Demenz ist ein Begriff, der viele Menschen beunruhigt. Er steht für den allmählichen Verlust von Gedächtnis und anderen geistigen Fähigkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Demenz, die verschiedenen Formen und Stadien, die Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und gibt Tipps zum Umgang mit Demenzkranken.
Was bedeutet Demenz?
Der Begriff „Demenz“ beschreibt die allmähliche Verschlechterung geistiger Fähigkeiten, wie z. B. des Erinnerungsvermögens, der Orientierung und des Denkvermögens. Es ist wichtig zu verstehen, dass Demenz keine eigenständige Krankheit ist, sondern ein Symptom, das durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden kann. Die meisten Demenzen sind die Folge chronischer, unheilbarer Hirnerkrankungen, die irreversible Schäden im Hirngewebe verursachen. Diese werden als primäre Demenzen bezeichnet. Ein kleinerer Teil der Demenzen beruht auf Erkrankungen, die nicht direkt das Gehirn betreffen, wie z. B. Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel oder chronische Vergiftungen. In diesen Fällen kann die Demenz umkehrbar (reversibel) sein und wird als sekundäre Demenz bezeichnet.
Kognition: Die Grundlage unserer geistigen Fähigkeiten
Der Begriff „Kognition“ umfasst die vielfältigen geistigen Fähigkeiten und Vorgänge, die es Menschen ermöglichen, Informationen zu verarbeiten und Handlungen auszuführen. Dazu gehören Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Konzentration, Denken, Problemlösen, Gedächtnis, Lernen, Erinnern, Vorstellungskraft, Planung, Orientierung, Sprache, Sprachverständnis, Motivation, Handlungswille, Handlungsteuerung, Kontrolle über das eigene Verhalten, Entscheidungsfindung und Urteilsbildung. Bei einer Demenzerkrankung können zunächst nur bestimmte kognitive Fähigkeiten gestört sein, z. B. das Kurzzeitgedächtnis oder die Sprache. Im weiteren Verlauf sind jedoch alle kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt oder gehen vollständig verloren.
Risikofaktoren für Demenz
Die Ursachen für Alzheimer und viele andere Demenzerkrankungen sind noch nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für eine Demenz erhöhen können. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
- Kopfverletzungen
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Feinstaubbelastung
- Mangelnde Bildung
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Eingeschränkte Hörfähigkeit
- Rauchen
- Diabetes
- Depressionen
- Bewegungsmangel
- Mangel an sozialen Kontakten
Wie häufig ist Demenz?
Das Risiko für Demenzerkrankungen steigt mit zunehmendem Alter. In der Altersgruppe der 65- bis 70-Jährigen sind weniger als drei Prozent von Alzheimer betroffen. Im Alter von 85 Jahren ist etwa jeder Fünfte und ab 90 Jahren bereits jeder Dritte betroffen. Weltweit sind derzeit etwa 50 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. In Europa geht man von zehn Millionen Menschen mit Demenzerkrankung aus, in Deutschland von 1,6 Millionen. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge könnte die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf weltweit 150 Millionen ansteigen, in Deutschland auf schätzungsweise drei Millionen.
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Formen der Demenz
Es gibt verschiedene Formen von Demenz, wobei die Alzheimer-Demenz die häufigste ist. An zweiter Stelle steht die vaskuläre Demenz, gefolgt von einer Kombination aus Alzheimer und vaskulärer Demenz. Eine weitere wichtige Form ist die frontotemporale Demenz.
Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Krankheit führt zu einer fortschreitenden und unumkehrbaren Zerstörung von Gehirnzellen. Die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen nimmt stetig ab, und auch die Persönlichkeit verändert sich. Die genauen Ursachen für das Absterben der Gehirnzellen sind noch nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass Ablagerungen bestimmter Eiweiße und eine Verringerung des Botenstoffs Acetylcholin, der für das Funktionieren des Gedächtnisses wichtig ist, eine Rolle spielen. In etwa zwei Prozent der Fälle ist die Alzheimer-Demenz genetisch bedingt. Bei den übrigen Fällen spielt die erbliche Veranlagung eine untergeordnete Rolle. Schwere Kopfverletzungen oder Schlaganfälle können das Demenzrisiko erhöhen.
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre oder gefäßbedingte Demenz entsteht durch Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn. Diese Erkrankungen führen zu Durchblutungsstörungen und damit zu Sauerstoffmangel im Hirngewebe. Wenn die Durchblutungsstörungen andauern, sterben die schlecht durchbluteten Gehirnregionen ab. Dies führt zu kognitiven Störungen, die der Alzheimer-Demenz ähneln. Zusätzlich leiden Patienten mit vaskulärer Demenz häufig an körperlichen Beschwerden. Die häufigsten Ursachen für die vaskuläre Demenz sind hoher Blutdruck, Herzkrankheiten, Diabetes mellitus und Rauchen.
Frontotemporale Demenz
Die frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung, bei der vor allem Nervenzellen im Stirnhirn (Frontallappen) und im Schläfenlappen (Temporallappen) untergehen. Menschen mit einer frontotemporalen Demenz zeigen vor allem ein verändertes Sozialverhalten und können ihr Verhalten schlechter kontrollieren. Die frontotemporale Demenz beeinträchtigt auch das Sprachverständnis der Betroffenen. Im Vergleich zu anderen Demenzformen tritt die frontotemporale Demenz häufig in einem jüngeren Alter auf, meist zwischen 40 und 65 Jahren. Die Ursachen sind nicht bekannt, aber es gibt Hinweise auf eine erbliche Veranlagung.
Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ähnelt der Alzheimer-Krankheit stark, wodurch sie schwer voneinander zu unterscheiden sind. Kennzeichnend sind starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit und der Aufmerksamkeit, optische Halluzinationen und leichte Parkinsonsymptome.
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Demenz bei Morbus Parkinson
Das Hauptsymptom der Parkinson-Krankheit ist eine chronische Verlangsamung aller Bewegungsabläufe. Bei ca. einem Drittel der Betroffenen entwickelt sich im späten Stadium zusätzlich eine Demenz.
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine sehr seltene, aber rasch fortschreitende Demenz, die typischerweise von motorischen Störungen begleitet ist.
Korsakow-Syndrom
Das Korsakow-Syndrom tritt insbesondere als ausgeprägte Merkfähigkeitsstörung in Erscheinung und wird häufig durch jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsum verursacht.
Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)
Die Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE) ist eine seltene fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte leichte Schädeltraumen verursacht wird.
Symptome der Demenz
Die Symptome der Demenz können je nach Form und Stadium der Erkrankung variieren. Am besten untersucht sind die Symptome der Alzheimer-Demenz, die der vaskulären Demenz sehr ähnlich sind.
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Stadien der Alzheimer-Demenz
Nach ihren Symptomen unterscheidet man drei Stadien der Alzheimer-Demenz:
- Leichte Alzheimer-Demenz: Die ersten Symptome sind oft unauffällig: Vergesslichkeit, Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen. Die Betroffenen reagieren langsamer und haben Schwierigkeiten, Neues zu lernen. Sie sind sich ihrer zunehmenden Probleme bewusst und leiden darunter.
- Mittelschwere Alzheimer-Demenz: In diesem Stadium müssen die Betroffenen ihren Beruf und das Autofahren aufgeben. Sie sind zunehmend auf Unterstützung bei der Körperhygiene und anderen alltäglichen Verrichtungen angewiesen. Sie verlieren die Orientierung und das Zeitgefühl und vergessen häufig die Namen naher Verwandter. Es kann zu Stimmungsschwankungen, Aggressionen und Depressionen kommen.
- Schwere Alzheimer-Demenz: Patienten im Spätstadium der Alzheimer-Demenz müssen vollzeit gepflegt und betreut werden. Sie erkennen die eigenen Familienmitglieder nicht mehr und können sich nicht mehr verbal verständigen. Es treten vermehrt körperliche Symptome wie Schwäche, Schluckstörungen und der Verlust der Kontrolle über Blase und Darm auf.
Symptome der frontotemporalen Demenz
Die Symptome der frontotemporalen Demenz können stark variieren, je nachdem, welche Bereiche des Gehirns geschädigt sind.
- Verhaltensbetonte Variante: Bei Schäden im Frontallappen verändern sich Persönlichkeit und Verhalten der Betroffenen. Sie wirken unkonzentriert, desinteressiert und achtlos. Es kann zu einem Verlust des Takt- und Mitgefühls kommen, und die Betroffenen können ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren und reagieren enthemmt.
- Sprachbetonte Variante: Hier kommt es zu Sprachstörungen wie Wortfindungsstörungen, Grammatikfehlern oder Problemen beim Sprachverständnis.
In späteren Stadien der frontotemporalen Demenz treten Gedächtnisstörungen und weitere geistige Einschränkungen auf, die schließlich zur Pflegebedürftigkeit führen.
Folgen der Demenz
Die meisten Demenzerkrankungen sind unheilbar und schreiten fort. Im Verlauf der Demenz nehmen die kognitiven Funktionen der Betroffenen immer weiter ab. Sie finden sich zunächst in fremder, später auch in der bekannten Umgebung nicht mehr zurecht und sind immer häufiger auf Unterstützung angewiesen. Die zunehmende Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit sowie der allmähliche Verlust der Selbstständigkeit können bei den Betroffenen Scham, Angst und Depressionen auslösen. Der Verlust der Kommunikationsfähigkeit führt dazu, dass Patienten mit Demenz nicht sagen können, dass sie Schmerzen oder andere Symptome haben. Sie müssen daher genau beobachtet werden, um solche Beschwerden zu erkennen. Demente Patienten sind auch vermehrt sturz- und verletzungsgefährdet.
Die Demenz kann zu Veränderungen der Persönlichkeit führen, die Angehörige und Freunde zutiefst verunsichern. Patienten mit Demenz können aggressiv werden und sich herausfordernd verhalten, was den Umgang mit ihnen erschwert. Für die Angehörigen ist es häufig schmerzhaft, dass die Demenzkranken sie nicht mehr erkennen und sich nicht mehr an das gemeinsame Leben erinnern. In späten Stadien der Demenz können Demenzkranke ihre Körperfunktionen wie das Schlucken oder die Blasen- und Darmfunktion nicht mehr kontrollieren.
Tipps zum Umgang mit Demenzkranken
Viele Angehörige empfinden es als schwierig, mit ihrem an Demenz erkrankten Familienmitglied umzugehen und zu kommunizieren. Es gibt jedoch verschiedene Strategien, die helfen können, den Alltag zu erleichtern.
Wie wird eine Demenz diagnostiziert?
Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, sollte man sich umgehend untersuchen lassen. Im besten Fall kann die Untersuchung den Verdacht ausräumen. Falls jedoch tatsächlich Hinweise auf eine beginnende Demenz festgestellt werden, kann man in diesem Stadium noch einiges tun, um die Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten abzubremsen.
Warnsignale für eine Demenz
Demenzerkrankungen entwickeln sich schleichend. Folgende Veränderungen können Warnzeichen sein:
- Vergessen von Ereignissen, die nur kurze Zeit zurückliegen
- Schwierigkeiten bei gewohnten Tätigkeiten
- Sprachstörungen/Wortfindungsstörungen
- Abnehmendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
- Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
- Kein Überblick über finanzielle Angelegenheiten
- Nicht Erkennen oder falsches Einschätzen von Gefahren
- Persönlichkeitsänderungen: Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen
- Fehlende Einsicht: Betroffene streiten Fehler, Irrtümer oder Verwechslungen ab.
Der Weg zur Diagnose
Bei Symptomen, die den Verdacht auf Alzheimer oder eine andere Demenzerkrankung aufkommen lassen, wird der Arzt zunächst ein Bild vom Leben des Patienten machen. Dabei werden die Familienanamnese, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, aktuelle Lebenssituation und Lebensführung besprochen. Es gibt verschiedene Formen von Demenz. Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen, werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben. Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren wie Bluthochdruck.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine Demenz ist nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, den Verlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Kranken zu verbessern.
Medikamentöse Behandlung
In der Behandlung von Menschen mit einer Demenzerkrankung spielen Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden in erster Linie zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung sowie zur Milderung von psychischen und verhaltensbezogenen Symptomen eingesetzt. Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern. Hierzu gehören beispielsweise Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik.
Prävention
Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe.
Leben mit Demenz: Ein Beispiel
Kirstin Puchner pflegt ihren Ehemann, der an vaskulärer Demenz erkrankt ist. Sie berichtet, dass die Diagnose ein langer und beschwerlicher Weg war. Angefangen hat es damit, dass ihr Mann unpassende Worte beim Sprechen benutzt hat. Nach einem Schlaganfall konnte er nicht mehr arbeiten und erhielt einen Pflegegrad. Kirstin Puchner hat eine feste Tagesstruktur eingeführt, die ihrem Mann Sicherheit gibt. Er geht jeden Morgen mit dem Hund Gassi, hilft beim Kochen und macht Ergotherapie-Übungen. Wichtig ist ihr auch, das Vertrauensverhältnis und die Wertschätzung aufrechtzuerhalten.