Fachkrankenpfleger Neurologie: Weiterbildung, Voraussetzungen, Inhalte und Dauer

In der dynamischen Welt der Pflege ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von Fachkräften unerlässlich. Gerade in der Neurologie, einem Bereich, der sich mit Erkrankungen des Nervensystems befasst, ist hochspezialisiertes Wissen gefragt. Eine Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Neurologie ermöglicht es Pflegefachpersonen, ihre Kompetenzen zu vertiefen und ihre Karrierechancen zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die Voraussetzungen, Inhalte, Dauer und Perspektiven dieser anspruchsvollen Weiterbildung.

Fort- und Weiterbildung: Eine notwendige Unterscheidung

In Deutschland wird oft nicht klar zwischen Fort- und Weiterbildung unterschieden. Eine Weiterbildung qualifiziert Pflegefachpersonen über ihre Ausbildung hinaus für ein bestimmtes pflegerisches Handlungsfeld. Dies geschieht durch die Vertiefung fachpflegerischer Kompetenzen und Haltungen (Fachweiterbildung) oder für eine bestimmte Funktion in einer Einrichtung (Funktionsweiterbildung). Eine Weiterbildung führt zur Erweiterung der Berufsbezeichnung. Absolventen dürfen eine Weiterbildungsbezeichnung führen und erhalten eine Weiterbildungsurkunde.

Weiterbildungsordnung in Rheinland-Pfalz

Die Weiterbildungsordnung bildet seit 2018 die Grundlage für alle Weiterbildungen in der Pflege in Rheinland-Pfalz. Aufbau und Struktur der einzelnen Weiterbildungen wurden und werden nach und nach grundlegend überarbeitet und erneuert. Auch Bedarfe aus der Praxis werden aufgegriffen und in neue Weiterbildungen überführt. Als erste Weiterbildungsordnung wurde sie von Pflegefachpersonen für Pflegefachpersonen entwickelt. Prüfungen werden z.B. nicht mehr von anderen Berufsgruppen (z.B. Mediziner) abgenommen. Die Pflege hat ihre Bildung selbst in der Hand. In den letzten Jahren wurden fünf Weiterbildungen aus dem ehemaligen Landesgesetz überarbeitet, zwei Fachweiterbildungen wurden neu entwickelt und implementiert. Aktuell befinden sich die Fachweiterbildungen für onkologische Pflege sowie für neurologische Pflege in der Entwicklungsphase.

Voraussetzungen für die Weiterbildung

Um eine Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Neurologie beginnen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Diese können je nach Bundesland und Weiterbildungsinstitut variieren, umfassen aber in der Regel:

  • Abgeschlossene Ausbildung: Eine abgeschlossene Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger/in oder Pflegefachmann/Pflegefachfrau ist obligatorisch.
  • Berufserfahrung: Einige Institute setzen eine gewisse Berufserfahrung im Bereich der Neurologie voraus. Dies kann beispielsweise ein Jahr Berufserfahrung mit einer Wochenarbeitszeit von mindestens 30 Stunden innerhalb der letzten drei Jahre oder 18 Monate mit einer Wochenarbeitszeit von mindestens 20 Stunden innerhalb der letzten vier Jahre sein. Die Berufserfahrung kann auch in Bereichen erlangt worden sein, für die keine entsprechende Bezeichnung vorliegt, in der aber regelmäßig und täglich wiederkehrend Pflegeleistungen mit dem entsprechenden Schwerpunkt stattfinden.
  • Persönliche Eignung: Neben den formalen Voraussetzungen spielen auch persönliche Eigenschaften eine wichtige Rolle. Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und die Fähigkeit zur schnellen Reaktion in Notfallsituationen sind essenziell.

Inhalte der Weiterbildung

Die Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Neurologie vermittelt umfassendes Wissen und praktische Fertigkeiten, die für die spezialisierte Pflege von neurologischen Patienten erforderlich sind. Die Inhalte sind modular aufgebaut und umfassen in der Regel folgende Bereiche:

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  • Grundlagen der Neurologie: Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Nervensystems.
  • Krankheitsbilder: Detailliertes Wissen über neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson-Krankheit, Demenz, Epilepsie und andere.
  • Diagnostik und Therapie: Vermittlung von Kenntnissen über neurologische Untersuchungsverfahren, bildgebende Verfahren, medikamentöse Therapien und interventionelle Behandlungen.
  • Pflegekonzepte: Spezielle Pflegekonzepte für neurologische Patienten, einschließlich Mobilisation, Lagerung, Ernährung, Kontinenzmanagement und Schmerztherapie.
  • Rehabilitation: Grundlagen der neurologischen Rehabilitation und die Rolle der Pflege im interdisziplinären Team.
  • Kommunikation: Kommunikation mit Patienten und Angehörigen in schwierigen Situationen, ethische Aspekte der Pflege.
  • Psychosoziale Betreuung: Psychologische Unterstützung von Patienten und Angehörigen, Umgang mit psychischen Belastungen.
  • Rechtliche Aspekte:Rechtliche Rahmenbedingungen der Pflege, Patientenrechte, Haftungsfragen.
  • Qualitätsmanagement:Qualitätssicherung in der Pflege, Dokumentation, evidenzbasierte Pflege.
  • Berufspädagogische Grundlagen:Anleitung von Auszubildenden und neuen Mitarbeitern, Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten.
  • Professionelle Orientierung:Reflexion der eigenen beruflichen Rolle, ethischeFragestellungen, interprofessionelle Zusammenarbeit.

Dauer und Struktur der Weiterbildung

Die Dauer der Weiterbildung variiert je nach Weiterbildungsinstitut und Organisationsform. In der Regel dauert sie zwischen ein und zwei Jahren und umfasst sowohl theoretische als auch praktische Anteile.

  • Theoretischer Unterricht: Der theoretische Unterricht findet meist in Blockform oder als wöchentliche Veranstaltungen statt. Er umfasst zwischen 720 Stunden (á 45 Minuten) in modularer Form.
  • Praktische Einsätze: Die praktischen Einsätze erfolgen in verschiedenen neurologischen Bereichen, wie z.B. Stroke Units, neurologischen Intensivstationen, Rehabilitationskliniken oder Ambulanzen. Hier werden die theoretisch erworbenen Kenntnisse in der Praxis angewendet und vertieft. Die praktischen Einsätze umfassen mindestens 1.800 Stunden. Mindestens zehn Prozent der jeweiligen berufspraktischen Weiterbildung ist durch gezielte Anleitung durch die Praxiseinrichtung sicherzustellen. Darüber hinaus finden regelmäßige Praxisbegleitungen durch die Weiterbildungsstätte statt.

Die Weiterbildung kann in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert werden. Berufsbegleitende Weiterbildungen ermöglichen es den Teilnehmern, weiterhin in ihrem Beruf zu arbeiten und die Weiterbildung in ihrer Freizeit zu absolvieren.

Stroke Nurse: Eine Spezialisierung innerhalb der Neurologie

Eine Stroke Nurse ist eine spezialisierte Pflegefachkraft, die sich auf die Versorgung von Patienten mit Schlaganfällen konzentriert. Sie arbeitet in der Regel auf einer Stroke Unit, einer spezialisierten Station für Schlaganfallpatienten.

Aufgaben einer Stroke Nurse

Die Aufgaben einer Stroke Nurse sind vielfältig und umfassen:

  • Überwachung und Beurteilung:Kontinuierliche Überwachung der Vitalfunktionen und des neurologischen Zustands der Patienten.
  • Medikamentenmanagement:Vorbereitung und Verabreichung von Medikamenten.
  • Frühe Rehabilitation:Unterstützung der Patienten bei der Mobilisation und Rehabilitation.
  • Schulung und Beratung:Schulung von Patienten und Angehörigen über den Umgang mit den Folgen des Schlaganfalls.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit:Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten und anderen Fachkräften.

Voraussetzungen für die Tätigkeit als Stroke Nurse

Um als Stroke Nurse arbeiten zu können, ist in der Regel eine abgeschlossene Weiterbildung im Bereich Neurologie oder eine spezielle Fortbildung zur Stroke Nurse erforderlich.

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Gehalt einer Stroke Nurse

Das Gehalt einer Stroke Nurse variiert je nach Berufserfahrung, Qualifikation und Region. Nach der fachlichen Weiterbildung können Stroke Nurses mit einer Gehaltsspanne von etwa 3.250 bis 4.300 Euro brutto im Monat rechnen.

Mögliche Weiterbildungsstätten

In Deutschland gibt es zahlreiche Weiterbildungsstätten, die die Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Neurologie anbieten. Einige Beispiele sind:

  • Weiterbildungszentrum Westpfalz-Klinikum e.V.
  • Fort- und Weiterbildungsinstitut am Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie
  • Bildungs- und Forschungsinstitut des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein gGmbH
  • Bildungscampus Koblenz Institut Fort- und Weiterbildung
  • Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe Nordhessen
  • Lindenburg Akademie der Uniklinik Köln

Finanzierung der Weiterbildung

Die Kosten für die Weiterbildung können je nach Anbieter variieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung, z.B.:

  • Übernahme der Kosten durch den Arbeitgeber: Viele Arbeitgeber unterstützen ihre Mitarbeiter bei der Weiterbildung und übernehmen die Kosten ganz oder teilweise.
  • Stipendien: Es gibt verschiedene Stipendienprogramme für Pflegekräfte, die sich weiterbilden möchten.
  • Förderprogramme: Einige Bundesländer bieten Förderprogramme für die Weiterbildung von Pflegekräften an.
  • Selbstfinanzierung: Die Teilnehmer können die Kosten auch selbst tragen.

Perspektiven nach der Weiterbildung

Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung eröffnen sich vielfältige berufliche Perspektiven. Fachkrankenpfleger für Neurologie können in verschiedenen Bereichen tätig werden, z.B.:

  • Stroke Units:Spezialisierte Stationen für Schlaganfallpatienten.
  • Neurologische Intensivstationen:Intensivmedizinische Versorgung von neurologischen Patienten.
  • Neurologische Kliniken:Allgemeine neurologische Versorgung von Patienten mit verschiedenen Erkrankungen des Nervensystems.
  • Rehabilitationskliniken:Rehabilitation von Patienten nach neurologischen Erkrankungen.
  • Ambulante Pflegedienste:Betreuung von neurologischen Patienten zu Hause.
  • Beratungsstellen:Beratung von Patienten und Angehörigen zu neurologischen Erkrankungen.

Bremische Weiterbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegefachkräfte (BremPflWBVO)

Die Bremische Weiterbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegefachkräfte (BremPflWBVO) regelt die staatliche Anerkennung zum Führen der Fachweiterbildungsbezeichnung unter anderem für die "Pflegefachperson für Neurologie". Sie legt die Ziele, Module, Inhalte und Dauer der Fachweiterbildungen fest.

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Module der Fachweiterbildung

Die Fachweiterbildungen für Pflegefachpersonen werden in modularer Form durchgeführt. Die einzelnen Module enthalten theoretische, praktische und berufspraktische Anteile. Jede Fachweiterbildung besteht aus den Grundmodulen „Professionelle Orientierung“ und „Berufspädagogische Grundlagen“ sowie mindestens zwei Fachmodule.

Dauer und Struktur der Fachweiterbildung

Die Module der jeweiligen Fachweiterbildung sind in einem Zeitraum von bis zu vier Jahren zu absolvieren und die im Modulhandbuch vorgeschriebenen Module schließen mit einer Abschlussprüfung ab, die erfolgreich bestanden werden muss. Der theoretische und praktische Unterricht eines jeden Einzelmoduls umfasst zwischen 80 und 260 Unterrichtsstunden von je 45 Minuten, die an einer staatlich anerkannten Weiterbildungsstätte durchgeführt werden.

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