Demenz ist eine der häufigsten und gefürchtetsten Erscheinungen im Alter, nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Hunden. Die Vorstellung, sich an nichts mehr erinnern zu können und einen rasanten geistigen Verfall zu erleben, ist erschreckend. Auch bei alten Hunden können die geistigen Fähigkeiten in kurzer Zeit rapide abnehmen. Die Symptome des sogenannten Kognitiven Dysfunktionssyndroms (CDS) sind vergleichbar mit denen der menschlichen Demenz. Früh erkannt, kann die Krankheit jedoch oft behandelt werden.
Was ist Demenz beim Hund?
Beim Hund wird Demenz oft als kognitive Dysfunktion bezeichnet. Es handelt sich um eine altersbedingte Erkrankung, die das Gehirn des Hundes betrifft und dessen geistige Fähigkeiten nach und nach abbaut. Diese Erkrankung ähnelt in vielerlei Hinsicht der Demenz beim Menschen, bei der das Gehirn an Kapazität verliert, sich zu erinnern, zu lernen und sich zu orientieren.
Ursachen
Im Alter können sich im Gehirn Ablagerungen bilden, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen beeinträchtigen. Dies führt zu einem langsamen Verlust der kognitiven Funktionen. Die Alterung der Blutgefäße setzt bei Menschen wie bei Säugetieren ein und das Gehirn wird nicht mehr gut durchblutet, was die Gedächtnisleistung beeinträchtigt. Die Aktivität des Neurotransmitters Acetylcholin, der für die Gedächtnisleistung mitverantwortlich ist, lässt im Alter nach.
Diagnose
Die Diagnose einer CDS ist schwierig, da die meisten Symptome auch vielfältige andere, rein körperliche Ursachen haben könnten. Bevor die Demenz in Betracht gezogen wird, sollten deshalb alle körperlichen Krankheiten vom Tierarzt ausgeschlossen werden. Eine sichere Diagnose kann nur der Tierarzt nach umfassenden neurologischen Untersuchungen stellen.
Anzeichen und Symptome
Nicht jeder Hund zeigt die gleichen Symptome und auch nicht in gleicher Intensität oder Frequenz, aber es gibt einige typische Anzeichen, auf die man achten kann:
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- Verwirrung und Desorientierung: Der Hund wirkt manchmal, als wüsste er nicht, wo er ist. Er könnte sich in bekannten Räumen verlaufen oder Schwierigkeiten haben, vertraute Wege zu finden.
- Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus: Der Hund ist nachts wach und tapert durch die Wohnung, während er tagsüber mehr als gewöhnlich schläft.
- Vergesslichkeit: Der Hund scheint grundlegende Signale oder Gewohnheiten zu vergessen. Er könnte nicht mehr wissen, wie er durch die Tür geht oder wie man bestimmte Spiele spielt.
- Verminderte Interaktion: Hunde mit Demenz verlieren oft das Interesse an Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet haben. Sie könnten weniger an Interaktionen mit dem Besitzer oder anderen Tieren interessiert sein.
- Unruhe oder Angstzustände: Manche Hunde entwickeln Ängste, die vorher nicht da waren, oder wirken generell unruhiger und ängstlicher.
- Inkontinenz: Der Hund verliert die Kontrolle über Blase und Darm.
- Motorische Fehlfunktionen: Plötzliche, nicht situationsbedingte motorische Fehlfunktionen treten auf.
- Stereotypes Verhalten: Der Hund dreht sich im Kreis oder läuft im Kreis. Um seine eigene Achse.
Diese Symptome können im Laufe der Zeit immer deutlicher werden und das tägliche Leben sowohl für den Hund als auch für den Besitzer erheblich beeinflussen.
Erfahrungen von Hundehaltern
Viele Hundehalter berichten von ähnlichen Erfahrungen mit ihren dementen Hunden. Ein häufiges Problem ist die Desorientierung, bei der die Hunde sich in vertrauter Umgebung verirren oder vor Hindernissen stehen bleiben und nicht wissen, wie sie diese überwinden sollen. Auch das nächtliche Umherwandern und Jaulen ist eine große Belastung für die Besitzer.
Einige Hundehalter haben festgestellt, dass ihre Hunde plötzlich aggressiv werden oder ihre Besitzer nicht mehr erkennen. Dies kann sehr beängstigend und belastend sein.
Trotz der Herausforderungen betonen viele Hundehalter, dass sie ihre Hunde weiterhin lieben und ihnen die bestmögliche Lebensqualität bieten möchten. Sie passen ihren Alltag an die Bedürfnisse ihrer Hunde an und suchen nach Möglichkeiten, die Symptome zu lindern.
Persönliche Geschichten
- Eine Hundehalterin berichtet, dass ihr Hund Luna, ein 14 1/2 Jahre alter Border Collie Spitz Mix, an Demenz erkrankt ist. Sie läuft nachts stundenlang umher, erkennt ihre Besitzer nicht mehr und schnappt manchmal nach ihnen oder anderen Hunden. Sie ist inkontinent und findet sich manchmal zwischen einer Wand und einem Schrank stehend wieder.
- Ein anderer Hundehalter erzählt, dass sein Hund Paul anfing, in Ecken zu laufen, in die er vorher nie gelaufen ist, und nicht wieder herausfand. Er wurde unruhig und machte sich öfter vokal bemerkbar.
- Ein weiterer Hundehalter berichtet, dass sein Hund Luzius, ein Mischling, blind, taub und dement geworden ist. Er dreht sich im Kreis, steht mit dem Kopf zur Wand und jault. Er kann sich nicht mehr orientieren und läuft am Aufzug gegen sein Spiegelbild.
Umgang mit einem dementen Hund
Eine Demenzdiagnose bei einem Hund ist eine schwere Nachricht und es ist völlig normal, sich zu Beginn überfordert zu fühlen. Doch auch in dieser schwierigen Situation gibt es Wege, wie man den Hund unterstützen kann:
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- Tierärztliche Beratung: Wenn der Verdacht besteht, dass der Hund an Demenz leidet, ist der erste Schritt immer der Gang zum Tierarzt. Nur ein Experte kann eine genaue Diagnose stellen und den besten Rat geben. Der Tierarzt wird möglicherweise eine körperliche Untersuchung durchführen und auch Bluttests oder bildgebende Verfahren anordnen, um andere Krankheiten auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen könnten.
- Alltag anpassen: Sobald die Diagnose feststeht, ist es wichtig, den Alltag des Hundes so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten. Routinen können dem Hund helfen, sich sicherer zu fühlen. Feste Fütterungs- und Gassigehzeiten sollten eingehalten und größere Veränderungen in der Umgebung des Hundes vermieden werden. Bekanntes fördern, um es zu festigen, aber den Hund nicht zu unbekannten Ufern herausfordern.
- Erinnerungshilfen schaffen: Kleine Anpassungen im Zuhause können helfen, dem Hund Orientierung zu geben. Das Aufstellen von Markierungen, wie zum Beispiel farbige Teppiche an Türen, kann helfen, Verwirrung zu reduzieren. Auch der Einsatz von Nachtlichtern kann für einen beruhigenden Effekt sorgen.
- Geduld und Verständnis: Der Hund wird Momente haben, in denen er verwirrt oder ängstlich ist. In solchen Momenten ist es wichtig, ihm Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Ein sanftes Streicheln oder eine vertraute Stimme kann Wunder wirken. Es ist jedoch auch wichtig, Geduld mit sich selbst zu haben. Es wird vielleicht Momente der Frustration geben und das ist völlig in Ordnung.
- Ernährung anpassen: Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der kognitiven Funktionen und kann dazu beitragen, einige der Symptome der Demenz zu mildern. Ein ausgewogenes Seniorfutter, das auf die Bedürfnisse älterer Hunde abgestimmt ist, ist wichtig. Studien zufolge kann sowohl Übergewicht als auch Untergewicht den Verlauf einer Demenz bei Hunden negativ beeinflussen. Je nach Stadium der Demenz des Hundes muss die Fütterung unter Umständen verändert werden. Bei Untergewicht kann es zum Beispiel nötig sein, auf leicht verdauliches Futter umzustellen. Bei Appetitmangel kann es helfen, Feuchtfutter leicht aufzuwärmen (handwarm), damit Hunde mit Demenz den Geruch des Futters besser wahrnehmen können.
- Futterzusätze: Bestimmte Futterzusätze können eine gesunde Hirnfunktion unterstützen. Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und sind wichtige Bestandteile der Zellmembranen von Nervenzellen. Mittelkettige Fettsäuren (MCT) können den Hirnzellen als alternative Energiequelle dienen und die Hirnfunktion bei alten Hunden verbessern helfen. Eine mit Antioxidantien und B-Vitaminen angereicherte Ernährung kann helfen, oxidativen Stress im Gehirn zu reduzieren. Entspannungsfördernde Zusätze können dazu beitragen, den Stresslevel alter Hunde zu senken und einen ruhigen Schlaf zu fördern.
- Medikamentöse Behandlung: Es gibt spezielle Medikamente, die darauf abzielen, die kognitive Funktion zu verbessern und Symptome wie Verwirrung und Angst zu lindern. Auch Medikamente gegen andere altersbedingte Erkrankungen, die nicht direkt mit der Demenz zusammenhängen, können hilfreich sein.
- Verhaltenstraining: Ein spezielles Training kann hilfreich sein, um dem Hund zu helfen, sich besser zu orientieren und stressige Situationen zu bewältigen.
- Unterstützung suchen: Der Austausch mit anderen Hundehaltern, die Ähnliches durchmachen, kann ebenfalls hilfreich sein. Es gibt auch Selbsthilfegruppen und Online-Foren, in denen man sich austauschen und Unterstützung finden kann.
Selbstfürsorge für Hundehalter
Die Pflege eines dementen Hundes kann sehr anstrengend sein. Es ist wichtig, dass man in dieser Zeit auch auf sich selbst achtet:
- Selbstfürsorge: Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur für Ihren Hund, sondern auch für sich selbst sorgen. Gönnen Sie sich Pausen und scheuen Sie sich nicht, Hilfe von Freunden oder Familie anzunehmen.
- Realistische Erwartungen: Es ist leicht, sich in der Pflege des Hundes zu verlieren und zu erwarten, dass man immer die richtige Lösung findet. Doch nicht jede Situation ist perfekt lösbar. Seien Sie nicht zu streng mit sich selbst und akzeptieren Sie, dass es manchmal keine klare Antwort gibt.
- Tagebuch schreiben: Damit Sie Verhaltensweisen auch objektiv betrachten können und nicht emotional mit Ihren Gefühlen vermischt - das hilft oft, um Entscheidungen zu treffen.
- Das Schöne bewahren: Auch wenn der Hund an Demenz leidet, gibt es immer noch schöne Momente, die man gemeinsam genießen kann.
Wann ist es genug?
Die Frage, wann es Zeit ist, den Hund gehen zu lassen, ist die schwerste von allen und es gibt darauf keine einfache Antwort. Jeder Hund ist einzigartig und was für den einen richtig ist, muss es für den anderen nicht sein. Der Zeitpunkt, den Hund von seinem Leiden zu erlösen, ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, die man zusammen mit dem Tierarzt treffen sollte.
Einige Zeichen, dass es Zeit sein könnte, den Hund von seinem Leiden zu erlösen, können sein:
- Stark eingeschränkte Lebensqualität: Wenn der Hund keine Freude mehr am Leben hat und sich seine Tage hauptsächlich durch Verwirrung, Angst und Unwohlsein auszeichnen, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass es Zeit ist, loszulassen.
- Unerträgliche Schmerzen: Wenn der Hund Schmerzen hat, die nicht mehr ausreichend gelindert werden können, sollte auch das in die Überlegungen einbezogen werden.
- Keine Verbesserung in Sicht: Wenn alle Behandlungsversuche ausgeschöpft sind und keine Besserung mehr zu erwarten ist, kann es gnädiger sein, dem Hund den weiteren Leidensweg zu ersparen.
Es ist wichtig, dass man in dieser Zeit auf sein Herz hört und sich von seinem Tierarzt gut beraten lässt.
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