Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch vielfältige Symptome wie Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Zittern (Tremor) auszeichnet. In Deutschland sind schätzungsweise 300.000 bis 400.000 Menschen von dieser Krankheit betroffen, was sie nach der Alzheimer-Krankheit zur zweithäufigsten neurodegenerativen Erkrankung macht. Dieser Artikel soll Betroffenen und ihren Angehörigen einen umfassenden Überblick über die Krankheit, ihre Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Strategien für den Alltag geben.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen in bestimmten Bereichen des Gehirns gekennzeichnet ist, insbesondere in der Substantia nigra, einem Bereich im Hirnstamm. Diese Nervenzellen produzieren Dopamin, einen Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Durch den Dopaminmangel kommt es zu den typischen motorischen Symptomen der Parkinson-Krankheit.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Morbus Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt.
- Genetische Faktoren: In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen einzelne schädliche Genmutationen vor, die vererbt werden können. Diese familiären Parkinson-Formen sind jedoch selten. Ob polygenetische Varianten (mehrere Gene betreffend) das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung.
- Umweltfaktoren: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken und somit zur Entstehung von Parkinson beitragen. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt.
- Veränderungen im Darm-Mikrobiom: Es wird angenommen, dass es bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt, wodurch die Zusammensetzung der Mikroorganismen ungünstig verändert wird.
- Zelluläre Prozesse: Auf zellulärer Ebene kommt es zur Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und nachfolgend zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen.
Symptome von Morbus Parkinson
Die Symptome von Morbus Parkinson sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Sie entwickeln sich in der Regel langsam über Jahre hinweg.
Frühsymptome
Die Frühsymptome der Parkinson-Krankheit sind oft unspezifisch und können daher leicht übersehen werden. Dazu gehören:
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- Schlafstörungen: Insbesondere die REM-Schlafverhaltensstörung, bei der Betroffene im Traum sprechen, schreien oder sich ruckartig bewegen.
- Verstopfungen
- Geruchsstörungen bis hin zum Geruchsverlust
- Depressionen
- Fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen
- Leisere und monotonere Stimme
Hauptsymptome (Motorische Symptome)
Die Hauptsymptome von Morbus Parkinson betreffen das Bewegungssystem und werden als Kardinalsymptome bezeichnet:
- Zittern (Tremor): Meist ein Ruhetremor, der vor allem in den Händen auftritt.
- Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese): Schwierigkeiten, Bewegungen zu beginnen und auszuführen.
- Muskelsteifheit (Rigor): Erhöhte Muskelspannung, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
- Haltungsinstabilität: Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.
Weitere Symptome
Neben den motorischen Symptomen können auch eine Reihe weiterer Beschwerden auftreten:
- Psychische Probleme: Depressionen, Angstzustände,Halluzinationen und kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz.
- ** vegetative Störungen:** Verdauungsprobleme,Blasenfunktionsstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, übermäßiges Schwitzen und niedriger Blutdruck.
- Sprachstörungen (Dysarthrie): Leise, monotone oder verwaschene Sprache.
- Schluckstörungen (Dysphagie): Schwierigkeiten beim Schlucken von Flüssigkeiten oder fester Nahrung.
- Schmerzen: In Muskeln, Gelenken oder Nerven.
- Fatigue:Chronische Müdigkeit und Erschöpfung.
Diagnose von Morbus Parkinson
Die Diagnose von Morbus Parkinson basiert in erster Linie auf der klinischen Untersuchung durch einen erfahrenen Neurologen. Dabei werden die typischen Symptome und neurologischen Zeichen erfasst.
Anamnese und Neurologische Untersuchung
Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben, um die Krankengeschichte des Patienten zu erfassen. Anschließend erfolgt eine neurologische Untersuchung, bei der die motorischen Fähigkeiten, die Reflexe, die Koordination und das Gleichgewicht geprüft werden.
Zusätzliche Untersuchungen
In einigen Fällen können zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden, um die Diagnose zu sichern oder andere Erkrankungen auszuschließen:
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- DaTscan: Eine spezielleSPECT-Untersuchung des Gehirns, die den Dopamintransporter in den Nervenzellen sichtbar macht. Ein verminderter Dopamintransporter ist typisch für Parkinson.
- MRT des Gehirns: Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, wie z. B. einen Schlaganfall oder einen Tumor.
- L-Dopa-Test: Die Gabe von L-Dopa, einem Medikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Eine deutliche Verbesserung der Symptome nach der Einnahme von L-Dopa spricht für Parkinson.
- Nachweis von alpha-Synuklein: Das falsch gefaltete alpha-Synuklein lässt sich sowohl in der Haut als auch im Nervenwasser bereits im frühen Stadium der Erkrankung nachweisen.
Behandlung von Morbus Parkinson
Die Behandlung von Morbus Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da die Ursache der Erkrankung derzeit noch nicht behandelbar ist, konzentriert sich die Therapie auf die Behandlung der Symptome. Die Therapie sollte früh beginnen und besteht in der Regel aus einer Kombination von medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen oder andere Symptome lindern können.
- L-Dopa: Ein Medikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome von Parkinson.
- Dopaminagonisten: Medikamente, die die Wirkung von Dopamin im Gehirn nachahmen. Sie sind weniger wirksam als L-Dopa, können aber in Kombination mit L-Dopa oder als Monotherapie in frühen Stadien der Erkrankung eingesetzt werden.
- MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn hemmen und so die Dopaminwirkung verlängern.
- COMT-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von L-Dopa im Körper hemmen und so die Verfügbarkeit von Dopamin im Gehirn erhöhen.
- Amantadin: Ein Medikament, das die Freisetzung von Dopamin im Gehirn fördert und die Symptome der Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) lindern kann.
- Anticholinergika: Medikamente, die die Wirkung von Acetylcholin im Gehirn blockieren und so den Tremor lindern können. Sie werden jedoch aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur noch selten eingesetzt.
Die Medikamenteneinnahme sollte regelmäßig mit einem Arzt besprochen werden, um den Einnahmeplan einfach zu halten. Es ist wichtig, die Medikamente nach einem festgelegten Zeitschema einzunehmen, um eine gleichmäßige Wirkung zu gewährleisten.
Nicht-Medikamentöse Therapie
Neben der medikamentösen Therapie spielen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Morbus Parkinson.
- Physiotherapie: Um die Beweglichkeit, die Kraft und das Gleichgewicht zu verbessern.
- Ergotherapie: Um dieAlltagsfähigkeiten zu erhalten und zu verbessern.
- Logopädie: Um die Sprach- und Schluckfunktion zu verbessern. Eine morgendliche Aufwärmübung kann dabei helfen, die Stimme in Schwung zu bringen. Sprechen Sie nun jeweils zehnmal hintereinander die Silben MA, MO, HA und HO laut und deutlich aus. Achten Sie dabei darauf, jeden Vokal etwa drei Sekunden lang zu dehnen.
- Musiktherapie: Musik und Rhythmus können in vielen Fällen die Freude an der Bewegung zurückbringen und Bewegungsabläufe können so flüssiger werden.
- Sport und Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Dabei kommt es weniger auf die Art der Bewegung an, sondern mehr darauf, dass man sie langfristig betreibt. Wandern, Radfahren, Yoga oder Tai Chi sind gut geeignet.
- Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig für Menschen mit Parkinson. Eine mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
- Psychologische Betreuung: Um mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
In bestimmten Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation (THS) in Erwägung gezogen werden. Dabei werden Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert, die elektrische Impulse abgeben und so die Symptome lindern können. Die THS ist jedoch nicht für alle Patienten geeignet und erfordert eine sorgfältige Auswahl und Vorbereitung.
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Leben mit Morbus Parkinson
Die Diagnose Morbus Parkinson kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, den Alltag mit der Erkrankung zu gestalten und die Lebensqualität zu erhalten.
Tipps für den Alltag
- Sicherheit im Wohnraum: Entfernen Sie Stolperfallen wie Teppiche und Kabel, sorgen Sie für eine gute Beleuchtung und installieren Sie Haltegriffe im Badezimmer.
- Hilfsmittel: Nutzen Sie Hilfsmittel wie Gehstöcke, Rollatoren, ergonomisches Besteck und Anziehhilfen, um den Alltag zu erleichtern.
- Selbsthilfegruppen: Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Unterstützung zu erhalten.
- Pflegegrad beantragen: Stellen Sie einen Antrag auf einen Pflegegrad, um finanzielle Unterstützung für die Pflege zu erhalten.
- Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Erstellen Sie eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht, um Ihre Wünsche für die Zukunft festzulegen.
- Offen über die Erkrankung sprechen: Sprechen Sie mit Familie, Freunden und Kollegen über Ihre Erkrankung, um Verständnis und Unterstützung zu erhalten.
- Berufstätigkeit: Passen Sie Ihre berufliche Tätigkeit an Ihre Einschränkungen an und nutzen Sie Hilfsmittel und Unterstützungsmöglichkeiten.
- Partnerschaft und Sexualität: Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Bedürfnisse und suchen Sie bei Problemen professionelle Hilfe.
- Medikamenteneinnahme: Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig und nach Anweisung des Arztes ein.
- Regelmäßige Arztbesuche: Gehen Sie regelmäßig zu Ihrem Neurologen, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Therapie anzupassen.
Unterstützung für Angehörige
Auch für Angehörige von Menschen mit Parkinson ist die Erkrankung eine große Herausforderung. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu überlasten und Unterstützung anzunehmen.
- Informationen: Informieren Sie sich umfassend über die Erkrankung, um die Symptome und den Krankheitsverlauf besser zu verstehen.
- Selbsthilfegruppen: Treten Sie einer Selbsthilfegruppe für Angehörige bei, um sich mit anderen auszutauschen und Unterstützung zu erhalten.
- Pflegekurse: Besuchen Sie einen Pflegekurs, um sich auf die Pflege des Angehörigen vorzubereiten.
- Entlastung: Suchen Sie nach Möglichkeiten, sich zu entlasten, z. B. durch eine Tagespflege, eine Kurzzeitpflege oder eine stundenweise Betreuung.
- Gespräche: Sprechen Sie mit Ihrem Partner, Freunden oder einem Therapeuten über Ihre Gefühle und Sorgen.
- Eigene Bedürfnisse: Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und nehmen Sie sich Zeit für sich selbst.
Pflege bei Parkinson
Die Pflege von Menschen mit Parkinson erfordert viel Flexibilität, Geduld und Verständnis. Die Pflegeplanung sollte stets an den Patienten angepasst werden - egal, ob der Betroffene im häuslichen oder stationären Umfeld versorgt wird.
Häusliche Pflege
Die Pflege eines an Parkinson erkrankten Menschen ist zu Hause durchaus möglich. Allerdings ist es womöglich nötig, die räumlichen Gegebenheiten zu verändern, um Barrieren zu vermeiden. Nicht immer ist nur alles schwarz oder weiß - können Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen nicht alleine versorgen, bedeutet das nicht automatisch, dass er in ein Heim wechseln muss. Es gibt viele Möglichkeiten, die häusliche Versorgung mithilfe von Pflegepersonen zu unterstützen.
Stationäre Pflege
Ein Pflegeheim bietet die Möglichkeit, Ihren Pflegebedürftigen umfangreich zu versorgen. Ein professionelles Pflegeteam arbeitet dabei interdisziplinär mit Medizinern und weiterem Personal, zum Beispiel Ergotherapeuten, zusammen, um den Patienten zu pflegen. Es gibt aber durchaus nachvollziehbare Gründe, sich für ein Pflegeheim zu entscheiden, wie z.B. wenn der Pflegebedürftige selbst die Unterbringung im Heim wünscht oder Sie als pflegender Angehöriger sich der Situation nicht gewachsen fühlen.