Kurzzeitgedächtnis: Lokalisation im Gehirn und Funktion

Das Kurzzeitgedächtnis ist ein zentraler Bestandteil unserer kognitiven Fähigkeiten. Es ermöglicht uns, Informationen für kurze Zeit zu speichern und zu bearbeiten, um aktuelle Aufgaben zu bewältigen. Es ist der Teil unseres Gedächtnisses, der Informationen für einen kurzen Zeitraum speichert und uns ermöglicht, aktuelle Aufgaben zu bewältigen, wie das Merken einer Telefonnummer oder das Verstehen eines Satzes. Es verknüpft aktuelle Informationen mit bewussten Erinnerungen und ermöglicht so die gedankliche Arbeit. Unser Kurzzeitgedächtnis ist ständig im Einsatz und wird für alle mentalen Aufgaben benötigt.

Die Arbeitsweise des Kurzzeitgedächtnisses

Das Kurzzeitgedächtnis ist ständig im Einsatz. So merkt sich das Kurzzeitgedächtnis beispielsweise im Gespräch, was die andere Person sagt. Gleichzeitig muss unsere Denkzentrale im Gehirn aber noch viel mehr leisten: die aufgenommene Information verstehen, bearbeiten, bewerten, eine Antwort formulieren und diese so lange speichern, bis wir sie äußern können. Nicht immer klappt das. Diese Erfahrung kennt jeder Mensch: Wenn der Gesprächspartner lange redet oder über viele verschiedene Dinge spricht, können wir nicht alles aufnehmen. Und einiges, was wir dazu sagen wollten, haben wir zwischendurch vergessen.

Die Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses sind flüchtig und bestehen vermutlich aus elektrischen Erregungsmustern, die für eine Zeitspanne von wenigen Sekunden bis Minuten aufrecht erhalten werden. Sobald die Erregung abklingt, ist die Erinnerung gelöscht. Das ist auch der Grund, warum wir die Telefonnummer innerlich vor uns hinmurmeln, bis wir sie sicher eingetippt haben - so geht sie uns nicht verloren.

Lokalisation des Kurzzeitgedächtnisses im Gehirn

Das Kurzzeitgedächtnis befindet sich im sogenannten präfrontalen Cortex. Dieser Bereich der Großhirnrinde liegt unmittelbar hinter der Stirn. Er entscheidet über unsere geistige Leistungsfähigkeit: Das Kurzzeitgedächtnis gilt als Quelle der Intelligenz. Es erbringt wesentliche kognitive Leistungen wie Lesen, Rechnen, Überlegen, Ideen entwickeln und logische Schlüsse ziehen. Auch das Lernen ist ein Prozess, bei dem das Arbeitsgedächtnis auf Hochtouren läuft. Ebenso stark gefordert ist es bei der Lösung neuer Probleme sowie der Planung zukünftiger Aktivitäten.

Allerdings ist das Gedächtnis kein isoliertes Organ mit einem festen Ort im Gehirn. Vielmehr ist es ein ganzheitlich funktionierendes System, das sich über das gesamte Gehirn erstreckt. Die verschiedenen Gedächtnistypen entsprechen unterschiedlichen Formen der Gedächtnisspeicherung, wobei sich die Länge der Informationsspeicherung wesentlich unterscheidet.

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Der Hippocampus und seine Rolle

Eine aktuelle Studie der Universität Bonn und der Fachhochschule Koblenz hat gezeigt, dass der Hippocampus, eine Struktur im Schläfenlappen, eine wichtige Rolle im Kurzzeitgedächtnis spielt. Die elektrische Aktivität in dieser Region ändert sich zyklisch, wobei der Hippocampus in verschiedenen Frequenzen schwingt. Insbesondere das Zusammenspiel von Theta- und Gamma-Bändern scheint für die Funktion des Kurzzeitgedächtnisses entscheidend zu sein.

Die Forscher vermuten, dass die Erinnerung an verschiedene Inhalte sequentiell aufgefrischt wird, wobei jeder Inhalt zu einem spezifischen Zeitpunkt im Theta-Zyklus aktiviert wird. Je mehr Informationen das Kurzzeitgedächtnis speichern muss, desto länger dauert es, diesen Inhalt zyklisch aufzufrischen.

Bislang galt der Hippocampus zwar als eine der Schlüsselregionen für die Funktion des Langzeitgedächtnisses. Ob er auch im Kurzzeit-Gedächtnis eine Rolle spielt, war dagegen umstritten. Nikolai Axmacher: „Unsere Ergebnisse deuten jedoch eindeutig in diese Richtung.“

Neuronale Korrelate und Gedächtnisprozesse

Das menschliche Gehirn verfügt augenscheinlich über eine Art Metronom, das die Vorgänge im Kurzzeitgedächtnis koordiniert. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Bonn und der Fachhochschule Koblenz. Die Ergebnisse sind nun in der Zeitschrift PNAS erschienen (doi: 10.1073/pnas.0911531107).

Für die Merk- und Erinnerungsfähigkeit ist ein Netzwerk von Nervenzellen zuständig, die sich über verschiedene Hirnbereiche erstrecken. Bei Gedächtnisprozessen sind daher verschiedene Gehirnbereiche gleichzeitig aktiv. Für das prozedurale Gedächtnis beispielsweise sind die Basalganglien, (prä-)motorische und cerebelläre (Kleinhirn-) Strukturen zuständig. Für das semantische Gedächtnis und episodische Inhalte sind die Amygdala und der Hippocampus wichtig. Die Amygdala speichert Erinnerungen mit emotionalem Gehalt.

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Für die Verarbeitung des episodischen Gedächtnisses sind frontale und temporale Regionen der rechten Gehirnhälfte, für die Verarbeitung von Inhalten im semantischen Gedächtnis sind die gleichen Regionen der linken Gehirnhälfte zuständig. In verstärkendem oder abschwächendem Maß ist auch das Kleinhirn daran beteiligt.

Interaktion mit anderen Gedächtnisformen

Das Kurzzeitgedächtnis interagiert eng mit anderen Gedächtnisformen, insbesondere dem Langzeitgedächtnis. Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis können bei wiederholter Wiederholung oder starker emotionaler Bedeutung in das Langzeitgedächtnis überführt werden.

Gespeichert werden im expliziten Gedächtnis sowohl semantische (d.h. Wissens-) Inhalte als auch episodische, d.h. an vergangene Erlebnisse aus dem eigenen Leben. Der Langzeitspeicher des expliziten Gedächtnisses liegt im Neocortex, d.h. der Großhirnrinde. Informationen einen Neuronenkreislauf, von dem aus sie in einen größeren Schaltkreis, den Papez-Kreislauf, gelangen. Hypothalamus, durch den Thalamus zum Gyrus cinguli und von dort schließlich zurück zum Hippocampus.

Einfluss von Emotionen auf das Kurzzeitgedächtnis

Emotionen spielen eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Informationen im Kurzzeitgedächtnis. Informationen, die mit starken Emotionen verbunden sind, werden tendenziell besser gespeichert und erinnert. Abb. Darüber hinaus werden die Informationen durch Emotionen beeinflusst. der Lerninhalte im Kurzzeitgedächtnis. im Thalamus führt, der dieser Information dann eine größere Wichtigkeit beimisst. Zum anderen spielt das sogenannte Belohnungssystem eine Rolle. Information besser ist als erwartet, wird dieses System aktiviert. Abb. Von der Sehrinde wird die Information an den Hippocampus weitergegeben.

Die Konsolidierung von Informationen

Die Konsolidierung von Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis findet vor allem während des Schlafes statt. Informationen aus der Umgebung auf. Umkehrung des Informationsflusses möglich. Abb. Langzeitkonsolidierung passiert vor allem während des Schlafes. Das Langzeitgedächtnis ist im gesamten Cortex lokalisiert - sofern man hier dann überhaupt noch von Lokalisierung sprechen kann. primär in der Sehrinde, auditive in der Hörrinde usw. abgelegt. Abb.

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Plastizität des Gehirns und Gedächtnis

Das menschliche Gehirn ist in der Lage, lebenslang neue Nervenzellen zu bilden und miteinander zu vernetzen. Dieses Phänomen wird als Plastizität bezeichnet und ermöglicht es dem Gehirn, sich an neue Erfahrungen und Informationen anzupassen. Um Plastizität zu verdeutlichen kann man gut den Vergleich mit einer Skihütte heranziehen. Berg. Oben gibt es zwei Skihütten dicht nebeneinander, aber nur eine davon hat geöffnet. Da es keinen Räumdienst gibt, ist der Weg zu Hütte durch den tiefen Schnee sehr beschwerlich. Gäste kommen und immer wieder den gleichen Weg laufen, desto besser ausgetreten wird der Trampelpfad. Nun schließt diese Skihütte und die direkt daneben liegende öffnet. Was tun die Gäste? sich einen neuen mühsamen, langen Weg vom Lift direkt zur offenen Skihütte? Natürlich nicht.

Faktoren, die das Kurzzeitgedächtnis beeinflussen

Ständig zunehmende Anforderungen und die tägliche Informationsflut stellen unser Kurzzeitgedächtnis vor enorme Herausforderungen. Sehr oft gerät es heute an die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit. Wird sie überschritten, ist das Gehirn überfordert - weitere Informationen können nicht mehr verarbeitet werden. Die mentale Überlastung verursacht enormen Stress. Neben Stress und Überforderung spielt auch das Alter eine Rolle. Mit den Jahren nimmt das Erinnerungsvermögen im Kurzzeitgedächtnis ab. Dabei verringert sich nicht nur seine Kapazität - sondern auch die Geschwindigkeit, mit der gespeicherte Informationen verarbeitet werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor für unsere mentale Fitness ist die Konzentration. Unabhängig vom Alter funktioniert das Arbeitsgedächtnis am besten, wenn wir alle Aufmerksamkeit auf die aktuelle Aufgabe lenken können. Denn das Kurzzeitgedächtnis reagiert empfindlich auf Störungen. Wird es abgelenkt, gehen leicht wichtige Informationen verloren. Sie können dann nicht ins Langzeitgedächtnis übertragen werden. Durch regelmäßige Trainings kann die Konzentrationsfähigkeit gesteigert werden.

Gedächtnisstörungen

Gedächtnisstörungen können verschiedene Ursachen haben, wie z. B. Traumata, degenerative Erkrankungen oder Medikamente. Bei Gedächtnisstörungen sind die Merk- oder Erinnerungsfähigkeit beeinträchtigt. Der Auslöser kann zu Beispiel ein Trauma, beispielsweise ein Unfall sein.

Eine retrograde Amnesie bezeichnet dabei den Gedächtnisverlust für die Zeit vor einem bestimmten Ereignis (wie einem Unfall), eine anterograde Amnesie den Gedächtnisverlust für die Zeit nach diesem Ereignis.

Wenn das Kurzzeitgedächtnis ausfällt, dann können sich Betroffene nicht an direkt vorausgegangene Gespräche oder Ereignisse erinnern, während ältere Ereignisse, die zum Teil Jahre zurückliegen, genau erinnert werden. Das Kurzzeitgedächtnis nimmt im Alter zunehmend ab. Die Betroffenen konzentrieren sich dann bevorzugt auf lange zurückliegende Ereignisse.

Strategien zur Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Kurzzeitgedächtnis zu trainieren und zu verbessern. Dazu gehören:

  • Regelmäßiges Gedächtnistraining
  • Konzentrationsübungen
  • Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, Bewegung und gesunder Ernährung
  • Das Erlernen neuer Fähigkeiten und Sprachen
  • Ein erfülltes Sozialleben

Schlussfolgerung

Das Kurzzeitgedächtnis ist ein komplexes System, das für viele kognitive Funktionen unerlässlich ist. Es befindet sich hauptsächlich im präfrontalen Cortex, interagiert aber auch mit anderen Hirnregionen, insbesondere dem Hippocampus. Emotionen spielen eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Informationen im Kurzzeitgedächtnis, und die Konsolidierung von Informationen in das Langzeitgedächtnis findet vor allem während des Schlafes statt. Durch gezieltes Training und einen gesunden Lebensstil kann die Leistungsfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses verbessert werden.

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