Erholung nach schwerem Schlaganfall: Therapie und Rehabilitation

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Umso wichtiger ist eine schnelle und effiziente Behandlung, um die Schäden im Gehirn zu minimieren und die bestmögliche Erholung zu gewährleisten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen, die nach einem schweren Schlaganfall zur Verfügung stehen, und gibt Einblicke in den Genesungsprozess.

Akutversorgung: "Time is Brain"

Bei einem akuten Schlaganfall zählt jede Minute. Je schneller ein Patient behandelt wird, desto mehr Nervenzellen im Gehirn können gerettet werden. In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfallpatienten, sogenannte "Stroke Units", die auf die multidisziplinäre Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind.

Diagnose und Behandlung in der Akutphase

Die Diagnose erfolgt in der Regel schnell mittels bildgebender Verfahren wie CT und MRT. Steht die Ursache des Schlaganfalls fest, wird mit der Behandlung begonnen. Ist ein Blutgerinnsel die Ursache, kann eine Thrombolyse oder "Lyse-Therapie" erfolgen, bei der Medikamente verabreicht werden, die das Gerinnsel auflösen sollen. In bestimmten Fällen kann auch eine Thrombektomie durchgeführt werden, bei der das verschlossene Gefäß mit einem Katheter wiedereröffnet wird. Bei einer Hirnblutung kann eine Operation am offenen Gehirn notwendig sein, um den Blutdruck zu senken und Komplikationen zu behandeln. Bewusstlose oder beatmungspflichtige Patienten werden auf der Intensivstation überwacht.

Bedeutung der Stroke Units

Die Behandlung auf spezialisierten Stroke Units hat sich als überlegen gegenüber der Behandlung auf Allgemeinstationen erwiesen. Die Spezialisierung und Fokussierung der medizinischen Teams hat die Mortalitäts- und Morbiditätsraten des akuten Schlaganfalls erheblich gesenkt.

Rehabilitation: Ein individueller Weg zurück ins Leben

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist stets individuell, denn letztlich gleicht kaum ein Schlaganfall dem anderen. Ziel ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen, verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und den Alltag so weit wie möglich wieder selbstständig bewältigen zu können.

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Frührehabilitation

Oberstes Ziel der Frührehabilitation ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen, die durch den Schlaganfall möglicherweise geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten.

Phasen der neurologischen Rehabilitation

Die Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland ist nach dem Phasenmodell der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation gestuft. Dieses Modell umfasst verschiedene Phasen:

  • Phase A: Akuttherapie auf einer Stroke Unit
  • Phase B: Neurologische Frührehabilitation mit hohem Bedarf an (intensiv)medizinischer Behandlung
  • Phase C: Rehabilitationsphase, in der die Patienten bereits mitarbeiten können, jedoch noch kurativmedizinisch und mit pflegerischem Aufwand betreut werden müssen
  • Phase D: Rehabilitationsphase nach Abschluss der Frühmobilisation, Anschlussheilbehandlung im engeren Sinne
  • Phase E: Berufliche Wiedereingliederungsversuche
  • Phase F: Dauerhafte unterstützende, betreuende oder zustandserhaltende Maßnahmen

Therapieansätze in der Rehabilitation

Je nach Bedarf können verschiedene Maßnahmen und Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können:

  • Physiotherapie/Krafttraining: Übungen zum Aufstehen, Gehen, Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer, um die Mobilität wiederherzustellen.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Ergotherapie: Training von Alltagsfertigkeiten, Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen.
  • Neuropsychologische Therapie: Training von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, sowie der Umgang mit Einschränkungen im Alltag.
  • Pflege: Aktivierende Pflege zur Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben.

Motorische Funktionserholung

Die Rehabilitation des Gehens umfasst verschiedene Übergangsphasen, vom Bett liegenden Patienten bis zum gehfähigen Patienten, der schnell und sicher gehen lernt. Gangmaschinen können unterstützend eingesetzt werden, um die Anzahl der geübten Schritte pro Trainingseinheit zu erhöhen.

Die Rehabilitation der Arm- und Handfunktion ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation, da eine Parese der oberen Extremität bei vielen Patienten auftritt. Funktionstherapeuten trainieren repetitiv die Kraft, Koordination und Geschwindigkeit der Arm- und Handfunktion und integrieren diese in den Alltag des Patienten. Bei einem erlernten Nichtgebrauch der oberen Extremität kann die "Constrained Induced Movement Therapy" eingesetzt werden.

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Kognitive Funktionserholung

Die neurokognitive Funktionserholung bezieht sich auf Bewusstsein, Aufmerksamkeit, Sprache, Gedächtnis und Planung. Eine logopädische Therapie kann die Sprachfunktionen verbessern.

Hilfsmittel und Unterstützung im Alltag

Je nach Bedarf kann der Arzt geeignete Hilfsmittel verschreiben, die den Alltag erleichtern. Es ist wichtig, offen über alle Herausforderungen in der Alltagsgestaltung zu sprechen, um die notwendige Unterstützung zu erhalten.

Dauer und Kostenträger der Rehabilitation

Wie lange der Reha-Aufenthalt dauert und welcher Kostenträger zuständig ist, richtet sich nach mehreren Faktoren im Einzelfall.

Neuromodulation

Neuromodulation kann eingesetzt werden, um die Funktionserholung zu unterstützen.

Faktoren, die die Erholung beeinflussen

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Funktionserholung nach einem Schlaganfall:

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  • Lokalisation, Ausmaß und Art des Hirninfarktes: Diese Faktoren bestimmen maßgeblich die Funktionserholung.
  • Alter: Ältere Menschen zeigen gemeinhin eine schlechtere Funktionserholung als jüngere.
  • Reservekapazität des Gehirns: Die Freiheit von Vorschädigungen durch subklinische vaskuläre Läsionen spielt eine wichtige Rolle.
  • Aktiver Lebensstil vor dem Schlaganfall: Menschen mit einem aktiven Lebensstil und wenig Vorschädigung der weißen Hirnsubstanz zeigen eine bessere Erholung.
  • Intensität und Frequenz des Trainings: Diese Faktoren haben sich als prognoserelevant herausgestellt.

Leben nach der Rehabilitation

Auch nach der stationären oder ambulanten Rehabilitation ist es wichtig, die Therapie fortzusetzen und den Alltag aktiv zu gestalten.

Nachsorge und Anpassung des Lebensstils

Nach einem Reha-Aufenthalt erfolgt die Schlaganfall-Nachsorge durch einen Neurologen. Gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt wird unter Umständen auch der Lebensstil angepasst, zum Beispiel durch eine Ernährungsumstellung oder mehr körperliche Aktivität.

Unterstützung durch Selbsthilfegruppen

Sowohl für Schlaganfall-Patienten selbst als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben.

Ernährung und Prävention

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Eine gesunde Ernährung im Alter kann Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte in Schach halten.

Fahrtüchtigkeit nach einem Schlaganfall

Ob man nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren kann, sollte man zunächst mit seinem Arzt besprechen. Zur Überprüfung der Eignung kann man sich bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde melden.

Unterstützung für Angehörige

Ein Schlaganfall kann für Patienten sowie auch für deren Angehörige belastend sein. Es ist wichtig, füreinander da zu sein, an allen Erfolgen festzuhalten und sich nicht scheuen, ärztlichen Rat einzuholen und nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.

Pflegeleistungen

Prüfen Sie auch Ihren möglichen Anspruch auf Pflegeleistungen der Pflegeversicherung. Grundvoraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad.

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