Bestrahlung des Gehirns: Folgen und Nebenwirkungen

Brustkrebs kann, wenn auch seltener als in anderen Organen, Metastasen im Gehirn bilden. Krebszellen können bei Brustkrebs (Mammakarzinom) ins Gehirn vordringen und dort Hirnmetastasen bilden. Solche Tochtergeschwulste im Gehirn können im Rahmen verschiedener Krebsarten vorkommen. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft ist Brustkrebs für etwa 15 bis 20 Prozent der Hirnmetastasen verantwortlich. Besonders häufig treten sie bei Frauen mit HER2-positivem oder triple-negativem Brustkrebs (TNBC) auf.

Diagnose von Hirnmetastasen

Für die Diagnose von Hirnmetastasen gibt es verschiedene Untersuchungen. Ärztinnen und Ärzte suchen im Rahmen einer neurologischen Untersuchung nach Hinweisen auf einen erhöhten Hirndruck oder Störungen der Bewegungen, Reflexe sowie des Denkens, der Wahrnehmung oder Aufmerksamkeit (kognitive Beeinträchtigungen). Bildgebende Verfahren können Hirnmetastasen meist sichtbar machen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Magnetresonanztomografie (MRT): Eine Methode, die mit starken Magnetfeldern arbeitet und das Gehirn „scheibchenweise“ aufnimmt, wodurch detaillierte Schnittbilder entstehen. Die Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie) ist inzwischen das bildgebende Verfahren der Wahl, um Hirnmetastasen nachzuweisen. Die MRT ist empfindlicher und kann kleinere Veränderungen besser aufspüren als die Computertomografie (CT).
  • Computertomografie (CT): Eine Untersuchung, bei der Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen. Wie bei der MRT entstehen bei einer CT hochaufgelöste Schnittbilder.
  • Positronenemissionstomografie (PET): Die Untersuchung macht Bereiche sichtbar, deren Stoffwechsel besonders aktiv ist (zum Beispiel Krebszellen).
  • Biopsie: Dabei werden Gewebeproben aus dem verdächtigen Bereich entnommen und danach im Labor unter dem Mikroskop analysiert. Das Vorhandensein oder Fehlen besonderer Merkmale von Krebszellen (molekularbiologische Marker) lässt sich anhand der Gewebeprobe nachweisen, was für die Therapie von Bedeutung sein kann. Die Entnahme einer Gewebeprobe ist jedoch belastend für die Betroffenen. Metastasen im Gehirn können andere biologische Merkmale besitzen als Tochtergeschwülste an einer anderen Stelle des Körpers. So kann zum Beispiel in einer Hirnmetastase der Rezeptorstatus (HER2, Hormonrezeptoren) anders sein als im Ursprungstumor in der Brust. Ob eine Metastase besondere Merkmale besitzt und welche das genau sind - das versucht man, im Rahmen der OP herauszufinden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Hirnmetastasen

Wenn Hirnmetastasen bei Brustkrebs diagnostiziert wurden, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Die Therapien können oft die Prognose und Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Die Behandlung von Hirnmetastasen sollte ein interdisziplinäres Behandlungsteam übernehmen. Dabei arbeiten Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen eng zusammen. Das Team legt für jede Frau mit metastasiertem Brustkrebs und Hirnmetastasen individuell die bestmögliche und am wenigsten belastende Therapie fest. Am besten geschieht dies in einem Tumorboard, an dem Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten teilnehmen (Neurologie, Neuroonkologie, Neurochirurgie, Strahlentherapie, Neuroradiologie, Pathologie). So lässt sich oft eine maßgeschneiderte Behandlung für jede Frau festlegen.

Mögliche Behandlungen sind:

  • Kortison: Hirnmetastasen können ein Hirnödem und Schwellungen verursachen. Dadurch steigt der Hirndruck. Dieser kann wiederum verschiedene Symptome mit sich bringen. Die wichtigste Therapiemaßnahme ist, den erhöhten Hirndruck durch Steroide (Kortison) zu senken (meist als Tablette). Das Hirnödem lässt sich durch diese Behandlung vermindern. Bei vielen Betroffenen bessern sich die Symptome zumindest für einige Wochen.
  • Antiepileptika (Antikonvulsiva): Manche erleben aufgrund der Hirnmetastasen epileptische Anfälle (Krampfanfälle). Dann können sogenannte Antikonvulsiva oder Antiepileptika helfen. Wenn in den nächsten Monaten nach dem Krampfanfall kein weiterer epileptischer Anfall auftritt, können Ärztinnen und Ärzte das Medikament wieder „ausschleichen“. Das heißt: Sie verringern die Dosis des Medikaments schrittweise und setzen es schließlich ab. Wenn der metastasierte Brustkrebs jedoch fortschreitet und erneut Symptome auftreten, lässt sich das Antikonvulsivum eventuell dauerhaft anwenden.
  • Medikamente: Medikamente spielen bei der Therapie von Hirnmetastasen bei einem Mammakarzinom eine wesentliche Rolle. Ärztinnen und Ärzte setzen hier die gleichen Arzneimittel ein, die auch bei der Behandlung von Metastasen in anderen Organen aufgrund einer Brustkrebserkrankung helfen können. Die Medikamente greifen die Krebszellen an verschiedenen „Schwachpunkten“ an. Sie blockieren zum Beispiel Signalwege, die für die Teilung und Vermehrung der Krebszellen wichtig sind. Andere Arzneimittel aktivieren das Immunsystem, damit es wieder selbst gegen die Krebszellen vorgeht. Solche zielgerichtet wirkenden Medikamente (engl. „targeted therapy“) kommen infrage, wenn die Tumorzellen bestimmte Merkmale aufweisen. Medikamente lassen sich entweder als alleinige Behandlung gegen Hirnmetastasen einsetzen. Sie sind aber auch mit anderen Therapien kombinierbar, etwa mit der Strahlentherapie (Ganzhirnbestrahlung) oder Radiochirurgie (eine Variante der Strahlentherapie). Daneben spielen noch andere Krebsmedikamente wie die Antihormontherapie und Chemotherapie eine wesentliche Rolle. Das Problem der Chemotherapie kann jedoch sein, dass aufgrund der Blut-Hirn-Schranke nicht genügend Zytostatika bei den Hirnmetasen ankommen.
  • Operation: Bei Hirnmetastasen kann in manchen Fällen auch eine Operation infrage kommen. Ärztinnen und Ärzte nutzen die OP einerseits zur Diagnostik, um die besonderen Eigenschaften der Krebszellen zu bestimmen. Die Operation eignet sich andererseits auch zur Therapie von Hirnmetastasen. Ärztinnen und Ärzte versuchen dabei, die Metastasen im Gehirn chirurgisch zu entfernen. Die Überlebenszeit kann sich dadurch verlängern lassen. Die OP besitzt außerdem eine palliative Wirkung. Die Operation von Hirnmetastasen ist ein Eingriff im äußerst empfindlichen Gehirn, der mit einigen Risiken behaftet ist. Möglich sind zum Beispiel eine Hirnschwellung, Blutungen oder anschließende Funktionsstörungen des Gehirns. Den Eingriff sollte immer ein Behandlungsteam durchführen, das viel Erfahrung mit dieser Art der Operation hat (Neurochirurgie). Außerdem sollten Ärztinnen und Ärzte die Entscheidung für oder gegen eine OP immer im Einzelfall gut abwägen.

Radiochirurgie

Die Radiochirurgie (auch stereotaktische Bestrahlung) ist eine Bestrahlungsmethode, die sehr zielgenau wirkt. Sie heißt daher auch „Operation ohne Messer“ oder „Operation mit Strahlen“. Dabei wird die gesamte, zuvor errechnete Strahlendosis als Einzeldosis verabreicht. Bei einer „herkömmlichen“ Strahlentherapie (Radiotherapie) sind es dagegen mehrere einzelne Fraktionen in mehreren Sitzungen. Die Radiochirurgie kann eine Alternative zur OP von Hirnmetastasen sein. Sie wirkt sowohl bei strahlenempfindlichen (radiosensitiven) als auch bei strahlenunempfindlichen (radioresistenten) Tumoren. Im Vergleich zur Operation besitzt sie einige Vorteile. Die Stereotaxie ist eine unblutige Alternative zur Operation in der Therapie von Hirntumoren und Hirnmetastasen. Hier wird eine sehr hohe Strahlendosis millimetergenau in nur wenigen Bestrahlungssitzungen eingesetzt. Angewendet wird diese hochdosierte Präzisionsbestrahlung, wenn sich die Bestrahlung auf ein kleines Krankheitsareal beschränkt.

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Die Radiochirurgie lässt sich zum Beispiel in folgenden Fällen einsetzen:

  • Singuläre Hirnmetastase (es sind noch andere Metastasen im Körper nachweisbar)
  • Solitäre Hirnmetastase (es sind keine weiteren Metastasen im Körper nachweisbar)
  • Oligometastasierung: Es gibt wenige (zwei bis vier) Hirnmetastasen, die kleiner als 2,5 Zentimeter sind
  • Nach der Entfernung einer großen, raumfordernden Metastase
  • Keine oder stabile (über drei Monate) weitere Metastasen
  • Kleine, tieferliegende Veränderung
  • Veränderungen, die operativ schlecht zugänglich sind, beispielsweise am Hirnstamm
  • Geringer raumfordernder Effekt der Metastase - der Durchmesser beträgt weniger als drei Zentimeter
  • Rezidivmetastase - nach einer Ganzhirnbestrahlung oder Operation entwickelt sich eine neue Metastase im Gehirn
  • Bei gutem Allgemeinzustand
  • Bei internistischen Risikofaktoren, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Risiken

Auch bei einer höheren Anzahl an Hirnmetastasen aufgrund der Brustkrebserkrankung kann die Radiochirurgie eventuell eine Alternative zur Ganzhirnbestrahlung sein.

Die Nebenwirkungen der Radiochirurgie können zum Beispiel sein:

  • Akute leichte Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Hirnödem, das mit einer zeitlichen Verzögerung auftritt - bestehende neurologische Defizite können sich vorübergehend verschlechtern
  • Radionekrose, die verzögert einsetzt - dabei sterben Zellen im Gehirn aufgrund der Strahleneinwirkung ab.

Um eine hohe Präzision und Sicherheit zu gewährleisten, werden spezielle Lagerungshilfen wie eine stabile Maske eingesetzt. So gelingt es uns das umliegende Gewebe wie das gesunde Gehirn, Augen, Linsen, Sehnervenkreuzung, Gehör, Hirnstamm und das Rückenmark umfassend zu schonen.

Ganzhirnbestrahlung

Die Bestrahlung des gesamten Gehirns (Ganzhirnbestrahlung) ist meist die Standardtherapie bei mehreren (multiplen) Hirnmetastasen. Wenn sich eine einzelne Hirnmetastase nachweisen lässt, beweist dies, dass der Tumor die Fähigkeit zur Metastasierung ins Gehirn besitzt. Ärztinnen und Ärzte müssen mit weiteren mikroskopisch kleinen Veränderungen im Gehirn rechnen, die auf MRT-Bildern nicht sichtbar sind.

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Die Strahlentherapie wird meist in folgenden Fällen eingesetzt:

  • Als erste (primäre) Behandlung bei Patientinnen, die ungünstige Prognosefaktoren (bei ein bis vier Metastasen) mitbringen, oder multiple Metastasen haben, die sich weder mittels Neurochirurgie (Operation) noch Radioradiochirurgie (stereotaktische Bestrahlung) behandeln lassen.
  • Unterstützend (adjuvant) nach einer operativen Entfernung der Metastase oder nach einer radiochirurgischen Behandlung.

Bei vielen Patientinnen verbessert die Ganzhirnbestrahlung die neurologischen Symptome und die Lebensqualität.

Die Strahlentherapie kann einige Nebenwirkungen verursachen, zum Beispiel:

  • Haarausfall: Ein Haarverlust kann prinzipiell bei allen Patientinnen und Patienten auftreten. Meist lässt er sich nicht mehr komplett rückgängig machen. Im Bereich der bestrahlten Kopfhaut werden die Haare ausfallen. Sie wachsen jedoch innerhalb der ersten Monate nach Bestrahlungsende nach.
  • Frühe neurologische Nebenwirkungen: Möglich sind zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Fieber und eine Verschlechterung des neurologischen Zustands.
  • Späte Nebenwirkungen: Zum Beispiel Schwindel, Übelkeit und Müdigkeit mehrere Monate nach der Strahlentherapie. Schäden am Nervensystem, die sich nicht rückgängig machen lassen. Möglich sind eine Demenz, Störung der Bewegungskoordination oder Harninkontinenz. Das Ausmaß der Schädigung hängt vor allem von der verabreichten Gesamtdosis und dem Fraktionierungsschema ab. Heute wird jedoch eine niedrigere Strahlendosis pro Einzelsitzung verabreicht.

Eine Bestrahlung des gesamten Zentralnervensystems (zum Beispiel bei Metastasen) kann auch zu einer Beeinträchtigung der Knochenmarkfunktion und, damit einhergehend, zu einer Verminderung von roten und weißen Blutzellen sowie Blutplättchen führen. Möglich ist auch ein Nachlassen der Konzentration und Merkfähigkeit verbunden mit einem Nachlassen der schulischen Leistungen.

Vor Beginn der Behandlung erhalten Sie von den Ärzten der Strahlentherapie ein ausführliches Aufklärungsgespräch, bei dem Ihnen Ablauf und potenzielle Nebenwirkungen erläutert werden. Natürlich haben Sie im Rahmen dieses Gesprächs auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Nicht alle bei der Aufklärung erwähnten Nebenwirkungen müssen während der Behandlung auftreten. Sollten bei Ihnen unter der Strahlentherapie Beschwerden auftreten, zögern Sie bitte nicht, dies mitzuteilen.

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Behandlung von Rezidivmetastasen

Manchmal kehrt eine Metastase wieder (Rezidivmetastase). Im MRT lässt sie sich nicht immer sicher von einer Strahlennekrose aufgrund einer vorausgegangenen Strahlentherapie unterscheiden. Hier können weitere Untersuchungen zur Diagnostik und Abgrenzung sinnvoll sein, zum Beispiel:

  • Perfusion-MRT: Eine Variante der MRT, welche die Durchblutung von Organen und Geweben zeigt.
  • MR-Spektroskopie: Eine Untersuchung, die Stoffwechselvorgänge sichtbar macht.
  • Positronen-Emissions-Tomografie (PET): Eine Untersuchungsmethode, die Bereiche mit besonders aktivem Stoffwechsel sichtbar machen kann.
  • Biopsie (Gewebeprobe): Wenn keine sichere Einordnung durch bildgebende Verfahren möglich ist oder diese in einer Klinik nicht zur Verfügung stehen.

Die Behandlung von wiederkehrenden (rezidivierenden) Hirnmetastasen hängt davon ab, welche Therapie eine Patientin zuvor schon durchlaufen hat. Folgende Möglichkeiten gibt es:

  • Eine erneute Operation kann vor allem bei großen Metastasen hilfreich sein.
  • Die Ganzhirnbestrahlung kann Patientinnen helfen, die diese Behandlung zuvor noch nicht erhalten haben.
  • Die Radiochirurgie ist bei Patientinnen sinnvoll, die zuvor operiert wurden oder sich einer Ganzhirnbestrahlung unterzogen haben.

Wenn Hirnmetastasen nach einer Behandlung wiederkehren oder Metastasen nach der Erstbehandlung fortschreiten, ist die Prognose meist ungünstiger.

Allgemeine Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Bei einer Strahlentherapie wird mit radioaktiven Strahlen in therapeutisch sorgfältig ausgewählten Dosen gearbeitet. Das Wirkprinzip beruht stark vereinfacht auf Energie. Die Strahlen bringen Energie in die Krebszellen ein. Diese Energie zerstört dann die Zellen des Tumors. Leider wirken die Strahlen aber nicht nur auf den Krebs. Auch andere Körperzellen im bestrahlten Gewebe werden angegriffen und es kann zu Nebenwirkungen kommen. Daher wird nicht die gesamte Strahlendosis auf einmal gegeben, sondern den gesunden Zellen Zeit gelassen, die Schäden zu reparieren. Krebszellen haben diese Fähigkeit weitestgehend verloren und werden daher bei der nächsten Strahlendosis stärker geschädigt. Auch wird darauf geachtet, dass die Strahlen, wenn möglich keine Organe treffen. Dennoch lassen sich Nebenwirkungen nicht immer vollständig verhindern.

Die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie treten hauptsächlich im bestrahlten Gewebe auf und sind daher stark davon abhängig, welche Körperregion von der Bestrahlung betroffen ist. Es ist ratsam, im Vorfeld der Behandlung mit dem Arzt zu besprechen, welche Nebenwirkungen auftreten könnten und was dagegen unternommen werden kann.

Einige häufige Nebenwirkungen sind:

  • Hautreaktionen: Während der Strahlentherapie kann es häufig zu leichten Hautreaktionen wie Rötungen und Juckreiz kommen. Bei einer höheren Strahlendosis können auch stärkere Schädigungen der Haut auftreten.
  • Haarausfall: Während der Strahlentherapie kann es in den bestrahlten Regionen zu Haarausfall kommen. Das betrifft in den meisten Fällen Körper- oder Schambehaarung. Bei einer Bestrahlung des Gesichts und/oder Kopfes, können auch Wimpern, Augenbrauen, Bart- und Kopfhaare betroffen sein. Bis die Haare nachwachsen, kann es, je nach Strahlendosis, länger dauern als bei einer Chemotherapie.
  • Mundtrockenheit und Mukositis: Wenn Schleimhäute im Bereich der Bestrahlung liegen, reagieren Sie oft empfindlich. Im Mund-Rachen-Bereich kann dies zu Mukositis führen, einer Entzündung der Mund- und Rachenschleimhaut.
  • Schluckbeschwerden: Im Rahmen der Schleimhautschädigung im Mund- und Rachenbereich durch eine örtliche Bestrahlung kann es zu Problemen beim Schlucken kommen.
  • Blutbildveränderungen: Veränderungen des Blutbilds sind besonders bei der Bestrahlung des Brustkorbs möglich. Werden die Zellen des blutbildenden Systems bei einer Bestrahlung geschädigt, kann es infolge zu einer Anämie, Leukozytopenie oder Thromobozytopenie kommen.
  • Erbrechen und Übelkeit: Bei Bestrahlungen des Bauchgewebes können abhängig von der Strahlendosis Übelkeit und Erbrechen auftreten.
  • Durchfall: Durch eine Reizung und Schädigung der Darmschleimhaut bei der Bestrahlung des Oberbauchs und des Beckens, kann es zu Durchfällen kommen.
  • Entzündungen: In bestrahlten Organen können sich Entzündungen bilden.

Langzeitfolgen

Manche Schäden bleiben auch nach Ende der Strahlentherapie bestehen. Daher ist es empfehlenswert, sich bereits im Vorfeld der Behandlung mit möglichen Langzeitfolgen zu beschäftigen, um rechtzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Abhängig von der Strahlendosis und dem bestrahlten Gewebe kann es auch zu anderen Spätfolgen wie beispielsweise einem erhöhten Risiko für die Krankheit Diabetes kommen. Es ist wichtig, mögliche Risiken vor Therapiebeginn mit dem Arzt zu besprechen.

Spezifische Aspekte der Strahlentherapie bei Hirntumoren

Hirntumore können häufig nicht chirurgisch ausreichend im Gesunden entfernt werden, da sonst wichtige angrenzende Hirnareale verletzt werden. Bei der Behandlung von Hirntumoren ist die Strahlentherapie daher ein elementarer Teil des Therapieplans. In manchen Fällen ist es sinnvoll, gleichzeitig zur Bestrahlung und danach eine Chemotherapie durchzuführen.

Um eine ausreichende Dosis im Tumor zu erreichen und gleichzeitig das gesunde Hirngewebe zu schützen, sind aufwändige Bestrahlungstechniken notwendig, die wir allesamt zum Einsatz bringen können. Hierzu gehört auch die sogenannte Hirn-Stereotaxie oder Radiochirurgie.

Neuroradiotoxizität

Strahlen finden in der Therapie benigner und maligner Hirntumoren breiten Einsatz. Allerdings können sie das umliegende gesunde Gewebe schädigen. Neuroradiotoxizität während oder kurz nach der Radiatio ist meist vorübergehend, während die mit Verspätung einsetzende in der Regel irreversible Defekte hinterlässt. Bestrahlung führt zur Bildung freier Radikale und oxidativem Stress. Es kommt zur Hochregulation proinflammatorischer Signalwege und Zunahme aktivierter Mikroglia. Beides kann die Neurogenese hemmen. Auch Endothelzellen können durch die Bestrahlung zugrunde gehen, was den Boden bereitet für Thrombusbildung und Okklusion kleiner Gefäße. Die hochreaktiven freien Radikale induzieren zudem verschiedene Arten von DNA-Schäden. Nicht immer lassen sich diese durch Reparaturmechanismen korrigieren, um die genomische Stabilität zu erhalten. Die Akkumulation schadhafter DNA führt entweder zum Zelltod oder zu Spätfolgen.

Innerhalb von zwei Wochen nach Beginn einer Hirnbestrahlung, gelegentlich schon wenige Stunden nach der ersten Dosis, kann sich eine akute Enzephalopathie entwickeln. Je größer der bestrahlte Tumor und je höher die Dosis pro Fraktion, desto häufiger ist diese Akutkomplikation. Eine Enzephalopathie kann jedoch auch verzögert, d.h. zwei Wochen bis sechs Monate nach Ende der Bestrahlung auftreten, möglicherweise verursacht durch eine transiente Demyelinisierung oder Schädigung der Oligodendroglia.

Wenn sich 6-12 Wochen nach Ende der Bestrahlung vorbestehende neurologische Defizite verschlimmern, wird man als erstes an ein Fortschreiten des Tumors denken, was in der MRT nicht unbedingt erkennbar sein muss. Es kann sich aber durchaus um eine Pseudoprogression handeln, die z.B. bei bis zu 30 % der Glioblastompatienten unter konkomitanter Behandlung mit Temozolomid und Bestrahlung beobachtet wird.

Spätkomplikationen machen sich frühestens sechs bis zwölf Monate nach Ende der Radiotherapie bemerkbar. Sie sind meist irreversibel und gekennzeichnet durch Leukenzephalopathie, Neuronenverlust und beschleunigte Vaskulopathien. Am häufigsten finden sich Radionekrosen. Sie kommen vor allem nach fokaler stereotaktischer Bestrahlung von Metastasen oder arteriovenösen Malformationen vor, aber auch nach Bestrahlung extrakranialer Tumoren im Hals-Nacken-Bereich, wenn gesunde Hirnanteile im Strahlenfeld liegen.

Kognitive Defizite im Rahmen einer spät auftretenden strahleninduzierten Enzephalopathie lassen sich vor allem bei Erwachsenen beobachten, die als Kinder Hirntumoren überlebt haben, und bei Patienten mit niedriggradigen Gliomen, die sich für viele Jahre in Remission befanden.

Nach einer Bestrahlung besteht ein erhöhtes Risiko für Zweittumoren im ehemaligen Bestrahlungsfeld - bis zu Jahrzehnte später. Am häufigsten treten Meningeome auf, seltener Gliome und Sarkome. Zu den möglichen Spätfolgen einer Bestrahlung gehört auch eine Vaskulopathie im vormaligen Strahlenfeld. Sie ist eine Form der beschleunigten Atherosklerose, betrifft oft untypische Stellen - z.B. die distale A. carotis interna - und kann zu Hämorrhagien oder Schlaganfällen führen.

Ablauf einer Strahlentherapie

  1. Erster Kontakt: Kennenlernen, Besprechung der Krankengeschichte und des Behandlungsplans. Der Arzt steht für Fragen zur Verfügung.
  2. Planung: Anfertigung einer CT-Aufnahme zur Planung der Strahlentherapie. Die Fachassistenten lagern den Patienten mit speziellen Kissen und Lagerungshilfen exakt so, wie es später bei der Bestrahlung notwendig ist.
  3. Bestrahlungssitzungen: Die Bestrahlungssitzungen dauern täglich etwa 10 Minuten über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen. Mindestens einmal pro Woche - bei Bedarf auch häufiger - bespricht der Arzt den Therapieverlauf mit dem Patienten.
  4. Abschluss: Neben der körperlichen Untersuchung wird im Arztgespräch geklärt, ob zusätzliche Nachsorgeuntersuchungen bzw. Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll sind.

Während der Bestrahlungsserie können Kopfschmerzen und leichte Übelkeit auftreten. Prophylaktisch wird häufig eine kurzfristige Kortisontherapie eingesetzt. Des Weiteren kann lokaler Haarausfall auftreten.

Empfehlungen für Patienten während der Strahlentherapie

  • Fahren Sie während der Behandlungsserie und einige Monate danach nicht selbst mit dem Auto und bedienen Sie keine Maschinen.
  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und genügend Flüssigkeitszufuhr.
  • Vermeiden Sie den Genuss von Alkohol und Nikotin.
  • Vermeiden Sie auch Schwimmen, Sauna, Vollbäder sowie den Besuch im Solarium.
  • Setzen Sie Ihren Kopf nicht direkter Sonneneinstrahlung aus.
  • Sprechen Sie Nahrungsergänzungsmittel (Vitamine, Spurenelemente) mit uns ab.

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