Fliegen mit Demenz: Tipps für eine entspannte Reise

Ein gemeinsamer Urlaub kann für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen eine wertvolle Erfahrung sein, die neue Erinnerungen schafft und die Bindung stärkt. Doch die Planung und Durchführung einer solchen Reise erfordert besondere Sorgfalt und Vorbereitung. Dieser Artikel gibt Ihnen Tipps, wie Sie trotz Demenz einen angenehmen und stressfreien Urlaub gestalten können.

Vorbereitung ist alles

Eine frühzeitige und sorgfältige Planung ist das A und O für einen gelungenen Urlaub mit Demenz. Dabei sollten die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen und der Angehörigen berücksichtigt werden.

Wahl des Reiseziels und der Reiseart

  • Orientierung an Vorlieben: Bisherige Urlaube und persönliche Vorlieben können als Orientierung dienen. Was hat der oder dem Betroffenen früher schon Spaß gemacht? Was haben Sie gern unternommen? Wo hat es Ihnen gefallen? Ob in den Campingurlaub oder zum Wandern in die Berge - entscheidend ist, wo Sie sich wohlfühlen und gut zurechtkommen.
  • Belastbarkeit berücksichtigen: Bei der Auswahl des Urlaubsziels und der Reiseart sollte man sich darüber bewusst werden, wie belastbar der Demenzkranke noch ist.
  • Vertraute Umgebung bevorzugen: Besonders wichtig ist, dass der Betroffene gut mit einem Ortswechsel zurechtkommt. Deshalb ist es sinnvoll, den Urlaub an einem Ort zu verbringen, an den seit mehreren Jahren gereist wird.
  • Reizüberflutung vermeiden: Rundreisen sowie aufwändige Sightseeing-Touren können bei den Betroffenen hingegen leicht zur Reizüberflutung führen.
  • Kurze Anreise: Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Anreise nicht zu lang und damit für alle Beteiligten nicht zu anstrengend wird.

Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen

Um vor Ort keine Kompromisse eingehen zu müssen, sollten die Rahmenbedingungen vorab an die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen (und der Angehörigen) angepasst werden - z. B. An- & Abreisemöglichkeit, Verpflegung, Freizeitangebote, Barrierefreiheit und Umfang der Betreuung vor Ort.

Ärztliche Beratung

Reisende ab 60 Jahren, die einen Urlaub planen, sollten am besten unabhängig vom Gesundheitszustand ihren Arzt konsultieren. Selbst wenn du sonst fit wie ein Turnschuh bist, dein Arzt kann dir sinnvolle Tipps geben und eventuell nützliche Impfungen für dein Zielland empfehlen. Es ist ratsam, vor dem Flug mit einem Arzt zu sprechen. Dieser kann basierend auf dem individuellen Gesundheitszustand und der Art der durchgeführten Operation beurteilen, ob das Fliegen sicher ist.

Reiseversicherung

Eine Reiseversicherung abzuschließen ist durchaus ratsam. Beispielsweise erstattet sie dir einen Teil der Kosten, wenn du deine Reise aus gesundheitlichen Gründen doch nicht antreten kannst.

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Struktur und Routine im Urlaub

Menschen mit Demenz brauchen Routinen, um sich ruhig und sicher zu fühlen. Ein strukturierter Tagesablauf ist für Demenzkranke wichtig und sollte daher auch im Urlaub weitestgehend beibehalten werden.

Gewohnte Abläufe beibehalten

Versuchen Sie daher, gewohnte Abläufe wie Duschen, Anziehen oder Mahlzeiten auch auf Reisen beizubehalten. Dazu zählen gewohnte Abläufe wie beispielsweise Mahlzeiten, Duschen, Anziehen und Schlafenszeiten.

Vertraute Gegenstände mitnehmen

Packen Sie ruhig ein paar Kleinigkeiten von zuhause in die Reisetasche: Die Lieblingstasse, der Kissenbezug oder Familienfotos können in der fremden Umgebung zu vertrauten Ankerpunkten werden. Auch persönliche Gegenstände wie Familienfotos oder die Lieblingstasse können in den Urlaub mitgenommen werden, denn sie sorgen in fremder Umgebung für Vertrautes.

Umgang mit Schwierigkeiten

Mit Demenz gleicht kein Tag dem anderen. Wichtig ist, bei Schwierigkeiten möglichst souverän zu bleiben.

Schwierigkeiten akzeptieren

Zum Beispiel dann, wenn die ungewohnte Umgebung und neue Abläufe doch mehr Stress bereiten, als Sie dachten. Selbst wenn gesundheitliche Probleme auftauchen oder Sie vorzeitig nach Hause fahren müssen: Es zählt, dass Sie es gemeinsam versucht haben.

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Geduld und Verständnis

Angehörige müssten unter Umständen viel erklären und sich rechtfertigen, warum sich der Demenzkranke so verhalte.

Kommunikation

Das ist meist kein Problem, da Demenzkranke auch andere Kommunikationswege suchen.

Identifizierung ermöglichen

Wenn es mit der Orien­tierung nicht mehr klappt, verläuft sich der Erkrankte im Hotel oder kommt vom Spaziergang nicht mehr zurück. Daher ist es wichtig, dass die Person immer zu identifizieren ist und die Hoteladresse oder Telefonnummer eines Helfers bei sich hat. Am besten in der Landes­spra­che. Vor allem für bewegungsfreu­dige Patienten ist die Handy-Ortung sehr hilfreich. Das erfordert ein GPS-fähiges Handy und ein Anwendungs­programm, das käuflich zu erwerben ist. Dieses Gerät muss der Patient eingeschaltet bei sich tragen. Die Ortung funktioniert auch im Ausland.

Umgang mit auffälligem Verhalten

Im Restaurant verhalten sich Demenzkranke manchmal ungewöhnlich und außerhalb der Norm. Eine erprobte Lösung: Der Angehörige hat ein Schildchen dabei, das er über den Tisch reichen kann. Darauf steht: Mein Partner ist an Demenz erkrankt, wir bitten um Verständnis. Das klappt auch in der U-Bahn oder in anderen Situationen, in denen sich ein Erkrankter auffällig verhält. Natürlich muss man sich mit dem Gast dann einigen, wenn der Demenzkranke zum Beispiel vom fremden Teller gegessen hat. Aber mit dem Kärtchen vermeidet man einen Eklat.

Kennzeichnung des Zimmers

Wir empfehlen, die Zimmertüre mit einem bunten Schild oder einem persönlichen Gegenstand zu markieren. Die Zimmernummer alleine reicht nicht. Außerdem sollte man das Personal informieren, dass der Gast demenzkrank ist. Das ist in kleinen Betrieben einfacher als in großen Hotels. Wenn der Patient zum Beispiel in die Hotelküche marschiert, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und ihn freundlich zu fragen, wohin er möchte. Einfühlsam Hilfe anzubieten, ist die beste Strategie. Schreien oder Schimpfen bedeutet Angriff und erzeugt Stress und Ärger.

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Alternativen zum klassischen Urlaub

Nicht immer muss es eine lange Reise sein. Es gibt auch andere Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Tagesausflüge

Tagesausflüge sind gute Tests für gemeinsames Verreisen. Sie sind günstiger, einfacher zu organisieren und Sie vermeiden den Stress, woanders die Nacht verbringen zu müssen. Um positive Erinnerungen aufleben zu lassen, eignen sich auch hier Ausflüge in die persönliche Geschichte, zum Beispiel in frühere Wohn- oder Urlaubsorte. Dies vereinfacht die Organisation erheblich. Außerdem können Tagesausflüge auch als Vorbereitung auf einen gemeinsamen Urlaub genutzt werden.

Urlaub ohne Koffer

Für viele ältere Menschen, insbesondere für diejenigen mit einer demenziellen Erkrankung, kann eine fremde Umgebung, ein fremdes Bett mehr Stress als Erholung mit sich bringen. Trotzdem wollen und sollen diese Menschen nicht auf einen Tapetenwechsel, ein "raus-aus-den-eigenen-vier-Wänden" verzichten. Für sie wird mittlerweile in vielen Städten und Gemeinden ein sogenannter "Urlaub ohne Koffer" angeboten. Urlaub ohne Koffer bedeutet tagsüber gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten und nachts die vertraute Umgebung der eigenen Wohnung. Organisiert werden die Angebote meist von den örtlichen Kirchengemeinden oder anderen sozialen Anbietern. Nicht alle sind geeignet für Menschen mit Demenz, es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich einmal kundig zu machen, z.B. bei den Seniorenberatungsstellen in Ihrem Ort.

Unterstützung und Entlastung

Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz ist für viele Angehörige eine organisatorische, körperliche und insbesondere enorme psychische Belastung. Je nachdem, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, bleibt den pflegenden Angehörigen für sich selbst nur wenig Zeit - die eigenen Bedürfnisse geraten somit schnell in den Hintergrund. Gerade dann ist eine kurze Auszeit wichtig, um neue Kraft für die herausfordernden Aufgaben zu tanken.

Hilfe annehmen

Ihnen ist die 1:1 Betreuung im Urlaub doch zu viel? Dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch. Mittlerweile gibt es viele Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Demenz-Patientinnen und -Patienten und ihren Angehörigen zugeschnitten sind.

Spezielle Angebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen

Eine weitere Möglichkeit stellen spezielle Angebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen dar. Während der Betroffene von geschultem Fachpersonal betreut wird, bleibt dem Angehörigen Zeit für sich (z. B. für Freizeitaktivitäten). Diese Angebote eignen sich besonders in fortgeschrittenen Demenzstadien.

Kurzzeitpflege

Der an Demenz Erkrankte wird dabei stationär in einer Pflegeeinrichtung durch Fachpersonal betreut. Für einen begrenzten Zeitraum von bis zu acht Wochen pro Jahr bieten Pflegeeinrichtungen entsprechende Plätze an, die von der Pflegeversicherung bezuschusst werden. In vielen Einrichtungen sind die Plätze für eine Kurzzeitpflege jedoch rar und die Wartelisten lang. Daher ist es empfehlenswert, frühzeitig Kontakt mit einer geeigneten Pflegeeinrichtung aufzunehmen.

Verhinderungspflege

Dabei wird der Betroffene zu Hause tage- oder stundenweise von Angehörigen, Bekannten oder professionellen Pflegekräften betreut.

Betreuter Urlaub

Es gibt Ansätze für Angebote zum betreuten Urlaub für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, zum Beispiel von der Alzheimer-Gesellschaft.

Finanzielle Unterstützung

Bleiben noch die Kosten für die betreuten Reisen: Laut den Experten gibt es die Möglichkeit, sich Teile der Betreuung und Pflege für die Demenzkranken von den Pflegekassen refinanzieren zu lassen. Dazu müsse die entsprechende Kasse befragt werden.

Fliegen mit Demenz

Eine besondere Herausforderung stellt das Fliegen mit Demenz dar. Hier sind einige Tipps, die Ihnen die Reise erleichtern können:

Vorbereitung des Fluges

  • Meldepflicht: Die meisten Fluglinien schreiben in ihren Beförderungsbedingungen eine Meldepflicht für Fluggäste mit besonderem Unterstützungsbedarf vor und können eine Beförderung jederzeit verweigern. Es ist deshalb zunächst notwendig eine solche Reise sowohl mit der Fluglinie, als auch mit dem behandelnden Arzt vor Ort abzusprechen und entsprechend frühzeitig zu planen.
  • Reisefähigkeit: Es kann auch nur der behandelnde Arzt vor Ort die Reisefähigkeit ihres Schwiegervaters verlässlich einschätzen und gegebenenfalls medizinische Massnahmen zur Erleichterung der Reise verordnen.
  • Unterstützung: Vielleicht kann Ihnen z.B. auch der reisemedizinische Informationsdienst des ADAC oder eine entsprechende Stelle beim Deutschen Roten Kreuz mit konkreteren Ratschlägen und Informationen weiterhelfen.
  • Rollstuhlservice: Per Rollstuhlservice wurden wir direkt an Bord gebracht.
  • Information des Personals: Aber auf unseren Hinweis, er sei dement, gingen sie ganz herzlich mit ihm um und so wussten auch gleich die Sitznachbarn um seine Erkrankung. Es machte ihnen nichts aus, dass ständig Zeitschriften und ähnliches zwischen den Sitzen nach vorne geschoben wurden Der Flug selbst verlief komplett problemlos.
  • Medikamente: Deine Medikamente solltest du immer im Handgepäck mitnehmen, zumindest die, die du regelmäßig einnehmen musst! So hast du sie immer bei dir, egal, was passiert. Auch ist es ratsam, etwas mehr als die benötigte Menge mitzunehmen, falls sich deine Abreise ungeplant verzögert. Lasse dir von deinem Hausarzt eine ärztliche Bescheinigung der Notwendigkeit der Medikamente mitgeben, am besten auf Englisch - dann kannst du sie auf jeden Fall im Handgepäck mitnehmen. Manche Medikamente, zum Beispiel Opiate, dürfen in manche Länder gar nicht eingeführt werden.
  • Kompressionsstrümpfe: Reisenden über 60 Jahren wird generell der Einsatz von Kompressionsstrümpfen für Flugreisen empfohlen. Das lange Sitzen und die veränderten Druckverhältnisse im Flugzeug können belastend für den Körper sein. Achte darauf, extra für dich angepasste, angenehme Kompressionsstrümpfe zu bekommen.
  • Sondergepäck: Außer deinem Rollstuhl kannst du bei TUI fly auch anderes medizinisches Gepäck mitnehmen. Krücken und anderes, was die maximalen Maße für das Handgepäck nicht überschreitet (55x40x20, bis 6 kg), dürfen mit in die Kabine, alles andere wird im Frachtraum transportiert. Melde das medizinische Gepäck auf jeden Fall in unserem Servicecenter an! Es wird kostenfrei transportiert, wichtig ist aber, dass ein ärztliches Attest vorgelegt werden kann.
  • Betreuung: Auch für Reisende mit Sehbehinderung ist eine kostenlose Betreuung selbstverständlich gegeben. Diese kannst du ebenfalls in unserem Servicecenter anmelden. Das gilt auch, wenn du deinen Blindenhund mitnehmen möchtest.
  • Sitzplatz: Es ist ratsam, einen Sitzplatz zu wählen, der genügend Raum bietet und komfortabel ist.

Während des Fluges

  • Bewegung: Je nach Länge des Fluges ist es gut, währenddessen eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Gerade, wenn du auf deine Ernährung achten musst, ist es aber auch wichtig, was du isst. Bei TUI fly kannst du vor dem Flug in unserem Servicecenter bestellen, was du gerne essen möchtest. Das lange Sitzen bei den Flügen und der veränderte Druck in der Kabine führen dazu, dass der Kreislauf beim Fliegen stark belastet wird. Hebe deine Fersen an und drücke die Ballen in den Boden. Im Anschluss rollst du über den Fuß auf den Hacken und hebst die Zehen - und wieder zurück. Stelle die Füße etwas nach vorne und weiter als schulterbreit auseinander. Setze dich so, dass du bequem einen Fuß heben und kreisen lassen kannst. Hebe dein Knie an, so dass dein Fuß in der Luft ist. Du bewegst ihn nun einmal so hin- und her, als würdest du über die Außen- und Innenkante rollen wollen. Um deinen Rücken zu entlasten, setzt du dich aufrecht hin und kippst das Becken nach hinten. Das machst du richtig, wenn dein unterer Rücken die Lehne berührt. Wenn du diese Übungen beim Flug machst, wird es dir dein Körper danken! Wenn möglich, dann stehe ab und an auf und bewege dich im Flugzeug, aber nur, wenn der Flug ruhig ist.
  • Flüssigkeitszufuhr: Wichtig ist außerdem, dass du viel trinkst - empfohlen werden 250 ml je Stunde Flug. Der veränderte Druck in der Kabine führt sonst dazu, dass das Blut zu sehr andickt und nicht mehr gut fließen kann.

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