Erholung nach epileptischem Anfall: Maßnahmen und Erste Hilfe

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns, bei der Nervenzellen übermäßig aktiv sind und unkontrollierte Signale senden. Ein epileptischer Anfall kann verschiedene Ursachen haben und sich in unterschiedlicher Form äußern. Es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Anfällen zu kennen, um angemessen reagieren und Betroffenen helfen zu können.

Arten von epileptischen Anfällen

Epileptische Anfälle lassen sich grob in zwei Hauptkategorien einteilen: fokale und generalisierte Anfälle.

  • Fokale Anfälle: Diese Anfälle betreffen nur einen Teil des Gehirns. Die Symptome hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Beobachtbare Anzeichen können Zuckungen, Verkrampfungen oder Versteifungen bestimmter Körperteile sein. Einige Betroffene erleben Kribbeln, plötzliche Wärme oder Kälte, Halluzinationen oder Bewusstseinsstörungen. Bei komplexen fokalen Anfällen können Automatismen wie Kauen, Schmatzen, Scharren mit den Füßen oder Nesteln an der Kleidung auftreten, an die sich die Betroffenen später nicht erinnern.

  • Generalisierte Anfälle: Diese Anfälle betreffen das gesamte Gehirn. Sie können sich als Muskelzuckungen oder -krämpfe im ganzen Körper äußern, oft begleitet von Bewusstseinsstörungen. Eine milde Form ist die Absence, eine kurze geistige Abwesenheit, bei der die Betroffenen für einige Sekunden abwesend wirken und ins Leere blicken. Die häufigste Form ist der große Krampfanfall (Grand Mal), der in zwei Phasen verläuft: Zuerst versteift sich der ganze Körper, die Betroffenen verlieren das Bewusstsein und atmen flach. Danach folgt eine Phase mit unkontrollierten Zuckungen.

Ein fokaler Anfall kann sich zu einem generalisierten Anfall ausweiten, wenn die Nervenzellen im gesamten Gehirn überreagieren.

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Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Ein epileptischer Anfall ist in den meisten Fällen kein Notfall, da er in der Regel von selbst aufhört und keine direkten Schäden am Gehirn verursacht. Die Hauptgefahr besteht darin, dass sich die Betroffenen während des Anfalls verletzen oder einen Kreislaufkollaps erleiden. Als Ersthelfer ist es wichtig, die Betroffenen vor Verletzungen zu schützen und zu wissen, wann ein Notarzt gerufen werden muss.

Grundregeln der ersten Hilfe

  • Ruhig bleiben: Ein epileptischer Anfall kann beunruhigend wirken, ist aber meist harmlos und dauert in der Regel nur wenige Sekunden bis Minuten.
  • Auf die Uhr schauen: Notieren Sie den Beginn und das Ende des Anfalls.
  • Verletzungen verhindern: Schützen Sie den Kopf der Betroffenen, indem Sie ihn beispielsweise mit einem Kleidungsstück oder Kissen abpolstern. Entfernen Sie gefährliche Gegenstände aus der Umgebung.
  • Nicht festhalten: Versuchen Sie nicht, die krampfenden Arme und Beine festzuhalten, da dies zu Verletzungen führen kann.
  • Nichts in den Mund schieben: Versuchen Sie nicht, den Mund zu öffnen oder einen Gegenstand zwischen die Zähne zu schieben, auch wenn sich die Person auf die Zunge beißt.
  • Atemwege prüfen und freihalten: Falls die Betroffenen bewusstlos sind, prüfen Sie die Atemwege auf Erbrochenes oder Speichel und befreien Sie diese gegebenenfalls. Drehen Sie den Kopf auf eine Seite, um ein Verschlucken zu verhindern.
  • Stabile Seitenlage: Bringen Sie die Betroffenen nach dem Anfall in die stabile Seitenlage, insbesondere wenn sie bewusstlos sind oder einschlafen.
  • Beobachten und dokumentieren: Machen Sie sich Notizen oder ein Handyvideo vom Ablauf des Anfalls, um wichtige Informationen für den Arzt zu sammeln. Achten Sie auf die Dauer, die Symptome und den Verlauf des Anfalls.
  • Betroffene nicht allein lassen: Bleiben Sie bei den Betroffenen, bis sie sich wieder orientieren können und die Verwirrtheit nachgelassen hat. Bieten Sie Unterstützung an und rufen Sie gegebenenfalls einen Notfallkontakt an.

Wann muss ein Notarzt gerufen werden?

  • Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert (Status epilepticus).
  • Wenn auf den ersten Anfall direkt ein zweiter Anfall folgt, ohne dass die Betroffenen zwischendurch wieder zu Bewusstsein kommen.
  • Wenn es durch den Anfall zu Verletzungen gekommen ist.
  • Wenn es sich um den ersten epileptischen Anfall der Betroffenen handelt.
  • Wenn die Betroffenen nach dem Anfall nicht wieder zu sich kommen.
  • Wenn Atemprobleme auftreten.

Notfallmedikamente

Einige Menschen mit Epilepsie tragen ein Notfallmedikament bei sich, das bei einem längeren Anfall verabreicht werden kann. Dieses Medikament wird in der Regel als Zäpfchen in den After eingeführt oder als Spray in die Nase oder Wangentasche gegeben. Falls ein Notfallmedikament verabreicht wurde, informieren Sie den Notarzt darüber.

Maßnahmen nach einem epileptischen Anfall

Nach einem epileptischen Anfall benötigen die Betroffenen Zeit, um sich zu erholen. Die postiktale Phase, also die Zeit nach dem Anfall, kann einige Minuten bis mehrere Stunden dauern. In dieser Phase können verschiedene Symptome auftreten, wie Verwirrtheit, Sprachstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen.

Was Sie tun können

  • Ruhe und Erholung: Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung und ermöglichen Sie den Betroffenen, sich auszuruhen und zu schlafen, wenn sie müde sind.
  • Unterstützung und Orientierung: Bieten Sie Unterstützung und helfen Sie den Betroffenen, sich wieder zu orientieren. Beantworten Sie Fragen und erklären Sie, was passiert ist.
  • Beobachtung: Beobachten Sie die Betroffenen aufmerksam und achten Sie auf Anzeichen von Komplikationen, wie Atemnot oder anhaltende Bewusstseinsstörungen.
  • Medizinische Versorgung: Informieren Sie den behandelnden Arzt über den Anfall und eventuelle Begleitsymptome. Gegebenenfalls ist eine Anpassung der Medikation erforderlich.

Was Sie vermeiden sollten

  • Überforderung: Vermeiden Sie es, die Betroffenen zu überfordern oder zu stressen.
  • Alleine lassen: Lassen Sie die Betroffenen nicht alleine, bis sie sich vollständig erholt haben.
  • Druck ausüben: Üben Sie keinen Druck aus, wenn die Betroffenen nicht sofort wieder aktiv werden möchten.

Leben mit Epilepsie

Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen beeinflussen kann. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und Strategien zu entwickeln, um mit den Herausforderungen umzugehen.

Selbsthilfemaßnahmen

  • Regelmäßiger Lebensstil: Ein geordneter Tagesablauf mit ausreichend Schlaf, regelmäßigen Mahlzeiten und Stressbewältigung kann helfen, Anfälle zu vermeiden.
  • Medikamenteneinnahme: Die regelmäßige und konsequente Einnahme der verordneten Medikamente ist entscheidend für die Anfallskontrolle.
  • Vermeidung von Triggern: Identifizieren Sie mögliche Auslöser für Anfälle und vermeiden Sie diese so gut wie möglich.
  • Notfallplan: Erstellen Sie einen Notfallplan, der Informationen über die Erkrankung, die Medikation und Notfallkontakte enthält. Tragen Sie einen Notfallausweis bei sich.
  • Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit anderen Betroffenen, Angehörigen oder Fachleuten über Ihre Erfahrungen und suchen Sie Unterstützung.

Berufliche und soziale Aspekte

  • Berufswahl: Wählen Sie einen Beruf, der keine erhöhte Selbst- oder Fremdgefährdung mit sich bringt und eine regelmäßige Lebensführung ermöglicht.
  • Fahrtüchtigkeit: Beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen zur Fahrtüchtigkeit bei Epilepsie.
  • Soziale Integration: Informieren Sie Ihr Umfeld über Ihre Erkrankung und suchen Sie den Kontakt zu anderen Menschen.

Rehabilitation bei Epilepsie

Eine medizinische Rehabilitation kann Menschen mit Epilepsie helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Im Rahmen einer Reha werden verschiedene Therapieangebote angeboten, wie Physiotherapie, Ergotherapie, Neuropsychologie, Logopädie, Sporttherapie, Sozialberatung und Ernährungsberatung. Ziel der Reha ist es, die Betroffenen bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu verbessern und ihre berufliche und soziale Integration zu fördern.

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