Schmerzen nach Wadenkrampf: Ursachen und Behandlungen

Muskelkrämpfe, insbesondere in der Wade, sind ein weit verbreitetes und oft schmerzhaftes Problem. Sie können plötzlich auftreten, oft nachts, nach dem Sport oder bei längerer Inaktivität des Muskels. Obwohl die meisten Wadenkrämpfe harmlos sind, können sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Schlafstörungen führen. Daher ist es wichtig, die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsstrategien zu verstehen.

Was ist ein Wadenkrampf?

Ein Wadenkrampf ist eine plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktion der Wadenmuskulatur. Diese Kontraktionen können von außen sichtbar sein und dauern in der Regel einige Sekunden bis Minuten. Der Schmerz kann so stark sein, dass Betroffene nicht in der Lage sind, selbst Maßnahmen zur Linderung zu ergreifen. Nach dem Krampf können Schmerzen und Muskelkater in der betroffenen Wade zurückbleiben.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und oft nicht eindeutig feststellbar. In vielen Fällen ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich. Grundsätzlich kann sich jeder der rund 650 Muskeln im menschlichen Körper spontan zusammenziehen, aber die Wade ist besonders häufig betroffen.

Gewöhnliche (idiopathische) Wadenkrämpfe

Die meisten Wadenkrämpfe haben eine muskuläre Ursache und sind harmlos. In diesen Fällen spricht man von gewöhnlichen oder idiopathischen Wadenkrämpfen. Mögliche Ursachen für gewöhnliche Krämpfe sind:

  • Muskuläre Verspannungen und Unflexibilität: Wadenmuskeln, die hohen Spannungen unterliegen und unflexibel sind, können zu Krämpfen neigen. Wer wenig Sport treibt und viel sitzt, riskiert muskuläre Verkürzungen und verfilzte Faszien, was die Entstehung von Krämpfen begünstigen kann.
  • Psychische Anspannung: Tägliche Sorgen und Nöte können den Wadenmuskel vor ein biomechanisches Problem stellen. Anhaltende psychische Anspannung kann dazu führen, dass Nervenimpulse an den Muskel nicht mehr gezielt weitergegeben werden.
  • Falsches Schuhwerk: Zu enge Schuhe, die den Fuß stundenlang in eine Fehlstellung zwängen, können über das Fersenbein bis in die Wade wirken und Krämpfe auslösen.
  • Muskuläre Überbeanspruchung: Sportliche Aktivitäten können einen Wadenkrampf auslösen, insbesondere bei unzureichender Vorbereitung oder Überlastung.
  • Flüssigkeits- und Elektrolytmangel: Sportler verbrauchen viele Mikronährstoffe und schwitzen reichlich Elektrolyte aus - in Körperflüssigkeit gelöste Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium oder Kalzium. Wer zu wenig trinkt oder Alkohol konsumiert, riskiert einen Mangel an diesen Mineralstoffen und damit Wadenkrämpfe.

Symptomatische Wadenkrämpfe

In einigen Fällen können Wadenkrämpfe auch ein Symptom einer anderen Erkrankung sein. Man spricht dann von symptomatischen Wadenkrämpfen. Mögliche Ursachen sind:

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  • Neurologische Erkrankungen: Schädigungen des ersten oder zweiten Motorneurons, Polyneuropathien oder Radikulopathien können zu Muskelkrämpfen führen.
  • Internistische Erkrankungen: Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus, Hämodialyse oder Leberzirrhose können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen.
  • Medikamentöse Auslöser: Zahlreiche Medikamente können Muskelkrämpfe als Nebenwirkung verursachen. Am häufigsten scheint diese Problematik unter Diuretika, Statinen und inhalativen Beta-2-Sympathomimetika aufzutreten.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft hat der Organismus besondere Bedürfnisse, vor allem weil er Nährstoffe und Vitamine für zwei zur Verfügung stellen muss.

Nächtliche Wadenkrämpfe

Nächtliche Wadenkrämpfe sind besonders lästig, da sie den Schlaf stören. Mögliche Gründe für das häufigere Auftreten von Krämpfen in der Nacht sind:

  • Flüssigkeitsmangel: Der Körper kann während des Schlafens dehydrieren.
  • Magnesiummangel: Der Magnesiumspiegel kann während der Ruhephase absinken.
  • Überbelastung der Muskulatur am Tag.
  • Alkoholkonsum: Eine Studie belegt den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und nächtlichen Wadenkrämpfen.

Diagnose von Wadenkrämpfen

Die Diagnose von Wadenkrämpfen basiert in erster Linie auf der Anamnese. Wichtige Fragen sind:

  • Wo treten die Krämpfe auf (Wade, Fuß, Oberschenkel, Rumpf, Arme)?
  • Wie lange dauern die Krämpfe?
  • Wie häufig treten die Krämpfe auf?
  • Gibt es Begleitsymptome wie Schwellungen oder Taubheitsgefühl?
  • Gibt es Hinweise auf Muskelerkrankungen in der Familie?
  • Welche Medikamente nimmt der Patient ein?
  • Gibt es Hinweise auf neurologische oder internistische Erkrankungen?

Eine neurologische Untersuchung sollte erfolgen, wenn es Hinweise auf eine Schädigung des ersten oder zweiten Motorneurons gibt. Eine orientierende neurologische Untersuchung kann auch hausärztlich erfolgen.

Vor Beginn einer Therapie sollte der Patient für etwa 4 bis 8 Wochen die Häufigkeit und die Schwere der Muskelkrämpfe erfassen und potenzielle Auslösefaktoren wie Alkohol meiden.

Behandlung von Wadenkrämpfen

Die Behandlung von Wadenkrämpfen lässt sich in nichtmedikamentöse und medikamentöse Maßnahmen unterteilen.

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Nichtmedikamentöse Behandlung

Nichtmedikamentöse Therapien werden sowohl in der Prävention als auch in der Akuttherapie angewandt.

  • Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen der betroffenen Muskulatur können die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen reduzieren. Die Übungen sollten mehrmals am Tag für circa 30 Sekunden durchgeführt werden, 3-mal wiederholt mit Pausen von wenigen Sekunden zwischen den Durchgängen.
  • Akutbehandlung: In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur oder durch kräftige Dehnung des betroffenen Muskels beendet werden.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung der Muskelkrämpfe beruht im Wesentlichen auf der Therapie mit Chinin und Magnesium.

  • Magnesium: Gemäß der neurologischen Leitlinie sollte zunächst ein Versuch mit der Gabe von Magnesium aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils durchgeführt werden - auch wenn die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Die empfohlene Tageszufuhr für Magnesium liegt bei 300-400 mg pro Tag. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine Tageshöchstdosis von 250 mg, da Magnesium zusätzlich über die Nahrung aufgenommen wird und insofern eine Überdosierung möglich sein kann.
  • Chinin: Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt. Chinin wirkt, indem es die Erregbarkeit der Muskeln verringert. Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2015 zeigte, dass Chinin die Häufigkeit und Intensität von Muskelkrämpfen reduzieren kann. Allerdings sind auch Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden möglich.

Chininsulfat kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser und vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte. Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden.

Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann. Auch sollten regelmäßige Kontrollen der Elektrolyte bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika oder Laxantien erfolgen.

In sehr seltenen Fällen kann sich unter der Behandlung mit Chininsulfat eine thrombozytopenische Purpura entwickeln.

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Prävention von Wadenkrämpfen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Wadenkrämpfen vorzubeugen:

  • Regelmäßige Bewegung: Vermeiden Sie Trainingsspitzen und eine Überlastung der Muskulatur. Gönnen Sie Ihrem Körper nach jedem Training eine angemessene Regenerationszeit.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend, vor allem beim Sport und bei Hitzeperioden. Am besten eignen sich stilles Wasser oder Saftschorlen.
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit frischen Produkten und einem hohen Anteil an Vollkornprodukten, Obst und Gemüse.
  • Dehnübungen: Dehnen Sie regelmäßig die Wadenmuskulatur, um Verkürzungen vorzubeugen.
  • Bequeme Schuhe: Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
  • Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt.
  • Magnesiumreiche Ernährung: Setzen Sie magnesiumreiche Lebensmittel auf den täglichen Speiseplan, wie grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte.

Was tun bei Schmerzen nach einem Wadenkrampf?

Schmerzen nach einem Wadenkrampf resultieren aus den weiterhin verhärteten Muskeln. Manchmal dauern sie einige Tage an. Je stärker diese sind und je häufiger sie auftreten, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten eines Muskelfaserrisses als Folge der ständigen Überlastung. Es kann zu Durchblutungsstörungen kommen, da die Blutgefäße ebenfalls stark zusammengedrückt werden. Verspüren Sie immer wieder Schmerzen nach einem Wadenkrampf in den Muskeln, ist der Gang zum Arzt unerlässlich. Der symptomatische Cramps des Muskels in den Beinen könnte ein Anzeichen für eine Krankheit sein.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos. Einen Arzt sollten Sie dann kontaktieren, wenn die Muskelkrämpfe gehäuft auftreten, sie länger als ein paar Sekunden anhalten oder wenn sie sich nicht einfach durch Dehnen auflösen lassen. Dann könnten sie ein Anzeichen für eine Stoffwechsel- oder Nervenerkrankung sein. Auch bei Symptomen wie Schwellungen oder Taubheitsgefühl sollte man vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen.

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