Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist eine plötzlich auftretende Schädigung des Gehirns, die durch eine Unterversorgung mit Sauerstoff verursacht wird. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Dabei wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Hält dieser Zustand über eine gewisse Zeit an, erhalten die grauen Zellen in den betroffenen Gehirnbereichen weder ausreichend Sauerstoff noch Nährstoffe und drohen somit abzusterben. Die Mehrheit der Betroffenen ist über 60 Jahre alt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, was unter anderem auf das höhere Lebensalter von Frauen und den stärkeren Einfluss des Risikofaktors Rauchen zurückzuführen ist.
Definition und Arten des Schlaganfalls
Schlaganfall (auch Gehirnschlag, Hirnschlag, Apoplexie, Hirninfarkt) bezeichnet die plötzlich auftretende Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall (weißer Schlaganfall): In etwa 80 % der Fälle wird ein Schlaganfall durch verstopfte Blutgefäße verursacht. Dies kann durch ein verschlepptes Blutgerinnsel (Embolus) oder eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) entstehen.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (roter Schlaganfall): Seltener wird ein Schlaganfall durch eine Blutung im Gehirn verursacht.
Ursachen und Risikofaktoren
Die größten Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind:
- Hoher Blutdruck: Erhöhter Blutdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Bluthochdruck ist tückisch, denn er verursacht zunächst keine Beschwerden. Betroffene bemerken das Problem oft erst spät. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu messen und erhöhte Werte behandeln zu lassen
- Vorhofflimmern: Bei Menschen mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko mindestens um das Fünffache erhöht.
- Hohe Cholesterinwerte: Bei erhöhten Cholesterinwerten steigt die Gefahr von Ablagerungen in den Blutgefäßen.
- Diabetes mellitus: Menschen mit Zuckerkrankheit erleiden mehr als doppelt so häufig einen Schlaganfall als solche ohne.
- Rauchen: Nikotin erhöht den Blutdruck und verengt die Blutgefäße. Das Risiko einen Hirninfarkt zu erleiden, ist für Raucher doppelt so hoch wie für Nichtraucher.
- Übergewicht & Bewegungsmangel: Übergewicht kann näherungsweise mit dem Body-Mass-Index (BMI) berechnet werden: Gewicht (in Kilogramm) geteilt durch Größe (in Metern) zum Quadrat. Bei Werten über 25 beginnt Übergewicht.
- Erbliche Faktoren: Eine weitere Ursache besteht in erblich bedingten Blutgerinnungsstörungen. Auch vererbte Herzerkrankungen erhöhen das Risiko.
- Weitere Ursachen: Traumatisch bedingte oder durch eine Bindegewebserkrankung hervorgerufene Risse in der Gefäßwand (Dissektionen) können ebenfalls Durchblutungsstörungen oder eine Gehirnblutung auslösen.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls treten plötzlich auf und können vielfältig sein. Es ist wichtig, die Anzeichen zu kennen und schnell zu handeln. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen (auch in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen)
- Plötzlich auftretende Sprachstörungen (abgehackte Sprechweise, kompletter Sprachverlust)
- Plötzliche Bewusstseinsstörungen (fehlende Orientierung bis hin zu langanhaltender Bewusstlosigkeit)
- Teilweise oder halbseitige Lähmung (Hemiparese) (oftmals hängender Mundwinkel oder hängendes Augenlid)
- Empfindungsstörungen (z. B. taubes Gefühl oder Kribbeln in einer Gesichtshälfte, einem Arm oder Bein, einer ganzen Körperhälfte)
- Schwierigkeiten beim Gehen (in Form von Schwanken oder Stürzen)
- Plötzliche Sehstörungen (Augenflimmern, Doppelbilder, Erblindung auf einem Auge)
- Plötzlicher heftiger Schwindel
- Schluckbeschwerden / Schluckstörungen (Dysphagie)
- Harninkontinenz
Der FAST-Test
Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall-Verdacht zu prüfen:
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- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen?
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Können nicht beide Arme gehoben werden oder sinken/drehen sie sich?
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen?
- Time (Zeit): Wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
Diagnose
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Folgende Untersuchungen werden durchgeführt:
- Körperliche Untersuchung: Der Notarzt stellt Puls und Atmung sicher, misst Blutdruck, Herzfrequenz und Blutzucker. Es erfolgt eine Befragung des Betroffenen und anwesender Personen zu Krankengeschichte, Symptomen und Risikofaktoren. Eine erste körperliche Untersuchung ermittelt Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Sprachvermögen/-verständnis und Gefühlsstörungen.
- Blutuntersuchung: Eine Blutabnahme gibt Aufschluss über Blutbild, Blutgerinnung, Entzündungsparameter sowie Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte.
- Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanz-Tomografie (MRT) ermöglichen eine Untersuchung des Gehirns, um festzustellen, ob ein ischämischer oder hämorrhagischer Schlaganfall vorliegt. Die Hirngefäße können mittels einer CT-Angiografie dargestellt werden, um Verstopfungen zu erkennen. Gegebenenfalls erfolgt auch eine Untersuchung der Hirndurchblutung mittels Kontrastmittel (CT-Perfusion).
- Doppler- und Duplexsonographie: Mit der Doppler- und Duplexsonographie der hirnversorgenden Gefäße kann vor allem der Nachweis von Gefäßkalk, kalkartigen (arteriosklerotischen) Ablagerungen, von Verengungen der Blutgefäße und von thrombotischen Verschlüssen erfolgen.
- Elektrokardiogramm (EKG): Mithilfe eines EKG und mit einem Langzeit- oder 24-Stunden-EKG können Herzrhythmusstörungen erkannt werden.
- Echokardiographie: Mit diesen Untersuchungen können die Funktionsfähigkeit des Herzens beschrieben und gefährliche Blutgerinnsel in den Herzhöhlen gefunden werden. Die Ultraschalluntersuchung kann von außen durch die Brust (Transthorakale Echokardiographie, TTE) oder über die Speiseröhre (Transösophageale Echokardiographie, TEE) erfolgen.
Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Art des Schlaganfalls ab:
Behandlung eines ischämischen Schlaganfalls
Bei einem ischämischen Schlaganfall gilt es, die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs schnellstmöglich wiederherzustellen.
- Systemische Thrombolyse (Lyse): Ein Blutgerinnsel-auflösendes Mittel wird über die Vene verabreicht. Diese Therapie sollte möglichst innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Symptome beginnen.
- Mechanische Thrombektomie: Ein dünner Katheter wird an die Stelle des Gefäßverschlusses geführt. Das Blutgerinnsel wird mithilfe des Katheters mechanisch entfernt und abgesaugt.
Behandlung eines hämorrhagischen Schlaganfalls
Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall gilt es, die Gehirnblutung zu stillen.
- Operation: Bei größeren Blutungen kann es nötig sein, das Blut mittels einer Operation zu beseitigen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann das Öffnen des Schädels sinnvoll sein.
- Blutdrucksenkung: Ist eine Blutung durch zu hohen Blutdruck bedingt, muss dieser vorsichtig gesenkt werden.
- Aneurysma-Behandlung: In manchen Fällen lässt sich das Leck im Gefäß verschließen, besonders bei Gefäßausstülpungen im Gehirn (Aneurysmen).
Folgen eines Schlaganfalls
Ungefähr die Hälfte aller Patienten, die einen Schlaganfall überleben, tragen bleibende Schäden davon, die ihren Alltag nachhaltig beeinträchtigen. Art und Ausmaß der Folgen sind davon abhängig, welches Hirnareal wie schwer geschädigt wurde. Betroffene sind nach einem Schlaganfall oftmals pflegebedürftig oder sogar schwerstbehindert.
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- Schluck-, Sprachstörungen und Störungen der Nahrungsaufnahme (Dysphagie): Bei ca. 70 % der Schlaganfallpatienten entstehen Störungen beim Sprechen, Essen, Trinken, Kauen und Schlucken.
- Lähmung (Hemiparese): Lähmungen des Gesichts oder einer Körperseite kommen häufig vor.
- Aufmerksamkeitsstörungen: Aufmerksamkeitsstörungen sind ebenfalls häufig und äußern sich z. B. in Form von mangelnder Konzentrationsfähigkeit.
- Gedächtnisstörungen: Manche Patienten haben Probleme, das Wissen abzurufen, das vor dem Hirninfarkt erworben wurde.
- Störung der Sinnesempfindungen: Manche Betroffene können nach einem Schlaganfall Wärme- und Kältereize nicht mehr unterscheiden oder wahrnehmen.
- Epilepsie: Vor allem bei Infarkten in der rechten Gehirnhälfte ist das Risiko einer Epilepsie hoch.
- Embolien und Thrombose: Längere Bettlägrigkeit kann die Bildung von Thromben begünstigen.
- Schwaches Immunsystem: Körper und Immunsystem sind nach einem Apoplex stark geschwächt.
- Depressionen: Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall.
Vorbeugung
Es gibt viele Möglichkeiten, einem Schlaganfall vorzubeugen:
- Vermeiden Sie Bluthochdruck!
- Vermeiden Sie Übergewicht!
- Hören Sie auf zu rauchen!
- Achten Sie auf Ihren Cholesterinspiegel!
- Ernähren Sie sich gesund! Essen Sie viel Obst und Gemüse und Nüsse. Nutzen Sie Olivenöl anstatt Butter zum Braten, essen Sie weniger Wurst und Fleisch, dafür öfter Fisch.
- Konsumieren Sie Alkohol nur in Maßen!
- Bewegen Sie sich ausreichend! Durch Bewegung bauen Sie Übergewicht ab, verbessern Blutdruck- und Blutfettwerte und halten die Gefäße elastisch.
- Herzrhythmusstörungen mit dem Arzt klären!
- Diabetes gut einstellen!
- Vermeiden Sie Stress!
Schlaganfall und Erbrechen/Durchfall
Die Kombination von Schlaganfall und Erbrechen/Durchfall ist nicht direkt ursächlich miteinander verbunden. Erbrechen und Durchfall sind keine typischen direkten Symptome eines Schlaganfalls, können aber indirekt damit zusammenhängen.
- Übelkeit und Erbrechen: Plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen können Symptome eines Schlaganfalls sein, insbesondere wenn sie zusammen mit anderen neurologischen Ausfällen auftreten.
- Stressreaktion: Der Körper kann mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auf den Stress und die Belastung durch den Schlaganfall reagieren.
- Medikamente: Einige Medikamente, die zur Behandlung des Schlaganfalls oder seiner Begleiterkrankungen eingesetzt werden, können als Nebenwirkung Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall verursachen.
- Komplikationen: In seltenen Fällen können Komplikationen nach einem Schlaganfall, wie beispielsweise eine Lungenentzündung oder eine Harnwegsinfektion, mit gastrointestinalen Symptomen einhergehen.
- Hirndruck: Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall kann der erhöhte Hirndruck Übelkeit und Erbrechen verursachen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn nach einem Schlaganfall Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auftreten, sollte dies dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden, um die Ursache abzuklären und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einzuleiten.
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