Diazepam bei Katzen mit Epilepsie: Dosierung, Anwendung und Notfallmaßnahmen

Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen bei Katzen, von der etwa 2 bis 3 Prozent der Katzen betroffen sind. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden zur Dosierung von Diazepam bei Katzen mit Epilepsie, zu Notfallmaßnahmen und zu langfristigen Behandlungsoptionen.

Was ist Epilepsie bei Katzen?

Epilepsie bei Katzen ist durch wiederholte, unkontrollierte Anfälle gekennzeichnet, die durch plötzliche, übermäßige elektrische Entladungen im Gehirn verursacht werden. Es gibt zwei Hauptformen:

  • Idiopathische (primäre) Epilepsie: Hier kann keine Ursache gefunden werden, oft genetisch bedingt, und tritt meist bei jüngeren Katzen auf.
  • Symptomatische (sekundäre) Epilepsie: Diese Form wird durch identifizierbare Ursachen wie Hirnverletzungen, Tumore, Entzündungen oder Stoffwechselstörungen ausgelöst. FIP (Feline infektiöse Peritonitis) steht an erster Stelle der zugrunde liegenden Erkrankungen. Weitere Auslöser einer Hirnentzündung können wandernde Wurmlarven, Toxoplasmose und verschiedene Bakterien sein. Krampfanfälle bei Katzen werden leider auch nicht selten von Hirntumoren (Meningeome, Lymphome) ausgelöst. Außerdem noch zu erwähnen sind Schädel-Hirn-Traumata (auch älteren Datums) und die feline Hippocampus-Nekrose.

Symptome epileptischer Anfälle bei Katzen

Epileptische Anfälle können sich unterschiedlich äußern. Die Symptome können von subtilen Anzeichen bis hin zu schweren Krämpfen reichen. Hier sind einige der häufigsten Symptome:

  • Aura-Phase: Verhaltensänderungen wie Unruhe, Angst, vermehrtes Miauen oder Verstecken.
  • Starrer Blick: Fixieren auf einen Punkt mit leerem, starrem Blick.
  • Zucken und Zittern: Plötzliches Muskelzucken, besonders im Gesicht oder an den Extremitäten.
  • Verlust des Bewusstseins: In schweren Fällen kann die Katze das Bewusstsein verlieren und umfallen.
  • Tonisch-klonische Bewegungen: Rhythmische Zuckungen und Steifheit des Körpers, Strampeln mit den Beinen.
  • Unkontrolliertes Speicheln und Kauen: Übermäßiges Speicheln, Kauen oder Beißen, oft mit schäumendem Speichel.
  • Verlust der Blasen- oder Darmschließmuskelkontrolle: Unkontrolliertes Absetzen von Urin oder Kot.
  • Vorübergehende Erblindung: Desorientierung oder Blindheit nach dem Anfall.
  • Hecheln oder schnelle Atmung: Beschleunigte Atmung oder Keuchen nach dem Anfall.

Nicht alle Symptome treten bei jeder Katze oder bei jedem Anfall auf. Die Intensität und Art der Symptome kann variieren.

Notfallmaßnahmen bei einem Anfall

Es ist wichtig, ruhig zu bleiben und die folgenden Schritte zu befolgen, wenn Ihre Katze einen Anfall hat:

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  1. Sicherheit gewährleisten: Sorgen Sie dafür, dass sich die Katze an einem sicheren Ort befindet, fern von Treppen, scharfen Gegenständen oder anderen Gefahren.
  2. Äußere Reize reduzieren: Schalten Sie helle Lichter und laute Geräusche aus, um die Umgebung so beruhigend wie möglich zu gestalten.
  3. Kontakt vermeiden: Widerstehen Sie dem Drang, Ihre Katze zu berühren, es sei denn, es besteht Verletzungsgefahr. Die Tiere können unkontrolliert um sich beißen. Entfernen Sie das Tier von Tischen, Stühlen oder vom Mobiliar, von dem Gegenständen auf das Tier fallen könnten. Bringen Sie das Tier am besten auf den Boden, damit es nicht vom Tisch fallen kann oder fixieren Sie es am Tisch.
  4. Zeitspanne dokumentieren: Notieren Sie die Dauer des Anfalls. Ein Anfall, der länger als 5 Minuten dauert, ist ein Notfall.
  5. Tierärztliche Hilfe suchen: Wenn der Anfall länger als 5 Minuten andauert oder Ihre Katze Schwierigkeiten beim Atmen hat, suchen Sie sofort einen Tierarzt auf.

Diazepam als Notfallmedikament

Diazepam (Valium) ist ein Benzodiazepin, das oft als Notfallmedikament bei schweren Anfällen oder Anfallsserien eingesetzt wird. Es wirkt krampflösend und kann helfen, einen akuten Anfall zu unterbrechen.

Dosierung und Verabreichung von Diazepam

Viele Praxen haben Diazepam Rektaltuben zur Verfügung. Diese werden in den Anus eingeführt und entleert. Bei der Entleerung ist darauf zu achten, die Tube komplett zusammenzudrücken, bis sie wieder aus dem Anus entfernt ist.

  • Rektale Verabreichung: Die übliche Dosis beträgt 1 mg/kg Körpergewicht. Die Tube wird in den Anus eingeführt und vollständig entleert. Es ist wichtig, die Tube komplett zusammenzudrücken, bis sie wieder aus dem Anus entfernt ist.
  • Die Gabe von Diazepam rektal ist eine gute Option für eine Notfallbehandlung durch die Besitzer. Man muss ihnen jedoch zeigen, wie man sie richtig durchführt, damit sie effektiv wirken kann.

Alternativen zu Diazepam

Aktuelle Studien verwenden Midazolam-Injektionslösung, welche über spezielle Aufsätze in die Nase appliziert wird. Eine andere schnelle Methode ist die Applikation des Medikaments in die Muskulatur. Leider dauert die Resorption von Diazepam sehr lange, sodass dieser Wirkstoff für diese Applikationsform nicht in Frage kommt. Midazolam dagegen kann sehr schnell resorbier werden. Der Autor verwendet diese Option oft als Initialtherapie. Wenn der krampfende Patient in die Klinik kommt, wird bereits im Rahmen der Triage Midazolam intramuskulär appliziert. Während Sauerstoff verabreicht und das Material zum Legen des Venenkatheters vorbereitet wird, kann das Midazolam schon wirken. Sobald der Venenkatheter liegt, werden die Medikamente über diesen verabreicht.

  • Intranasale Verabreichung von Midazolam: Midazolam kann auch als Nasenspray verabreicht werden. Die Hunde erhielten 0,2 mg/kg einer 5 mg/ml Midazolam-Lösung. Für die Applikation wurde ein spezieller Zerstäuber verwendet, der auf eine 1- oder 3-ml-Spritze gesteckt wird und das Midazolam als feinen Nebel versprüht. Die Spitze ist weich, um Verletzungen zu vermeiden. Während die Applikation des Nasensprays beim Menschen in 90 Prozent der Fälle problemlos funktioniert, gab es jedoch bei fast der Hälfte der Hunde leichte Probleme - zum Beispiel bei sehr kleinen Nasenlöchern oder einem kurzen Niesen. Das Nasenspray konnte den Anfall in 70 Prozent der Fälle innerhalb von fünf Minuten beenden. Intranasale Midazolam-Therapie könnte jedoch in Zukunft eine interessante Option werden.

Wichtige Hinweise zur Anwendung von Diazepam

  • Diazepam sollte nur auf Anweisung eines Tierarztes verabreicht werden.
  • Die korrekte Dosierung ist entscheidend, um Überdosierungen oder Unterdosierungen zu vermeiden.
  • Beachten Sie, dass Diazepam sedierend wirken kann.
  • Informieren Sie Ihren Tierarzt über alle anderen Medikamente, die Ihre Katze erhält, um Wechselwirkungen zu vermeiden.

Langfristige Behandlung von Epilepsie bei Katzen

Neben der Notfallbehandlung mit Diazepam gibt es verschiedene langfristige Behandlungsansätze, um die Anfallshäufigkeit und -schwere zu reduzieren und die Lebensqualität der Katze zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

  • Phenobarbital: Dies ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von Epilepsie bei Katzen. Es wirkt, indem es die Aktivität bestimmter Teile des Gehirns dämpft. Es kann Nebenwirkungen wie Sedierung oder vermehrten Durst und Hunger haben.
  • Kaliumbromid: Oft in Kombination mit Phenobarbital verwendet, kann es besonders bei Katzen wirksam sein, die nicht gut auf Phenobarbital allein ansprechen.
  • Levetiracetam (Keppra): Ein neueres Antiepileptikum, das bei einigen Katzen wirksam sein kann und weniger Nebenwirkungen hat als andere Medikamente.

Diättherapie

Manchmal können spezielle Diäten, die reich an Fetten und arm an Kohlenhydraten sind, dazu beitragen, die Anzahl der Anfälle zu reduzieren. Diese Art von Diät kann besonders nützlich sein, wenn Medikamente nicht wirksam sind oder nicht gut vertragen werden.

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Umweltanpassungen

Ein ruhiges, stressfreies Umfeld kann dazu beitragen, Anfälle zu minimieren. Es kann auch hilfreich sein, Routinen beizubehalten und plötzliche Veränderungen in der Umgebung der Katze zu vermeiden.

Regelmäßige Überwachung

Es ist wichtig, regelmäßige tierärztliche Untersuchungen durchzuführen, um den Zustand der Katze zu überwachen, Bluttests durchzuführen und die Medikamentendosierung anzupassen.

Ursachen von Epilepsie erkennen und behandeln

Neben der symptomatischen Behandlung mit Medikamenten ist es wichtig, nach möglichen Ursachen für die Epilepsie zu suchen und diese zu behandeln. Zu den Ursachen zählen Gefäßveränderungen, Viskositätsveränderungen des Blutes, Blutungen, Thrombembolien, Elektrolytabweichungen, Glukosemangel, Leber- oder Nierenversagen, Trauma, Vergiftungen, infektiöse und entzündliche Erkrankungen, angeborene Erkrankungen, Tumoren und degenerative Erkrankungen.

In der Notfallsituation können vor allem metabolische, toxische und hämatologische als auch infektiöse Ursachen mehr oder weniger gut diagnostiziert werden. Daher ist empfehlenswert, bei allen Tieren im Status epilepticus eine Basislaboruntersuchung durchzuführen. Diese sollte die Elektrolytmessung, Glucose, Hämatokrit, Totalprotein, Leukozytenzahl, Thrombozytenzahl, Kreatinin, ggf. Ammoniak und Gerinnungsanalyse beinhalten. Therapierbare Ursachen wie z. B.

Was tun, wenn Benzodiazepine nicht wirken?

Wenn eine dreimalige Gabe eines Benzodiazepins nicht erfolgreich ist, sollte zu stärkeren Medikamenten gegriffen werden. Oft werden im Status Anästhetika wie Propofol oder Alfaxalon eingesetzt. Zum Stoppen des Krampfes werden oft höhere Dosen als in der Anästhesie benötigt. Diese Wirkstoffe können allerdings auch eine Atemdepression verursachen, sodass die Patienten möglichst intubiert und mit Sauerstoff versorgt werden sollten.

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Leider unterbrechen die Anästhetika oft nur den Kampf der Muskulatur, die gesteigerte Gehirnaktivität wird oft nur durch hohe Dosen vermindert. Daher ist es bereits im Notfall sinnvoll, die antiepileptische Therapie mit Phenobarbital oder/und Levetirazetam zu starten. Beide Wirkstoffe müssen als Ladedosis verabreicht werden. Das heißt, es werden bis zu vier Dosen des Medikaments innerhalb eines kurzen Zeitraums verabreicht, um einen wirksamen Plasmaspiegel aufzubauen. Besonders Phenobarbital benötigt ca. 30 Minuten bis zum maximalen Effekt. Falls die Zeit bis zur Wiederholung des Bolus weniger als 20-30 Minuten beträgt, kann es sein, dass die Nebenwirkungen wie Atemdepression besonders stark ausfallen. Daher sollte der Abstand zwischen den Boli auf jeden Fall eingehalten werden. Phenobarbital ist ein stark gewebereizendes Medikament. Bei Injektionen in die Muskulatur oder bei paravenöser Gabe (neben der Vene) können schwerwiegende Gewebsnekrosen entstehen. Daher sollte Phenobarbital streng intravenös verabreicht werden. Sofern der Krampf bereits nach ein oder zwei Boli unter Kontrolle ist, muss die Ladedosis nicht komplett gegeben werden.

Sollte der Patient nach Beendigung der Ladedosis allerdings noch krampfen, muss eine Anästhesie eingeleitet und über mehrere Stunden aufrechterhalten werden. Dazu stehen die Anästhetika Propofol und Alfaxalon als Dauertropfinfusion sowie auch die Inhalationsanästhetika Isofluran oder Sevofluran zur Verfügung. Patienten in diesem Zustand sollten genau wie jeder anästhesierte Patient intensiv überwacht werden. Dazu zählt neben der klinischen Überwachung der Anästhesietiefe auch die Messung der Sauerstoffsättigung, des endexspiratorischen CO2, der Temperatur und des Blutdrucks. Zudem sollten die Patienten intubiert und mit Sauerstoff versorgt werden. Dies kann entweder über ein Anästhesiegerät oder über einen Sauerstoffschlauch erfolgen.

Pflege während der Anästhesie

Diese Patienten benötigen während der Anästhesie auch intensive Pflege. Sie sollten alle zwei bis vier Stunden Augensalbe bekommen, damit keine Hornhautschäden entstehen. Der Tubus sollte alle vier Stunden in der Position verändert und alle acht Stunden komplett ausgetauscht werden. Der Tubuscuff darf zur Vermeidung von Schleimhautschäden nicht zu stark geblockt sein. Zur Kontrolle eignen sich bei Low-Pressure-High-Volume-Cuffs Manometer in Form eines Cuffdruckmessers.

Die Patienten sollten in Brust-Bauch-Lage oder in Seitlange gelagert werden. Bei Lagerung in Seitlage sollte der Patienten alle vier Stunden gewendet und der Kopf erhöht auf ca. 30° gelagert werden. Eine Kompression der Jugularvenen durch jugulare Blutentnahmen, zentrale Venenkatheter oder Halsverbände sollte unterbleiben.

Was ist ein Status epilepticus?

Ein Status epilepticus liegt vor, wenn ein Krampfanfall länger als fünf Minuten anhält oder Cluster-Anfälle so schnell aufeinander folgen, dass der Patient zwischen den Anfällen nicht mehr das volle Bewusstsein erlangen kann. Im Status hält der Anfall für mehrere Minuten bis Stunden ohne Erholung an. Ein Status epilepticus ist immer eine lebensbedrohliche Situation. Um dauerhafte Schäden am Gehirn zu verhindern, muss beim Status epilepticus sofort eingegriffen werden.

Umgang mit der Angst der Besitzer

Epilepsie ist eine sehr emotional belastende Erkrankung für die Besitzer. Umso wichtiger ist es, die Besitzer gut zu informieren und ihnen zu zeigen, wie sie im Notfall richtig handeln können.

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