Viele Frauen kennen das Problem: Job, Haushalt, Kinder - der Alltag lässt kaum Zeit zum Ausruhen, und nachts finden viele Frauen keine Ruhe. Laut einer Umfrage der Uni Gießen hat etwa jeder achte Mann Schlafprobleme, aber bei Frauen ist es jede vierte. Die meisten Frauen nehmen ihr rastloses Schicksal hin und sehen die Ursachen im stressigen Alltag. Doch die Gründe für den schlechten Schlaf liegen oft tiefer: im Hormonhaushalt.
Hormonelle Einflüsse auf den Schlaf
Wie Hunger, Durst und Lust steuert das Gehirn den Schlaf über hormonelle Schaltkreise. Geschlechtshormone mischen sich kräftig in den Schlafrhythmus ein. Schon geringe hormonelle Veränderungen während des Monatszyklus können den Schlaf beeinflussen. Eine Studie der Rush University in Chicago zeigte, dass es im weiblichen Zyklus feste Schlechtschlaftage gibt, vor allem vor und nach der Menstruation, wenn die Hormonproduktion niedrig ist. Nicht nur Unterleibsschmerzen, schlechte Stimmung und Wassereinlagerungen beeinträchtigen den Schlaf.
Schlafprobleme in der Schwangerschaft
Viele Frauen erleben dauernde Schlafprobleme während der Schwangerschaft. Schlafmediziner warnen davor, diese unruhigen Nächte einfach hinzunehmen, auch wenn Bauch, Kindsbewegungen, Sodbrennen und Schwitzen den Schlaf stören. Jutta Backhaus, Leiterin des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie der Uni Lübeck, betont, dass eine Schlafstörung behandelt werden sollte, wenn sie Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden am Tag beeinträchtigt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass fehlende nächtliche Erholung Gedächtnis, Konzentration und präzise Handgriffe beeinträchtigt.
Restless-Legs-Syndrom in der Schwangerschaft
Eine Berliner Forschergruppe um Brigitte Kurella fand heraus, dass etwa 20 Prozent aller Frauen in der Schwangerschaft ein Restless-Legs-Syndrom (RLS) entwickeln. Unangenehme Gefühle in den Beinen treiben sie aus dem Bett, und nur Bewegung schafft Linderung. Der hohe Östrogenspiegel der Schwangeren könnte an der Störung beteiligt sein, da die Andockstationen für Dopamin im Gehirn auch auf Östrogene reagieren. Schwangeren sollten jedoch keine RLS-wirksamen Mittel zur Regulation des Dopaminspiegels verordnet werden, da ihre Wirkung auf das Kind nicht geklärt ist.
Äußere Einflüsse und sozialer Jetlag
Nicht immer beginnen Schlafstörungen mit hormonellen Veränderungen. Äußere Einflüsse wie Straßenlärm, Zeitdruck, Schichtarbeit und Alkohol können den Schlaf-Wach-Rhythmus verschieben. Dagmar Lüchau nennt ihren Nachtzustand "mütterlichen Standby-Schlaf", da sie als Mutter von drei Kindern immer auf Empfang bleibt. Chronobiologen nennen eine langfristige Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus "sozialen Jetlag". Der Körper reagiert wie auf einen Zeitzonenflug und ist erschöpft, aber unfähig, nachts zu schlafen.
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Schlafstörungen und Depressionen
Der Übergang von der Schlafstörung zur Schwermut ist fließend. Schlechter Schlaf kann sowohl Symptom als auch Ursache der Erkrankung sein. Dieter Riemann, Leiter der schlafmedizinischen Station am Uniklinikum Freiburg, betont, dass bei eindeutigen Hinweisen auf eine Depression diese zuerst behandelt werden muss, in der Regel mit einer Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie.
Schlafprobleme in den Wechseljahren
In den Wechseljahren wird jede zweite Frau von Schlafproblemen geplagt. Die hormonellen Veränderungen stören die Temperaturregler des Körpers und lösen Hitzewallungen aus, die Frauen aus den Träumen reißen. Die innere Uhr reagiert empfindlich auf die Signale der Thermostaten: Niedrige Körpertemperatur signalisiert das Ende des Tages, Wärme das Aufwachen. Hitzewellen bringen also auch die innere Uhr aus dem Takt. Die Geschlechtshormone können die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmen und so den weiblichen Körper wach halten.
Hormonersatztherapie
Die Hormonersatztherapie kann die Wechseljahresbeschwerden vieler Frauen lindern, sollte aber nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Behandlungen versagt haben. Schlafforscher Dieter Riemann warnt, dass die Therapie mit Gefahren verbunden sein kann, wenn die Hormone als Tabletten eingenommen werden, da sie das Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkt, Thrombose und Schlaganfall erhöhen können. Neuere Studien deuten darauf hin, dass die Hormone weniger gefährlich sein könnten, wenn sie als Gele über die Haut aufgenommen werden.
Akzeptanz und praktische Tipps für besseren Schlaf
Marianne Halle-Akselsson hat die Hormoneskapaden bereits hinter sich, als die Nacht ihr plötzlich jede Erholung schuldig bleibt. Viele Frauen müssen lernen, die Schlafstörung als Teil ihres Lebens zu akzeptieren. Psychologin Backhaus sagt, dass Frauen gelassener damit umgehen können, wenn sie verinnerlicht haben, dass leichterer Schlaf mit zunehmendem Alter natürlich ist. Lisa Bunjes hat herausgefunden, dass die quälenden Gedanken seltener in Fahrt kommen, seit sie weiß, dass diese Nächte dazugehören.
Praktische Tipps für erholsame Nächte:
- Elektronische Geräte rechtzeitig vor der Schlafenszeit beiseite legen, um den Schlaf-Wach-Rhythmus nicht zu stören.
- Die langfristige Einnahme von Schlafmitteln kann zu einer Abhängigkeit führen, die den Schlaf negativ beeinflusst.
Gesellschaftliche Aspekte und faire Strukturen
Gesellschaftlich zeigt das Phänomen, wie wichtig faire Strukturen sind. Flexible Arbeitsmodelle und eine gerechtere Verteilung von Aufgaben in der Familie könnten Frauen langfristig entlasten und damit die Grundlage für gesunden Schlaf schaffen.
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Schlafstörungen als Anzeichen der Wechseljahre
Bei vielen Frauen sind Schlafstörungen und Schlaflosigkeit erste Anzeichen der Wechseljahre. Zu Beginn der Wechseljahre nimmt zuerst die Produktion des Hormons Progesteron ab, später auch die des Östrogens. Ein niedriger Östrogenspiegel führt zu einer verminderten Produktion von Melatonin, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert.
Umgang mit Schlafstörungen in den Wechseljahren
- Bestimmte Risikofaktoren und andere Ursachen der Schlafstörung ausschließen.
- Mit einer niedrigen Dosis von Hormonen beginnen.
- Östrogenpräparate in Form von Gel, das auf die Haut aufgetragen wird, steigern das Thromboserisiko nicht.
Pflanzliche Substanzen und psychische Faktoren
Manche Frauen greifen bei Schlafstörungen in den Wechseljahren lieber zu pflanzlichen Substanzen. Frauenärztin Novak betont jedoch, dass pflanzliche Mittel nicht harmlos sind und Nebenwirkungen haben können. Auch der psychische Faktor kann eine wichtige Rolle spielen: Manchmal hilft es, eine Schlaftablette neben sich auf dem Nachttisch liegen zu haben.
Bei vielen Frauen mit Schlafstörungen in den Wechseljahren finden sich niedrige Spiegel von Tryptophan im Blut. Die abendliche Einnahme von Tryptophan kann hilfreich sein. Pflanzliche Mittel, die schlaffördernd und beruhigend wirken, enthalten z. B. Baldrian, Melisse, Hopfen, Lavendel und Yamswurzel.
Weitere Tipps für besseren Schlaf
- Vor dem Einschlafen auf die Nutzung von Handys, Tablets & Co. verzichten.
- Einen Spaziergang vor dem Schlafengehen machen.
- Entspannungstechniken erlernen, z. B. autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
Sexuelle Unlust bei Frauen
Sexuelle Unlust ist etwas anderes als eine Abneigung oder Angst vor Sex. Sie ist lediglich die Abwesenheit von Lust. Wie jedes Gefühl kann Lust nicht dauerhaft sein. Sexuelle Unlust kann zu sexuellem Druck in der Partnerschaft führen. Es kann hilfreich sein, offen über diesen Unterschied zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Ursachen für sexuelle Unlust
- Hormonelle Veränderungen (Einnahme der Pille, Wechseljahre)
- Stress
- Partnerschaftsprobleme
- Fehlende Anziehung zum Sexualpartner
Was tun bei sexueller Unlust?
- Körperliche Ursachen beim Arzt abklären lassen.
- Sich bildlich überlegen, was dich in Stimmung versetzt.
- Selbstbefriedigung praktizieren.
- Offen mit dem Partner über Wünsche und Bedürfnisse sprechen.
- Sich für sexuelle Intimität verabreden.
Schmerzen beim Sex
Manchmal können Schmerzen beim Sex oder Schmerzen beim Einführen die Ursache für sexuelle Unlust bei Frauen sein. In diesem Fall kann es sich um die Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung (GPSPS) handeln, die die beiden Diagnosen Vaginismus und Dyspareunie umfasst.
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Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Das Restless-Legs-Syndrom verursacht ziehende Schmerzen in den Beinen, vor allem abends und nachts. Die unruhigen Beine führen zu Schlafstörungen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Symptome des RLS
- Ständige Unruhe, Zucken, Brennen, Kribbeln und ziehende Schmerzen in den Beinen nachts
- Bewegungsdrang
- Schlafstörungen
- Tagesmüdigkeit
Ursachen des RLS
- Störung des Botenstoffwechsels im Gehirn (Dopamin)
- Eisenmangel
- Genetische Veranlagung
- Nierenschwäche, Polyneuropathie oder Parkinsonerkrankung
Behandlung des RLS
- Eisentherapie
- Bewegung und Entspannung
- Parkinson-Medikamente (Dopaminagonisten)
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind nach Orgasmusstörungen das häufigste sexuelle Problem von Frauen. Die Ursachen für Dyspareunie sind vielfältig und umfassen organische und psychische Veränderungen. Oft sind Beziehungskonflikte der Schlüssel zum Verständnis des Problems.
Wann sind Schmerzen beim Sex "natürlich"?
Ab und zu Schmerzen beim Sex kennt jede Frau. Stress, Missempfindungen im Intimbereich oder die Tage kurz vor der Menstruation können dazu führen, dass der Geschlechtsakt plötzlich unangenehm ist und wehtut.
Schmerzen beim Sex in der Stillzeit
In der Stillzeit können Lust und Leid für die Mutter manchmal nah beieinander liegen. Der Alltag richtet sich nun ganz nach dem Baby. Dann gelingt es nicht immer, alle Anforderungen zu bewältigen, und manche Frauen fühlen sich anhaltend erschöpft. Auch die hormonellen Umstellungen hinterlassen schließlich ihre Spuren: Die Psyche ist labiler, die Scheide bleibt längere Zeit empfindlich oder trocken.
Schmerzen beim Sex in den Wechseljahren
Ein freudiger Einschnitt sind die Wechseljahre gewiss nicht. Manches erscheint jetzt irgendwie "spröder", auch der Intimbereich. Die Haut wird dünner, trockener und anfälliger für Entzündungen.
Diagnose von Schmerzen beim Sex
Ersten Aufschluss erhält der Arzt durch die Schilderung der persönlichen Kranken- und Familiengeschichte, der Beschwerden (Anamnese) und verantwortlichen Umstände.
Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen beim Sex
Die Behandlungswege sind hier so vielfältig wie die Ursachen selbst. Die Therapiemöglichkeiten reichen von einfachen Strategien wie einer Umstellung der Intimpflege, Weglassen von Chemikalien, Anwendung benetzender Präparate und weiteren Hilfsmitteln wie Vaginalkonen über eine Medikamentenbehandlung bis hin zu einer operativen Korrektur.