Psychiatrie, Neurologie und Medizinische Psychologie: Ein Überblick über die Unterschiede

Die verschiedenen Berufe und Fachgruppen, die sich mit der menschlichen Psyche beschäftigen, sind für Laien oft schwer zu unterscheiden. Psychotherapeut, Psychologe, Psychiater, Neurologe und Nervenarzt - die Vielfalt der Bezeichnungen kann verwirrend sein. Dieser Artikel soll Licht ins Dunkel bringen und die Unterschiede zwischen diesen Berufsgruppen aufzeigen.

Die verschiedenen Berufsgruppen im Überblick

Im Bereich der Behandlung psychischer Störungen sind verschiedene Berufsgruppen tätig. Zum einen sind dies Psychologen und Ärzte. Um einen schnellen Überblick zu erhalten, werden im Folgenden die zentralen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Berufsgruppen erläutert.

Psychotherapeuten: Behandlung der Seele

Der Begriff "Psychotherapeut" ist seit 1999 eine geschützte Berufsbezeichnung. Gemeinsam ist allen Psychotherapeuten, dass sie nach ihrem Studium eine wissenschaftlich anerkannte Psychotherapie-Ausbildung mit staatlicher Prüfung absolviert haben, bevor sie die Zulassung (Approbation) zur psychotherapeutischen Tätigkeit erhalten. Diese Ausbildung dauert mindestens drei Jahre und umfasst theoretische und praktische Anteile, d.h. die Durchführung von Psychotherapien unter Supervision, wie auch eine therapeutische Selbsterfahrung. Zu unterscheiden sind:

  • Ärztliche Psychotherapeuten: Sie verfügen über die Grundlage eines Medizinstudiums und haben meist eine mehrjährige Facharztweiterbildung im Krankenhaus absolviert, z.B. in der Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik, Inneren Medizin, Allgemeinmedizin. Die medizinische Ausbildung vermittelt ein fundiertes Wissen über körperliche Zusammenhänge und Erkrankungen, sowie über die nicht-psychotherapeutischen Behandlungsmethoden (z.B. Medikamente). Ärztliche Psychotherapeuten können diese Qualifikation nach ihrem Medizinstudium im Rahmen ihrer Facharztausbildung oder gesondert erwerben.
  • Psychologische Psychotherapeuten: Sie haben Psychologie studiert und spezialisieren sich anschließend für den Bereich der Psychotherapie durch eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten. Der Psychologische Psychotherapeut muss das Studium der Psychologie abgeschlossen haben, bevor er sich zum Psychotherapeuten ausbilden lassen kann.
  • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten: Sie haben ein Studium aus dem Bereich der Pädagogik oder Psychologie, manchmal auch Medizin, absolviert und spezialisieren sich anschließend für den Bereich der Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen durch eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

Psychotherapeutisch Tätige unterscheiden sich zum einen nach ihrer Ausbildung, zum anderen nach ihren Arbeitsschwerpunkten und Praxisstrukturen. Ärzte, die keinen „Psycho-Facharzt“ haben, können eine Weiterbildung zur sog. Zusatzbezeichnung Psychotherapie absolvieren, und dann im Rahmen ihres Fachs Psychotherapie durchführen.

Psychologen: Experten für menschliches Verhalten

Psychologen haben das Studium der Psychologie absolviert, in dem sie sich mit den verschiedenen Facetten des menschlichen Erlebens und Verhaltens beschäftigen und sich im Verlauf des Studiums auf bestimmte Schwerpunkte konzentrieren. Die Psychologie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens sowie sämtliche dafür maßgeblichen inneren und äußeren Faktoren und Bedingungen. Während des Hauptstudiums werden Kenntnisse über die seelisch-körperliche Gesundheit und Krankheit sowie Grundlagen der wissenschaftlichen Psychotherapie vermittelt.

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Wer Psychologie studiert hat, ist noch lange kein Psychotherapeut. Man kann in die Werbung gehen, viele Personalreferenten sind Psychologen. Wer Menschen behandeln will, muss eine zusätzliche, drei- bis fünfjährige Ausbildung zum Psychotherapeuten machen.

Psychologinnen erhalten nach dem Studium nicht direkt eine Approbation. Das heißt, sie dürfen nach dem Studium noch keine Menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln. Psychologinnen arbeiten häufig in der Forschung, im pädagogischen Bereich, in der Beratung oder in der Wirtschaft (z. B. im Personalwesen).

Psychiater: Ärzte für psychische Erkrankungen

Psychiater sind Ärzte, die nach dem Medizinstudium eine Facharztweiterbildung als Fachärzte für Psychiatrie abgeschlossen haben. Ein Psychiater ist jemand, der nach seinem Medizin-Studium eine Facharzt-Weiterbildung in den Bereichen Psychiatrie und Psychotherapie macht. Diese dauert fünf Jahre. Als Psychiater befassen sich Ärzte und Ärztinnen mit dem Gehirn und psychischen Erkrankungen. Wie der offizielle Name bereits sagt, gehört zur Weiterbildung zum „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie” auch immer der Ausbildungsteil „Psychotherapie”. Das heißt, dass Psychiater neben dem medizinischen Wissen (etwa zu Medikamentenwirkungen) auch lernen, wie sie mithilfe von therapeutischen Gesprächen psychische Erkrankungen behandeln können.

Ein großer Unterschied zwischen Psychologen und Psychiatern ist, dass nur Psychiater oder Psychiaterinnen Medikamente und andere Medizinprodukte auf Rezept verschreiben dürfen. Ein weiterer großer Unterschied zwischen den beiden Berufsgruppen: Die Psychiater dürfen Medikamente unterschreiben und Patienten in Kliniken einweisen. „Der Psychiater ist derjenige, der umfassender arbeiten darf, weil er Arzt ist. In der Regel hat er auch mit schwereren Fällen zu tun als der Psychologe“, so Lange-Asschenfeldt. Psychiater behandeln unter anderem schwere Depressionen, Psychosen oder eine Demenz-Erkrankung.

Die Facharztweiterbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten beinhaltet neben der medizinischen Grundausbildung und Absolvierung des Staatsexamens weitere fünf Ausbildungsjahre - vier Jahre entfallen auf die klinisch-psychiatrische und psychotherapeutische Weiterbildung, ein Jahr auf eine stationäre neurologische Weiterbildung.

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Nervenärzte: Eine ältere Bezeichnung

Die Berufsbezeichnung „Nervenarzt“ ist gleichbedeutend mit der Facharztbezeichnung für Fachärzte für Psychiatrie und Neurologie. Bis 2003 galt diese Facharztausbildung für den Bereich „Psychiatrie und Neurologie“.

Neurologen: Spezialisten für das Nervensystem

Während eine Psychiaterin aber eher psychische Erkrankungen wie Depression, Panikattacken oder Schizophrenien behandelt, beschäftigt sich der Neurologe oder die Neurologin eher mit den körperlichen Erkrankungen des Nervensystems. Das können beispielsweise Epilepsie, eine Hirnhautentzündung oder Migräne sein. Der Facharzt für Neurologie behandelt Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Dazu gehören das Gehirn und das Rückenmark. Der Neurologe behandelt also beispielsweise Schlaganfälle, Multiple Sklerose, Parkinson und Demenzerkrankungen. Darüber hinaus ist er für die seltenen, so genannten neuromuskulären Erkrankungen, wie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zuständig.

Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Fachärzte für Psychotherapeutische Medizin (vor 2003), bzw. für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (seit 2003) haben sich insbesondere auf die Erkennung und psychotherapeutische Behandlung von körperlichen Krankheiten, die maßgeblich durch seelische Vorgänge oder körperlich-seelische Wechselwirkungen verursacht wurden, spezialisiert. Sie behandeln aber das gesamte Spektrum psychischer Störungen, sowohl psychotherapeutisch als auch ggf. medikamentös.

Heilpraktiker für Psychotherapie

Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Behandler, die über eine Erlaubnis zur Ausübung der Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz psychotherapeutische Behandlungen anbieten. Vorraussetzung ist dafür eine Zulassung (in der Regel nach einer Prüfung) durch die zuständigen Gesundheitsämter, wobei diese Gruppe den Titel „Psychotherapeut“ nicht führen darf, stattdessen Bezeichnungen wie „psychologischer Berater“ oder „Heilpraktiker (Psychotherapie)“ verwandt werden. Bedingt durch das Heilpraktikergesetz (HeilprG) von 1939 ist es in Deutschland bis heute möglich, auch ohne Psychologiestudium und fundierte einschlägige Ausbildung eine Heilpraktikerprüfung im Bereich Psychotherapie abzulegen (sogenannter „kleiner Heilpraktiker“).

Aufgaben und Schwerpunkte der einzelnen Berufsgruppen

Die Aufgaben und Schwerpunkte der einzelnen Berufsgruppen unterscheiden sich deutlich:

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  • Psychiater: Diagnostizieren und behandeln psychische Erkrankungen, sowohl mit Medikamenten als auch mit Psychotherapie. Sie können körperliche Ursachen von psychischen Störungen erkennen und behandeln.
  • Psychologen: Beschäftigen sich mit dem Verhalten, Empfinden und den Gedanken der Menschen. Sie arbeiten in verschiedenen Bereichen, z.B. in der Forschung, im Personalwesen oder in der Beratung. Mit einer zusätzlichen Ausbildung können sie als Psychotherapeuten arbeiten.
  • Neurologen: Behandeln Erkrankungen des Nervensystems, wie z.B. Schlaganfälle, Multiple Sklerose oder Parkinson.
  • Psychotherapeuten: Behandeln psychische Probleme und Störungen mit verschiedenen psychotherapeutischen Methoden.
  • Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Behandeln körperliche Krankheiten, die durch seelische Vorgänge beeinflusst werden.

Wann sollte man welchen Spezialisten aufsuchen?

Bei seelischen Beschwerden oder Erkrankungen suchen viele Menschen einen Experten, der ihnen hilft. Dabei steht man schnell vor dem Problem: Psychiater, Psychologe oder Psychotherapeut? Drei Begriffe, die nicht so leicht auseinanderzuhalten sind.

Haben Menschen das Gefühl, ein psychisches Problem zu haben, wenden sie sich anfangs am besten an ihren Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie. Denn Symptome einer psychischen Störung können körperliche Ursachen haben - etwa bei einer Schilddrüsenerkrankung. Schließen Ärzte Umstände wie diese aus, kommt eine Psychotherapie infrage. Welcher Spezialist dann geeigneter ist - ob Psychiater oder Psychologe - hängt vom Einzelfall und der individuellen Situation der Betroffenen ab.

  • Psychiater: Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung, insbesondere wenn Medikamente erforderlich sein könnten.
  • Psychologe/Psychotherapeut: Bei psychischen Problemen, die einer psychotherapeutischen Behandlung bedürfen.
  • Neurologe: Bei Verdacht auf eine Erkrankung des Nervensystems.
  • Hausarzt: Als erste Anlaufstelle bei unklaren Beschwerden.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Detail

Um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Berufsgruppen noch deutlicher zu machen, werden im Folgenden einige Aspekte detaillierter betrachtet:

Ausbildung

  • Psychiater: Medizinstudium mit anschließender Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie (5 Jahre).
  • Psychologe: Psychologiestudium (mind. 5 Jahre) mit Diplom- oder Masterabschluss.
  • Psychotherapeut: Zusätzliche Ausbildung nach dem Studium (3-5 Jahre).
  • Neurologe: Medizinstudium mit anschließender Facharztausbildung in Neurologie (5 Jahre).
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: Keine standardisierte Ausbildung, Zulassung nach Prüfung durch das Gesundheitsamt.

Behandlungsmethoden

  • Psychiater: Medikamentöse Behandlung, Psychotherapie, integrative psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung.
  • Psychologe/Psychotherapeut: Psychotherapie (verschiedene Verfahren wie Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie, systemische Therapie).
  • Neurologe: Medikamentöse Behandlung, Physikalische Therapie, Rehabilitation.
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: Unterschiedliche psychotherapeutische Verfahren, abhängig von der Ausbildung des Heilpraktikers.

Medikamentenverschreibung

  • Psychiater: Ja
  • Psychologe/Psychotherapeut: Nein
  • Neurologe: Ja
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: Nein

Die Rolle der Psychotherapie

Psychotherapie bedeutet übersetzt „Behandlung der Seele“ oder Behandlung von seelischen Problemen. Es leitet sich aus dem Altgriechischen „Psyche“ ab, was so viel bedeutet wie Seele, Hauch, Atem. Nicht jeder darf eine Psychotherapie durchführen. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung Psychotherapeut rechtlich geschützt.

Wenn du daran interessiert bist, den Ursachen deiner psychischen Probleme auf den Grund zu gehen und sie nachhaltig zu verändern, dann solltest du eine Psychotherapie bei einem ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten in Betracht ziehen.

Es gibt verschiedene therapeutische Verfahren, zwischen denen sich Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vor ihrer Ausbildung entscheiden können. Systemische Therapie: Hierbei wird ein großer Fokus darauf gelegt, deine Probleme vor dem Kontext deiner sozialen Beziehungen und deiner Umwelt zu betrachten.

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