Hüftschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das vielfältige Ursachen haben kann. Oftmals strahlen diese Schmerzen bis ins Bein aus und können durch Nervenkompressionen verursacht werden. Eine solche Nervenkompression kann den Nervus femoralis betreffen, einen wichtigen Nerv der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Femoralis Nerv Schmerzen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Nervus cutaneus femoris lateralis, und bietet einen umfassenden Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Einführung in den Nervus femoralis und seine Funktion
Der Nervus femoralis, auch Oberschenkelnerv genannt, entspringt den ersten vier Spinalnervensegmenten des Rückenmarks im Bereich der Lendenwirbelsäule. Er versorgt mit seinen motorischen Fasern wichtige Muskeln der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur, darunter den Musculus quadriceps femoris (Kniestrecker) und den Musculus sartorius (Hüftbeuger). Zudem leitet er als sensibler Nerv die Empfindungen aus dem Bereich des vorderen und inneren Oberschenkels sowie vom inneren Unterschenkel an das Gehirn.
Der Nervus cutaneus femoris lateralis und Meralgia paraesthetica
Ein wichtiger Teil der nervösen Versorgung der Hüfte ist der Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL). Dieser Nerv entspringt in den Segmenten L2 und L3 der Lendenwirbelsäule und versorgt die Haut des seitlichen Oberschenkels mit sensiblen Nervenfasern. Wird der NCFL beispielsweise durch umgebende Muskeln komprimiert, entsteht die Meralgia paraesthetica, auch bekannt als "Jeans-Krankheit", ein typisches Nervenkompressionssyndrom.
Ursachen der Meralgia paraesthetica
Die Ursache der Meralgia paraesthetica liegt in der Kompression des NCFL an einer Stelle seines Verlaufs. Dies kann verschiedene Gründe haben:
- Muskuläre Engpässe: Der Nerv durchbricht den Musculus psoas major, einen großen Muskel im Bereich der Lendenwirbelsäule. Eine ungünstige anatomische Stellung oder eine Veränderung des Muskels kann zu einer Einklemmung des Nerven führen.
- Leistentunnel: Eine weitere häufige Lokalisation eines Engpasses ist der Leistentunnel, der durch ein starkes Band verstärkt wird. Beim Austritt aus dem Becken zieht der NCFL unterhalb des Leistenbandes hindurch und knickt dann um fast 90 Grad ab, um den seitlichen Oberschenkel zu erreichen.
- Äußere Druckfaktoren: Alles, was den Druck von außen auf den Nerv erhöht, kann das Leistentunnelsyndrom wahrscheinlicher machen. Dazu gehören:
- Enge Kleidung ("Jeans-Krankheit")
- Starkes Übergewicht
- Schwangerschaft
- Plötzlicher Schlag von außen
- Sportliche Aktivität
- Operationen mit Narbenbildung
Symptome der Meralgia paraesthetica
Durch die Kompression des Nerven kann es zu zahlreichen Symptomen im Bereich des seitlichen Oberschenkels kommen. Das Hauptsymptom ist ein brennender Schmerz, der sich über die Vorder- und Außenseite des Oberschenkels ausbreitet. Weitere Symptome können sein:
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- Taubheitsgefühle
- Kribbeln und Ameisenlaufen
- Missempfindungen
Da der NCFL ein rein sensibler Nerv ist, kommt es nicht zu Ausfällen der Motorik.
Weitere Ursachen von Femoralis Nerv Schmerzen
Neben der Meralgia paraesthetica gibt es weitere Ursachen für Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervus femoralis:
- Hüftarthrose: Der Gelenkverschleiß im Hüftgelenk kann Schmerzen verursachen, die bis ins Bein ausstrahlen.
- Muskuläre Dysbalancen: Muskuläre Ungleichgewichte in der Leisten- und Hüftmuskulatur können zu Überreizungen und Schmerzen führen.
- Nervenverletzungen: Nach Beckenverletzungen oder Operationen im Beckenbereich kann es zu Läsionen oder Kompressionen peripherer Nerven kommen, einschließlich des Nervus femoralis.
- Tumore: Tumore im Beckenbereich können auf den Nervus femoralis drücken und Schmerzen verursachen.
- Entzündungen: Lokale Entzündungen (z. B. Abszesse oder Eiteransammlungen im Becken oder Leistenbereich) oder Gürtelrose können den Nerv reizen.
- Iatrogene Schädigung: Bei chirurgischen Eingriffen an der Hüfte oder im Unterleib kann der Nervus femoralis versehentlich verletzt werden.
- Anästhesiekomplikationen: Eine fehlerhafte Regionalanästhesie kann den Nervus femoralis schädigen.
- Arterielle Durchblutungsstörungen: Durchblutungsstörungen im Bereich der A. iliaca oder A. femoralis können Schmerzen verursachen, die als Nervenschmerzen fehlinterpretiert werden können.
- Psoas-Syndrom: Eine Verspannung oder Verkürzung des Musculus psoas major kann den Nervus femoralis komprimieren.
Diagnose von Femoralis Nerv Schmerzen
Die Diagnose von Femoralis Nerv Schmerzen erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung. Der Arzt wird nach der Art der Schmerzen, ihrer Lokalisation und den auslösenden Faktoren fragen. Bei der körperlichen Untersuchung werden Sensibilitätsstörungen, motorische Ausfälle und Reflexe geprüft.
Weitere diagnostische Maßnahmen
- Elektrophysiologische Untersuchungen (EMG/NLG): Diese Untersuchungen können helfen, die Funktion des Nervus femoralis und seiner Äste zu beurteilen und Nervenschädigungen zu lokalisieren.
- Bildgebende Verfahren:
- Sonographie: Ultraschalluntersuchungen können helfen, den Nerv darzustellen und Kompressionen oder andere Auffälligkeiten zu erkennen.
- MRT: Eine Magnetresonanztomographie kann detaillierte Bilder der Nerven, Muskeln und anderer Gewebe im Becken- und Oberschenkelbereich liefern und Tumore, Entzündungen oder andere Ursachen für die Schmerzen aufdecken.
- CT: Ein Computertomographie kann bei zuvor durchgeführter Osteosynthese die Lage der Schrauben und eventuelle Perforationen darstellen.
- Diagnostische Infiltration: Die Injektion eines Lokalanästhetikums in die Nähe des Nervus femoralis kann helfen, die Schmerzursache zu identifizieren. Bei einer Schmerzfreiheit von 1-2 Stunden ist eine Nervenkompression als Ursache wahrscheinlich.
- 3-mm-Stanzbiopsie: Diese neuere Methode kann zum Nachweis des Verlustes der kleinen intradermalen Nervenfasern im betroffenen Hautareal eingesetzt werden.
Behandlung von Femoralis Nerv Schmerzen
Die Behandlung von Femoralis Nerv Schmerzen richtet sich nach der Ursache der Schmerzen.
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Bei Bedarf können auch stärkere Schmerzmittel eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur des Oberschenkels, der Hüfte und des Beckens zu stärken und so eine bessere Körperhaltung einzunehmen, die die Entlastung des Nerven begünstigt.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, den Druck auf den Nerv zu reduzieren.
- Vermeidung enger Kleidung: Das Tragen von lockerer Kleidung kann helfen, den Druck auf den Nerv zu reduzieren.
- Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Besonders Menschen, die bei der Arbeit viel sitzen, kann eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes guttun.
- Lokale Infiltration: Die Injektion eines Lokalanästhetikums mit oder ohne Kortikosteroid-Präparaten in die Nähe des Nervus femoralis kann helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Radiofrequenztherapie: Bei dieser minimalinvasiven Behandlung wird ein Katheter in die Nähe des Nerven platziert und für kurze Zeit ein hochfrequenter Strom angelegt, der das umliegende Gewebe erwärmt.
Operative Behandlung
Wenn die konservative Behandlung nicht erfolgreich ist, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
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- Dekompression: Bei der Dekompression wird der Nerv von einengenden Strukturen befreit.
- Neurektomie: Bei der Neurektomie wird der Nerv durchtrennt, was zu einer dauerhaften Anästhesie im Versorgungsgebiet des Nerven führt.
- Neurolyse: Operative Freilegung des Nerven.
Fallbeispiele
Die folgenden Fallbeispiele illustrieren die Vielfalt der Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Femoralis Nerv Schmerzen:
- Fall 1: Nervus cutaneus femoris lateralis: Ein 66-jähriger Patient mit einer Trümmerfraktur der Beckenhälfte entwickelte ein starkes Schmerzsyndrom im Bereich des seitlichen Oberschenkels. Die EMG/NLG-Untersuchung zeigte eine Läsion des Nervus cutaneus femoris lateralis. Nach operativer Dekompression des Nervs konnte eine sofortige Verbesserung des Schmerzsyndroms erzielt werden.
- Fall 2: Nervus cutaneus femoris posterioris sowie Nervi clunium inferiores mediales: Ein 31-jähriger Patient mit einem Abriss des Tuber ischiadicums entwickelte ein starkes Schmerzsyndrom in der Gesäßfalte und eine Sensibilitätsstörung an der Hinterseite des Oberschenkels. Nach operativer Freilegung des Nervus cutaneus femoris posterioris und der Nervi clunium inferiores war der Patient sofort beschwerdefrei.
- Fall 3: Nervus ilio-hypogastricus, perforierender kutaner Ast: Ein 17-jähriger Patient mit Zustand nach Bruch der Beckenschaufel litt an einem starken Schmerzsyndrom im Bereich der Beckenschaufel und einer Sensibilitätsstörung an der Hinter- und Außenseite der Gesäßmuskulatur. Nach operativer Dekompression des Nervus ilio-hypogastricus konnte eine deutliche Schmerzlinderung erreicht werden.
- Fall 4: Läsion des Nervus obturatorius: Ein 60-jähriger Patient entwickelte nach einer Prostatakarzinomoperation ein starkes Schmerzsyndrom im gesamten Bein mit Sensibilitätsstörungen an der Innenseite des Kniegelenkes. Nach operativer Revision des Nervus obturatorius war der Patient sofort beschwerdefrei.
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