingt (Bakterien, Pilze, Protozoen, Viren) oder nicht-erregerbedingt/autoimmun (Multiple Sklerose, Vaskulitis) auftreten. Autoimmunologische Prozesse führen dazu, dass der Organismus bestimmte Strukturen nicht als körpereigene erkennt und Entzündungen am Nervensystem hervorruft.
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Häufige Krankheitsbilder durch erregerbedingte Infektionen des Gehirns sind die Neuroborreliose und die Gürtelrose. Im Zusammenhang mit immunsuppressiven und immunmodulatorischen Therapien treten ZNS-Infektionen häufig bei immungeschwächten Patienten auf, wie die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) bei Multipler Sklerose.
Eine der häufigsten sporadischen Enzephalitiden Westeuropas ist die Herpes-Simplex-Virus-Enzephalitis (HSVE). Symptome sind Kopfschmerzen, Fieber, quantitative und/oder qualitative Bewusstseinsstörungen. Unbehandelt verläuft sie meist tödlich.
Die häufigsten Fälle einer ambulant erworbenen bakteriellen Meningitis sind Streptokokken, Listerien und Meningokokken. Leitsymptome sind Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie Meningismus (Nackensteifigkeit).
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche, demyelinisierende Erkrankung mit axonaler Schädigung des zentralen Nervensystems. Häufige Symptome sind Sehstörungen, Taubheit, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Sprechstörungen, Koordinationsschwierigkeiten, Spastik, Blasenstörung, Sexualfunktionsstörung, Sprachstörungen und Schluckstörungen.
Ein weiteres Beispiel einer entzündlichen ZNS-Erkrankung ist die Myelitis, eine Entzündung des Rückenmarks. Symptome reichen von Muskelschwäche, Lähmungen, Gefühlsstörungen, Schmerzen, Depressionen und Erschöpfung bis hin zu Fehlfunktionen von Enddarm und Harnblase.
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Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine akut oder subakut verlaufende Polyradikuloneuritis, die innerhalb von Tagen bis Wochen das Erkrankungsmaximum erreicht. Es kommt zu einer multifokalen Demyelinisierung und/oder axonalen Schädigung der peripheren Nerven und der Rückenmarkwurzeln. Initial treten unspezifische sensible Reizerscheinungen wie Kribbelparästhesien an Füßen und Händen sowie Rückenschmerzen auf, im Anschluss sind schlaffe Lähmungen typisch.
Basilarisspitzensyndrom
In seltenen Fällen kann ein Basilarisspitzensyndrom vorliegen. Typisch hierfür sind okuläre Symptome (Veränderungen der Okulo- sowie Pupillomotorik), kortikale Blindheit und Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Agitation).
Schwindel: Ein Symptom mit vielen Ursachen
Schwindel ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, das bei verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Es ist das Gefühl von Bewegung, wenn keine Bewegung da ist, oder eine gestörte Orientierung im Raum. Die Informationen, die der Sehapparat (Auge) an das Gleichgewichtsorgan im Ohr sendet, passen nicht exakt mit den dort gespeicherten Informationen zusammen. Das Gehirn kann die widersprüchlichen Informationen nicht korrekt verarbeiten.
Schwindel kann im Gehirn ausgelöst werden oder durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans im Ohr entstehen. Auch Störungen der Gefühlswahrnehmung an den Füßen (Polyneuropathie) können sich als Schwindel äußern. Ursachen können Blutdruckprobleme, Angstzustände, Schlaganfälle, Migräne, Gehirnerkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder die Nebenwirkungen von Medikamenten sein.
Drehschwindel
Drehschwindel ist eine spezielle Form des Schwindels, bei der sich alles um den Betroffenen herum dreht. Begleitend treten oft Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Nystagmus (zuckende Augenbewegungen) oder auch Ohrgeräusche auf.
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Ursachen für Drehschwindel können Verspannungen im Nacken, Probleme im Nacken- und Schulterbereich, gutartiger Lagerungsschwindel, Entzündungen des Gleichgewichtsnervs, Morbus Menière oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose sein.
Diagnose neurologischer Ursachen von Erbrechen und Schwindel
Bei plötzlichen Schweißausbrüchen und Übelkeit erfolgt eine umfassende Abklärung. Wenn der Verdacht auf eine neurologische Ursache besteht, sind folgende Untersuchungen wichtig:
- Anamnese: Der Arzt erkundigt sich ausführlich nach den Beschwerden und der Krankengeschichte.
- Körperliche Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung kann Hinweise auf eine Erkrankung des Nervensystems geben.
- Laboruntersuchung: Die Analyse von Blut, Stuhlprobe und Urin kann Informationen zur möglichen Ursache der Übelkeit geben.
- Bildgebende Verfahren: Mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich Schlaganfälle, Hirntumore oder Entzündungen im Gehirn nachweisen.
- Neurologische Untersuchungen: Spezielle Tests können die Funktion der Gleichgewichtsorgane überprüfen.
Behandlung neurologischer Ursachen von Erbrechen und Schwindel
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Bei bakteriellen Infektionen werden Antibiotika eingesetzt, bei viralen Infektionen antivirale Medikamente. Autoimmunerkrankungen werden mit Immunsuppressiva behandelt. Bei Schlaganfällen ist eine schnelle Behandlung entscheidend, um bleibende Schäden zu verhindern.
Gegen Übelkeit und Erbrechen werden in der Regel Antiemetika wie Metoclopramid und Domperidon verordnet. Bei Schwindel kann je nach Ursache eine Physiotherapie sinnvoll sein, um Gang- und Standunsicherheiten zu trainieren und die Gleichgewichtsreaktion zu verbessern.
Erste-Hilfe-Tipps bei Übelkeit
Liegt der Übelkeit keine ernste Erkrankung zugrunde, kann man häufig selbst einiges zur Linderung der Beschwerden unternehmen:
- Ingwer: Ein Stück der frischen Wurzel kauen oder als Tee aufbrühen.
- Bitterstoffe: Bitterstoffe aus Artischockenblättern, Enzianwurzel, Wermut und Angelika helfen oft nach Übelkeit aufgrund zu fetten Essens.
- Pfefferminz- und Kamillentee: Beruhigen den Magen bei akuter Gastritis.
- Schonkost: Tee, Zwieback oder mit Wasser zubereiteter Haferschleim werden bei akuter Übelkeit und Erbrechen empfohlen.
- Bauchwickel oder Wärmflasche: Helfen bei Übelkeit nach fettreicher Mahlzeit.
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