Flugreisen nach einem Schlaganfall: Risiken und Vorsichtsmaßnahmen

Wer schon einmal mit einer Erkältung geflogen ist, weiß, dass Fliegen problematisch sein kann. Druckgefühl in den Ohren und sogar vorübergehende Hörverluste sind möglich, da bei einer Erkältung oder anderen Infektionen der Nasennebenhöhlen der Druckausgleich oft nicht funktioniert. Veränderter Luftdruck in der Kabine, trockene Luft und langes Sitzen belasten den Körper und können bestehende Erkrankungen verschlimmern. Daher ist es wichtig, die Risiken von Flugreisen nach einem Schlaganfall zu kennen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Warum Fliegen eine Belastung sein kann

Ein Flugzeug fliegt in einer Höhe von etwa 10.000 Metern. Der Luftdruck in der Kabine wird zwar künstlich gesteuert, entspricht aber dem in einer Höhe von 1.800 bis 2.400 Metern, wie in den Alpen. Das führt zu einem geringeren Sauerstoffgehalt im Blut. Die Deutsche Atemwegsliga schreibt, dass der Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut von 70 mm Hg auf etwa 50 bis 60 mm Hg sinkt, was einer Sauerstoffsättigung von 90 Prozent oder weniger entspricht. Normalerweise liegt die Sauerstoffsättigung auf Meereshöhe zwischen 95 und 99 Prozent. Für gesunde Menschen ist das kein Problem, aber bei bestehenden Herz- oder Lungenerkrankungen kann es schnell kritisch werden.

Flugreisen nach einem Schlaganfall: Was ist zu beachten?

Grundsätzlich wird empfohlen, erst nach zwei Wochen nach einem Schlaganfall wieder zu fliegen, um Risiken zu vermeiden. Aber auch nach dieser Zeit kann es zu Komplikationen während des Fluges kommen, da das Risiko eines erneuten Schlaganfalls innerhalb des ersten Monats erhöht ist. Ein Flug kann einen erneuten Schlaganfall unter Umständen begünstigen.

Risiken während des Fluges

  • Geringer Luftdruck: Der geringe Luftdruck im Flugzeug führt zu einer geringeren Sauerstoffversorgung des Körpers. Der Körper versucht dies durch einen Anstieg des Blutdrucks auszugleichen, was jedoch einen weiteren Schlaganfall auslösen kann.
  • Eingeschränkte Mobilität: Langes Sitzen auf engen Flugzeugsitzen erhöht das Thromboserisiko, was unter Umständen einen Schlaganfall begünstigt.
  • Stress: Ein Flug kann eine angstbesetzte Situation sein, was den Blutdruck zusätzlich erhöht und das Risiko eines Schlaganfalls steigert.

Alternativen zum Linienflug

Um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu verringern, sollte vorab mit dem behandelnden Arzt gesprochen werden. Rät dieser von einer Flugreise ab, ist ein Flug mit patientenschonender Druckanpassung mittels Ambulanzflugzeug eine gute Alternative für eine schnelle und sichere Rückreise in die Heimat. Dabei wird der Luftdruck dank spezieller Technik auf Bodenniveau gehalten. Sofern der Patient grundsätzlich transportfähig ist, kann eine solche Auslandsrückholung zeitnah durchgeführt werden.

Ambulanzflugzeug

Das Ambulanzflugzeug ist für den Rücktransport von Schlaganfall-Patienten in den meisten Fällen am besten geeignet. Der verminderte Luftdruck in der Flugzeugkabine birgt eine gewisse Gefährdung für den Schlaganfall-Patienten. Daher bietet sich ein sogenannter Sea-Level-Flug an, ein Flug mit patientenschonender Druckanpassung. Dieser kann nur mittels Ambulanzflugzeug durchgeführt werden. Zudem findet der Patient in einem Ambulanzjet Bedingungen vor, die denen einer modernen Intensivstation ähneln. Ein erfahrener Flugarzt ist mit an Bord und kann bei Bedarf sofort eingreifen und eine bestmögliche medizinische Versorgung gewährleisten. So ist dank der ärztlichen Begleitung auch auf längeren Flügen keine Gefährdung des Patienten zu befürchten.

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Ein Ambulanzflugzeug kann weltweit äußerst kurzfristig bereitgestellt werden - meistens noch am gleichen oder am nächsten Tag. So geht kaum wertvolle Zeit verloren, bis der Patient seinen Flug in die Heimat antreten kann. Zudem ist ein Ambulanzflugzeug kleiner als ein Linienflugzeug und kann deshalb auch auf kleineren Regionalflughäfen landen. Auch dies minimiert die Dauer des Transports und sorgt für eine schnellstmögliche Auslandsrückholung.

Helikopter

Während ein Ambulanzflugzeug auch auf langen Strecken einsatzfähig ist, kommt ein Helikopter nur auf kurzen Strecken infrage. Für längere Distanzen ist er aufgrund seiner begrenzten Reichweite und seiner vergleichsweise langsamen Geschwindigkeit nicht geeignet. Auf der Kurzstrecke spielt ein Hubschrauber dagegen seine Stärken aus: Er kann den Schlaganfall-Patienten in den meisten Fällen direkt von Krankenhaus zu Krankenhaus fliegen, ganz ohne Bodentransporte oder Umwege über einen Flughafen. Die meisten Krankenhäuser bieten für Hubschrauber eine Landemöglichkeit vor Ort.

Auch an Bord eines Ambulanzhelikopters wird der Patient bestens versorgt: Ein Arzt begleitet den Flug und greift bei Bedarf sofort ein. Die medizinische Ausstattung des Hubschraubers erlaubt sogar für die meisten Intensivpatienten einen sicheren und schnellen Krankentransport.

Linienflugzeug oder Krankenwagen

Bei einigen Krankheitsbildern ist auch ein Krankenrücktransport im Linienflugzeug oder im Krankenwagen möglich. Bei Schlaganfall-Patienten raten wir allerdings von diesen Transportmitteln ab.

Ein Krankentransport in Linienflugzeug ist nur mit einer Vorlaufzeit von minimal 1-2 Tagen durchführbar. So lange benötigt die Linienfluggesellschaft, um die Krankengeschichte des Patienten zu überprüfen. Da ein schnellstmöglicher Beginn der Rehabilitation die besten Ergebnisse verspricht, ist diese Wartezeit problematisch.

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Ein Krankenwagen ist wesentlich langsamer als ein Flugzeug oder Helikopter. Darüber hinaus kann er unterwegs durch Staus aufgehalten werden, so dass die Dauer des Transports schwer zu kalkulieren ist. Aus diesen Gründen ist ein Transport im Krankenwagen für Schlaganfall-Patienten oft eine unnötige Belastung, die es zu vermeiden gilt. Auch der Start der Rehabilitation verzögert sich, wenn ein langsames Transportmittel wie ein Krankenwagen genutzt wird.

Voraussetzungen für einen unbedenklichen Flug

„Ich empfehle wirklich allen, sich im Fall einer Erkrankung - egal, ob akut oder chronisch - bei der behandelnden Ärztin oder dem Arzt beraten und durchchecken zu lassen“, sagt HNO-Ärztin Brockhaus. Was sonst noch wichtig ist:

  • Flugtauglichkeitsbescheinigung: Chronisch Kranke oder Menschen, die beim Flug medizinische Unterstützung brauchen, müssen eine „Fit to fly“-Bescheinigung mit sich führen - etwa, wenn medizinisches Equipment wie Spritzen, Diabetes-Medikamente oder Sauerstoff an Bord benötigt wird.
  • Medikation anpassen: Wer regelmäßig oder akut Medikamente braucht, sollte die Einnahme im Vorfeld an den Reiserhythmus und mögliche Zeitverschiebungen anpassen - besonders bei Medikamenten, die zu festen Zeiten eingenommen werden müssen.
  • Medikamente im Handgepäck: Alle Arzneimittel, insbesondere Notfallmedikamente wie Insulin, Asthmasprays oder abschwellende Nasensprays notfalls per Attest bestätigen lassen, dass Sie auf diese Medikamente angewiesen sind.
  • Genug trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um der trockenen Kabinenluft entgegenzuwirken und einen Flüssigkeitsmangel zu vermeiden, besonders für Menschen, die ein erhöhtes Thromboserisiko haben.
  • Bewegung während des Flugs: Wer lange sitzt, sollte während des Flugs regelmäßig kleinere Bewegungen einbauen, etwa durch Fußgymnastik oder gelegentliches Aufstehen, um das Risiko einer Thrombose zu senken.
  • Reiseversicherung mit medizinischer Rückholung: Im Ernstfall kann eine Reiserücktrittsversicherung sinnvoll sein, die eine medizinische Rückholung beinhaltet.

Was sind die Voraussetzungen für einen unbedenklichen Flug?

„Ich empfehle wirklich allen, sich im Fall einer Erkrankung - egal, ob akut oder chronisch - bei der behandelnden Ärztin oder dem Arzt beraten und durchchecken zu lassen“, sagt HNO-Ärztin Brockhaus. Folgende Punkte sind ebenfalls wichtig:

  • Medikation anpassen: Wer regelmäßig oder akut Medikamente benötigt, sollte die Einnahme im Vorfeld an den Reiserhythmus und mögliche Zeitverschiebungen anpassen - besonders bei Medikamenten, die zu festen Zeiten eingenommen werden müssen.
  • Alle Medikamente im Handgepäck: Bei allen Arzneimitteln, insbesondere Notfallmedikamenten wie Insulin, Asthmasprays oder abschwellenden Nasensprays, sollte man sich notfalls per Attest bestätigen lassen, dass man auf diese Medikamente angewiesen ist.
  • Genug trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um der trockenen Kabinenluft entgegenzuwirken und einen Flüssigkeitsmangel zu vermeiden, besonders für Menschen, die ein erhöhtes Thromboserisiko haben.
  • Bewegung während des Flugs: Wer lange sitzt, sollte während des Flugs regelmäßig kleinere Bewegungen einbauen, etwa durch Fußgymnastik oder gelegentliches Aufstehen, um das Risiko einer Thrombose zu senken.
  • Reiseversicherung mit medizinischer Rückholung: Im Ernstfall kann eine Reiserücktrittsversicherung sinnvoll sein, die eine medizinische Rückholung beinhaltet.

Weitere gesundheitliche Aspekte

Neben den spezifischen Risiken für Schlaganfallpatienten gibt es auch allgemeine gesundheitliche Aspekte, die bei Flugreisen zu beachten sind:

  • Atemwegsinfekte: Wer an einem akuten Atemwegsinfekt (zum Beispiel starke Erkältung, Nebenhöhlen- oder Mittelohrentzündung) leidet, sollte das Fliegen möglichst vermeiden. Das größte Problem ist der gestörte Druckausgleich. Schon bei Gesunden kann er schwierig sein. Bei entzündeten Schleimhäuten kann es jedoch zu ernsthaften Komplikationen kommen.
  • Lungen- und Atemwegserkrankungen: Bei chronischen Atemwegserkrankungen (COPD, Asthma, Lungenfibrose) - insbesondere im fortgeschrittenen Stadium - sollte die Flugtauglichkeit unbedingt im Vorfeld ärztlich abgeklärt werden. In vielen Fällen ist zusätzlicher Sauerstoff während des Flugs erforderlich.
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Sofern Sie eine akute Magen-Darm-Grippe haben, die beispielsweise durch Noroviren verursacht wird, sollten Sie nicht fliegen, da Sie auch andere Passagiere sowie die Crew anstecken könnten. Durch die trockene Luft in der Flugzeugkabine erhöht sich außerdem Ihr Flüssigkeitsverlust automatisch, was im Ernstfall zu einer Dehydrierung führen kann.
  • Chirurgische Eingriffe oder Operationen: Frisch operierte Patientinnen und Patienten sollten mit dem Fliegen vorsichtig sein. Der Grund: In dieser Zeit besteht das Risiko, dass sich durch den veränderten Kabinendruck eingeschlossene Luft im Körper ausdehnt und es so zu Komplikationen an den frisch operierten Bereichen beziehungsweise den Narben führt.
  • Thrombosegefahr: Ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose besteht unter anderem nach Operationen oder bei bekannten Gerinnungsstörungen und bestimmten Venenleiden. Hier gilt noch einmal mehr: Kompressionsstrümpfe tragen, viel Bewegung an Bord und unter Umständen blutverdünnende Medikamente einnehmen beziehungsweise eine Thrombose-Spritze verschreiben lassen! Unbedingt vor dem Flug Rücksprache mit dem Arzt beziehungsweise der Ärztin halten.
  • Schwangerschaft: Schwangere Frauen können bis zur 36. Schwangerschaftswoche fliegen, bei Mehrlingsschwangerschaften bis zur 32. Woche. Aber: Die meisten Fluggesellschaften verlangen ab der 28. Woche ein Attest („Fit to fly“), das die Flugtauglichkeit bescheinigt.

Fluggesellschaften können kranke Passagiere abweisen

Ja - die Fluggesellschaft hat das Recht, die Mitnahme trotz gültigen Tickets zu verweigern, vor allem wenn eine Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit des Fluggastes, die anderen Mitreisenden sowie das Bordpersonal besteht.

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Leben nach dem Schlaganfall gestalten

Die Diagnose Hirnschlag bedeutet für viele Betroffene, dass sich eine Menge in ihrem Leben ändert. Ein Schlaganfall ist eine ernste Erkrankung, die häufig schwere Folgen hat - dazu zählen körperliche sowie geistige Behinderungen. Diese bedeuten einerseits eine teils langjährige Therapie und Rehabilitation und andererseits Umstellungen im alltäglichen Leben.

Rehabilitation

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist stets individuell, denn letztlich gleicht kaum ein Schlaganfall dem anderen. Der Krankenhausaufenthalt nach einem Schlaganfall dauert etwa sieben bis zehn Tage an. Nach diesem Krankenhausaufenthalt sind weiterführende Reha-Maßnahmen sinnvoll. Eine besondere Form der Rehabilitation ist die neurologische Reha.

Autofahren

Nach einem Schlaganfall ist die Fahrtüchtigkeit in gewisser Hinsicht zweifach beeinträchtigt. Zum einen besteht die Gefahr, dass Sie plötzlich einen erneuten Schlaganfall erleiden. Zum anderen besteht die Gefahr, dass Ihre Leistungsfähigkeit durch die Folgen des Schlaganfalls vermindert ist - etwa durch Lähmungen, Seh-Störungen oder eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit. In beiden Fällen gefährden Sie am Steuer eines Autos somit sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer.

Beruf

Für berufstätige Schlaganfall-Patienten stellt sich die Frage nach der beruflichen Zukunft. Sprechen Sie schon während der Rehabilitation mit Ihrem Arzt über eine mögliche Rückkehr in den Beruf beziehungsweise eine Neuorientierung.

Reisen

Wenn Sie sich von Ihrem Schlaganfall erholt haben, dürfen Sie meist auch wieder in den Urlaub fahren. Sogar Flugreisen sind prinzipiell erlaubt. Es kommt aber vor allem darauf an, wie fit Sie sich fühlen. Überschätzen Sie Ihre Leistungsfähigkeit nicht - eine genaue Absprache mit dem Arzt ist wichtig.

Tipps für Angehörige

Die Folgen eines Schlaganfalls betreffen nicht nur die Patienten selbst, sondern auch die Menschen, die deren Leben teilen. Die Angehörigen benötigen meist viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Außerdem ist es oft notwendig, dass sie ihr eigenes Leben komplett umkrempeln, um bei der Versorgung des Patienten zu helfen.

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