Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem schnelles Handeln entscheidend ist, um Todesfälle zu verhindern und langfristige Beeinträchtigungen zu minimieren. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, auch als Hirnschlag bekannt. Dabei kommt es zu einer Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn, was zum Ausfall von Gehirnzellen führt. Dieser Artikel beleuchtet die Erkennung, Behandlung und Prävention von Schlaganfällen, insbesondere im Hinblick auf leichte Schlaganfälle und ihre potenziellen Folgen.
Schlaganfall erkennen: Jede Minute zählt
Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln entscheidend, da jede Minute zählt. Wenn eine Hirnregion nicht durchblutet wird, sterben pro Minute etwa 1,9 Millionen Gehirnzellen ab. Spezialisierte Schlaganfallstationen, sogenannte Stroke Units, haben in den letzten 15 Jahren dazu beigetragen, die Sterblichkeit in Deutschland zu halbieren.
Typische Symptome eines Schlaganfalls können Lähmungen, Taubheitsgefühle auf einer Körperseite, Sprachschwierigkeiten, Sehstörungen und Schwindel sein. Um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, kann der FAST-Test angewendet werden:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Kann die Person beide Arme mit den Handflächen nach oben nach vorne strecken?
- Speech (Sprache): Kann die Person einen einfachen Satz nachsprechen?
- Time (Zeit): Keine Zeit verlieren und sofort den Notruf wählen!
Ursachen und Arten von Schlaganfällen
Das Gehirn ist das Kontrollzentrum des menschlichen Körpers, das alle Funktionen wie Bewegung, Sprache, Bewusstsein und Sinneswahrnehmung steuert. Es benötigt etwa 700 Milliliter Blut pro Minute, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Schlaganfälle werden hauptsächlich durch zwei Ursachen ausgelöst:
- Ischämischer Schlaganfall: In etwa 80 Prozent der Fälle wird ein Schlaganfall durch Blutgerinnsel oder Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verursacht, die die Blutgefäße verschließen.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: In selteneren Fällen wird ein Schlaganfall durch Hirnblutungen verursacht, die durch Kopfverletzungen oder Schädel-Hirn-Traumata entstehen.
Beide Arten von Schlaganfällen führen zu einer Unterbrechung der Blutversorgung des Gehirns, wodurch Hirngewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und seine Funktion einstellt.
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Der "Mini-Schlaganfall" als Warnsignal
Vorübergehende neurologische Ausfallerscheinungen wie Lähmungen sowie Sprach- und Sehstörungen sollten ernstgenommen werden. Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), auch als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet, ist eine Vorwarnung. Bis zu 20 Prozent dieser Patienten erleiden innerhalb der nächsten drei Monate einen großen Schlaganfall, der durch richtige Diagnostik und Therapie vermieden werden kann.
Professor Dr. Jürgen Bardutzky erklärt, dass ein Mini-Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst wird, die keinen eigentlichen Hirninfarkt hinterlässt. Die Symptome entsprechen den klassischen Schlaganfallsymptomen, bilden sich aber innerhalb von 24 Stunden zurück. Dennoch ist eine sofortige Abklärung auf einer Stroke Unit notwendig, um Ursachen zu erkennen und das Risiko eines nachfolgenden Schlaganfalls zu reduzieren.
Schlaganfall-Therapie: Zeit ist entscheidend
Je schneller die Durchblutung des Gehirns wiederhergestellt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Erholung. Die Zeitspanne vom Eintreffen in der Klinik bis zur Behandlung ("door-to-needle-time") spielt eine entscheidende Rolle.
- Lyse-Therapie: Bei einer Durchblutungsstörung kann in den ersten 4,5 Stunden nach Symptombeginn eine medikamentöse Therapie (Lyse) eingesetzt werden, um das Blutgerinnsel aufzulösen und die Versorgung des Gehirns wiederherzustellen. Vor jeder Lyse muss jedoch eine Blutung im Gehirn mittels CT ausgeschlossen werden.
- Thrombektomie: Bei schweren Durchblutungsstörungen kann ein Katheter verwendet werden, um den Thrombus zu entfernen und die Durchblutung wiederherzustellen. Dieser Eingriff erfordert hohe medizinische Expertise und muss schnellstmöglich durchgeführt werden.
Rehabilitation: Vom ersten Tag an
Um Schlaganfallpatienten eine möglichst schnelle und gute Rehabilitation zu ermöglichen, beginnt die Früh-Reha direkt ab Tag eins auf der Stroke Unit. Ziel ist es, Schäden mithilfe von Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie zu minimieren. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegenden und spezialisierten Therapeuten arbeitet eng zusammen, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
Eine Schlaganfall-Rehabilitation ist besonders wirkungsvoll in den ersten drei Monaten nach der Erkrankung. Ruhe und eine mit Ärzten abgestimmte stationäre und ambulante Therapie sind entscheidend für den Heilungsprozess.
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Langzeitfolgen und Beschwerden nach einem Schlaganfall
Die Folgen eines Schlaganfalls können sehr unterschiedlich sein und hängen von der betroffenen Hirnregion sowie der Intensität der Durchblutungsstörung ab. Etwa 70 Prozent der Patienten müssen mit Langzeitfolgen leben, wobei jeder Fall individuell ist.
Ärzte unterscheiden zwischen körperlichen, neuropsychologischen und psychologischen Schlaganfall-Folgen:
Körperliche Folgen:
- Halbseitenlähmung
- Spastik
- Schluckstörung (Dysphagie)
- Sprechstörung (Dysarthrophonie)
- Demenz
- Epilepsie
Neuropsychologische Folgen:
- Sprachstörung (Aphasie)
- Sehstörung
- Wahrnehmungsstörung (Neglect)
- Konzentrationsstörungen
- Persönlichkeitsveränderung
Psychologische Folgen:
- Depression
- Angststörung
Leben mit den Folgen: Unterstützung und Perspektiven
Nach einem Schlaganfall ist eine individuelle Betrachtung der Situation notwendig, die den Gesundheitszustand des Betroffenen, den Schweregrad der Erkrankung sowie weitere personenbezogene Umstände berücksichtigt. Die Heimat Krankenkasse bietet hierzu im Einzelfall Beratung an, um finanzielle Hilfen zu besprechen.
Obwohl ein Schlaganfall eine schwerwiegende Erkrankung ist, versucht das Gehirn bereits wenige Stunden nach dem Vorfall, seine Verletzungen zu heilen. Eine schnelle und umfangreiche Behandlung erzielt bessere Ergebnisse, und auch ein leichter Schlaganfall hat bessere Heilungschancen als ein schwerer.
Schlaganfallrisiko minimieren: Prävention ist der Schlüssel
Das Schlaganfallrisiko kann durch die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung reduziert werden. Damit einher gehen häufig Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte.
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Professor Dr. Schäbitz empfiehlt, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung zu vermeiden. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung (20 bis 30 Minuten pro Tag) und die Behandlung von Risikofaktoren sind wichtige Maßnahmen zur Prävention.
Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet einen Schlaganfall-Risikotest an, mit dem Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Bei einem auffälligen Testergebnis sollte ein Arzt aufgesucht werden, um Risikofaktoren frühzeitig zu überprüfen und entsprechende Behandlungen einzuleiten.
Lebenserwartung und Rückfallrisiko
Die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall hängt von vielen Faktoren ab, wie Alter, Gesundheitszustand und Schwere des Verlaufs. Bei rechtzeitiger Behandlung überleben laut wissenschaftlichen Studien etwa 57 Prozent der Patienten unter 50 Jahre mehr als fünf Jahre nach einem Schlaganfall. Bei Betroffenen über 70 Jahre sind es nur noch neun Prozent.
Nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft besteht ein erhöhtes Risiko, dass der Patient nach dem ersten einen weiteren Schlaganfall erleidet - auf etwa 20 Prozent aller Betroffenen trifft dies zu. Um einem Rückfall bestmöglich vorzubeugen, ist eine Nachsorge, Therapie und Begleitung durch medizinisches Fachpersonal unerlässlich.
Forschung und Zukunftsperspektiven
Die Forschung im Bereich Schlaganfall konzentriert sich auf die Verbesserung der Akuttherapie, die Erforschung der Genetik des Schlaganfalls und die Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall. Insbesondere die Thrombektomie hat sich als eine sensationell wirksame neue Therapiemethode erwiesen.
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