Ein Ganglion, umgangssprachlich auch "Überbein" genannt, ist eine gutartige, flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich an Gelenken oder Sehnenscheiden bilden kann. Obwohl Ganglien häufig am Handgelenk auftreten, können sie auch am Knie vorkommen. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, Symptome, Diagnose und Behandlung von Ganglien am Knie, einschließlich spezifischer Übungen zur Linderung von Beschwerden.
Was ist ein Ganglion?
Ein Ganglion ist eine Ausstülpung der Gelenkkapsel oder Sehnenscheide, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist. Es handelt sich nicht um eine Knochenwucherung, sondern um eine zystenartige Struktur, die sich fast knochenhart anfühlen kann. Ganglien können an verschiedenen Gelenken auftreten, am häufigsten jedoch am Handgelenk, Finger, Fuß oder Knie.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache für die Entstehung eines Ganglions ist nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus Schwachstellen in der Gelenkkapsel und Überdruck im Gelenkspalt eine Rolle spielt. Mögliche Risikofaktoren sind:
- Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, möglicherweise aufgrund des hormonell bedingt schwächeren Bindegewebes und der größeren Beweglichkeit der Gelenkkapseln. Frauen zwischen 20 und 40 Jahren sind besonders häufig betroffen.
- Vorangegangene Verletzungen: In etwa 10 % der Fälle lassen sich Verletzungen oder Verstauchungen in der Vorgeschichte finden.
- Überlastung: Wiederholte oder einseitige Belastungen können zu einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit führen und somit die Entstehung eines Ganglions begünstigen.
- Begleiterkrankungen: Rheuma, Arthrose oder Gelenkverletzungen können ebenfalls die Bildung eines Ganglions begünstigen.
- Bindegewebsschwäche: Ein schwaches Bindegewebe kann die Entstehung von Ganglien begünstigen. In einigen Fällen wird diese Schwäche sogar durch Genmutationen vererbt.
Symptome
Ein Ganglion verursacht nicht immer Beschwerden. Viele Betroffene bemerken lediglich einen sichtbaren oder tastbaren Knubbel unter der Haut. Wenn Symptome auftreten, können diese je nach Größe und Lage des Ganglions variieren:
- Schwellung: Eine sichtbare oder tastbare Schwellung unter der Haut, die sich prall anfühlt. Die Größe kann variieren und sich bei Belastung des Gelenks verändern.
- Schmerzen: Das Ganglion selbst tut normalerweise nicht weh, kann aber auf Nerven oder Blutgefäße drücken und so Schmerzen verursachen. Die Schmerzen können stechend, ziehend oder dumpf sein.
- Bewegungseinschränkungen: Je nach Lage und Größe des Ganglions kann die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks eingeschränkt sein.
- Taubheitsgefühle: Wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt, kann es zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in dem betroffenen Bereich kommen.
- Druckgefühl: Ein Druckgefühl in der Kniekehle kann auf eine Bakerzyste hinweisen, eine spezielle Form des Ganglions am Knie.
Diagnose
Die Diagnose eines Ganglions wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung gestellt. Der Arzt wird das Knie abtasten, um die Schwellung zu beurteilen und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Zusätzliche diagnostische Maßnahmen können sein:
Lesen Sie auch: Umfassender Ratgeber: Ganglion geplatzt
- Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung kann helfen, die Diagnose zu bestätigen und die Größe und Lage des Ganglions zu bestimmen.
- Röntgen: Ein Röntgenbild kann erforderlich sein, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, wie z. B. Arthrose oder Knochenveränderungen.
- MRT: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann in unklaren Fällen oder bei Verdacht auf Begleitverletzungen durchgeführt werden, um eine detailliertere Darstellung des Ganglions und der umliegenden Strukturen zu erhalten.
Behandlung
Die Behandlung eines Ganglions richtet sich nach den Beschwerden des Patienten und der Größe und Lage des Ganglions. Nicht jedes Ganglion muss behandelt werden. Wenn das Ganglion keine Beschwerden verursacht, kann man zunächst abwarten und beobachten, ob es sich von selbst zurückbildet.
Konservative Behandlung
- Schonung: Das betroffene Gelenk sollte geschont und übermäßige Belastungen vermieden werden.
- Kühlung: Kühlende Umschläge oder Eispackungen können helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
- Schmerzmittel: Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente (z. B. Ibuprofen) können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden.
- Salben: Salben mit entzündungshemmenden oder schmerzlindernden Wirkstoffen (z. B. Arnika- oder Beinwellsalben) können lokal aufgetragen werden.
- Punktion: Bei einer Punktion wird die Flüssigkeit aus dem Ganglion mit einer Nadel abgesaugt. Dies kann die Symptome vorübergehend lindern, jedoch besteht ein hohes Risiko, dass sich das Ganglion erneut bildet (Rückfallrate von ca. 50 %).
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern und die Muskulatur zu stärken.
- Taping: Kinesiotaping kann eingesetzt werden, um das Knie zu stabilisieren und die Belastung des betroffenen Bereichs zu reduzieren.
Operative Behandlung
Eine Operation ist in der Regel nur dann erforderlich, wenn konservative Maßnahmen keine Besserung bringen oder das Ganglion starke Beschwerden verursacht. Bei der Operation wird das Ganglion vollständig entfernt, einschließlich des Stiels, der mit der Gelenkkapsel verbunden ist. Die Operation kann offen oder arthroskopisch (mittels Gelenkspiegelung) durchgeführt werden.
- Offene Operation: Bei der offenen Operation wird ein Hautschnitt über dem Ganglion gemacht, um es freizulegen und zu entfernen.
- Arthroskopische Operation: Bei der arthroskopischen Operation werden kleine Schnitte gemacht, um eine Kamera und chirurgische Instrumente in das Gelenk einzuführen. Das Ganglion wird dann unter Sicht entfernt.
Nach der Operation wird das Gelenk in der Regel für einige Zeit ruhiggestellt, z. B. mit einer Gipsschiene. Anschließend kann mit physiotherapeutischen Übungen begonnen werden, um die Beweglichkeit und Kraft wiederherzustellen.
Übungen zur Selbstbehandlung
Ergänzend zu den oben genannten Behandlungen können bestimmte Übungen helfen, die Beschwerden bei einem Ganglion am Knie zu lindern und die Funktion des Gelenks zu verbessern. Es ist wichtig, die Übungen korrekt auszuführen und auf den Körper zu hören. Bei Schmerzen sollte die Übung abgebrochen oder angepasst werden.
Dehnübungen:
- Wadenmuskeldehnung:
- Mache einen Ausfallschritt, sodass ein Bein vorne und das andere hinten steht.
- Drücke den vorderen Teil des hinteren Fußes fest in den Boden oder einen Knieretter (ein Hilfsmittel zur Dehnung).
- Halte die Dehnung für ca. 2 Minuten.
- Diese Übung hilft, Spannungen in der Wade zu reduzieren, die bis in die Kniekehle ziehen und Schmerzen verursachen können.
- Oberschenkeldehnung:
- Lege dich auf den Bauch und winkle ein Bein an.
- Verwende eine Übungsschlaufe oder einen Gürtel, um den Fuß des angewinkelten Beins zu fassen und die Ferse zum Gesäß zu ziehen.
- Achte darauf, dass die Leiste des angewinkelten Beins nach unten in Richtung Matte drückt.
- Halte die Dehnung für ca. 2 Minuten.
- Diese Übung dehnt die Oberschenkelmuskulatur und kann helfen, Spannungen im Kniebereich zu reduzieren.
Kräftigungsübungen:
Eine gut trainierte Muskulatur kann das Knie stabilisieren und die Belastung reduzieren. Hier sind einige Übungen zur Kräftigung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur:
Lesen Sie auch: Handgelenksganglion: Symptome, Diagnose und Therapie
- Seitliches Beinheben:
- Lege dich auf die Seite und hebe das obere Bein langsam an und senke es kontrolliert wieder ab.
- Achte darauf, dass der Rumpf stabil bleibt und die Bewegungen langsam und kontrolliert ausgeführt werden.
- Muschelübung:
- Lege dich auf die Seite und beuge die Beine, sodass Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel bilden.
- Hebe das obere Knie langsam zur Decke an und senke es wieder ab, während die Füße zusammenbleiben.
- Achte darauf, dass Becken und Rücken während der Übung nicht nach vorne oder hinten wegkippen.
- Beinheben im Liegen:
- Lege dich auf den Rücken und hebe ein Bein langsam an, bis es einen 45-Grad-Winkel zum Boden erreicht.
- Halte die Position kurz und senke das Bein langsam wieder ab.
- Bein strecken im Sitzen:
- Setze dich auf einen Stuhl und strecke ein Bein langsam durch und hebe es an.
- Senke das Bein langsam wieder ab.
- Wandsitzen:
- Lehne dich mit dem Rücken flach an eine Wand und stelle die Füße schulterbreit vor die Wand.
- Senke den Körper langsam ab, bis Ober- und Unterschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden.
- Halte die Position für einige Zeit.
- Kniebeugen:
- Stelle dich aufrecht hin und beuge die Knie, als würdest du dich auf einen Stuhl setzen.
- Achte darauf, dass der Körperschwerpunkt über dem Kniegelenk bleibt und der Rücken gerade ist.
- Step-ups:
- Stelle einen Fuß auf eine stabile Bank oder ein Steppbrett und drücke den Körper mit dem Bein hoch.
- Hebe das andere Bein an und senke es wieder ab.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Eine neue Schwellung am Knie auftritt.
- Das Ganglion Schmerzen verursacht oder die Beweglichkeit einschränkt.
- Das Ganglion auf Nerven drückt und Taubheitsgefühle oder Kribbeln verursacht.
- Konservative Maßnahmen keine Besserung bringen.
Lesen Sie auch: Alles über Ganglien: Ein umfassender Leitfaden
tags: #ganglion #knie #behandlung #und #übungen