Medizinische Fachangestellte in der Neurologie: Aufgaben, Anforderungen und Perspektiven

Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl und medizinischer Sachverstand sind Grundvoraussetzungen für eine Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte (MFA) in einer neurologischen Praxis. Die Arbeit in diesem speziellen medizinischen Bereich bietet ein vielfältiges Aufgabenspektrum und die Möglichkeit, Patienten mit komplexen neurologischen Erkrankungen zu betreuen.

Aufgabenbereiche einer MFA in der Neurologie

Die Aufgaben einer MFA in der Neurologie sind vielfältig und abwechslungsreich. Sie umfassen sowohl administrative Tätigkeiten als auch die Assistenz bei der Diagnostik und Behandlung neurologischer Erkrankungen.

Büro- und Verwaltungsarbeiten

Die Büroarbeit in einer neurologischen Praxis unterscheidet sich kaum von der in einer hausärztlichen Praxis. Zu den typischen Aufgaben gehören:

  • Organisation des Praxisablaufs: Terminvergabe (telefonisch oder persönlich), Ausstellung von Formularen, Patientenempfang, Anlegen von Patientenakten und Einlesen der Versicherungskarte.
  • Verwaltung der Patientenakten: Befunde, Anträge und Krankheitsberichte schreiben und anfordern.
  • Schriftverkehr: Erledigung des Schriftverkehrs.
  • Bestellung von Büro-, Praxis- und Sprechstundenbedarf.
  • Kassenabrechnung: Vorbereitung und Durchführung der Kassenabrechnung nach EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) und Privatabrechnung nach GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte).
  • Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben.

Assistenz bei Diagnostik und Behandlung

Ein wichtiger Teil der Tätigkeit einer MFA in der Neurologie ist die Unterstützung des Neurologen bei der Diagnostik und Behandlung von Patienten. Dies umfasst unter anderem:

  • Vorbereitung von Untersuchungen und Behandlungen: Instrumente, Geräte und Apparaturen für die Behandlung bereitlegen bzw. vorbereiten, z.B. Endoskope, Laryngoskope, Bronchoskope etc.
  • Assistenz bei ärztlichen Untersuchungen.
  • Blutabnahme: Blut abnehmen zur Kontrolle der Therapie, z.B. bei Epileptikern.
  • Durchführung von speziellen Tests: Beispielsweise das Ankleben der Elektroden beim EEG (Elektroenzephalografie) oder die Durchführung von Hörtests bei Schwindelpatienten.
  • EKG schreiben und in der Patientenakte dokumentieren.
  • Injektionen durchführen und Verbände anlegen.
  • Lungenfunktionstestung durchführen.
  • Assistieren in Notfallsituationen und Hilfe leisten bzw. selbstständig erste Maßnahmen ergreifen.

Spezifische neurologische Untersuchungsmethoden

Schwere Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Epilepsie und Gedächtnisstörungen werden mit technischen Hilfsmitteln diagnostiziert, überwacht und erforscht. Hierbei assistieren MFAs bei verschiedenen Untersuchungsmethoden:

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  • Elektroenzephalografie (EEG): Messung der Hirnströme.
  • Sonographie: Ultraschalluntersuchung.
  • Computer- (CT) und Kernspintomographie (MRT): Bildgebende Verfahren zur Darstellung des Gehirns und des Rückenmarks.
  • Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität.
  • Elektroneurographie (ENG): Bestimmung des Funktionszustands der peripheren Nerven.

Kommunikation und Koordination

Die Kommunikation mit anderen Kliniken, dem Hausarzt und den Radiologen, die zur Diagnostik und Langzeittherapie meist unerlässlich ist, ist ebenfalls Teil des Berufsbildes in neurologischen Praxen.

Anforderungen an eine MFA in der Neurologie

Neben den allgemeinen Anforderungen an eine MFA gibt es in der Neurologie einige spezifische Kompetenzen, die von besonderer Bedeutung sind:

  • Einfühlungsvermögen und Sensibilität: Im Umgang mit Krebspatienten mit Gehirntumoren und chronisch Depressiven ist Sensibilität besonders gefordert.
  • Medizinischer Sachverstand: Fundierte Kenntnisse in der Neurologie sind notwendig, um die Diagnostik und Behandlung von Patienten optimal zu unterstützen.
  • Kenntnisse in der neurophysiologischen Diagnostik: Erste Kenntnisse in der neurophysiologischen Diagnostik sind wünschenswert.
  • Sorgfalt und Genauigkeit: Bei der Vorbereitung und Durchführung von Untersuchungen ist eine hohe Sorgfalt und Genauigkeit erforderlich.
  • Teamfähigkeit: Die Zusammenarbeit mit dem Neurologen und anderen Kollegen ist essenziell.
  • Kommunikationsfähigkeit: Die Kommunikation mit Patienten, Angehörigen und anderen medizinischen Fachkräften ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.
  • Organisationsfähigkeit: Ein strukturierter Arbeitsstil ist wichtig, um den Praxisablauf effizient zu gestalten.

Ausbildung und Fortbildung

MFA werden in einem dualen System ausgebildet, d.h. die praktische Ausbildung erfolgt im Ausbildungsbetrieb (in der Regel eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus) und die theoretische Ausbildung in der Berufsschule. Die Ausbildungsdauer beträgt in der Regel drei Jahre.

Fortbildungsmöglichkeiten in der Neurologie

Um den Anforderungen in der Neurologie gerecht zu werden und das Wissen auf dem neuesten Stand zu halten, sind regelmäßige Fortbildungen empfehlenswert. Diese werden im Blockunterricht oder in Form von Wochenendseminaren angeboten, unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Neu erlerntes trägt im Berufsbild zu einer effizienteren Arbeitsweise und einer besseren Patientenversorgung bei. Die Kosten für Fortbildungen werden in der Regel von den Krankenhäusern oder Praxen getragen und sind steuerlich absetzbar.

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Bedeutung der MFA in der neurologischen Versorgung

Die Zunahme der Anzahl älterer und chronisch kranker Patientinnen und Patienten und deren intensive Versorgung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine Versorgung kann nur so gut sein wie die Qualifikation der betreuenden Personen. Aus- und Fortbildung der Medizinischen Fachangestellten orientieren sich an den Erfordernissen der medizinischen Versorgung. Diese sind wesentlich geprägt durch den medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt und die Auswirkungen des demografischen Wandels.

Wie in kaum einem anderen medizinischen Fach ist es auf dem Gebiet der Neurologie in den letzten Jahren zu einem sehr großen Zuwachs an wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn gekommen. Dieser betrifft gleichermaßen das Wissen um die Krankheitsentstehung und damit verknüpft präventive Angebote, Diagnostik, moderne Therapieverfahren und rehabilitative Maßnahmen.

Arbeitsbedingungen und Perspektiven

MFA finden Beschäftigung in Arztpraxen aller Fachgebiete, insbesondere in neurologischen Praxen, Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen.

Work-Life-Balance

Viele Arbeitgeber bieten familienfreundliche Arbeitszeiten ohne Schicht- und Wochenenddienste mit 30 Tagen Urlaub.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Einige Kliniken bieten ein großes Angebot der betrieblichen Gesundheitsförderung, das viele Möglichkeiten sportlicher Aktivitäten bietet. Fahrradfahrer werden mit einem Bike-Leasing-Angebot unterstützt und eine Fahrradgarage wird zur Verfügung gestellt.

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