Kopfschmerzen und Neuralgien sind weit verbreitete Beschwerden, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Während Kopfschmerzen oft als dumpf, drückend oder pochend beschrieben werden, äußern sich Neuralgien durch brennende oder stechende Schmerzen, die durch Nervenreizungen verursacht werden. Dieser Artikel befasst sich speziell mit Neuralgien im Nacken-Hinterkopf-Bereich, beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und verschiedene Behandlungsansätze.
Was ist Neuralgie im Nacken-Hinterkopf-Bereich?
Neuralgie im Nacken-Hinterkopf-Bereich, oft auch als Okzipitalneuralgie bezeichnet, ist ein chronischer Schmerzzustand, der von den Okzipitalnerven ausgeht. Diese Nerven, der Nervus occipitalis major und der Nervus occipitalis minor, entspringen der Halswirbelsäule und versorgen die Haut am Hinterkopf und Nacken. Eine Reizung oder Schädigung dieser Nerven kann zu intensiven, stechenden oder ziehenden Schmerzen in den betroffenen Arealen führen.
Symptome der Neuralgie im Nacken-Hinterkopf-Bereich
Die Symptome einer Okzipitalneuralgie können vielfältig sein und sich von Patient zu Patient unterscheiden. Typische Anzeichen sind:
- Stechende, ziehende Schmerzen: Hauptsächlich im Bereich des Hinterkopfes lokalisiert, können sich aber auch auf den oberen Nacken und den oberen Kopfbereich ausdehnen.
- Schmerzausstrahlung: Entlang des Nervenverlaufs bis zur Stirn und Schläfe möglich.
- Druckempfindlichkeit: An den Austrittspunkten der Nerven am Übergang von Nacken zum Hinterkopf.
- Anfallsartige Schmerzen: Treten plötzlich auf und können über mehrere Minuten anhalten.
- Einseitige Schmerzen: Meist auf einer Kopfseite, seltener beidseitig.
- Missempfindungen: Kribbeln, Jucken, Überempfindlichkeit oder Taubheit der betroffenen Hautareale.
- Begleitsymptome: In einigen Fällen können Symptome auftreten, die einer Migräne ähneln.
Ursachen der Neuralgie im Nacken-Hinterkopf-Bereich
Die Ursachen für eine Okzipitalneuralgie sind vielfältig und nicht immer eindeutig zu identifizieren. Einige der häufigsten Auslöser sind:
- Muskelverspannungen: Verspannungen der Nackenmuskulatur, insbesondere bei Personen, die viel sitzen, können die Okzipitalnerven einklemmen und reizen.
- Trauma: Verletzungen, Stürze oder Schleudertraumata im Nackenbereich können zu einer direkten Schädigung der Nerven führen.
- Degenerative Veränderungen: Arthrose oder andere degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule können Druck auf die Nerven ausüben.
- Stoffwechselerkrankungen: Diabetes oder Gicht können die Nerven schädigen und das Risiko für Neuralgien erhöhen.
- Raumfordernde Prozesse: In seltenen Fällen können Tumore oder Infektionen im Bereich der Halswirbelsäule die Nerven einklemmen.
- Operationen: Auch nach Operationen an der Halswirbelsäule oder nach Schädeloperationen sowie nach Frakturen des Schädels oder der Schädelbasis können die Hinterhauptsnerven durch Narben eingeklemmt werden und den Hinterhauptkopfschmerz auslösen.
- Einklemmung (Entrapment): Eine erhöhte Muskelverspannung im Hinterhauptbereich, da diese Occipital-Nerven durch tiefe Muskelschichten hindurch müssen.
- Weitere Ursachen: Entwicklungsstörungen am Übergang zwischen Wirbelsäule und Schädel, Tumoren im Bereich des Übergangs zwischen Wirbelsäule und Schädel oder der oberen Halswirbelsäule, Morbus Paget des Schädels, rheumatoide Arthritis der oberen Halswirbelsäule, Morbus Bechterew, Verschleißerscheinungen an der Halswirbelsäule (zervikale Spondylose), Knochenbruch der oberen Halswirbelsäule, bakterielle Infektion der oberen Wirbelkörper (Osteomyelitis), Verletzungen oder degenerative Veränderungen (Verschleißerscheinungen) der Gelenke der oberen Halswirbel, eine Sehnenentzündung im Halsbereich (retropharyngeale Tendinitis) oder eine Störung der Muskelspannung im Halsbereich (Dystonie).
Diagnose der Neuralgie im Nacken-Hinterkopf-Bereich
Die Diagnose einer Okzipitalneuralgie basiert in erster Linie auf der Anamnese des Patienten und einer gründlichen körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird nach der Art, Lokalisation und Ausprägung der Schmerzen fragen sowie nach möglichen Auslösern und Begleitsymptomen.
Lesen Sie auch: Morton Neuralgie: Ein umfassender Überblick
Weitere diagnostische Maßnahmen können sein:
- Druckschmerztest: Abtasten des Hinterkopfes, um Druckempfindlichkeit an den Nervenaustrittspunkten festzustellen.
- Anästhetische Blockade: Injektion eines Lokalanästhetikums in den Bereich der Okzipitalnerven. Eine deutliche Schmerzlinderung nach der Injektion deutet auf eine Okzipitalneuralgie hin.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT der Halswirbelsäule, um andere Ursachen wie Tumore oder degenerative Veränderungen auszuschließen.
Es ist wichtig, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, wie z. B.:
- Migräne
- Spannungskopfschmerzen
- Cluster-Kopfschmerzen
- Zervikogener Kopfschmerz
- Trigeminusneuralgie
- Bandscheibenvorfälle oder andere Störungen in der oberen Halswirbelsäule
- Postherpetische Neuralgie
Behandlung der Neuralgie im Nacken-Hinterkopf-Bereich
Die Behandlung der Okzipitalneuralgie zielt in erster Linie auf die Schmerzlinderung und die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten ab. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die je nach Ursache und Schweregrad der Symptome eingesetzt werden können:
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung leichter bis mittelschwerer Schmerzen eingesetzt werden.
- Muskelrelaxanzien: Medikamente zur Entspannung der Nackenmuskulatur können bei Muskelverspannungen helfen.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Nackenmuskulatur, Verbesserung der Haltung und Lösung von Verspannungen.
- Manuelle Therapie: Techniken zur Mobilisierung der Wirbelgelenke und zur Lösung von Blockaden.
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Können je nach Bedarf zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Akupunktur: Kann gezielt die Muskelanspannung bei Schmerzen am Hinterkopf reduzieren.
- Triggerpunktbehandlung: Kann gezielt die Muskelanspannung bei Schmerzen am Hinterkopf reduzieren.
- Biofeedback Behandlung: Kann ein gutes Therapieergebnis in der Behandlung von Hinterkopfschmerzen erzielen, wenn der erhöhte Muskeltonus auf Grund von Fehlhaltung oder als Stressreaktion erhöht ist.
Invasive Behandlung
- Nervenblockaden: Injektion eines Lokalanästhetikums und/oder Kortikosteroids in den Bereich der Okzipitalnerven, um die Schmerzleitung zu blockieren. Die Wirkung hält jedoch durchschnittlich nur 24 Tage lang an. Bei positivem Ergebnis der Okzipitalnerven Blockaden - die Hinterkopfschmerzen verschwinden innerhalb weniger Minuten- lassen sich wiederholte Nervenblockaden mit Zusatz eines Corticoidpräparates durchführen.
- Kryoneurolyse: Vereisung der Okzipitalnerven, um die Schmerzleitung zu unterbrechen. Dies kann zu einer mehrmonatigen bis mehrjährigen Schmerzfreiheit führen.
- Neurostimulation: Implantation eines Geräts, das elektrische Impulse an die Nerven sendet, um die Schmerzsignale zu blockieren.
- Chirurgische Dekompression: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf die Nerven zu entlasten. Bei starken Beschwerden und einem nachgewiesenen Gefäß-Nerv-Kontakt kann eine mikrochirurgische Operation zur Entlastung des Nerven (Neurolyse) helfen.
Weitere Behandlungsmethoden
- Neuraltherapie: Injektion von Lokalanästhetika inTriggerpunkte oder Narben, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
- Anpassungen im Alltag: Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes, Stressmanagement und regelmäßige Bewegung.
- Behandlung muskulärer Strukturen: Behandlung der in der Regel bestehenden Blockierungen im atlanto-occipitalen Übergangsbereich und im Bereich der Halswirbelsäule notwendig, um den Druck von den Okzipitlalnerven zu nehmen.
- Off-Label-Therapie: Arzneimittel, die ohne eine Zulassung für zervikogenen Kopfschmerz verwendet werden: bestimmte Antidepressiva oder Krampflösende Wirkstoffe (Antikonvulsiva), die eigentlich zur Behandlung von Epilepsie dienen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung einer Okzipitalneuralgie individuell auf den Patienten zugeschnitten werden muss. In vielen Fällen ist eine Kombination verschiedener Therapieansätze erforderlich, um eine optimale Schmerzlinderung zu erzielen.
Zervikogener Kopfschmerz
Zervikogener Kopfschmerz ist eine weitere Form von Kopfschmerz, die im Nackenbereich ihren Ursprung hat. Im Gegensatz zur Okzipitalneuralgie, die durch eine direkte Reizung der Okzipitalnerven verursacht wird, entsteht der zervikogene Kopfschmerz durch Probleme in der Halswirbelsäule, wie z. B. Verspannungen, Blockaden oder Verschleißerscheinungen.
Lesen Sie auch: Aktuelle Leitlinie: Post-Zoster-Neuralgie
Symptome des zervikogenen Kopfschmerzes
- Dumpf-ziehender Schmerz: Beginnt am Hinterkopf und zieht über den Kopf nach vorn.
- Moderate Schmerzintensität: Hält über Stunden bis Tage an, kann sich aber plötzlich verstärken.
- Auslösbarkeit durch Druck oder Bewegung: Druck auf die Nackenmuskulatur oder bestimmte Kopfbewegungen können den Schmerz auslösen oder verstärken.
- Begleitsymptome: Nackenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit (in geringerem Ausmaß als bei Migräne), diffuse Schmerzen in Schulter oder Arm.
Ursachen des zervikogenen Kopfschmerzes
- Reizung einer sensiblen Nervenwurzel: Eines oberen Halswirbels, die den Hinterkopf und Nacken versorgt.
- Entwicklungsstörungen: Am Übergang zwischen Wirbelsäule und Schädel.
- Tumoren: Im Bereich des Übergangs zwischen Wirbelsäule und Schädel oder der oberen Halswirbelsäule.
- Morbus Paget des Schädels: Eine Knochenerkrankung, die zu Verformungen führt und sich auf die Halswirbel auswirken kann.
- Rheumatoide Arthritis: Der oberen Halswirbelsäule.
- Morbus Bechterew: Eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule.
- Verschleißerscheinungen: An der Halswirbelsäule (zervikale Spondylose).
- Knochenbruch: Der oberen Halswirbelsäule.
- Schleudertrauma
- Bakterielle Infektion: Der oberen Wirbelkörper (Osteomyelitis).
- Verletzungen oder degenerative Veränderungen: (Verschleißerscheinungen) der Gelenke der oberen Halswirbel.
- Sehnenentzündung: Im Halsbereich (retropharyngeale Tendinitis).
- Störung der Muskelspannung: Im Halsbereich (Dystonie).
Behandlung des zervikogenen Kopfschmerzes
Die Behandlung des zervikogenen Kopfschmerzes zielt auf die Beseitigung der Ursache und die Linderung der Symptome ab. Mögliche Behandlungsansätze sind:
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Nackenmuskulatur, Verbesserung der Haltung und Lösung von Verspannungen.
- Manuelle Therapie: Techniken zur Mobilisierung der Wirbelgelenke und zur Lösung von Blockaden.
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden.
- Muskelrelaxanzien: Medikamente zur Entspannung der Nackenmuskulatur können bei Muskelverspannungen helfen.
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
- Injektionen: Injektion von Kortison oder Lokalanästhetika in die Nerven oder Gelenke der Halswirbelsäule, um die Schmerzleitung zu blockieren.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache des zervikogenen Kopfschmerzes zu beheben.
Was kann man selbst gegen Kopfschmerzen und Neuralgien tun?
Neben den ärztlichen Behandlungen gibt es auch einige Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um Kopfschmerzen und Neuralgien vorzubeugen oder zu lindern:
- Verspannungen lösen: Regelmäßige Dehn- und Kräftigungsübungen für die Nackenmuskulatur sowie Massagen können helfen, Verspannungen zu lösen.
- Stress reduzieren: Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
- Regelmäßiges Lüften: Sorgen Sie für ein gutes Raumklima.
- Bildschirmzeit reduzieren: Begrenzen Sie die Zeit, die Sie vor Bildschirmen verbringen.
- Ausreichend Schlaf: Achten Sie auf ausreichend und regelmäßigen Schlaf.
- Lebensmittelunverträglichkeiten beachten: Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Histamin können häufig Kopfschmerzen die Folge sein.
- Regelmäßige Bewegung: Ist wichtig, um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu erhalten.
- Pausen: Vermeiden Sie es, lange Zeit in derselben Position zu verharren.
Lesen Sie auch: Okzipitalneuralgie: Welche Medikamente helfen?
tags: #Neuralgie #Nacken #Hinterkopf #Ursachen