Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn. Fokale Epilepsie, auch bekannt als partielle oder lokalisationsbezogene Epilepsie, ist eine Form der Epilepsie, bei der die Anfälle in einem bestimmten Bereich des Gehirns beginnen. Die Symptome und Ursachen dieser Erkrankung können vielfältig sein, insbesondere wenn sie mit Sprachstörungen einhergeht.
Einführung
Menschen mit Epilepsie berichten häufig über eine Vielzahl von Begleiterscheinungen, die über die eigentlichen Anfälle hinausgehen. Dazu gehören Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Sprach- und Denkstörungen sowie Gedächtnisprobleme. Diese Störungen können während und nach einem Anfall verstärkt auftreten, aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Besonders im höheren Alter können Gedächtnisstörungen, Sprachstörungen und kurze Abwesenheitszustände auf eine bisher unerkannte Epilepsie hinweisen.
Ursachen von Epilepsie und Sprachstörungen
Die Ursachen für Epilepsie und die damit verbundenen Sprachstörungen können vielfältig sein:
- Veränderungen im Gehirn: Tumore oder Vernarbungen können die normale Funktion des Gehirns beeinträchtigen und epileptische Anfälle auslösen.
- Häufige epileptische Anfälle: Wiederholte Anfälle können zu Veränderungen im Gehirn führen, die Sprachstörungen verursachen oder verstärken.
- Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere Antiepileptika, können als Nebenwirkung Sprachstörungen verursachen.
- Begleitende Erkrankungen: Depressionen oder andere neurologische Erkrankungen können die Symptome der Epilepsie verstärken und Sprachstörungen verursachen.
- Durchblutungsstörungen des Gehirns oder vorangegangene Schlaganfälle: In etwa der Hälfte der Fälle bei Senioren sind Durchblutungsstörungen des Gehirns oder vorangegangene Schlaganfälle die Ursachen von Epilepsie. Narben und Blutabbauprodukte, die im Hirn verbleiben, können ebenfalls zu Anfällen führen.
- Dementielle Störungen: Dementielle Störungen wie die Alzheimer-Krankheit können ebenfalls Epilepsie verursachen.
Symptome der fokalen Epilepsie
Die Symptome der fokalen Epilepsie hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns von den Anfällen betroffen ist. Da fokale Anfälle von einem bestimmten Bereich des Gehirns ausgehen, betreffen sie in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Häufige Symptome sind:
- Motorische Anfälle: Muskelzuckungen und/oder Krämpfe in einzelnen Körperteilen.
- Nichtmotorische Anfälle: Missempfindungen, Halluzinationen, Angstgefühle oder depressive Stimmung.
- ** vegetative fokale Anfälle:** Plötzliche Angst, Wut oder Halluzinationen.
- Sprachstörungen: Sprechblockaden, Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, oder unverständliches Sprechen.
- Bewusstseinsstörungen: Kurzzeitige Bewusstseinseintrübungen oder -verluste.
- Auren: Vorboten eines Anfalls, wie z.B. verzerrte Wahrnehmung oder unangenehme körperliche Gefühle.
- Automatismen: Wiederholung bestimmter Handlungsmuster, wie z. B. Nesteln oder Schmatzen.
- Sensorische Störungen: Beeinträchtigungen des Sehens, Hörens, Schmeckens, Riechens oder Tastens.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome von fokalen Anfällen sehr unterschiedlich sein können und nicht immer leicht als solche erkannt werden.
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Sprachstörungen als Symptom
Sprachstörungen sind ein häufiges Symptom bei fokalen Anfällen, insbesondere wenn der Anfall im Sprachzentrum des Gehirns auftritt. Diese Störungen können sich auf unterschiedliche Weise äußern:
- Aphasie: Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen oder zu produzieren.
- Dysarthrie: Schwierigkeiten beim Sprechen aufgrund von Problemen mit den Muskeln, die für die Sprachproduktion benötigt werden.
- Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden.
- Sprechblockaden: Plötzliches Stocken oder Unterbrechen des Sprechens.
Diagnose
Eine frühzeitige und genaue Diagnose ist entscheidend für die Behandlung von Epilepsie und Sprachstörungen. Die Diagnose umfasst in der Regel:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und Beschreibung der Anfälle durch den Patienten oder Angehörige.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der neurologischen Funktionen, einschließlich Sprache, Gedächtnis und Koordination.
- EEG (Elektroenzephalographie): Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns, um epileptische Aktivität festzustellen. Ein Langzeit-EEG kann die Hirnströme während des Anfalls messen und so bei der Abgrenzung helfen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Bildgebung des Gehirns, um strukturelle Veränderungen wie Tumore oder Vernarbungen zu erkennen.
- Neuropsychologische Diagnostik: Tests zur Beurteilung von kognitiven Funktionen wie Gedächtnis, Sprache und Aufmerksamkeit.
- Anfall-Videos und Berichte von Angehörigen: Sie können wertvolle Hinweise über die Anfallsart liefern.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der fokalen Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die wichtigsten Behandlungsoptionen sind:
- Medikamentöse Therapie: Antiepileptika sind dieStandardmedikamente zur Behandlung von Epilepsie. Es stehen unterschiedliche Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Die Dosierung muss oft langsam und unter Berücksichtigung zusätzlicher Erkrankungen sowie anderer notwendiger Präparate und deren möglichen Wechselwirkungen erfolgen. In der Regel ist die Dosierung der jeweiligen Medikamente aufgrund des veränderten Stoffwechsels im Alter wesentlich niedriger als bei jüngeren Patienten.
- Chirurgische Behandlung: Wenn sich bei fokalen Anfällen feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns die Anfälle auslöst, kann er entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich.
- Vagusnerv-Stimulation: Dabei wird ein Schrittmacher unter die Haut im Brustbereich implantiert, der elektrische Impulse abgibt. Er ist über Kontakte am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden und soll die Überaktivität der Nervenzellen hemmen.
- Ergänzende Therapien: Psychotherapie kann dabei unterstützen, mit den Folgen der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Behandlung von Sprachstörungen
Die Behandlung von Sprachstörungen bei fokaler Epilepsie hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Störung ab. Mögliche Behandlungsansätze sind:
- Logopädie: Sprachtherapie zur Verbesserung der Sprachproduktion und des Sprachverständnisses.
- Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und anderen kognitiven Funktionen.
- Anpassung der Medikation: Wenn Medikamente die Sprachstörungen verursachen, kann eine Anpassung der Dosierung oder ein Wechsel des Medikaments erforderlich sein.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Bei einem epileptischen Anfall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen:
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- Ruhe bewahren: Panik kann die Situation verschlimmern.
- Betroffene Person auf den Boden legen: Um einem Sturz vorzubeugen.
- Gefährliche Gegenstände entfernen: Alles, was zu Verletzungen führen könnte, beiseite räumen.
- Kopf schützen: Den Kopf des Betroffenen mit einem weichen Gegenstand polstern.
- Enge Kleidung lockern: Um die Atmung zu erleichtern.
- Nicht festhalten: Seltsame Körperhaltungen und freie Zuckungen ermöglichen.
- Nichts in den Mund schieben: Auch wenn sich die Person in die Zunge beißt.
- Notruf 112 rufen: Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert oder mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten.
- Dabeibleiben: Unbedingt dabeibleiben, bis die betroffene Person wieder vollständig orientiert ist.
Leben mit Epilepsie und Sprachstörungen
Epilepsie und Sprachstörungen können das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich beeinträchtigen. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, mit der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern:
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
- Psychologische Unterstützung: Eine Psychotherapie kann helfen, mit Ängsten und Depressionen umzugehen.
- Anpassung des Lebensstils: Ausreichend Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten und Stressabbau können helfen, Anfälle zu vermeiden.
- Technische Hilfsmittel: Epilepsie-Überwachungsgeräte und Sturzmelder können die Sicherheit erhöhen.
- Epilepsiehunde: Warnhunde haben die Fähigkeit, einen kommenden Anfall zu spüren und warnen dann den Betroffenen, sodass dieser Zeit hat, sich z.B. vor Verletzungen zu schützen. Anzeigehunde lernen, einen tatsächlichen Anfall zu erkennen und dann in vorher geübter Art und Weise zu helfen.
Epilepsie im Alter
Epilepsien erreichen im Alter die höchste Häufigkeit. Die Altersepilepsie ist die dritthäufigste Krankheit des Nervensystems im Alter, nach Demenzen und Schlaganfall. Im höheren Lebensalter gibt es viele verschiedene Ursachen, die zu einem epileptischen Anfall führen können. Das Auftreten einer Spätepilepsie muss meist diagnostisch umfassend abgeklärt werden. Dabei müssen beispielsweise andere Ursachen vorübergehender Hirnfunktionsstörungen, insbesondere kurzzeitige Hirndurchblutungsstörungen, Schwindelursachen, Migräne oder Medikamenten-Nebenwirkungen ausgeschlossen werden.
Im Alter kann je nach beteiligter Hirnregion und Ausdehnung der nervlichen Übererregung ein epileptischer Anfall unterschiedliche Symptome hervorrufen. Das können kurzzeitige Bewusstseinseintrübungen sein wie beispielsweise ein Starren, eine Sprechblockade oder aber auch ein zeitweiliger Gedächtnisverlust oder Verwirrtheit. Im Vergleich zu jüngeren betroffenen Personen treten so genannte «Grand mal-Anfälle», die mit Bewusstseinsverlust, Krämpfen und Zuckungen einhergehen, bei Senioren eher seltener auf. Weitere Symptome können auch vorübergehende Lähmungserscheinungen oder Missempfindungen sein sowie unspezifische Anzeichen wie Kopfweh und Muskelschmerzen. Den betroffenen Senioren selbst sind die kurzen Ausfälle oft gar nicht bewusst, solange sie dabei nicht hinfallen und sich verletzen.
Epilepsien bei älteren Menschen sind - nach Berücksichtigung der altersbedingten Besonderheiten - heutzutage insbesondere mit modernen Antiepileptika gut behandelbar.
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