Parkinson und Alkohol: Eine komplexe Beziehung

Die Parkinson-Krankheit, erstmals 1817 von Dr. James Parkinson beschrieben, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem motorische Fähigkeiten beeinträchtigt. Weltweit ist etwa ein Prozent der Menschen über 60 Jahre betroffen, was Parkinson zur zweithäufigsten neurodegenerativen Hirnerkrankung macht. Da die verfügbaren Medikamente lediglich lindernd und aufschiebend wirken, rücken Lebensstilfaktoren, darunter der Konsum alkoholischer Getränke, zunehmend in den Fokus der Forschung.

Was ist Parkinson?

Parkinson-Syndrome können verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet zwischen dem symptomatischen Parkinson-Syndrom, das auf Strukturveränderungen im Gehirn zurückzuführen ist (z.B. Hirntumor, Durchblutungsstörungen), und dem idiopathischen Parkinson-Syndrom, der häufigsten Form mit unbekannter Ursache.

Die Parkinsonerkrankung geht immer mit einer Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit einher. Hinzu kommen vier Hauptsymptome: Muskelsteifheit (Rigor), Zittern im Ruhezustand (Ruhetremor), Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese) und gestörte Haltungs- und Gangsicherheit (Posturale Instabilität). Ursächlich ist ein Dopaminmangel im Gehirn.

Alkohol und das Parkinson-Risiko: Der aktuelle Forschungsstand

Die Frage, ob und wie Alkoholkonsum das Risiko für Parkinson beeinflusst, ist Gegenstand zahlreicher Studien. Die Ergebnisse sind jedoch nicht einheitlich.

Studienergebnisse im Überblick

  • Million Women Study: Eine Studie mit 1,3 Millionen britischen Frauen ergab keinen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Parkinson-Risiko, nachdem "Sick Quitters" (Personen, die aus gesundheitlichen Gründen mit dem Trinken aufgehört hatten) ausgeschlossen wurden.
  • US-amerikanische Studien: Eine Untersuchung von Krankenschwestern und Mitarbeitern im Gesundheitswesen in den USA zeigte keine signifikante Korrelation zwischen moderatem Alkoholkonsum (bis zu 30 g/Tag) und einem erhöhten Parkinson-Risiko. Bei einem Konsum von über 30 g Alkohol pro Tag wurde sogar eine leicht reduzierte Rate festgestellt, was jedoch nicht signifikant war.
  • Bierkonsum: Eine Studie aus den USA deutete darauf hin, dass moderater Bierkonsum mit einem um 30 Prozent niedrigeren Parkinson-Risiko verbunden sein könnte. Dieser Effekt wurde bei Wein- und Spirituosenkonsum nicht beobachtet. Auch alkoholfreies Bier schien das Risiko zu verringern.
  • Meta-Analyse: Eine zusammenfassende Analyse von elf prospektiven Studien zeigte, dass der Konsum alkoholischer Getränke im Vergleich zu Abstinenz zu Studienbeginn mit einem signifikant um 19 % verringerten Parkinson-Risiko einherging. Das geringste relative Risiko wurde bei einem Konsum von 26 bis 36 g Alkohol täglich festgestellt. Allerdings wurde diese Aussage stark von zwei großen asiatischen Studien beeinflusst. Nach Ausschluss dieser Studien fanden sich keine signifikanten Zusammenhänge mehr.

Keine generelle Empfehlung für Alkoholkonsum

Es ist wichtig zu betonen, dass die vorliegenden Studienergebnisse nicht dazu auffordern sollten, aus präventiven Gründen mit dem Alkoholkonsum zu beginnen. Die Studienlage ist komplex und die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich.

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Weitere Faktoren, die das Parkinson-Risiko beeinflussen

Neben dem Alkoholkonsum gibt es weitere Faktoren, die mit dem Parkinson-Risiko in Verbindung gebracht werden:

  • Nikotin und Koffein: Nikotinabusus und Koffeinkonsum korrelieren negativ mit dem Risiko für eine Parkinson-Erkrankung.
  • Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für Parkinson. Ab 60 Jahren steigt das Risiko stark an.
  • Umweltgifte: Häufiger Umgang mit Giften wie Kohlenstoffmonoxid, Mangan, Herbiziden und Pestiziden kann das Risiko erhöhen.
  • Genetische Faktoren: In seltenen Fällen (ca. 5 Prozent) kann Parkinson durch genetische Defekte verursacht werden.

Alkoholmissbrauch und neurodegenerative Erkrankungen

Während moderater Alkoholkonsum möglicherweise keinen negativen Einfluss auf das Parkinson-Risiko hat, deutet die Forschung darauf hin, dass Alkoholmissbrauch das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen kann.

Die Rolle der Blut-Hirn-Schranke

Ein Forschungsteam aus China erläutert in einem Übersichtsartikel, welche Rolle Alkohol, Kokain und Crystal Meth bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen spielen können. Die Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn vor schädlichen Stoffen schützen soll, kann durch Drogenkonsum durchlässiger werden. Dadurch gelangen vermehrt schädigende Partikel und Metalle wie Eisen ins Gehirn.

Ferroptose: Eine Form des Zelltods

Die Anreicherung von Eisen in den Nervenzellen kann zur Produktion von freien Radikalen führen, die Zellmembranen und andere wichtige Zellbestandteile angreifen. Dieser Prozess, bekannt als Ferroptose, kann zum Zelltod führen und wird mit neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Behandlung von Parkinson

Die Behandlung von Parkinson konzentriert sich in erster Linie auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.

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Dopaminersatztherapie

Klassischerweise wird Parkinson mittels Dopaminersatztherapie behandelt, um die Bewegungsstörungen zu vermindern. Da Parkinson eine vielseitige Erkrankung ist, können im Laufe der Zeit weitere Probleme auftreten, die behandelt werden müssen.

Bedeutung des medizinischen Umfelds

Neben der medikamentösen Therapie spielen Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten eine wichtige Rolle. Sie helfen den Patienten, die Sprache, Feinmotorik und das Gleichgewicht wieder zu verbessern.

Parkinson-Komplex-Therapie

In Deutschland gibt es die Möglichkeit der "Parkinson-Komplex-Behandlung", bei der die Patienten in Parkinsonspezialkliniken medikamentös eingestellt werden und intensive Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie erhalten.

Ernährung bei Parkinson

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist für Parkinsonpatienten von großer Bedeutung.

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Aufgrund einer verminderten Beweglichkeit der Magen-Darm-Muskulatur leiden viele Parkinsonpatienten unter Verstopfung. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Getreide, Gemüse und Kartoffeln sowie ausreichend Flüssigkeit und Bewegung können helfen.
  • Eiweiß: Eiweiß kann die Aufnahme von L-Dopa im Körper verringern. Bei hoher Dosierung von L-Dopa sollte eiweißreiche Kost zeitlich versetzt zur Medikamenteneinnahme gegessen werden.
  • Schluckstörungen: Bei Schluckstörungen (Dysphagie) ist es wichtig, die Ernährung anzupassen, um Mangelerscheinungen und Gewichtsverlust zu vermeiden. In schweren Fällen kann eine Magensonde (PEG) erforderlich sein.

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