Die Alzheimer-Krankheit (AD) ist eine der häufigsten Ursachen für Demenz weltweit und betrifft Millionen von Menschen. Obwohl sie meist im höheren Alter auftritt, gibt es auch Fälle von früh einsetzender Alzheimer-Demenz, die Menschen in jüngeren Jahren betreffen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der früh einsetzenden Alzheimer-Krankheit und gibt Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse.
Was ist Früh Einsetzende Alzheimer-Krankheit?
Von früh einsetzender Demenz spricht man, wenn die Symptome bei den Betroffenen bereits vor dem 65. Lebensjahr eintreten. In Deutschland ist etwa jeder Tausendste im Alter von 45 bis 65 Jahren betroffen. Auch bei sehr jungen Menschen zwischen 20 und 30 sind Fälle von Demenz bekannt. Die früh einsetzende Alzheimer-Krankheit kann in einem vergleichsweise jüngeren Alter auftreten und erfordert daher spezielle Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Ursachen der Früh Einsetzenden Alzheimer-Krankheit
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig verstanden. Laut dem National Institute on Aging (NIA) sind Alter, Genetik und Umweltfaktoren die Hauptursachen für Alzheimer. Es gibt verschiedene Faktoren, die zur Entwicklung der Krankheit beitragen können. Zu den Hauptursachen und Risikofaktoren gehören:
Genetische Faktoren
Genetische Faktoren können die Entwicklung von Demenz begünstigen. Experten gehen davon aus, dass es bei rund 30 Prozent der Alzheimer-Patienten weitere Betroffene in der engeren Verwandtschaft gibt. Für Verwandte zweiten Grades (zum Beispiel Neffen oder Nichten) liegt die Erkrankungs-Wahrscheinlichkeit bei zehn Prozent.
Eine Form der Alzheimer-Krankheit ist die Familiäre Alzheimer-Krankheit (FAD), die allerdings nur etwa 5 Prozent aller Fälle umfasst. Inzwischen sind zumindest drei Gene identifiziert worden, die dazu führen können, dass Menschen bereits im jüngeren Alter (unter 60 Jahren) an Alzheimer erkranken.
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Wenn in einer Familie Alzheimer aufgetreten ist und die Erkrankten noch relativ jung waren (unter 60 Jahren), besteht ein höheres Risiko, dass in der Familie die familiäre Alzheimer-Krankheit (FAD) vererbt wird. Anhand einer Blutuntersuchung des Betroffenen beziehungsweise der Kinder kann festgestellt werden, ob eine genetische Mutation vorliegt.
Umweltfaktoren und Lebensstil
Neben genetischen Faktoren spielen auch Umweltfaktoren und der Lebensstil eine wichtige Rolle. Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch folgende Faktoren hin:
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Übermäßigen Alkoholkonsum
- Diabetes
- Schwere Kopfverletzungen
- Infektionen
- Depression
- Chronischer Stress
- Das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung
- Erhöhte Cholesterinwerte
Körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe können das Risiko senken. Bewegung ist ein wesentlicher Faktor, um das Risiko für eine Demenz zu verringern. Man kann damit sogar eine erblich bedingte Veranlagung ausgleichen.
Entzündungen im Gehirn
Eine aktuelle Studie von Zhang et al. (2022) zeigt, dass auch Entzündungen im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen können. Die Forscher identifizierten spezifische Moleküle, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind, und zeigten, dass diese Moleküle bei Alzheimer-Patienten erhöht sind.
Prionen-ähnliche Übertragung
Schon länger gibt es die Vermutung, dass Alzheimer in seltenen Fällen übertragbar sein könnte - beispielsweise, wenn fehlgefaltete Amyloid-Proteine direkt in das Gehirn oder Blut von Empfängern gelangen. Tatsächlich haben Wissenschaftler in den letzten Jahren mehrere Indizien dafür gefunden, dass die fehlgefalteten Amyloid-Proteine von Alzheimer-Erkrankten ihre Fehlfaltung ähnlich wie Prionen auf gesunde Proteine übertragen können.
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Eine weitere Studie fand Hinweise darauf, dass einige Menschen Alzheimer bekamen, nachdem sie im Rahmen von Gehirnoperationen mit fehlgefalteten Proteinen kontaminierte Hirnhäute eingepflanzt bekommen hatten. Bereits 2015 kam jedoch der Verdacht auf, dass eine Prionen-ähnliche Übertragung bei Alzheimer auch über das Blut erfolgen könnte.
Symptome der Früh Einsetzenden Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit manifestiert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, von Gedächtnisverlust bis hin zu Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit. Die Symptome von Alzheimer entwickeln sich langsam und verschlechtern sich im Laufe der Zeit. Die frühesten Anzeichen der Krankheit sind meist Gedächtnisstörungen, wie Schwierigkeiten, sich an kürzlich erlernte Informationen oder Ereignisse zu erinnern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit: Eines der Hauptsymptome einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann.
- Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf.
- Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
- Schwierigkeiten bei der räumlichen Orientierung: Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen.
- Sprachprobleme: Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme.
- Verlegen von Gegenständen: Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind.
- Verlust der Eigeninitiative: Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach.
- Stimmungsschwankungen: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein.
Obwohl sich die Symptome nicht wesentlich von denen einer Demenz im höheren Lebensalter unterscheiden, bleiben frühe Demenzen oft zunächst unerkannt. So kommt es vor, dass jüngere Menschen mit Demenz erst Jahre nach Auftreten der ersten Symptome richtig diagnostiziert und behandelt werden.
Diagnose der Früh Einsetzenden Alzheimer-Krankheit
Die frühzeitige Diagnose der Alzheimer-Krankheit ist entscheidend, um die besten Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützung bereitzustellen. Die Diagnose der früh einsetzenden Alzheimer-Krankheit kann jedoch eine Herausforderung sein, da die Symptome mit anderen Ursachen wie Stress in Verbindung gebracht werden können. Eine genaue Diagnose von Alzheimer ist entscheidend, um eine angemessene Behandlung und Unterstützung zu gewährleisten. Die Diagnose umfasst in der Regel:
Anamnese und Familienanamnese: Der Arzt erfragt die medizinische Vorgeschichte des Patienten und seiner Familie, um mögliche Risikofaktoren zu identifizieren.
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Körperliche und neurologische Untersuchung: Ein Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch.
Laboruntersuchungen: Bluttests können helfen, andere mögliche Ursachen für Gedächtnisverlust und Verwirrung auszuschließen, wie Schilddrüsenerkrankungen oder Vitaminmangel.
Mentaler Status und neuropsychologische Tests: Der Arzt kann einen kurzen Test zum mentalen Status durchführen, um Gedächtnis und andere Denkfähigkeiten zu bewerten. Ausführlichere Tests können detailliertere Informationen über die geistige Leistungsfähigkeit liefern, die mit Personen ähnlichen Alters und Bildungsstandes verglichen werden können.
Bildgebung des Gehirns: Gehirnscans werden normalerweise verwendet, um sichtbare Veränderungen im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen als Alzheimer festzustellen, die ähnliche Symptome verursachen könnten, wie Schlaganfälle, Traumata oder Tumoren.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Die MRT verwendet Radiowellen und ein starkes Magnetfeld, um detaillierte Bilder des Gehirns zu erzeugen. Obwohl sie eine Schrumpfung bestimmter Gehirnregionen, die mit Alzheimer in Verbindung stehen, zeigen können, dienen MRT-Scans auch dazu, andere Erkrankungen auszuschließen.
- CT-Untersuchung (Computertomographie): Eine CT-Untersuchung, eine spezialisierte Röntgentechnik, erzeugt Querschnittsbilder des Gehirns.
- PET (Positronenemissionstomographie): Die Positronenemissionstomographie kann Bilder der Krankheitsprozesse im Gehirn einfangen. Während eines PET-Scans wird ein schwach radioaktiver Tracer in das Blut injiziert, um ein bestimmtes Merkmal im Gehirn sichtbar zu machen.
- Fluorodeoxyglucose (FDG)-PET: Diese Scans zeigen Bereiche des Gehirns, in denen Nährstoffe schlecht verwertet werden.
- Amyloid-PET: Diese Bildgebung kann die Belastung durch Amyloid-Ablagerungen im Gehirn messen.
Liquoruntersuchung: In besonderen Fällen können auch andere Tests verwendet werden, um Amyloid und Tau im Liquor zu messen.
Biomarker: Forscher arbeiten daran, Tests zu entwickeln, die biologische Anzeichen von Krankheitsprozessen im Gehirn messen können. Diese Tests, einschließlich Bluttests, könnten die Genauigkeit bei der Diagnosestellung verbessern und es ermöglichen, die Krankheit zu diagnostizieren, bevor Symptome auftreten.
Gentests: Gentests werden für die meisten Menschen, die auf Alzheimer untersucht werden, nicht empfohlen. Bei Personen mit einer familiären Vorgeschichte von früh einsetzender Alzheimer-Krankheit kann dies jedoch in Betracht gezogen werden.
Behandlung der Früh Einsetzenden Alzheimer-Krankheit
Gegenwärtig gibt es keine Heilung für Alzheimer, aber eine frühzeitige Diagnose kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Da die früh einsetzende Alzheimer-Krankheit auch Menschen in einem vergleichsweise jüngeren Alter betrifft, kann die Bewältigung der Symptome eine besondere Herausforderung darstellen. Eine altersgerechte Unterstützung ist entscheidend. Die Behandlungsmöglichkeiten konzentrieren sich auf die Linderung von Symptomen und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
Medikamentöse Therapie
Es gibt Medikamente, die zur Behandlung von Demenz-Symptomen eingesetzt werden. Durch diese Medikamente wird die Zahl der Neurotransmitter im Gehirn erhöht. Ein in Deutschland am 15.04.2025 zugelassenes Medikament namens Leqembi (Lecanemab) dient zur medikamentösen Behandlung von Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und im Frühstadium der Alzheimer-Demenz.
Nicht-medikamentöse Therapieansätze
Nicht-medikamentöse Therapieansätze, wie kognitive Verhaltenstherapie, Ergotherapie und Physiotherapie, können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome von Alzheimer zu bewältigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten. Eine aktuelle Studie von Bahar-Fuchs et al. (2021) hat gezeigt, dass kognitive Stimulationstherapie, eine strukturierte Gruppentherapie, die auf kognitiven und sozialen Aktivitäten basiert, das Wohlbefinden und die kognitiven Funktionen bei Personen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz verbessern kann.
Lebensstiländerungen
In Bezug auf die Prävention von Alzheimer gibt es einige Lebensstiländerungen, die das Risiko einer Erkrankung verringern können. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, geistige Aktivität und soziale Interaktion. Eine Studie von Kivipelto et al. (2021) hat gezeigt, dass eine multidomain-Intervention, die auf Ernährung, körperliche Aktivität, kognitive Stimulation und vaskuläre Risikofaktoren abzielt, das Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung bei älteren Erwachsenen verringern kann.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Da die Erkrankung für alle Beteiligten eine große Belastung darstellt, ist eine therapeutische Begleitung, zum Beispiel eine systemische Familientherapie, sehr zu empfehlen. Über das Jugendamt sind weitere familienunterstützende Angebote zu erhalten, zum Beispiel Familienhelfer. Es gibt vielfältige Informationsquellen und Unterstützungsangebote. Beratung bieten Alzheimer-Gesellschaften und Beratungsstellen zur Demenz. Auch der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes Ihrer Kommune ist eine mögliche Anlaufstelle.
Aktuelle Forschung und Ausblick
Die Erforschung von Alzheimer ist weiterhin ein wichtiges Gebiet in der Medizin, da die Anzahl der betroffenen Menschen weltweit steigt. Angesichts der Komplexität und Vielfältigkeit von Alzheimer ist es wichtig, dass Patienten und ihre Familien umfassend informiert und unterstützt werden, um die bestmögliche Versorgung und Lebensqualität für die Betroffenen zu gewährleisten.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Immuntherapie, bei der das körpereigene Immunsystem dazu verwendet wird, schädliche Amyloid-β-Plaques im Gehirn anzugreifen und abzubauen. Eine Studie von Sevigny et al. (2016) zeigte, dass das Medikament Aducanumab, ein monoklonaler Antikörper, das Amyloid-β im Gehirn von Alzheimer-Patienten reduzieren und die kognitiven Fähigkeiten verbessern konnte. Darüber hinaus gibt es auch Forschungen, die sich auf die Rolle von Stammzellen bei der Behandlung von Alzheimer konzentrieren. Eine Studie von Wang et al. (2020) zeigte, dass die Transplantation von mesenchymalen Stammzellen in ein Alzheimer-Mausmodell die kognitiven Funktionen verbesserte und die Gehirnpathologie reduzierte.
In den letzten Jahren hat sich die Forschung auf sogenannte „präzisionsmedizinische“ Ansätze konzentriert, bei denen Behandlungen auf die individuellen Bedürfnisse und genetischen Merkmale der Patienten zugeschnitten werden.
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