Für Menschen mit Neuropathie, insbesondere bei Diabetes, ist die richtige Fußpflege von entscheidender Bedeutung. Eine Polyneuropathie, oft durch Diabetes ausgelöste Nervenschädigung in Armen und Beinen, erhöht das Risiko für ein diabetisches Fußsyndrom. Durch die Nervenschädigung können schmerzlose Druckgeschwüre entstehen, und Durchblutungsstörungen infolge der diabetischen Erkrankung machen die Füße anfällig für Geschwüre und Infektionen.
Das diabetische Fußsyndrom und Neuropathie
„Eine Neuropathie ist der zentrale Risikofaktor für das diabetische Fußsyndrom", betont Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN). Die Nervenschädigung führt dazu, dass Verletzungen oft nicht mehr schmerzhaft wahrgenommen werden, selbst bei ausgeprägten Wunden. Daher ist besondere Vorsicht geboten, und Barfußlaufen sollte vermieden werden.
Ursachen von Polyneuropathie
Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, kann verschiedene Ursachen haben. Diabetes mellitus (Typ 1 oder 2), chronischer Alkoholmissbrauch oder auch das paraneoplastische Syndrom im Verlauf von Krebserkrankungen sind wichtige Faktoren, die bei der Auswahl der geeigneten Pflege berücksichtigt werden müssen.
Symptome der Polyneuropathie im Fußbereich
Die Füße sind oft zuerst betroffen, da die Nervenleitbahnen vom kleinen Zeh bis zum Rückenmark den weitesten Weg haben. Symptome können ein sogenanntes „Sockengefühl“ sein, bei dem nur die Bereiche betroffen sind, die von einer Socke bedeckt wären. Kribbeln, Kälte- oder Hitzegefühle, Taubheit, das Nicht-Unterscheiden von Wassertemperaturen oder das Nicht-Wahrnehmen zu enger Schuhe können auftreten. Bei Alkoholmissbrauch kann es zu Unsicherheiten beim Gehen und Gleichgewichtsproblemen kommen.
Warum ist Fußpflege bei Neuropathie so wichtig?
Der fehlende Schmerzreiz ist das Hauptproblem. Schmerzen sind ein wichtiges Alarmsignal des Körpers, das auf Probleme aufmerksam macht. Da die Füße anfälliger für Verletzungen und täglichen Belastungen ausgesetzt sind, können kleine Schnitte oder Risse im Nagelbett unbemerkt bleiben und zu Infektionen führen.
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Tägliche Inspektion und Vorsichtsmaßnahmen
Patienten mit Diabetes müssen täglich ihre Füße inspizieren, besonders Fußsohlen und Zehen, um Schwielen und Verletzungen frühzeitig zu erkennen. Bei Bewegungseinschränkungen kann ein Spiegel hilfreich sein. Vermeiden Sie zu enge Schuhe und achten Sie auf Nähte an den Socken, die Reibung oder Druckstellen verursachen könnten.
Die Rolle der Bewegung
Viele Diabetiker leiden infolge der Polyneuropathie unter Schmerzen, Lähmungen, Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in den Füßen, was sie von sportlicher Betätigung abhalten kann. Körperliche Bewegung ist jedoch wichtig, um Übergewicht vorzubeugen, die Durchblutung anzuregen und die Insulinempfindlichkeit zu verbessern. Bei der Wahl der Aktivität sollten krankheitsbedingte Einschränkungen berücksichtigt werden. Radfahren oder Schwimmen sind beispielsweise besser geeignet als Joggen oder Walking, da sie die Füße weniger belasten.
Fachmännische Fußpflege durch Podologen
Die Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms kann durch intensive Fußpflege und eine optimale Blutzuckereinstellung vermieden werden. Die Pflege der Füße sollte idealerweise durch einen Fußpfleger erfolgen. Zu grobe Bürsten oder spitze Scheren dürfen nicht zum Einsatz kommen. Betroffene sollten die Füße täglich mit lauwarmem Wasser reinigen.
Eine weitere effektive Vorsorgemaßnahme, um einen „Diabetesfuß“ zu vermeiden, ist eine regelmäßige, fachmännische Fußbehandlung, eine sogenannte podologische Therapie. Podologen sind speziell ausgebildet und dürfen auch Eingriffe durchführen, die in den medizinischen Bereich fallen, beispielsweise das Behandeln von Fußwunden oder das Anfertigen von Orthosen - das sind maßgefertigte Hilfsmittel aus weichem Material, die Fehlstellungen korrigieren oder Druckstellen entlasten.
Podologische Behandlungen
Podologen und medizinische Fußpfleger kümmern sich vor allem um die medizinische Behandlung der Haut und der Nägel. Bei der medizinischen Fußpflege nutzen Podologen spezielle Techniken und Hilfsmittel, um Beschwerden zu lindern und die Fußgesundheit zu verbessern. Verdickte Hornhaut, Fußpilz, Warzen und Hühneraugen zählen zu den häufigsten Hautproblematiken, die eine medizinische Fußpflege erfordern. Medizinische Fußpfleger entfernen Hornhaut und Warzen mit Präzision - etwa mithilfe von Skalpell- und Schleiftechniken - und fertigen bei Bedarf druckentlastende Polster (Orthosen) an. Zur podologischen Fußpflege gehört eine sorgfältige Untersuchung und Behandlung der Fußnägel. Zu den häufigsten Problemen zählen unter anderem eingewachsene, verdickte oder auch brüchige Fußnägel.
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Die Podologische Komplexbehandlung
Die podologische Komplexbehandlung kombiniert gezielt die Behandlung von Haut- und Nagelproblemen an den Füßen, wenn diese gleichzeitig auftreten. Zu der gehört nicht nur die Hornhautentfernung und Nagelbearbeitung, sondern bei Erstvorstellung auch eine sogenannte podologische Eingangsbefundung, also eine erste Untersuchung der Füße. Anschließend kann der Podologe das Therapieziel definieren und einen Therapieplan erstellen, über den er dann gemeinsam mit Ihnen spricht. Die podologische Therapie ist ein kontinuierlicher Prozess, der durch regelmäßige Sitzungen und Nachkontrollen begleitet wird, um die Gesundheit der Füße langfristig zu sichern. So erhalten Sie von Ihrem Behandler regelmäßig Hinweise zur Fußhygiene, Pflege und der Vermeidung neuer Beschwerden.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Diabetes-Fußpflege, da diese Fußpflege für Diabetiker so immens wichtig ist. Voraussetzung dafür ist, dass ein diabetisches Fußsyndrom vorliegt. Die Verordnung für die Fußpflege wird vom Hausarzt ausgestellt. Da es grundsätzlich drei verschiedene Arten von medizinischer Fußpflege gibt, von denen die Krankenkasse die Kosten übernehmen kann, muss der Arzt entscheiden, welche Behandlungsform geeignet ist.
Die Kostenübernahme erfolgt in der Regel teilweise, sodass ein Eigenanteil anfällt, den Sie direkt an den Leistungserbringer, also den jeweiligen Fußpfleger, zahlen. Inklusive Wegegeld übernimmt die Krankenkasse hierfür einen bestimmten Betrag pro Behandlung, Sie tragen einen Eigenanteil. Nach der Heilmittelrichtlinie haben nur Personen mit hohem Risiko für Folgeschäden Anspruch auf podologische Therapie. Also Personen, die ohne diese Behandlung unumkehrbare Folgeschädigungen der Füße erleiden würden. Besonders oft wird das Rezept auf medizinische Fußpflege ausgestellt, wenn der Patient Diabetes hat.
Verordnung der medizinischen Fußpflege bei bestimmten Erkrankungen
Für bestimmte Erkrankungen, wie das diabetische Fußsyndrom, Fußsyndrom bei Neuropathien als Folge einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie oder Fußsyndrom bei Querschnittsyndromen, kann die medizinische Fußpflege auf Verordnung erfolgen. Grund für die Neuaufnahme dieser Krankheitsbilder ist, dass speziell auch bei diesen Erkrankungen aufgrund der Durchblutungs- und Gefühlsstörungen krankhafte Schädigungen an den Füßen, der Haut oder den Zehennägeln entstehen können. Mit der Verordnung der Fußpflege sollen schwerwiegende Folgeschäden an den Füßen verhindert werden. Bevor Sie die erste Verordnung erhalten, ist eine Eingangsdiagnostik notwendig.
Voraussetzungen für die Kostenübernahme
Um für die genannten Erkrankungen die medizinische Fußpflege auf Verordnung zu erhalten, sind gewisse Voraussetzungen notwendig. Die ärztliche Heilmittelverordnung muss unbedingt die Diagnose enthalten.
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Wer darf die Behandlung durchführen?
Wenn die Kosten erstattet werden sollen, darf eine podologische Therapie an einem diabetischen Fußsyndrom nur von den Krankenkassen anerkannten Podologen durchgeführt werden. Nicht jede medizinische Fußpflege hat automatisch eine Krankenkassenzulassung. Deshalb ist es wichtig, vor dem Vereinbaren eines Behandlungstermins nachzufragen, ob die ausgewählte Podologen-Praxis tatsächlich eine Zulassung für Ihre Krankenkasse hat.
Medizinische Fußpflege vs. Kosmetische Fußpflege
Es ist wichtig, die medizinische Fußpflege von der kosmetischen Fußpflege abzugrenzen. Während die Podologie eine medizinisch notwendige Behandlung ist, die von Fachpersonal durchgeführt wird, handelt es sich bei der kosmetischen Fußpflege um eine kosmetische Behandlung. Bei der kosmetischen Fußpflege, oder Pediküre, werden gesunde Füße gepflegt und verschönert. Nur staatlich geprüfte Podologen dürfen medizinische Fußpflege durchführen. Kosmetische Fußpfleger sind nicht dazu berechtigt, medizinische Behandlungen bei Diabetikern durchzuführen. Diese Aufgabe ist speziell ausgebildeten Podologen vorbehalten.
Tipps für die tägliche Fußpflege
Zu den wichtigsten Maßnahmen, die Sie bei der Pflege Ihrer Füße beachten sollten, zählt, dass Sie beispielsweise Ihre Füße und Fußnägel gründlich waschen und abtrocknen sollten - auch zwischen den Zehen. Die tägliche Inspektion auf Fußveränderungen, Verletzungen, Rötungen und Schwellungen ist sehr wichtig. Gerade ältere Menschen leiden oft an trockener Haut, die täglich eingecremt werden sollte. Trocknen Sie Ihre Füße nach dem Duschen gründlich ab - besonders in den Zehenzwischenräumen. Für eine extra gründliche Trocknung können Sie einen Föhn auf niedrigster Stufe nutzen. Achtung: Menschen mit Sensibilitätsstörungen sollten darauf verzichten, um Verbrennungen zu vermeiden.
Medizinische Fußpflege als Privatleistung
Medizinische Fußpflege kann auch ohne einen medizinischen Grund durchgeführt werden. Ohne ärztliche Verordnung gelten die Kosten der medizinischen Fußpflege als Privatleistung. Die Preise variieren dabei je nach Anbieter und Region. Zusätzliche Leistungen, wie die Anfertigung von Orthosen oder die Behandlung von Warzen, können separat berechnet werden.
Wo finde ich medizinische Fußpflege?
Wo Sie medizinische Fußpflege in der Nähe finden, erfragen Sie am besten bei Ihrer Krankenkasse - sie kann Ihnen zugelassene Podologen nennen. Sie können sich über das Internet auch selbst auf die Suche nach einer medizinischen Fußpflege machen. Als Suchbegriff können Sie sowohl „medizinische Fußpflege“ als auch „med Fußpflege“ eingeben.
Werbung mit der Bezeichnung „medizinische Fußpflege“
Mit dem Begriff „medizinische Fußpflege“ dürfen eigentlich nur zertifizierte Podologen beziehungsweise medizinische Fußpfleger werben. Der Begriff wird in der Praxis jedoch auch von Fußpflege- oder Kosmetikstudios („Nagelstudios“) zu Werbezwecken verwendet. Für medizinisch notwendige Behandlungen ist es aber wichtig, dass Sie einen qualifizierten Podologen aufsuchen.
Ambulante medizinische Fußpflege
Wenn Personen nicht mehr mobil sind, weil sie zum Beispiel pflegebedürftig sind, kommt die ambulante medizinische Fußpflege auch zum Einsatzort und führt die Behandlung vor Ort durch. Die Füße sind schwerer zu erreichen und werden bei der Körperpflege oft vergessen.
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