Frühe Demenz Testmethoden: Ein umfassender Überblick

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die Gedächtnis, Denkvermögen und soziale Kompetenzen beeinträchtigen. Eine frühzeitige und genaue Diagnose ist entscheidend für die bestmögliche Behandlung, Planung und Unterstützung der Betroffenen und ihrer Familien. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Testmethoden, die zur Früherkennung von Demenz eingesetzt werden.

Bedeutung der Früherkennung

Die Früherkennung von Demenz hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Studien zeigen, dass bei Betroffenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) oder leichter Demenz der Amyloid-Antikörper Lecanemab den Abbau der kognitiven Fähigkeiten um 27 % verlangsamen kann. Eine frühe Diagnose ermöglicht es auch, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, da Behandlungen in frühen Stadien oft wirksamer sind. Je früher eine Therapie beginnt, desto besser sind die Chancen, den Verlauf hinauszuzögern.

Der Diagnoseprozess

Die Diagnose von Demenz ist ein umfassender Prozess, der verschiedene Aspekte berücksichtigt.

Anamnese

  • Eigen- und Fremdanamnese: Hierbei werden der Beginn und der zeitliche Verlauf der Symptome erfasst. Auch Informationen zu Drogen, Alkohol, Medikamenten und Vorerkrankungen oder Operationen sind wichtig. Angehörige und Freunde können wertvolle Informationen zur aktuellen kognitiven Leistungsfähigkeit des Betroffenen im Vergleich zum Zustand vor zwei Jahren geben.
  • Erstes ärztliches Gespräch: Wenn sich das Gedächtnis oder andere kognitive Fähigkeiten dauerhaft und auffällig verschlechtern, ist die hausärztliche Praxis meist die erste Anlaufstelle. Zunächst findet ein Anamnese-Gespräch statt, in dem die Ärztin oder der Arzt nach aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenten und möglichen Risikofaktoren fragt. Im Anschluss folgt eine allgemeine körperliche Untersuchung.

Kognitive Tests

Kognitive oder neuropsychologische Tests können wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer Demenzerkrankung geben. Diese Tests werden idealerweise von Experten wie Neurologen, Psychiatern, Psychologen oder entsprechend ausgebildetem Personal durchgeführt.

Screening-Tests in der Hausarztpraxis

Beim Erkennen einer demenziellen Erkrankung kommt dem Hausarzt eine Schlüsselrolle zu. Beim Verdacht auf Demenz stehen dem Hausarzt für eine erste orientierende Diagnostik verschiedene Verfahren zur Verfügung. Die Screeningtests nehmen zwischen fünf und fünfzehn Minuten in Anspruch und lassen sich ohne Weiteres in der Praxis durchführen. Besonders gut geeignet ist der ­BrainCheck, verbunden mit dem Uhrentest. Die Untersuchung be­ginnt mit drei geschlossenen Fragen an den Patienten: Haben Sie selbst kognitive Einschränkungen bemerkt? Wurden Sie von Angehörigen deswegen kritisiert? Fühlen Sie sich durch kognitive Einbußen im Alltag eingeschränkt?

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Gängige psychometrische Tests

  • Mini-Mental-State-Examination (MMSE): Ein weit verbreiteter Test zur Überprüfung des Schweregrades kognitiver Defizite und Gedächtnisstörungen. Der MMST erfasst neben der zeitlichen und örtlichen Orientierungsfähigkeit auch die Bereiche Gedächtnis und Arbeitsgedächtnis, Visuo­konstruktion und Sprache.
  • Uhrentest: Ein Test zur Prüfung des räumlichen und abstrakten Denkens. Der Patient soll ein Ziffernblatt mit Zeigern zu einer vorgegebenen Tageszeit zeichnen.
  • Demenz-Detektions-Test (DemTect): Ein einfaches Verfahren, das nicht sehr lange dauert und kaum Vorwissen benötigt. Der DemTect-Test berücksichtigt bei der Auswertung auch das Alter des Patienten.
  • Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
  • Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Hier geht es vor allem darum, eine Depression als mögliche Ursache auszuschließen, da Depressionen ähnliche Symptome wie Demenz haben und in Tests zu ähnlichen Ergebnissen führen können.
  • Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst vor allem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.

Ausführliche neuropsychologische Testung

Eine ausführliche neuropsychologische Testung beinhaltet die Untersuchung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit, der Sprache und verschiedener anderer höherer Hirnfunktionen. Diese Tests werden mit dem Stift oder am Computer ausgefüllt.

Bildgebende Verfahren

Eine MRT-Untersuchung kann hilfreich sein, um die genaue Ursache von Gedächtnisproblemen oder Veränderungen im Verhalten zu ermitteln. Ein MRT-Scan vom Gehirn kann zeigen, ob es strukturelle Veränderungen im Gehirn gibt, die mit Demenz oder einer anderen Erkrankung in Verbindung stehen könnten. Bei der Alzheimer-Diagnostik steht der Nachweis bestimmter Biomarker im Vordergrund - etwa im Nervenwasser (Liquor) oder Blut. Bei anderen Demenzformen kommen teilweise andere Verfahren zum Einsatz.

  • Alzheimer-Krankheit: Der Nachweis bestimmter Proteine (Amyloid-beta, Tau) im Nervenwasser oder Blut kann die Diagnose absichern. Für eine Behandlung mit Leqembi ist dieser Nachweis eine zentrale Voraussetzung.
  • Frontotemporale Demenz: Bildgebende Verfahren (MRT) sind besonders wichtig, um den für diese Form typischen Abbau im Stirn- oder Schläfenlappen zu erkennen. Bei unklarem Befund können PET- oder SPECT-Untersuchungen sinnvoll sein. Bei familiärer Vorbelastung wird eine genetische Beratung empfohlen.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Hier helfen zusätzliche Untersuchungen, etwa zur Beweglichkeit oder zum Schlafverhalten. Auch spezielle bildgebende Verfahren wie DAT-SPECT oder MIBG-Szintigrafie können zum Einsatz kommen. Typische Symptome wie Halluzinationen oder Schwankungen in der Aufmerksamkeit werden gezielt abgefragt oder getestet.
  • Vaskuläre Demenz: Die Diagnose basiert auf MRT-Aufnahmen, die Durchblutungsstörungen, Gefäßveränderungen oder Schlaganfälle zeigen. Wichtig ist dabei, ob sich die Veränderungen im Gehirn mit den beobachten kognitiven Einschränkungen erklären lassen. Auch medizinische Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes werden bei der Abklärung einbezogen.

Weitere Untersuchungen

  • Blutuntersuchungen: Eine Blutabnahme erfolgt, um behandelbare Ursachen einer Demenz zu erkennen, zum Beispiel einen Vitaminmangel.
  • Untersuchung von Nervenwasser: Über eine Analyse des Nervenwassers lässt sich die Konzentration von beta-Amyloid und Tau-Protein ermitteln, die bei der Entstehung von Demenz eine zentrale Rolle spielen.
  • Gentests: Bei einem kleinen Teil der bekannten Alzheimer-Fälle wurde eine erbliche Veranlagung nachgewiesen. Kann bei Betroffenen das entsprechende Gen nachgewiesen werden, empfiehlt es sich, dass sich auch Angehörige untersuchen lassen. Dieser genetische Nachweistest gilt als zuverlässig und kann ab einem Alter von mindestens 18 Jahren durchgeführt werden.

Selbsttests und ihre Grenzen

Es gibt einige Tests, die zu Hause durchgeführt werden können, wie den SAGE-Test. Es sollte jedoch beachtet werden, dass solche Tests keine definitive Diagnose liefern, sondern als Indikatoren dienen können. Einfache Testverfahren für Demenz können keine absolut zuverlässigen Ergebnisse liefern, da in Demenz-Tests nur Symptome erkannt werden können, die auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein können.

Differenzialdiagnose

Es ist wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome wie Demenz verursachen können.

  • Depressive Pseudodemenz: Kann Symptome zeigen, die der Demenz ähneln.
  • Delir: Ein Zustand akuter Verwirrtheit, der oft mit Demenz verwechselt wird.
  • Leichte kognitive Störung (MCI): Kann als Prodromalstadium des demenziellen Syndroms angesehen werden.

Die Zukunft der Demenzdiagnostik

Weltweit arbeiten Demenzforscherinnen und -forscher daran, die Diagnostik von Demenzerkrankungen zu verbessern. Ein wichtiges Ziel ist es, Demenzerkrankungen wie Alzheimer früher zu erkennen. Ein weiteres wichtiges Forschungsfeld ist die korrekte Abgrenzung von Demenzerkrankungen. Die Forschung arbeitet daran, auch diese Diagnosen frühzeitig und eindeutig zu ermöglichen.

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Wichtige Anlaufstellen und Unterstützung

Sollten Sie selbst oder mit Ihrem Angehörigen zusammen einen Demenz-Selbsttest gemacht haben und den Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung haben, finden Sie eine gute Auflistung von Beratungsstellen, Gedächtnissprechstunden und Memory-Klinken bei der Selbsthilfe Übersicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Es gibt viele regionale Anlaufstellen für das Thema Demenz, die Sie mit Ihren Fragen und Sorgen kontaktieren können.

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