Die Hand ist ein komplexes und wichtiges Werkzeug des Menschen. Ihre feine Anatomie erfordert spezialisierte medizinische Kenntnisse, insbesondere im Bereich der Handchirurgie. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte der Handchirurgie, von Nervenengpasssyndromen über Arthrose bis hin zu spezifischen Erkrankungen wie dem Ganglion und der Dupuytren-Kontraktur.
Handchirurgie: Ein Spezialgebiet
Die Handchirurgie ist ein eigenständiger Bereich innerhalb der Medizin, der sich mit Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates der Hand befasst. Die komplexe Anatomie der Hand, mit ihren feinen Nerven, Blutgefäßen, Knochen, Sehnen und Muskeln, erfordert eine spezialisierte Ausbildung. Handchirurgen müssen zunächst eine Facharztausbildung in Chirurgie, plastischer Chirurgie oder Orthopädie und Unfallchirurgie absolvieren und anschließend eine dreijährige Weiterbildung mit abschließender Prüfung vor der Landesärztekammer absolvieren.
Nervenengpasssyndrome der oberen Extremität
An der oberen Extremität gibt es drei Hauptnerven: den Speichennerv, den Ellennerv und den Mittelnerv. Eine Einengung dieser Nerven kann zu verschiedenen Beschwerden führen.
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste Nervenengpasssyndrom. Hierbei wird der Mittelnerv in der Hohlhand eingeengt, wo er zusammen mit den neun Beugesehnen der Finger den Karpalkanal passiert. Eine Volumenzunahme des Sehnengleitgewebes kann zu einem chronischen Druckschaden des Nervs führen. Typische Symptome sind Schmerzen und Gefühlsstörungen, die oft nachts auftreten. In fortgeschrittenen Stadien kann es zu einer Verschmächtigung des Daumenballenmuskels kommen. Eine neurologische Untersuchung mit Messung der distalen motorischen Latenz ist vor einer Operation erforderlich.
Kubitaltunnelsyndrom
Das zweithäufigste Engpasssyndrom betrifft den Ellennerv, der im Weichteilgewebe am Ober- und Unterarm sowie in einer knöchernen Rinne am Ellenbogen eingeengt sein kann. Dies führt zu Gefühlsstörungen an Ring- und Kleinfinger sowie zu einer Kraftminderung mit Verschmächtigung der Handmuskulatur.
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Seltenere Nervenengpasssyndrome
Weitere, seltener auftretende Nervenengpasssyndrome sind das Supinatorlogensyndrom und das Wartenbergsyndrom des Speichennerven am Unterarm, das Loge-Guyon-Syndrom des Ellennerven auf Höhe der Hohlhand, das Pronatorlogensyndrom des Mittelnerven am Unterarm und das Tarsaltunnelsyndrom des Schienbeinnerven auf Höhe des Sprunggelenks.
Sehnenscheidenentzündung und Schnellender Finger
Das Gleitgewebe der Sehnen kann sich durch Überlastung entzünden und verdicken. Dies kann zu einem schnellenden Finger führen, bei dem die Fingerbeugesehnen in der körperfernen Hohlhand am A1-Ringband einklemmen. Eine ähnliche Verklemmung kann auch die Daumenstrecksehnen im ersten Strecksehnenfach betreffen, was zu Schmerzen an der körperfernen Speicheseite führt, die bei Daumenbenutzung zunehmen.
Arthrose der Hand
Arthrose, der Verschleiß der Gelenke des Handgelenks und der Hand, kann altersbedingt oder als Folge von Verletzungen auftreten.
Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose)
Bei dieser Erkrankung verschleißt das Verbindungsgelenk zwischen der Handwurzel und dem Daumenstrahl, was zu Kraftverlust beim Greifen und im fortgeschrittenen Stadium zu Einschränkungen der Griffweite führt. In frühen Stadien kann eine Schienenversorgung helfen, während fortgeschrittene Stadien mit einer Resektionsarthroplastik behandelt werden, bei der das verschlissene Vieleckbein (Os Trapezium) entfernt und der Daumen durch eine Sehnenplastik stabilisiert wird.
Wichtige Informationen zur Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose):
- Klinikaufenthalt: 1 bis 5 Tage, je nach Ausprägung der Arthrose
- Operationsdauer: 1 Stunde
- Narkoseart: Betäubung des Armes, Vollnarkose
- Nachbehandlung: Ruhigstellung in einer Schiene für 5 Wochen, danach Beginn der krankengymnastischen Übungstherapie
- Risiken: Blutergüsse, Schwellungen, Narbenbildung, Kraftverlust beim Zugreifen
- Endgültiges Ergebnis: Nach ca.
Fingerarthrose
Der Verschleiß der Fingermittel- und -endgelenke wird in den meisten Fällen nicht-operativ behandelt, selbst bei Achsabweichungen und Streckdefiziten. Eine Operation wird erst in Erwägung gezogen, wenn starke Schmerzen in einzelnen Gelenken die Funktion der Hand als Ganzes gefährden.
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Handgelenksarthrose
Die Arthrose des Handgelenks ist in der Regel die Folge einer Bandverletzung der Handwurzel oder eines nicht verheilten Kahnbeinbruchs. Die Gelenkpartner entwickeln dann ein pathologisches Bewegungsausmaß zueinander und verschleißen innerhalb weniger Jahre. In manchen Fällen kann eine Schienenstabilisierung des Handgelenks während Phasen körperlicher Arbeit helfen. Reicht dies nicht aus, können operative Maßnahmen wie die Durchtrennung der Schmerznerven des Handgelenks oder eine Versteifungsoperation in Betracht gezogen werden.
Dupuytren-Kontraktur
Die Dupuytren-Kontraktur ist eine Bindegewebswucherung in der Hohlhand, die zu Bewegungseinschränkungen führt. Die Veranlagung zu dieser Erkrankung wird vererbt. Es kommt zur Verdickung einer speziellen Bindegewebsschicht im Bereich der Hohlhand, wodurch Knoten und Stränge entstehen, die sich verkürzen und die betroffenen Finger verkrümmen. Bei Behinderung der Handfunktion kann operativ das verdickte Gewebe entfernt und bei fortgeschrittener Erkrankung eine Lösung verkürzter Gelenkkapseln erfolgen.
Wichtige Informationen zur Dupuytren-Kontraktur:
- Klinikaufenthalt: Ambulant oder stationär 1 bis 5 Tage, je nach Ausprägung der Erkrankung
- Operationsdauer: 1 bis 3 Stunden, je nach Ausprägung der Erkrankung
- Narkoseart: Betäubung des Arms oder Vollnarkose
- Nachbehandlung: Schiene für 5 Tage, danach Beginn der Bewegungstherapie
- Risiken: Blutergüsse, Verletzung der Gefäße und Nerven, Wiederauftreten der Erkrankung
- Endgültiges Ergebnis: Abhängig von der Ausprägung der Erkrankung. Gewöhnlicherweise kann die Hand für Alltagstätigkeiten nach 10 bis 14 Tagen genutzt werden. Bei ausgeprägter Erkrankung kann die Abheilung länger dauern.
Ganglion (Überbein)
Ein Ganglion, auch Überbein genannt, ist eine gutartige Aussackung der Gelenkkapsel des Handgelenks, die mit eingedickter Gelenkflüssigkeit gefüllt ist. Diese Aussackungen treten entweder beugeseitig in der Nähe der Speichenarterie oder streckseitig auf. Eine Besonderheit stellt die mukoide Fingerzyste über den Fingerendgelenken dar, bei der aufgrund der Nähe zur Haut eine Rotationslappenplastik zur spannungsfreien Defektdeckung erforderlich ist. Auch Ganglien des Ringbandsystems können sehr schmerzhaft sein und die Handfunktion beeinträchtigen.
Wichtige Informationen zum Ganglion (Überbein):
- Klinikaufenthalt: In der Regel kann der Eingriff ambulant durchgeführt werden, bei einer Operation eines wiederaufgetretenen Überbeins sollte ein stationärer Aufenthalt von 1 bis 2 Tagen erfolgen.
- Operationsdauer: Je nach Ausprägung 30 Minuten bis 1 Stunde
- Narkoseart: Meist reicht eine örtliche Betäubung aus, bei Operation eines wiederaufgetretenen Überbeins kann eine Narkose des Arms oder eine Vollnarkose notwendig werden.
- Nachbehandlung: Ruhigstellung in einer Schiene für 14 Tage, um eine vollständige Abheilung zu ermöglichen. Danach vorsichtige Belastung im Alltag.
- Risiken: Blutergüsse, Schwellungen, Wiederauftreten des Überbeins
- Endgültiges Ergebnis: Nach ca.
Tumore der Hand
Viele Tumore im Handbereich sind gutartig, wie z.B. Geschwülste von Nerven oder Fettzellen (Lipom). Eine Besonderheit stellt der Glomustumor dar, der unter dem Nagel wächst und schwerste attackenartige Schmerzen verursacht. Da die Haut des Handrückens regelmäßig dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, können dort auch Tumore entstehen, die nach onkologischen Gesichtspunkten mit Sicherheitsabstand entfernt werden müssen. Am häufigsten ist das Basaliom, das sich nur lokal aggressiv verhält und keine Metastasen bildet. Seltener sind das Spinaliom (weißer Hautkrebs) und das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs). Am häufigsten ist eine Geschwulst durch versprengte Knorpelzellen.
Handgelenksarthroskopie
Am Handgelenk kann auch eine Spiegelung des Gelenkes (Arthroskopie) erfolgen. Diese wird mit einer dünnen Optik von 3 mm Durchmesser durchgeführt.
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Knochenbrüche und Bandverletzungen
In Abhängigkeit von der Fehlstellung kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Knochenbrüche in Frage. Nach Wiedereinrichten der verschobenen Knochen wird die Stabilisierung häufig mit Drähten durchgeführt. Häufig zeigen sich Brüche des Mittelhandköpfchens oder Verrenkungsbrüche der Mittelhandbasis des Kleinfingers. Wenn diese zu sehr verschoben sind, erfolgt die Stabilisierung mittels im Knochen vorgeschobener Drähte. Manchmal ist auch eine Stabilisierung durch Platten und Schrauben sinnvoll. Knöcherne Verletzungen an der Handwurzel benötigen häufig eine Computertomographie zur genauen Beurteilung des Verletzungsausmaßes. Unverschobene Brüche können durch Ruhigstellung behandelt werden. Abhängig davon, ob es sich um eine geschlossene oder offene Verletzung handelt, kann die Behandlung mittels Ruhigstellung oder Operation mit Naht der Sehne erfolgen. So kann zum Beispiel ein Strecksehnenriss über dem Mittelglied eines Langfingers mit einer einfachen Stack‘schen Schiene therapiert werden. Hier ist in der Regel eine operative Versorgung erforderlich. Am Finger sind die in unmittelbarer Nähe liegenden Gefäße und Nerven häufig mitverletzt und können in gleicher Sitzung versorgt werden. Da das Sehnengewebe nur langsam heilt, ist eine differenzierte Nachbehandlung erforderlich.
Komplexe Handverletzungen
Komplexe Handverletzungen erfordern eine Kombination der oben dargestellten verschiedenen Operationstechniken.
Gelenkerguss
Ein Gelenkerguss ist eine vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit im Inneren eines Gelenks, die oft mit Schmerzen verbunden ist. Die Ursache können Verletzungen, Fehlbelastungen, Entzündungen sowie unterschiedlichste Erkrankungen sein. Ein Erguss kann grundsätzlich bei jeder Gelenkveränderung auftreten, unabhängig davon, ob sie auf eine Verletzung, eine entzündliche Erkrankung oder auf Verschleißvorgänge zurückzuführen ist. Er entsteht durch eine Reizung der Gelenkinnenhaut, auf die der Körper mit vermehrter Produktion von Gelenkflüssigkeit reagiert. Bei ausgeprägten oder lang anhaltenden Gelenkergüssen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären und ggf. behandeln zu lassen.
Arten von Gelenkergüssen
- Seröser Erguss: Ein bierbrauner-klarer Erguss, der nur wenige Zellen und wenig Eiweiß enthält, kann etwa durch Knorpel- oder Meniskusschäden bedingt sein. Ist der Erguss trüb mit viel zellulären Elementen und viel Eiweiß, können auch degenerative Gelenkveränderungen oder rheumatoide Erkrankungen dahinter stecken. Ist dem serösen Erguss wenig Blut beigemischt, kommt als Ursache z.B. eine leichte Gelenkprellung oder eine frische Patellaluxation in Frage.
- Eitriger Erguss (Pyarthros): Die häufigste Ursache ist eine bakterielle Gelenkentzündung. Dabei unterscheidet man zwei Formen: Bei der primären bakteriellen Arthritis gelangen die Erreger von außen direkt in das betroffene Gelenk, entweder über eine offene Verletzung oder durch medizinische Maßnahmen wie etwa einen Eingriff oder eine Spritze. Bei der sekundären bakteriellen Arthritis wandert der Erreger über die Blutbahn in das Gelenk ein, während der eigentliche Infektionsherd an einer ganz anderen Stelle des Körpers liegt. Die eitrige Arthritis ist ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss.
- Blutiger Erguss (Hämarthros): Ein blutiger Erguss ist in den meisten Fällen auf eine Verletzung der Kapsel, der Bänder, des Knochens oder auf eine Blutgerinnungsstörung zurückzuführen. Bei Gelenkknochenbrüchen tritt Fett aus dem aufgebrochenen Knochenmark: Auf dem blutigen Erguss schwimmen zusätzlich Fettaugen.
Diagnose und Behandlung von Gelenkergüssen
Der Arzt wird zunächst durch eine Anamnese die in Frage kommenden Ursachen für die Beschwerden eingrenzen. Anschließend erfolgt eine gründliche Untersuchung des betroffenen Gelenks, bei der vor allem versucht wird, das Ausmaß des Ergusses zu ermitteln. Je nach Fall erfolgt zusätzlich eine Punktion des Ergusses, um die überschüssige Flüssigkeit im Labor untersuchen zu lassen. Eine Blutuntersuchung kann weitere Klarheit verschaffen. Lässt sich durch die erwähnten Maßnahmen die Ursache des Ergusses nicht eindeutig ermitteln, können oft verschiedene bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT, CT, Röntgen oder eine Gelenkspiegelung weiterhelfen. Die geeignetste Behandlung für den Gelenkerguss hängt von seiner Ursache und den Beschwerden ab. In den meisten Fällen gelingt es durch eine Punktion, den Druck zu reduzieren und so die Schmerzen zu lindern. Der eitrige Gelenkerguss ist einer der wenigen orthopädischen Notfälle und verlangt eine sofortige chirurgische Behandlung. Bei Ergüssen aufgrund von degenerativen Veränderungen können schon Kühlung, Schonung, Ruhigstellung und eventuell Hochlagerung des betroffenen Gelenks ausreichen, um die Beschwerden zu bessern. Gegen Schmerzen werden schmerzlindernde und entzündungshemmende Mittel verordnet.
Folgeerkrankungen von Gelenkergüssen
Bei einer eitrigen Arthritis kann sich die Entzündung zunächst auf die Synovialis beschränken. Die Krankheit kann aber auch auf alle Strukturen eines Gelenks übergreifen (Panarthritis). Innerhalb kurzer Zeit werden dann die Gelenkflächen zerstört und die Gelenkkapsel schrumpft - das Gelenk wird steif. Der erhöhte Druck durch die vermehrte Flüssigkeitsansammlung bei einem Gelenkerguss führt zu einer schmerzhaften übermäßigen Dehnung der Gelenkkapsel, was die Gelenkstabilität beeinträchtigen und sogar eine Muskelschwäche an den beteiligten Muskeln herbeiführen kann.
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