Eine Nackensteifigkeit, die mit Schmerzen beim Vorbeugen des Kopfes einhergeht, kann ein Warnsignal für eine ernstzunehmende Erkrankung sein, insbesondere für eine Meningitis. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Nackensteifigkeit im Zusammenhang mit Meningitis, um ein umfassendes Verständnis dieser potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung zu vermitteln.
Was ist Meningismus?
Der Begriff Meningismus bezieht sich auf eine schmerzhafte Nackensteifigkeit, die vor allem bei Erkrankungen der Hirnhäute (Meningen) auftritt. Die Betroffenen sind aufgrund von Schmerzen und Verspannungen der Nackenmuskulatur nicht mehr in der Lage, ihren Kopf aktiv zur Brust zu beugen.
Ursachen von Meningismus
Klassischerweise tritt ein Meningismus bei einer Hirnhautentzündung (Meningitis) auf, dann oft als erstes Symptom. Auslöser einer solchen Entzündung der Hirnhäute sind meist bestimmte Bakterien oder Viren, seltener auch Pilze oder Parasiten. Nicht jede Meningitis wird zwingend von einem Meningismus begleitet. Bei erkrankten Neugeborenen ist zum Beispiel häufig keine Nackensteifigkeit vorhanden.
Neben einer Meningitis durch Erreger gibt es noch einige andere Auslöser, die potenziell die Hirnhäute reizen und in weiterer Folge einen Meningismus verursachen. Dazu gehören:
- Subarachnoidal-Blutung: Eine Art von Schlaganfall mit Einblutung zwischen der inneren und mittleren Hirnhaut. Das Hauptsymptom sind plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen.
- Meningeosis neoplastica: Absiedelung von Tumorzellen in den weichen Hirnhäuten; diese treten im Spätstadium verschiedener Krebs-Erkrankungen auf.
- Sinus-Thrombose: Blutgerinnsel in den großen Blutabflüssen (Sinus) des Gehirns. Diese befinden sich in der harten Hirnhaut.
- Sepsis ("Blutvergiftung"): Ausbreitung von Bakterien oder Pilzen von einem Entzündungsherd in den gesamten Blutkreislauf, sodass sie verschiedene Organe (wie die Hirnhäute) befallen.
- Sonnenstich: Entzündungsreaktion der Hirnhäute durch längere direkte Sonnen-Einstrahlung auf Kopf und Nacken.
- Blei-Vergiftung: Mögliche Folgen sind unter anderem Krämpfe und Entzündungen der Hirngefäße (Blei-Enzephalopathie). Im Verlauf führt das mitunter zu einer Reizung der Hirnhäute.
Symptome von Meningismus
Menschen mit einem Meningismus haben starke Schmerzen im Kopf- und Nackenbereich, wenn sie versuchen, ihren Kopf in Richtung Brustbein zu beugen. Deshalb vermeiden sie diese Bewegung. Außerdem verspannt sich die Nackenmuskulatur als Reaktion auf die Schmerzen, was die Kopfbeugung zusätzlich erschwert. So entsteht der Eindruck einer Nackensteifigkeit, obwohl weder die Halswirbel noch die Nackenmuskulatur an sich beeinträchtigt sind. Entsprechend verschwindet die Nackensteifigkeit bei tiefer Bewusstlosigkeit.
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Die Nackensteife ist dann oft nicht das einzige Symptom. Typischerweise leiden die Patienten zusätzlich unter Kopfschmerzen, Übelkeit und einer erhöhten Licht- sowie Geräusch-Empfindlichkeit (Photophobie beziehungsweise Phonophobie). Diese Beschwerden werden auch unter der Bezeichnung "meningeales Syndrom" zusammengefasst.
Diagnose von Meningismus
Besteht ein Verdacht auf Meningismus, fragt der Arzt zunächst, ob neben der Nackensteifigkeit noch weitere Beschwerden auftreten. Hier ergeben sich auch Hinweise auf eventuelle andere Auslöser.
Bei der körperlichen Untersuchung beugt der Arzt den Kopf des Betroffenen nach vorne, während dieser auf dem Rücken liegt. Er achtet darauf, ob die Kopfbeugung erschwert ist und ob der Patient Schmerzen angibt - dies sind Hinweise auf einen Meningismus.
Es gibt außerdem noch weitere Anzeichen für einen Meningismus, die der Arzt bei Bedarf überprüft: die sogenannten Nervendehnungszeichen. Durch bestimmte Manöver dehnt er dabei die Hirnhäute des Patienten, was zu Schmerzen führt. Zu den Nervendehnungszeichen gehören:
- Lasègue-Zeichen: Der Arzt hebt das gestreckte Bein des auf dem Rücken liegenden Patienten an. Bei gereizten Hirnhäuten führt das ab einer gewissen Beugung zu Schmerzen in Bein, Gesäß oder Rücken.
- Kernig-Zeichen: Der Patient befindet sich in Rückenlage und hat das Bein in Hüft- und Kniegelenk gebeugt. Der Arzt streckt nun langsam das Bein im Kniegelenk, wobei die gleichen Schmerzen auftreten wie beim Lasègue-Zeichen.
- Brudzinski-Zeichen: Wieder liegt der Patient auf dem Rücken. Der Arzt beugt dessen Kopf nach vorne, woraufhin der Patient reflexartig die Beine anzieht, um Schmerzen zu vermeiden.
Hat sich der Verdacht auf Meningismus bestätigt, sucht der Arzt mithilfe zusätzlicher Untersuchungen die Ursache. Dazu zählen zum Beispiel Untersuchungen von Blut und Nervenwasser (Liquor) auf mögliche Erreger einer Meningitis, zudem bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT).
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Behandlung von Meningismus
Bei einem Meningismus richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Ursache. Eine Meningitis wird in der Regel im Krankenhaus behandelt. Oft ist der erste Schritt eine Antibiotika-Therapie direkt als Infusion in die Vene - denn sollten Bakterien die Auslöser der Meningitis sein, ist schnelles Handeln erforderlich.
Mithilfe der Ergebnisse von Blut- und Liquor-Untersuchung lässt sich die Therapie dann noch einmal genauer auf den Erreger anpassen. Steckt hinter dem Meningismus eine virale Meningitis, lassen sich meist nur die Symptome behandeln, zum Beispiel durch Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente.
Auch bei anderen Ursachen der Nackensteifigkeit richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung. So ist zum Beispiel auch eine Subarachnoidal-Blutung ein medizinischer Notfall, der eine schnelle Operation erfordert. Auch bei einer Sepsis oder eine Sinus-Thrombose ist eine schnelle Behandlung im Krankenhaus wichtig.
Meningitis: Eine Hirnhautentzündung als Ursache für Nackensteifigkeit
Meningitis ist eine Entzündung der Schutzschichten (Hirnhäute) um Gehirn und Rückenmark. Sie kann durch verschiedene Erreger, einschließlich Bakterien, Viren und Pilze, verursacht werden. Die Meningitis-Symptome können sich je nach Alter und Art des Erregers unterscheiden. Allgemeine Symptome können Kopfschmerzen, Fieber, steifer Nacken, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und geistige Verwirrung sein. Einige Formen der Meningitis können auch Hautveränderungen wie Ausschlag oder Flecken verursachen.
Ursachen von Meningitis
Verschiedene Erreger können eine Meningitis verursachen und haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Verlauf bzw. die Schwere der Erkrankung. Von der jeweiligen Ursache hängt auch die geeignete Behandlung ab. Deshalb ist es besonders wichtig, dass das behandelnde medizinische Fachpersonal weiß, welche Erregergruppe die Erkrankung verursacht hat.
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In den meisten Fällen wird eine Meningitis in Deutschland durch Viren ausgelöst - wie etwa Arboviren oder Herpesviren. Sie verursacht grippeartige Symptome und heilt in der Regel nach zwei bis drei Wochen von selbst aus. Zu den Auslösern zählen unter anderem:
- Arboviren: Die Erreger werden durch Zecken oder Mücken übertragen, besonders häufig ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
- Varizella-Zoster-Virus: Erkrankungen wie Windpocken werden durch dieses Virus ausgelöst.
- Coxsackie-Viren: Dieser Virustyp verursacht beispielsweise die Hand-Fuß-Mund-Krankheit.
- SARS-CoV-2: Der Erreger von COVID-19 kann auch eine Hirnhautentzündung auslösen.
- Epstein-Barr-Virus: Dieses Virus kann z. B.
Bakterielle Hirnhautentzündungen - auch eitrige Hirnhautentzündungen genannt - sind in Deutschland seltener, aber deutlich gefährlicher als virale Hirnhautentzündungen. Der Krankheitsverlauf unterscheidet sich von der viralen Meningitis durch heftigere Symptome, die plötzlich auftreten. Komplikationen und schwere Verläufe sind bei der bakteriellen Hirnhautentzündung häufig. Deshalb ist eine bakterielle Meningitis immer ein medizinischer Notfall, der im Krankenhaus behandelt werden muss.
Durch einen Zeckenstich können sogenannte Borrelien übertragen werden. Diese Bakterien können wiederum das Nervensystem befallen und so nach mehreren Wochen oder Monaten eine Neuroborreliose auslösen, die sich oft in einer (leichten) Meningitis manifestiert.
Eine Meningokokkeninfektion wird durch Neisseria-meningitidis-Bakterien ausgelöst und ist in Deutschland aufgrund der verfügbaren Impfung selten. Eine Infektion mit Meningokokken ist besonders gefährlich -in zwei Dritteln der Fälle führt sie zu einer Hirnhautentzündung, in einem Drittel der Fälle zu einer Sepsis. Die Behandlung erfolgt im Krankenhaus, da schwere Komplikationen und Folgeerkrankungen häufig vorkommen. Betroffene werden anfangs (bis 24 Stunden nach Beginn der Antibiose) isoliert behandelt, da die Infektion besonders ansteckend ist.
Auch andere Bakterien und einige Pilze können zu einer Hirnhautentzündung führen. Menschen mit einem gesunden Immunsystem erkranken nur selten an einer Hirnhautentzündung durch Schimmelpilze oder Hefepilze.
Die aseptische bzw. nicht infektiöse Meningitis wird nicht durch Infektionen verursacht. Zu den Ursachen gehören vielmehr Autoimmunerkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus, bestimmte Medikamente, z. B.
Symptome von Meningitis
Eine Meningitis äußert sich durch eine Reihe von Symptomen, die plötzlich auftreten können. Die Symptome können Kopfschmerzen, Fieber, steifen Nacken, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und in schweren Fällen Verwirrung oder Bewusstseinsverlust umfassen. Bei manchen Patienten kann auch ein Ausschlag auftreten. Dieser Meningitis-Hautausschlag ist charakteristisch rötlich oder lila und verblasst nicht beim Druck - ein Indikator, der das sogenannte „Glas-Test“ genannt wird.
- Häufige Symptome:
- Heftige Kopfschmerzen
- (Hohes) Fieber (Achtung: Bei Kleinkindern ist auch eine zu niedrige Körpertemperatur möglich)
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- Steifer Nacken: Entzündungsbedingte Schmerzen machen es Betroffenen oft unmöglich, den Kopf auf die Brust zu legen. Bei Neugeborenen ist die Nackensteifigkeit oft nicht erkennbar.
- Bei Kleinkindern: Veränderungen des Verhaltens, der Befindlichkeit und des Ess- und Trinkverhaltens
- Bei älteren Personen: Hier können Verwirrung und Bewusstseinsausfälle wichtige Anzeichen einer Hirnhautentzündung sein.
- Bei einer Infektion mit Meningokokken: Es treten charakteristische Veränderungen des Hautbildes durch punktförmige Blutungen auf.
Diagnose von Meningitis
Für eine Meningitis-Diagnostik stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Eine davon ist die Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes. Zusätzlich kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, bei der Rückenmarksflüssigkeit zur Untersuchung entnommen wird.
Bei Verdacht auf Meningitis ist ein ausführliches Anamnesegespräch wichtig, um etwaige Ursachen der Erkrankung zu erkennen. Wie ist Ihr aktueller Impfstatus? Leben oder arbeiten Sie mit vielen Menschen zusammen?
Eine Ausnahme bildet die bakterielle Meningitis. Die Erreger einer Hirnhautentzündung gelangen über das Blut in die Hirnhäute, daher können entsprechende Erreger auch in einer Blutprobe nachgewiesen werden. Bei einer Lumbalpunktion entnimmt eine Ärztin / ein Arzt mit einer speziellen Nadel Flüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal. Der Liquor wird anschließend im Labor auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht. Wichtige Erreger können unter dem Mikroskop identifiziert werden.
Insbesondere bei Bewusstseinsstörungen ist eine Untersuchung des Gehirns über MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) erforderlich. Andernfalls kann keine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Aber auch bei Betroffenen ohne Bewusstseinsstörungen werden bildgebende Verfahren zur Differentialdiagnose eingesetzt.
Je nach Patient sowie Schweregrad und Ursache der Hirnhautentzündung können weitere Untersuchungen notwendig sein, um über die richtige Behandlungsstrategie zu entscheiden und Komplikationen zu vermeiden. Dazu gehören u.a. Rachenabstrich, Elektroenzephalografie (EEG) und verschiedene Laboruntersuchungen.
Behandlung von Meningitis
Die Behandlung von Meningitis hängt von der Ursache der Erkrankung ab.
- Bakterielle Meningitis: Bei bakterieller Meningitis, die lebensbedrohlich sein kann, werden sofort hochdosierte Antibiotika verabreicht. Zusätzlich können Kortikosteroide zur Linderung der Schwellung des Gehirns und Analgetika zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
- Virale Meningitis: Manche Formen von Meningitis, insbesondere einige Arten der viralen Meningitis, können sich ohne spezifische Behandlung selbst heilen. Allerdings kann dies mehrere Wochen dauern und während dieser Zeit können ernste Komplikationen auftreten. Die Therapie einer viralen Hirnhautentzündung beschränkt sich weitgehend auf die Linderung der Symptome.
- Allgemeine Maßnahmen: Unabhängig von der Ursache ist es wichtig, die Symptome zu lindern und Komplikationen vorzubeugen. Dies kann durch Sicherstellung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente sowie Arzneimittel gegen Übelkeit erreicht werden.
Prävention von Meningitis
Impfungen sind gegen einige der häufigsten bakteriellen Ursachen von Meningitis verfügbar, einschließlich Streptococcus pneumoniae, Neisseria meningitidis und Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Impfungen gegen Meningokokken vom Typ C, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b sind Bestandteil der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) empfohlenen Grundimmunisierung für Kinder. Sie schützen vor Infektionen beziehungsweise schweren Verläufen der durch diese Erreger ausgelösten Erkrankungen. Damit reduzieren die Impfungen auch das Risiko für eine bakterielle Meningitis stark. Die Impfung gegen Meningokokken C wird für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Mögliche Komplikationen und Spätfolgen
Leider kann Meningitis Spätfolgen haben und zu einer Reihe von Komplikationen führen, einschließlich einem Hirnödem, Sepsis, ARDS, Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, Hörverlust, Gedächtnisproblemen, Lernschwierigkeiten, Epilepsie, Nierenversagen und sogar Tod. Einige dieser Komplikationen können dauerhaft sein, auch nach erfolgreicher Behandlung der Krankheit.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Meningismus ist ein Notfall und deutet fast immer auf eine ernste Erkrankung hin. Unabhängig von möglichen weiteren Symptomen ist es daher ratsam, sich schnellstmöglich in eine Notaufnahme zu begeben beziehungsweise den Notarzt rufen.
Bei Warnzeichen einer Meningitis, wie plötzlichen starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, hohem Fieber, Lichtempfindlichkeit, Verwirrtheit oder Krampfanfällen, sollte umgehend ärztliche Hilfe geholt werden. Jede Verzögerung in der Behandlung kann das Risiko von Komplikationen und langfristigen Schäden erhöhen.
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