Die Polyneuropathie ist eine häufige neurologische Erkrankung, die durch Schäden an den peripheren Nerven verursacht wird. Typische Symptome sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die meist zuerst in den Füßen und Beinen auftreten. Die Ursachen können vielfältig sein, von Diabetes mellitus über Alkoholmissbrauch bis hin zu Chemotherapie. Die Behandlung konzentriert sich oft auf die Linderung der Symptome, da die Ursache in vielen Fällen unklar bleibt. In diesem Kontext rückt die Fußreflexzonenmassage als alternative oder ergänzende Therapie in den Fokus.
Was ist Polyneuropathie?
Die Polyneuropathie betrifft die langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Schäden an diesen Nerven beeinträchtigen die Informationsübertragung zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, können unterschiedliche Beschwerden auftreten.
Diagnostik der Polyneuropathie
Zur Diagnose werden verschiedene Methoden eingesetzt:
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit: Hierbei wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt.
- Vibrationsempfinden: Der Neurologe prüft das Vibrationsempfinden mit einer Stimmgabel.
- Quantitative Sensorische Testung (QST): Sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut liefern 13 Werte, um Art und Ausmaß der Nervenschädigung zu erkennen.
- Thermode: Computergesteuerte Temperaturreize messen das Temperaturempfinden exakt.
- Nerv-Muskel-Biopsie: Eine Gewebeprobe aus dem Schienbein wird feingeweblich untersucht, um die Ursache der Polyneuropathie zu finden.
- Hautbiopsie: Bei Small-Fiber-Neuropathien, die dünne Nervenfasern der Haut betreffen, kann eine Hautbiopsie unter dem Mikroskop untersucht werden.
Ursachen und Behandlung
Diabetes mellitus ist in Deutschland die häufigste Ursache für Polyneuropathie. Eine schlechte Blutzuckereinstellung über viele Jahre kann die Nerven angreifen. Wichtig ist, die Blutzuckerwerte in den Griff zu bekommen, wobei eine sanfte Senkung des HbA1c-Wertes optimal ist. Bei Altersdiabetes wird eine Lebensstiländerung mit Gewichtsreduktion und Bewegung empfohlen. Sind Alkohol oder Medikamente die Ursache, sollte auf diese verzichtet oder die Präparate gewechselt werden.
Zur Schmerzbekämpfung werden Antidepressiva, Antikonvulsiva und Capsaicin-Pflaster eingesetzt. Elektrotherapie und Gleichgewichtstraining in der Physiotherapie können ebenfalls helfen.
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Fußreflexzonenmassage: Eine alte Therapieform
Die Fußreflexzonentherapie ist ein alternativmedizinisches Behandlungsprinzip, das bereits vor Tausenden von Jahren in China, Indien, Ägypten und bei einigen Indianerstämmen praktiziert wurde. Sie basiert auf der Theorie, dass sich der menschliche Körper in den Füßen widerspiegelt, wobei jeder Körperteil an eine bestimmte Stelle des Fußes gekoppelt ist.
Anwendung und Wirkprinzip
Die Anwendung ähnelt der Akupressur: Auffälligkeiten an einer Reflexzone, wie Schmerzen oder Verhärtungen, gelten als Anzeichen für Störungen im zugehörigen Organ. Eine gezielte Druckmassage der Reflexzonen soll einen Reiz an die jeweiligen Zielorgane geben und sie bei Heilungsprozessen unterstützen. Es wird angenommen, dass dadurch Durchblutung und Stoffwechsel gefördert werden.
Systematisierung der Fußreflexzonentherapie
William Fitzgerald systematisierte die Fußreflexzonentherapie um 1913, nachdem er beobachtet hatte, dass Ureinwohner bei Erkrankungen und Schmerzen bestimmte Punkte am Fuß massierten. Er unterteilte den Körper in zehn Längszonen, die er proportional auf die Füße übertrug. Dieses Raster, das später um drei Querzonen ergänzt wurde, bildet das Koordinatensystem der Therapie.
Die Füße als Abbild des Körpers
Die Füße können als Abbild eines sitzenden Menschen betrachtet werden: Die Zehen sind der Kopfbereich, der Vorfuß Schultern und Brustkorb, der Mittelfuß Bauch und Rücken, die Ferse der Beckenbereich. Die rechte Körperhälfte findet sich am rechten und die linke am linken Fuß wieder. Organe, Nerven, Muskeln, Knochen und Gelenke sind spiegelbildlich angeordnet.
Griff- und Drucktechniken
Die grundlegenden Griff- und Drucktechniken der modernen Fußreflexzonentherapie wurden von Eunice Ingham herausgebildet und von Hanne Marquardt weiterentwickelt. Gearbeitet wird mit den Fingerkuppen, vor allem mit Daumen und Zeigefinger, wobei die Kraft aus den Armen kommen sollte.
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Befund und Therapie
In der ersten Sitzung werden die Reflexzonen auf Auffälligkeiten wie Schmerzen geprüft. Die angewandten Grifffolgen sind je nach Diagnose und Behandlungsziel langsam und weich oder schnell und kräftig. Ersteres wird angewendet, um ein Organ zu beruhigen oder einen akuten Schmerzzustand zu lindern, zweites, um ein Körperteil in seiner Funktion anzuregen oder zu stärken.
Anwendungsbereiche
Die Fußreflexzonentherapie wird bei einer Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden eingesetzt, besonders bewährt hat sie sich bei Magen-Darm-Problemen, Stoffwechselstörungen, Gelenk-Erkrankungen oder Schmerzzuständen.
Studienlage und wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie ist in der konventionellen Medizin umstritten, da die Forschungslage dürftig ist. Es gibt bisher lediglich Theorien zu der behaupteten reflektorischen Fuß-Körper-Verbindung. Eindeutige wissenschaftliche oder anatomische Beweise für die Existenz der Fußreflexzonen und ihre Zuordnung zu bestimmten Organen fehlen bislang.
Positive Studienergebnisse
Einige Studien bescheinigen der Fußreflexzonentherapie positive Effekte auf bestimmte Krankheitsbilder und bestätigen dabei den Fußzone-Organ-Bezug. Forscher der Uni Innsbruck zeigten, dass durch Druckstimulation der Zone, die laut Reflexzonentheorie den Nieren zugeordnet ist, deren Durchblutung angeregt werden kann.
Fußreflexzonenmassage bei Neuropathie
Es gibt Hinweise darauf, dass die Fußreflexzonenmassage die Symptome der peripheren Neuropathie lindern kann. Dies könnte auf die Beteiligung des zentralen und autonomen Nervensystems zurückzuführen sein. Die Massage soll die Energie und den Blutfluss im Körper stimulieren und Energieblockaden lösen.
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Weitere positive Effekte
Studien deuten darauf hin, dass die Fußreflexzonenmassage auch bei anderen Beschwerden wirksam sein kann:
- Schmerzlinderung: Fußreflexzonenmassage kann helfen, Schmerzen nach Operationen zu lindern. Studien zeigten eine deutliche Reduktion von Schmerzen nach Nierentransplantationen und abdominalen Hysterektomien. Auch bei chronischen Schmerzen konnte die Fußreflexzonenmassage Schmerzen und Ängste reduzieren.
- Verbesserung der Schlafqualität: Eine Studie ergab, dass die Fußreflexzonenmassage die Schlafqualität nach einer Nierentransplantation deutlich verbessert.
- Stressreduktion: Da Stress ein Risikofaktor für viele Krankheiten ist, kann die Fußreflexzonenmassage durch Stressreduktion positive Auswirkungen haben.
Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen
Die Fußreflexzonenmassage sollte nur als Ergänzung zu konventionellen medizinischen Behandlungen eingesetzt werden. Bestimmte Personen sollten die Fußreflexzonenmassage erst nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden.
Anwendung der Fußreflexzonenmassage
Während der Fußreflexzonenmassage-Sitzung werden Socken und Schuhe ausgezogen und es wird sich auf einer Massageliege oder einem Stuhl bequem gemacht. Der Masseur übt Druck auf die Füße aus, um sie aufzuwärmen, bevor er auf bestimmte Druckpunkte drückt. Es gibt bestimmte Massagetechniken, mit denen die Druckpunkte massiert werden.
Weitere Therapieansätze bei Polyneuropathie
Neben der Fußreflexzonenmassage gibt es weitere Therapieansätze, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können:
Training des Nervensystems
Das Nervensystem ist trainierbar und kann durch spezielle Übungen die Schmerzwahrnehmung verbessern. Insbesondere das Training der Körperwahrnehmung und der Koordination sind hilfreich. Gleichgewichtstraining verbessert die Fähigkeit, den Körper wahrzunehmen und zu steuern.
Behandlung der Muskeln mit Massage und Dehnung
Bei Polyneuropathie kann es zu Muskelverspannungen und -verkrampfungen kommen, die Schmerzen verursachen. Massage und Dehnung können diese Schmerzen reduzieren. Wichtig ist, die Triggerpunkte zu finden und zu massieren.
Physikalische und rehabilitative Maßnahmen
- Ergotherapie: Fokussiert auf die Bewältigung von Schmerzen und die Verbesserung der Gangsicherheit und Sturzprävention.
- Physiotherapie: Umfasst Training für die geschädigten Nerven, Elektrotherapie und Bewegungstherapie.
- TENS-Therapie: Transkutane elektrische Nervenstimulation zur Schmerzlinderung.
- Hochtontherapie: Eine weitere Form der Elektrotherapie.
- Sensibilisierungstraining: Schulung der Sensibilität der Finger und Füße.
- Vibrationstherapie: Einsatz von Geräten wie Galileo zur Verbesserung der Muskelfunktion und Koordination.
Medikamentöse Therapie
- Antidepressiva: Können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Antikonvulsiva: Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung von Epilepsien entwickelt wurden, können ebenfalls Schmerzen lindern.
Ordnungstherapie
Eine individuelle Diskussion über Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel und Alkoholkonsum ist wichtig. Entspannungsverfahren, Yoga oder Akupunktur können ebenfalls hilfreich sein.
Ernährung und Vitamine
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig. Insbesondere ein Mangel an Vitamin B1, B12 und Folsäure sollte ausgeglichen werden.
Vagusnervstimulation
Die Stimulation des Vagusnervs hat großes Potenzial bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen. Der Vagusnerv leitet wichtige Informationen von Organen und Systemen an das Gehirn weiter. Die Stimulation kann entspannend wirken und Stress lindern. Sie kann auch bei Antriebslosigkeit, Depressionen, Epilepsie oder Störungen im Stoffwechsel oder der Verdauung helfen.
Methoden der Vagusnervstimulation
- Kontrollierte Atemübungen: Tiefes Atmen oder progressive Muskelentspannung.
- Mechanische Stimulation: Massagen am Hals, Bienensummen oder Gurgeln.
- Elektronische Stimulation: Über das Ohr werden elektrische Impulse abgegeben, die den Vagusnerv stimulieren.
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