Fersenschmerzen und Taubheitsgefühl: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Fersenschmerzen sind eine weit verbreitete Beschwerde, die Menschen jeden Alters betreffen kann. Sie können bei Aktivitäten wie Gehen, Stehen oder Springen auftreten und unbehandelt zu langfristigen Problemen mit dem Gangbild und der Mobilität führen. Die Ferse, umgangssprachlich Hacke genannt, ist der hintere, untere Abschnitt des Fußes. Kontur erhält die Ferse durch einen Knochen - das sogenannte Fersenbein (lat. Calcaneus) - und das umliegende Fettgewebe samt Haut. Die Ferse bildet nach oben den Ansatz für die Achillessehne und zur Fußsohle hin den Ansatz für die Plantarfaszie. Am Übergang zur Achillessehne befindet sich außerdem ein Schleimbeutel (lat. Bursa). Dort und am Übergang zur Fußsohle lassen sich die meisten Beschwerden bei Fersenschmerzen lokalisieren.

Ursachen von Fersenschmerzen

Welche Ursachen führen zu Fersenschmerzen? Akute Beschwerden an der Ferse treten bei aktiven Menschen oder Leistungssportlern häufiger auf als bei Menschen mit einem weitgehend inaktiven Lebensstil, wobei Bewegungsmangel zu anderen Beschwerden führen kann. Grundsätzlich ist niemand vor Fersenschmerzen geschützt. Eine hohe Beanspruchung der Füße, wie beispielsweise bei Laufsportlern und Tanzsportlern, kann zu Schmerzen in den Fersen führen. Zudem wird die Ferse durch Übergewicht übermäßig belastet. Für die Entstehung einer Überbelastung ist es letztendlich egal, ob der Druck durch das andauernd hohe Gewicht oder die punktuell einsetzende wiederholte Belastung entsteht.

Mögliche Ursachen von Fersenschmerzen sind vielfältig und können sich überschneiden oder gegenseitig verstärken:

  • Überlastung: Anhaltende oder punktuelle Überlastung der Füße, beispielsweise durch intensives Lauftraining, langes Stehen oder Gehen.
  • Entzündungen: Entzündungen der Sehnen (z.B. Plantarfasziitis, Achillodynie) oder Schleimbeutelentzündungen im Fersenbereich.
  • Fußfehlstellungen: Knick-Senkfuß, Plattfuß oder andere Fußdeformitäten können zu einer ungleichmäßigen Belastung der Ferse führen.
  • Fersensporn: Ein knöcherner Auswuchs am Fersenbein, der durch chronische Überbelastung entstehen kann.
  • Haglund-Ferse: Ein stark ausgeprägter Knochenvorsprung im hinteren Bereich des Fersenbeins, der das umliegende Gewebe reizen kann.
  • Ermüdungsbruch: Wiederholte, lang dauernde oder ungewohnte Belastungen des Fußes können zu einem Ermüdungsbruch des Fersenbeins führen.
  • Schwund des Fersenfettpolsters: Das Fettpolster an der Ferse wirkt wie ein natürlicher Stoßdämpfer und kann mit zunehmendem Lebensalter schrumpfen.
  • Nervenprobleme: Einklemmung von Nerven im Bein oder Fuß (z.B. Tarsaltunnelsyndrom) oder Nervenerkrankungen wie Polyneuropathie.
  • Systemische Erkrankungen: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew), Durchblutungsstörungen der Beine, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes, Gicht).
  • Medikamente: Starke, verschreibungspflichtige Medikamente können die Knochen- und Sehnenqualität beeinflussen.
  • Knochenbruch: Knochenbrüche des Fersenbeins (Calcaneusfrakturen), die bei gesunden Menschen meist infolge schwerwiegender Unfälle auftreten. Bei Menschen mit Osteoporose kann es auch ohne größere Krafteinwirkung zu Frakturen kommen.

Symptome von Fersenschmerzen

Fersenschmerzen werden zumeist von weiteren Symptomen begleitet. Aus der Gesamtheit der Beschwerden lässt sich eine Diagnose stellen. Schmerzen liefern im Allgemeinen einen Hinweis auf eine Schädigung. Allerdings erzeugt nicht jeder Fersensporn Schmerzen. Typische Symptome sind:

  • Schmerzen unter der Ferse oder im Bereich der Achillessehne
  • Anlaufschmerzen (Schmerzen, die nach einer Ruhepause auftreten und sich bei Bewegung bessern)
  • Druckschmerzempfindlichkeit
  • Schwellungen
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in der Ferse (Hinweis auf Nervenprobleme)
  • Ausstrahlende Schmerzen in die Wade oder das Bein (Hinweis auf Bandscheibenvorfall oder Nervenreizung)

Fersenschmerzen sind oft mit einer langen Leidensgeschichte verbunden: Zu Beginn treten sie nur ab und zu auf, doch mit der Zeit fühlt es sich an, als ob sich ein stechender Nagel in die Fußsohle bohrt.

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Diagnose von Fersenschmerzen

Um die Ursache von Fersenschmerzen zu ermitteln, führt der Arzt in der Regel folgende Untersuchungen durch:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, einschließlich Fragen zu Art, Dauer und Lokalisation der Schmerzen, Vorerkrankungen und eingenommenen Medikamenten.
  • Körperliche Untersuchung: Abtasten des Fersenbereichs auf Druckschmerzen, Schwellungen und knöcherne Veränderungen. Prüfung der Beweglichkeit der Gelenke, der Muskelkraft und des Gangbildes. Untersuchung des Standes und Gangbildes: Bei dieser Untersuchung wird geschaut, wie deine Beinachse zur Rückfußachse (= gedachte Linie vom Sprunggelenk zur Ferse) steht. Bei Abweichungen der Fußstellung kann sich der Druck auf die Achillessehne erhöhen und eine Achillodynie (= verschiedene Beschwerden im Bereich der Achillessehne) sowie eine Bursitis tendinis calcanei (= Schleimbeutelentzündung und Reizung an der Ferse) mit sich bringen. Des Weiteren wird analysiert, wie sich das Bild unter Belastung des Fußes verändern könnte.
  • Röntgenuntersuchung: Darstellung von Knochenbrüchen, Fersensporn und anderen knöchernen Veränderungen. Bei Verdacht auf eine Haglundferse oder einen Fersensporn werden Röntgenbilder angefertigt.
  • Kernspintomografie (MRT): Darstellung von Weichteilveränderungen, z.B. Entzündungen der Achillessehne oder des Schleimbeutels. Eine Sehnenscheidenentzündung oder Kalkablagerung an der Achillessehne zeigen sich bei einer Ultraschall-Untersuchung.
  • Elektromyografie (EMG) und Elektroneurografie (ENG): Messung der elektrischen Aktivität von Muskeln und Nerven bei Verdacht auf ein Tarsaltunnelsyndrom.
  • Blutuntersuchungen: Zum Erkennen von Entzündungen im umliegenden Gewebe der Ferse.

Behandlung von Fersenschmerzen

Die Behandlung von Fersenschmerzen richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In vielen Fällen können konservative Maßnahmen die Schmerzen lindern:

  • Schonung: Vorübergehende Entlastung des betroffenen Fußes, ohne ihn jedoch komplett ruhigzustellen.
  • Kühlung: Eiskühlung nach Belastung kann die Schmerzen lindern.
  • Dehnübungen: Dehnübungen der Fußsohle und der Wade, insbesondere vor körperlicher Aktivität, reduzieren die Schmerzen.
  • Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Naproxen können die Schmerzen und Entzündungen lindern. In schwereren Fällen verschreibt der Arzt stärkere Schmerzmittel oder Kortikosteroide.
  • Orthopädische Einlagen: Entlasten die Ferse und verteilen den Auftrittsdruck. Sie sollen den Fuß unterstützen und das Gangbild korrigieren, was die Schmerzen verringern kann. Wichtig ist, dass die Einlagen individuell an den Fuß angepasst sind. Ihre Auswahl sollte deshalb mit einem Arzt oder Orthopäden abgesprochen werden. Übrigens können neben Einlagen auch spezielle Fersenpolster bei Fersenschmerzen hilfreich sein.
  • Physiotherapie: Krankengymnastische Übungen zur Stärkung der Fuß- und Beinmuskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und Korrektur von Fehlstellungen.
  • Stoßwellentherapie: Impulse zur Entspannung gesetzt werden. Die Stoßwellentherapie wirkt am Achillessehnenansatz, an der Wadenmuskulatur, direkt am Fersenbereich oder an der Fußsohle.
  • Taping: Dabei wird die Fußmechanik durch speziell angebrachte Klebestreifen unterstützt.
  • Spezifische Physiotherapie: zum Muskelaufbau und propriozeptives Training nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

In einigen Fällen ist eine Operation erforderlich, z.B. bei einem Fersensporn, der trotz konservativer Behandlung weiterhin Beschwerden verursacht, oder bei einem Knochenbruch:

  • Operative Entfernung des Fersensporns: Um den Schienbeinnerven ausreichend Platz im Tarsaltunnel verschaffen. Um den Tarsaltunnel zu spalten, setzt der Fußchirurg zunächst über dem Innenknöchel einen bogenförmigen Hautschnitt. Dann öffnet er das Retinaculum türflügelartig und legt den Nerv in seinem Verlauf bis zum Muskelbauch des Großzehenabspreizermuskel am Fersenbein frei. Eventuell vorhandene Weichteiltumoren oder verdicktes Sehnengleitgewebe werden entfernt. Je nach Ausmaß der Beschwerden eröffnet der Chirurg auch die Faszie des Muskels. Danach stillt er die Blutung, vernäht die Wunde und legt einen Verband an. Nach der Operation bekommt der Patient meist für drei Wochen eine Orthese.
  • Korrektur von Fußfehlstellungen: Je nach Ursache muss der Knick-Senkfuß operiert werden.
  • Entlastung des Schienbeinnervs beim Tarsaltunnelsyndrom: Es ist notwendig, das Retinakulum (Halteband) über dem Nerv zu eröffnen und den Nerv im Verlauf zu befreien. Nach Eröffnung der Haut ist das Retinakulum (Halteband) sichtbar. Es engt den darunterliegenden Nerv ein. Das Band begrenzt den Tarsaltunnel nach oben zur Haut. Die operative Therapie sollte erst bei Versagen der Injektionsbehandlung und Physiotherapie im Zusammenhang mit wirklich beharrlichen, eindeutigen neurologischen Beschwerden erfolgen. Wie beim Karpaltunnelsyndrom durchtrennt der Arzt die über dem Kanal liegende bindegewebige Struktur, das Retinakulum. Dies befreit den Nerv operativ vom Druck, was unmittelbar die Schmerzen reduziert. Nach Durchtrennung des Retinakulums (Haltebandes) tritt der Tibialisnerv häufig aus dem Tarsaltunnel hervor. Die Schwellung des Nerven vor dem Retinakulum verschwindet in der Regel nach wenigen Minuten. Eine Naht des Retinakulums ist nicht notwendig.

Tarsaltunnelsyndrom

Der Tarsaltunnel ist ein kleiner Kanal an der Innenseite des Fußes direkt hinter dem Knöchel. Durch den Tarsaltunnel verlaufen zahlreiche Blutgefäße, Sehnen und Nerven, zu denen auch der Schienbeinnerv (Nervus tibialis) gehört. Der enge Tarsaltunnel am Fuß hinter dem Innenknöchel verläuft zwischen dem Sprungbein (Talus) und einem Innenband am Knöchel. Durch den Tarsaltunnel werden viele Strukturen geführt, nicht nur die hier abgebildeten Nerven (Nervus fibularis profundus und Nervus tibialis). Dies macht den Tarsaltunnel zu einer Engstelle und kann bei Fehlstellungen, Schwellung oder Überlastung zu vielfältigen Beschwerden führen.

Beim Tarsaltunnelsyndrom handelt es sich um eine Kompression des Schienbeinnervs im Bereich des Tarsaltunnels. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln in der Ferse und Fußsohle führen.

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Ursachen des Tarsaltunnelsyndroms

Es gibt zahlreiche Ursachen, die den Schienbeinnerv bedrängen oder einklemmen und damit ein Tarsaltunnelsyndrom auslösen können.

  • Fußfehlstellungen: Knick-Senkfuß oder andere Fußdeformitäten können den Druck auf den Nerv erhöhen.
  • Verletzungen: Knochenbrüche oder Verstauchungen im Bereich des Sprunggelenks können zu Schwellungen und Einengungen des Tarsaltunnels führen.
  • Entzündungen: Entzündliche Erkrankungen wie Arthritis oder Rheuma können ebenfalls zu Schwellungen und Beschwerden im Bereich des Tarsaltunnels führen.
  • Raumforderungen: Zysten, Tumore oder Krampfadern können auf den Nerv drücken.
  • Überlastung: Hochhackige oder enge Schuhe, langes Stehen oder Gehen können die Symptome verstärken.
  • Idiopathisch: In etwa der Hälfte aller Fälle lässt sich keine eindeutige Ursache finden.

Symptome des Tarsaltunnelsyndroms

Die Symptome des Tarsaltunnelsyndroms sind vielfältig und können sich im Laufe der Zeit verändern.

  • Schmerzen im Bereich des Innenknöchels, der Ferse und der Fußsohle
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in der Fußsohle und den Zehen
  • Brennen oder stechende Schmerzen
  • Nachtschmerzen mit Ausstrahlung in Ferse und Unterschenkel
  • Zunahme der Schmerzen bei Belastung

Diagnose des Tarsaltunnelsyndroms

Zur Diagnose des Tarsaltunnelsyndroms werden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Klinische Untersuchung: Abtasten des Nervenverlaufs, Prüfung der Sensibilität und Reflexe.
  • Tinel-Test: Beklopfen des Nerven hinter dem Innenknöchel löst ein elektrisierendes Gefühl in der Fußsohle aus.
  • Dorsalflexions-Eversions-Test: Bewegung des Fußes nach oben und außen verstärkt die Schmerzen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen (EMG/ENG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
  • Bildgebende Verfahren (MRT, Ultraschall): Darstellung von Raumforderungen oder anderen Ursachen der Nervenkompression.

Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms

Die Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden.

  • Konservative Therapie:
    • Schonung und Entlastung des Fußes
    • Kühlung
    • Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente
    • Orthopädische Einlagen zur Korrektur von Fußfehlstellungen
    • Physiotherapie zur Mobilisierung des Sprunggelenks und Kräftigung der Muskulatur
    • Injektionen von Lokalanästhetika und Kortikosteroiden in den Tarsaltunnel
    • Sportliche Aktivitäten und körperliche Belastungen, welche die Symptome verstärken, sollte der Patient nach Möglichkeit reduzieren oder vorübergehend aussetzen.
  • Operative Therapie:
    • Spaltung des Retinakulums (Halteband) über dem Tarsaltunnel, um den Nerv zu entlasten.

Vorbeugung von Fersenschmerzen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Fersenschmerzen vorzubeugen:

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  • Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie Schuhe mit guter Dämpfung und Fußbett, die Ihren Füßen ausreichend Halt geben.
  • Regelmäßige Dehnübungen: Dehnen Sie regelmäßig Ihre Fußsohlen- und Wadenmuskulatur, um Verkürzungen vorzubeugen.
  • Vielseitige Bewegung: Vermeiden Sie einseitige Belastungen und sorgen Sie für ausreichend Bewegung auf unterschiedlichen Untergründen. Laufen Sie regelmäßig barfuß, um Ihre Füße zu trainieren.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht belastet Ihre Füße zusätzlich. Versuchen Sie, Ihr Gewicht zu reduzieren, um Ihre Gelenke zu entlasten.
  • Vermeidung von Überlastung: Steigern Sie Ihr Trainingspensum langsam und vermeiden Sie ungewohnte Belastungen.
  • Korrektur von Fußfehlstellungen: Lassen Sie Fußfehlstellungen frühzeitig behandeln, um Folgeschäden zu vermeiden.
  • Ernährung: In diesem Zusammenhang ist vor allem die schädigende Wirkung von Glutamat zu nennen. Glutamat in der Nahrung sorgt nachweislich für eine erhöhte Schmerzwahrnehmung. Der Stoff wird vom Körper vor allem in der Achillessehne eingelagert und verursacht dort und an der angrenzenden Ferse zahlreiche Beschwerden.

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