Beratung bei Demenz: Ambulante Pflegeangebote und Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Familien vor große Herausforderungen. Neben den medizinischen Aspekten der Erkrankung sind vor allem die Betreuung und Pflege im Alltag von zentraler Bedeutung. Glücklicherweise gibt es in Deutschland eine Vielzahl von ambulanten Pflegeangeboten und Unterstützungsmöglichkeiten, die es ermöglichen, ein würdevolles Leben in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Beratungs- und Hilfsangebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zugeschnitten sind.

Erste Anlaufstellen und Beratungsangebote

In einer schwierigen Lebenssituation ist es wichtig, schnell und unkompliziert Hilfe zu finden. Verschiedene Beratungsstellen bieten Betroffenen und ihren Angehörigen erste Unterstützung und Orientierung:

  • Krisendienste Bayern: Unter der kostenlosen Rufnummer 0800 / 655 3000 erhalten Menschen in seelischen Krisen, Mitbetroffene sowie Angehörige qualifizierte Beratung und Unterstützung - und das rund um die Uhr.
  • Telefonseelsorge: Die Telefonseelsorge ist unter den kostenfreien Nummern 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder 116 123 rund um die Uhr erreichbar und bietet jedem ein offenes Ohr, der seine Sorgen teilen möchte. Auch eine persönliche Beratung vor Ort ist möglich.
  • Retla (München): Dieser Verein vermittelt älteren, einsamen Menschen ehrenamtliche Telefon-Partner, sogenannte "Telefon-Engel", die regelmäßig Kontakt halten und zu geschätzten Gesprächspartnern werden. Anmeldungen sind unter 089/18910026 (Montag bis Freitag, 10-18 Uhr) möglich.
  • Alzheimer-Telefon: Ein bundesweites Beratungsangebot für Menschen mit Demenz, Angehörige und ehrenamtlich Engagierte. Geschulte Berater stehen unter der Nummer 030 - 259379514 (Montag bis Donnerstag, 9-18 Uhr, Freitag 9-15 Uhr) zur Verfügung.
  • Fachstellen für pflegende Angehörige: Diese Stellen bieten psychosoziale Beratung, individuelle Begleitung und Entlastungsangebote für Angehörige von älteren, pflegebedürftigen Menschen.
  • Pflegestützpunkte: Hier erhalten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen individuelle und kostenfreie Beratung zu Themen wie Pflegebedürftigkeit, Wohnformen und Unterstützung zu Hause.
  • Pflegeservice Bayern (Medizinischer Dienst Bayern): Unter 0800 / 772 11 11 (Montag bis Freitag, 8-18 Uhr) können sich Betroffene und Angehörige unabhängig zu allen Fragen rund um die Pflege beraten lassen.
  • Servicetelefon Pflegebegutachtung (Medizinischer Dienst Bayern): Bei Fragen rund um die Pflegebegutachtung steht das Servicetelefon unter 089 / 159 060 5555 (Montag bis Freitag, 8-16 Uhr) zur Verfügung.
  • Compass Pflegeberatung: Die compass private Pflegeberatung ist unter der kostenfreien Rufnummer 0800 - 101 88 00 erreichbar und bietet erste Anlaufstelle bei Fragen und Herausforderungen rund um die Pflege.
  • Info-Telefon Depression: Dieses bundesweite Angebot weist Betroffenen und Angehörigen den Weg zu Anlaufstellen im Versorgungssystem und bietet Informationen zu Krankheits- und Behandlungsmöglichkeiten.

Die Belastung pflegender Angehöriger

Die Betreuung von Menschen mit Demenz findet meist im häuslichen Umfeld statt, oft durch enge Familienangehörige wie Ehepartner, Töchter oder Schwiegertöchter. Diese Aufgabe erfordert viel Engagement, Verzicht auf Freizeit und die Bereitschaft zur Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Viele Angehörige berichten von einer Verschlechterung ihrer eigenen Gesundheit, dem Verlust sozialer Kontakte und der Aufgabe von Beruf und Hobbys. Besonders belastend sind Verhaltensweisen wie Aggressivität, Schreien oder Wahnvorstellungen der Erkrankten.

Es ist wichtig zu erkennen, dass niemand diese Aufgaben dauerhaft alleine bewältigen kann und muss. Im Interesse der eigenen Gesundheit und des Wohlbefindens des Erkrankten ist es ratsam, frühzeitig Beratung und Entlastung in Anspruch zu nehmen. Ein Selbsttest mit der Angehörigenampel des Projekts digiDEM Bayern kann helfen, die eigene Belastung einzuschätzen.

Ambulante Pflegeangebote zur Entlastung

Eine Reihe von Entlastungsangeboten können die häusliche Pflege von Menschen mit Demenz erleichtern:

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  • Ambulante Pflegestationen: Die sozial- und gesundheitspflegerischen Dienste ambulanter Pflegestationen leisten einen unverzichtbaren Beitrag dazu, dass Erkrankte weiterhin zu Hause leben können. Die "Hauspflege" umfasst Hilfen im Haushalt und die Grundpflege (Körperpflege, Hilfe beim Essen), finanziert durch die Pflegekasse mit möglicher Zuzahlung. Die "häusliche Krankenpflege" (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkräften auf ärztliche Verordnung durchgeführt und von der Krankenkasse getragen (gegebenenfalls mit Zuzahlung). Sie umfasst Tätigkeiten wie Medikamentengabe, Injektionen oder Wundversorgung. Alle Pflegedienste betreuen auch demenzerkrankte Patienten.
  • Betreuungsgruppen: Alzheimer-Gesellschaften und Wohlfahrtsverbände bieten Betreuungsgruppen zur Entlastung pflegender Angehöriger an. Für einige Stunden werden die Betroffenen an ein bis zwei Tagen pro Woche in Gruppen beschäftigt und betreut, mit Aktivierungsangeboten und geschulten Helfern. Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeitende geleistet und durch eine Fachkraft begleitet.
  • Angehörigen- bzw. Selbsthilfegruppen: Diese Gruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen in ähnlichen Pflegesituationen auszutauschen, Sorgen und Ängste zu teilen, sich gegenseitig Unterstützung und Anregungen zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Häufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet. Es können je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen, zum Beispiel zu Pflegeversicherung, Betreuungsrecht, Vorsorgevollmachten usw., stattfinden.
  • Virtuelle Selbsthilfegruppen: Die App „in.kontakt“ von wir pflegen e.V. ermöglicht pflegenden Angehörigen den Austausch in einem geschützten Netzwerk.
  • Helferinnenkreise (Betreuungsbörsen): Ehrenamtliche Helfer betreuen für einige Stunden in der Woche Demenzerkrankte zu Hause, wodurch für die Angehörigen Freiräume entstehen. Die Helfer übernehmen stundenweise die soziale Betreuung, nicht aber pflegerische oder hauswirtschaftliche Aufgaben. Sie werden regelmäßig geschult und fachlich begleitet.
  • Tagespflegeeinrichtungen: Diese teilstationären Angebote dienen der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf. Der Besuch einer Tagesstätte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Kranken aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehörigen. Die Einrichtungen arbeiten meist nach milieutherapeutischen Bedingungen und verfügen über einen Fahrdienst. Die Kosten können durch Leistungen der Pflegeversicherung, des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung getragen werden.
  • Kurzzeitpflege: Im Rahmen der Pflegeversicherung kann der erkrankte Angehörige für maximal 28 Tage im Jahr in einer stationären Pflegeeinrichtung untergebracht werden, sodass die Pflegeperson zum Beispiel einen Erholungsurlaub in Anspruch nehmen kann. Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt. Durch die Kombination mit den Leistungen der Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege kann der Zeitraum auf bis zu 56 Tage verdoppelt werden.
  • Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege: Ebenfalls für maximal 28 Tage pro Jahr kann die erkrankte Person durch einen Pflegedienst oder eine nahestehende Person zu Hause versorgt werden, wenn die Hauptpflegeperson verhindert ist. Die Verhinderungspflege kann auch in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung durchgeführt werden.
  • Urlaubsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen: Diese Angebote werden zunehmend von regionalen und örtlichen Alzheimer-Gesellschaften organisiert.

Gestaltung des Alltags und Unterstützung zu Hause

Eine gut strukturierte Tagesroutine und ein sicherer Haushalt können den Alltag für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen spürbar erleichtern.

  • Sicherheit im Haushalt: Die eigene Wohnung sollte ein sicherer Ort sein. Überprüfen Sie Ihren Haushalt auf mögliche Gefahrenquellen und treffen Sie präventive Maßnahmen, um Unfälle zu vermeiden. Rutschfeste Teppiche, klare Wege ohne Stolperfallen und gut erreichbare Lichtschalter tragen dazu bei, Stürze zu verhindern. Auch technische Hilfsmittel wie Herdabschaltsicherungen oder Türalarme können helfen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.
  • Tagesstruktur: Eine feste Tagesstruktur gibt Menschen mit Demenz Halt und Orientierung. Wiederkehrende Abläufe - vom gemeinsamen Frühstück bis zum abendlichen Spaziergang - helfen Ihrem Angehörigen, sich besser zurechtzufinden und das Gefühl der Sicherheit zu bewahren. Planen Sie den Tag so, dass es feste Zeiten für Mahlzeiten, Pflege und Aktivitäten gibt. Auch einfache Beschäftigungen wie Basteln, Kochen oder Musikhören können dazu beitragen, den Tag zu gliedern und Ihrem Angehörigen kleine Erfolgserlebnisse zu schenken. Dabei sind Routine und Regelmäßigkeit das A und O.
  • Stundenweise Betreuung: Diese Angebote bieten flexible Unterstützung, ohne dass Sie Ihren Angehörigen komplett in die Hände Dritter geben müssen. Die Betreuungskräfte helfen bei alltäglichen Aufgaben und bieten Gesellschaft. Gemeinsame Haushaltstätigkeiten, Spaziergänge und Bewegung fördern das Wohlbefinden. Die stundenweise Betreuung eignet sich ideal, um gezielte Entlastung zu schaffen, während Sie eigene Erledigungen machen, sich ausruhen oder einfach Zeit für sich selbst gewinnen.
  • Seniorenbetreuer: Seniorenbetreuer sorgen für Entlastung durch Hilfestellungen im Haushalt, als Seniorenbegleitung zum Einkaufen oder als Unterhaltung im Alltag.

Weitere Betreuungsformen

Neben den ambulanten Angeboten gibt es weitere Betreuungsformen, die je nach Bedarf in Frage kommen:

  • Teilstationäre Betreuung: Die betroffene Person wird tagsüber in einer spezialisierten Einrichtung betreut, während sie weiterhin überwiegend zu Hause lebt.
  • Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenz: Hier können sich Demenzkranke in einem geschützten Rahmen wohlfühlen und an vielfältigen Aktivitäten teilnehmen, die an ihre noch vorhandenen Fähigkeiten anknüpfen. Gedächtnistraining, kreative Projekte und Bewegungsangebote fördern die geistige und körperliche Aktivität und schaffen positive Erlebnisse, die das Selbstwertgefühl stärken.
  • 24-Stunden-Betreuung: Eine Betreuungskraft aus dem Ausland zieht bei der zu betreuenden Person ein und übernimmt alltägliche Aufgaben wie Hilfe bei der Körperpflege, Kochen und Hausarbeit. Allerdings sind diese Pflegekräfte in den meisten Fällen nicht ausgebildet und können keine medizinische Pflege leisten. Diese Form der Betreuung ist nur sinnvoll, wenn sich die Demenz noch im Anfangsstadium befindet und Angehörige in der Nähe sind, die im Notfall einspringen und die Betreuung unterstützen können.
  • Betreutes Wohnen in ambulant betreuten Wohngemeinschaften: In einer solchen Wohngemeinschaft leben etwa sechs bis zwölf Menschen mit Demenz zusammen. Die Betreuung erfolgt ambulant durch einen Pflegedienst, der die medizinische Versorgung sicherstellt und den Alltag der Bewohner koordiniert.
  • Stationäre Pflegeeinrichtung (Demenzpflegeheim): Wenn die Betreuung zu Hause nicht mehr möglich ist, bietet ein Pflegeheim Rund-um-die-Uhr-Betreuung und eine sichere Umgebung. Spezielle Demenzpflegeheime oder Demenzstationen in Pflegeheimen sind so gestaltet, dass sie den Bewohnern sowohl Schutz als auch Orientierung bieten.

Finanzierung der Betreuung

Die Kosten für die Betreuung eines demenzerkrankten Menschen können stark variieren, abhängig von der Betreuungsform und dem individuellen Pflegebedarf. Die Höhe der Kosten wird einerseits durch die Anzahl der Betreuungsstunden und den Pflegebedarf bestimmt, andererseits durch den Pflegegrad, der festlegt, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Generell gilt: Je höher der Pflegegrad, desto mehr finanzielle Unterstützung steht zur Verfügung.

Um finanzielle Hilfen der Pflegeversicherung beanspruchen zu können, benötigt die demenzerkrankte Person einen Pflegegrad. Mit dem kostenlosen Pflegegradrechner kann man herausfinden, welcher Pflegegrad Ihrem Angehörigen voraussichtlich zusteht. Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungen, die je nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden können. Dazu gehören Pflegesachleistungen, Pflegegeld, der Entlastungsbetrag und Leistungen für Kurzzeit- oder Verhinderungspflege. Diese Mittel sollen dazu beitragen, die Betreuungskosten zu decken und pflegende Angehörige zu entlasten.

Ab Pflegegrad 1 steht Ihnen der Entlastungsbetrag zur Verfügung, den Sie für Betreuungsleistungen oder Unterstützung im Alltag verwenden können. Ab Pflegegrad 2 besteht zudem die Möglichkeit, Pflegesachleistungen ganz oder teilweise in Unterstützung im Alltag umzuwandeln.

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Wo finde ich weitere Informationen und Unterstützung?

  • Angebots-Landkarte Bayern: Hier finden Sie anerkannte Träger von Angeboten zur Unterstützung im Alltag, Fachstellen für pflegende Angehörige und Pflegestützpunkte in Bayern.
  • Datenbank "Beratung zur Pflege" der Stiftung Zentrum Qualität in der Pflege (ZQP): Diese Datenbank bietet Informationen über Beratungsangebote rund um die Pflege in Deutschland.
  • Wegweiser Demenz: Auf dieser Seite finden Sie umfassende Informationen zum Thema Demenz und zu den verschiedenen Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten.
  • Pflegetelefon des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Ein bundesweites Angebot für Ratsuchende rund um das Thema Pflege.
  • Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: 030 259379514 (Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr).
  • Kommunale Senioren- und Pflegeberatungen, kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsverbände, ambulante Pflegedienste oder Pflegeheime.
  • Sozialdienste von Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen.
  • Malteser Hilfsdienst: Die Malteser bieten vielfältige Angebote zur Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen, von Besuchsdiensten über Tagesstätten bis hin zur Beratung.

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