Neuralgie nach Gürtelrose: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Neuralgie nach Gürtelrose, auch Post-Zoster-Neuralgie (PZN) genannt, ist eine Komplikation, die nach einer Gürtelrose auftreten kann. Die Gürtelrose selbst wird durch die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV) verursacht, demselben Virus, das auch Windpocken auslöst. Nach einer Windpocken-Infektion, die häufig in der Kindheit auftritt, verbleibt das Virus in inaktiver Form in bestimmten Nervenknoten (Ganglien) im Gehirn und Rückenmark. Wenn das Immunsystem geschwächt wird, kann das Virus reaktiviert werden und eine Gürtelrose verursachen. Diese äußert sich als schmerzhafter Hautausschlag entlang der betroffenen Nervenbahnen.

Ursachen der Post-Zoster-Neuralgie

Die genauen Mechanismen, die zur Entwicklung einer Post-Zoster-Neuralgie führen, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV) eine Entzündung und Schädigung der Nervenstrukturen verursacht. Einige Viren überdauern in Nervenknoten im Gehirn und Rückenmark. Ein intaktes Immunsystem hält diese Viren in Schach. Wird das Immunsystem jedoch geschwächt, können sich die Viren vermehren und entlang der Nervenbahnen in die Haut wandern, was zu Schäden an den Nervenzellen führen kann.

Während der akuten Phase der Gürtelrose verursachen die entzündlichen Verletzungen der Nervenstrukturen die Schmerzen. Diese Nervenstrukturen können geschädigt werden und vernarben. Die Folge ist ein gestörtes Schmerzempfinden, das sich in den Symptomen einer Post-Zoster-Neuralgie äußert.

Das Risiko, eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:

  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Bei den 55- bis 59-Jährigen liegt das Risiko bei etwa 30 Prozent der Herpes-Zoster-Fälle, während bei der Hälfte der Betroffenen über 60 Jahren und sogar bei zwei Dritteln der über 70-Jährigen die Schmerzen länger bestehen bleiben.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Betroffene Körperstelle: Das Risiko ist erhöht, wenn die Gürtelrose im Gesicht, an den Augen oder am Steißbein auftritt.
  • Schmerzen vor dem Ausschlag: Starke Schmerzen bereits zu Beginn der Gürtelrose, teilweise noch vor dem Ausschlag, erhöhen das Risiko ebenfalls.

Symptome der Post-Zoster-Neuralgie

Die Symptome einer Post-Zoster-Neuralgie können je nach betroffener Nervenregion variieren. Typische Symptome sind:

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  • Anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
  • Plötzlich einschießende Schmerzen
  • Heftige Schmerzen bei Berührung
  • Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle
  • Schmerzen und Missempfindungen im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose (Rumpf, Arm, Gesicht)
  • Überempfindlichkeit der Haut, sodass jede Berührung schmerzhaft ist

Die Schmerzen können sich im Laufe der Zeit verstärken und sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, die betroffenen Hautregionen zu waschen, sich im Bett zu drehen oder sich zu umarmen.

Diagnose der Post-Zoster-Neuralgie

Die Diagnose einer Post-Zoster-Neuralgie basiert in erster Linie auf der Krankengeschichte und einer körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird Fragen stellen wie:

  • Wie lange dauern die Schmerzen bereits an?
  • Hatten Sie vor einigen Wochen oder Monaten an der entsprechenden Stelle bereits einen schmerzhaften Hautausschlag (Gürtelrose)?
  • Wie ist Ihr Impfstatus?
  • Wie stark sind die Schmerzen?

Eventuell wird ein standardisierter Fragebogen verwendet, um die Schmerzen auf einer Skala einzuschätzen. Bei der körperlichen Untersuchung wird das betroffene Hautareal auf Rötungen, Pusteln oder Narben untersucht und die Berührungsempfindlichkeit der Haut geprüft.

In unklaren Fällen können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um Entzündungswerte und spezielle Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus zu bestimmen. Wenn andere Ursachen für die Nervenschmerzen in Frage kommen, kann eine Überweisung an einen Neurologen erfolgen.

Es ist hilfreich, wenn die Gürtelrose bereits in ärztlicher Behandlung war, da dies die Diagnose erleichtert. Eine frühzeitige Behandlung der Gürtelrose kann das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie und anderer Komplikationen verringern.

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Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie

Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. In vielen Fällen werden die Symptome mit der Zeit schwächer, aber es kann auch zu einem chronischen Verlauf kommen, bei dem die Beschwerden zwar nachlassen, aber immer wieder auftreten.

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Symptome. Es kann erforderlich sein, verschiedene Wirkstoffe und Dosierungen auszuprobieren, bis die passende Therapie gefunden ist. Folgende Wirkstoffe und Therapien können eingesetzt werden:

  • Schmerzpflaster: Wirken gezielt an den betroffenen Stellen. Lidocain-Pflaster können eine lokale Betäubung bewirken. Capsaicin-Cremes können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Antikonvulsiva: Medikamente gegen Krampfanfälle, die die Nervenzellen weniger erregbar machen und sich in der Schmerztherapie bewährt haben (z.B. Pregabalin, Gabapentin).
  • Antidepressiva: Verhindern unter anderem, dass Schmerzsignale im Rückenmark weitergeleitet werden (trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin).
  • Schmerzmittel: Können einzeln oder in Kombination mit anderen Therapieverfahren eingesetzt werden, um die Schmerzen zu dämpfen (Nicht-opioid-Analgetika wie Ibuprofen und Metamizol, niedrigpotente Opioide wie Tramadol und Tilidin, hochpotente Opioide wie Morphin und Oxycodon).
  • Nervenblockaden: Eine neuere Therapieoption für schwer zu behandelnde Schmerzen, bei der bestimmte Nerven mit lokal angewendeten Betäubungsmitteln oder Steroiden "abgeschaltet" werden. Diese Therapie wird ausschließlich von spezialisierten Schmerzärzten durchgeführt.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Hierbei werden mithilfe von Elektroden auf der Haut die Nerven mit Stromimpulsen angesprochen. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt.

Ergänzende Behandlungen umfassen:

  • Komplementärmedizinische Behandlungen (z. B. Akupunktur)
  • Psychologische Schmerztherapieverfahren
  • Invasive Schmerztherapieverfahren (z. B. ganglionäre lokale Opioidanalgesie)
  • Rückenmarksnahe Anästhesieverfahren (falls notwendig)
  • Multimodale Schmerztherapie (gleichzeitige, aufeinander abgestimmte Behandlung durch verschiedene Disziplinen)

Es ist wichtig zu beachten, dass keine der Therapien die Post-Zoster-Neuralgie heilen kann. Alle Behandlungen zielen jedoch darauf ab, die Schmerzen zu lindern und den Leidensdruck zu verringern.

Vorbeugung der Post-Zoster-Neuralgie

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie zu verringern:

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  • Impfung gegen Windpocken: Eine Impfung gegen Windpocken reduziert auch das Risiko, später an Gürtelrose zu erkranken und eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln. Die STIKO empfiehlt die Impfung für Säuglinge und Kleinkinder seit 2004. Frauen ohne Windpocken-Erkrankung in der Vorgeschichte sollten vor einer geplanten Schwangerschaft ebenfalls geimpft werden.
  • Impfung gegen Gürtelrose: Auch wer bereits an Windpocken erkrankt war, kann sich gegen Gürtelrose impfen lassen, um das Risiko zu reduzieren. Die STIKO empfiehlt eine Herpes-Zoster-Impfung für Menschen ab 60 Jahren sowie für besonders gefährdete Menschen (z. B. chronisch Kranke) ab 50 Jahren. Die Kosten für diese Impfung werden von den Krankenkassen übernommen. Es stehen Totimpfstoffe zur Verfügung.
  • Frühzeitige Behandlung der Gürtelrose: Eine frühzeitige Behandlung der Gürtelrose mit antiviralen Medikamenten kann das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie verringern. Die antivirale Behandlung sollte idealerweise innerhalb von 72 Stunden nach Ausbruch der Krankheit begonnen werden.
  • Stärkung des Immunsystems: Ein gesundes Immunsystem kann dazu beitragen, die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus zu verhindern. Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems umfassen eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement.

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