Die Podologie, oder medizinische Fußpflege, spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Menschen mit krankhaften Veränderungen an den Füßen. Diese Veränderungen können die Fußhaut und die Fußnägel betreffen. Das Hauptziel der podologischen Therapie ist die Linderung von Beschwerden und die Prävention von Schäden an den Füßen, während gleichzeitig die vollständige Bewegungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten erhalten oder wiederhergestellt werden soll.
Was ist Podologie?
Podologie umfasst medizinische Behandlungen wie das Entfernen von Hornhautverdickungen und die Behandlung von Nagelproblemen. Im Gegensatz zur kosmetischen Fußpflege, die sich auf pflegende und verschönernde Maßnahmen für gesunde Füße konzentriert, befasst sich die Podologie mit der medizinischen Behandlung krankhafter Veränderungen wie Hornschwielen, Nagelpilz oder Warzen. Podologische Therapien dürfen nur von ausgebildeten Podologen und medizinischen Fußpflegern durchgeführt werden, deren Berufsausbildung in Deutschland seit 2002 im Podologengesetz (PodG) geregelt ist.
Unterschiede zwischen kosmetischer und medizinischer Fußpflege
Merkmal | Kosmetische Fußpflege | Medizinische Fußpflege (Podologie) |
---|---|---|
Anwendungsbereich | Gesunde Füße | Krankhafte Veränderungen am Fuß |
Ziele | Pflege und Verschönerung | Linderung von Beschwerden, Vorbeugung von Schäden, Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit |
Durchführung | Kosmetiker/innen | Ausgebildete Podologen/medizinische Fußpfleger |
Behandlung | Nägel schneiden, lackieren, Fußhautpflege | Entfernung von Hornhaut, Behandlung von Nagelpilz, Warzen usw. |
Podologische Behandlungsmethoden
Die Podologie bietet eine Vielzahl von Behandlungsmethoden, um verschiedene Fußprobleme zu behandeln:
- Hornhautentfernung: Durch spezielle Techniken wie Schälung und Schleifen der Haut wird verdickte Hornhaut entfernt, um Hautschädigungen wie Fissuren, Ulzera und Entzündungen zu verhindern.
- Nagelbearbeitung: Abnorme Nagelbildungen werden durch Schneiden, Schleifen oder Fräsen der Nägel beseitigt, um Schäden an Nagelbett und Nagelwall vorzubeugen.
- Podologische Komplexbehandlung: Eine Kombination aus Hornhautentfernung und Nagelbearbeitung.
- Nagelspangenbehandlung: Bei eingewachsenen Fußnägeln wird eine individuell angepasste Nagelspange angefertigt und angepasst, um Fehlstellungen zu korrigieren und zukünftiges Einwachsen zu verhindern.
Zusätzlich zur direkten Behandlung beraten Podologen ihre Patienten auch hinsichtlich der richtigen Fuß-, Haut- und Nagelpflege, um Verletzungen und Folgeschäden zu vermeiden.
Podologie bei Polyneuropathie
Polyneuropathie ist ein Oberbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die sich durch Symptome wie Kribbeln, Stechen, Brennen, Taubheit oder Schmerzen äußern können. Die häufigsten Erscheinungsformen treten im Bereich der Extremitäten auf, beginnend an Händen oder Füßen.
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Ursachen von Polyneuropathie
Die Ursachen von Polyneuropathie sind vielfältig. Für die Fußpflege sind vor allem folgende Krankheitsbilder relevant:
- Diabetes mellitus (Typ 1 und 2): Diabetes kann zu Nervenschäden und Durchblutungsstörungen in den Füßen führen.
- Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann Nervenschäden verursachen.
- Paraneoplastisches Syndrom: Im Verlauf von Krebserkrankungen können Nervenschäden auftreten.
Symptome im Fußbereich
Die Füße sind oft zuerst von Polyneuropathie betroffen, da die Nervenleitbahnen vom kleinen Zeh bis zum Rückenmark den weitesten Weg zurücklegen müssen. Betroffene berichten häufig von einem "Sockengefühl", bei dem nur die Bereiche betroffen sind, die von einer Socke bedeckt wären. Symptome können sein:
- Kribbeln
- Kälte- oder Hitzegefühl
- Taubheit
- Unsicherheit beim Gehen (insbesondere bei Alkoholabusus)
- Verlust des Temperaturempfindens
Bedeutung der Fußpflege bei Polyneuropathie
Die Fußpflege ist bei Polyneuropathie besonders wichtig, da der fehlende Schmerzreiz dazu führen kann, dass Verletzungen und Infektionen unbemerkt bleiben. Schmerzen sind ein wichtiges Alarmsignal des Körpers, und wenn dieses Signal fehlt, können Probleme sich unbemerkt verschlimmern.
Da die Füße durch ihre exponierte Lage anfälliger für Verletzungen sind und täglich großen Belastungen ausgesetzt sind, ist eine sorgfältige Pflege unerlässlich. Kleine Schnitte oder Risse im Nagelbett werden von gesunden Personen bemerkt und behandelt, während sie bei Polyneuropathie-Patienten unbemerkt bleiben und zu Infektionen führen können.
Podologische Behandlung bei Neuropathie und Querschnittsyndromen
Seit dem 1. Juli 2020 wurde die Verordnung von Podologie um das Fußsyndrom bei Neuropathien (NF) sowie das Fußsyndrom bei Querschnittsyndromen (QF) erweitert.
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Diagnosegruppen
- NF (Fußsyndrom bei Neuropathien): Krankhafte Schädigungen am Fuß als Folge einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie, z.B. bei hereditärer sensibler und autonomer Neuropathie, systemischen Autoimmunerkrankungen, Kollagenosen oder toxischer Neuropathie.
- QF (Fußsyndrom bei Querschnittsyndromen): Krankhafte Schädigungen am Fuß als Folge eines Querschnittssyndroms, z.B. bei Spina bifida, chronischer Myelitis, Syringomyelie oder traumatisch bedingten Schädigungen des Rückenmarks.
Voraussetzungen für die Verordnung
- Ärztliche Diagnostik: Vor der erstmaligen Verordnung einer podologischen Behandlung ist eine ärztliche Diagnostik erforderlich, die dermatologische und neurologische Befunde beinhaltet.
- Schweregrad der Schädigung: Das Gewebe am Fuß darf nicht so schwer geschädigt sein, dass eine ärztliche Intervention erforderlich ist (Wagner-Stadium 0). Bei eingewachsenen Zehennägeln darf eine podologische Behandlung im Wagner-Stadium 1 verordnet werden, jedoch nur um das weitere Fortschreiten einer Entzündung zu vermeiden.
- Autonome Schädigung: Um Podologie bei den Diagnosegruppen NF und QF verordnen zu können, muss einer der folgenden Befunde einer autonomen Schädigung der unteren Extremitäten vorliegen: Hauttrockenheit (An-/Hypohidrose), Veränderung des Haarwachstums (An-/Hypotrichose), Verfärbungen der Haut (zumeist livide, bräunlich) oder Ulzerationen.
- Neurologische Diagnosesicherung: Bei Feststellung einer Sensibilitätsstörung ohne gesicherte Diagnose im Rahmen einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie (Diagnosegruppe NF) ist zeitnah nach der ersten Verordnung eine fachärztlich-neurologische Diagnosesicherung zu veranlassen.
Finanzierung der Podologie durch die Krankenkasse
Die Podologie gehört zu den anerkannten Heilmitteln. Die AOK und andere gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Therapiekosten, wenn die podologische Therapie von einem Arzt verordnet wurde. Versicherte ab 18 Jahren zahlen jedoch eine Zuzahlung von 10 Prozent der Behandlungskosten zuzüglich 10 Euro je Verordnung. Für Versicherte bis zum 18. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse die Kosten in voller Höhe. Zuzahlungsbefreite Versicherte sind von der Zuzahlung befreit.
Wie man die Podologie in Anspruch nimmt
- Verordnung ausstellen lassen: Der behandelnde Arzt stellt eine Verordnung zur podologischen Therapie aus.
- Therapeuten suchen: Suchen Sie eine zugelassene podologische Praxis.
- Gesetzliche Zuzahlung leisten: Leisten Sie die gesetzliche Zuzahlung, falls erforderlich.
Gültigkeit der Verordnung
Ab dem Tag der Ausstellung der Verordnung muss die Behandlung innerhalb von 28 Kalendertagen bei einer zugelassenen Praxis begonnen werden. Bei dringendem Behandlungsbedarf kann der Arzt vermerken, dass die Behandlung bereits innerhalb von 14 Tagen beginnen muss.
Diabetes und Fußpflege
Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und einem gestörten Schmerzempfinden im Fuß sowie Durchblutungsstörungen in Fuß und Bein. Dies kann dazu führen, dass selbst alltägliche Beschwerden schnell einen heftigen Verlauf nehmen können. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten ärztlich verordneter Podologie bei diabetischem Fußsyndrom mit Neuropathie, bei krankhafter Schädigung am Fuß als Folge einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie und eines Querschnittsyndroms.
Prävention und gesunder Lebensstil
Für Menschen mit Polyneuropathie, insbesondere diabetischer Polyneuropathie, ist ein gesunder Lebensstil von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören:
- Blutzuckerkontrolle: Eine gute Blutzuckereinstellung kann das Risiko von Nervenschäden minimieren und die Symptome lindern.
- Blutdruckkontrolle: Bluthochdruck kann Nervenschäden verschlimmern.
- Cholesterinspiegelkontrolle: Ein gesunder Cholesterinspiegel ist wichtig für die Gesundheit der Gefäße.
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die allgemeine Gesundheit und kann das Risiko von Nervenschäden verringern.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und kann die Nervenfunktion verbessern.
- Verzicht auf Rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko von Nervenschäden.
Es ist wichtig, eng mit dem behandelnden Arzt zusammenzuarbeiten, um den besten Behandlungsplan für den individuellen Fall zu entwickeln.
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