Beratung und Pflegeangebote bei Demenz: Ein umfassender Ratgeber

Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor immense Herausforderungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Beratungs- und Pflegeangebote in Deutschland, insbesondere im Raum Stuttgart, um Betroffenen und ihren Familien den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.

Demenz verstehen

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit einhergehen. Zu den Hauptmerkmalen gehören Gedächtnisverlust, Sprachstörungen und Orientierungsprobleme. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 440.000 Menschen neu an Demenz. Eine frühzeitige Diagnose und der Zugang zu geeigneten Unterstützungsangeboten sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Frühe Anzeichen und Diagnose

Es ist wichtig, die ersten Anzeichen von Demenz zu erkennen und bei Verdacht einen Arzt aufzusuchen. Online-Selbsttests können eine erste Einschätzung ermöglichen, ersetzen jedoch keine ärztliche Diagnose. In der Regel erfolgt die Diagnose in einem zweistufigen Verfahren durch einen Arzt.

Umgang mit der Diagnose

Die Diagnose Demenz ist oft ein Schock für Betroffene und Angehörige. Es ist wichtig, sich Zeit zum Verarbeiten zu nehmen und sich nicht zu isolieren. Gespräche mit Vertrauten und der Austausch in Selbsthilfeorganisationen können helfen, Ängste und Sorgen zu bewältigen.

Beratungsangebote für Demenzkranke und Angehörige

Eine Vielzahl von Beratungsstellen und Initiativen stehen Betroffenen und ihren Familien zur Seite. Diese Angebote bieten Informationen, Unterstützung und praktische Hilfe im Umgang mit der Erkrankung.

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Fachberatung Demenz

Die Fachberatung Demenz der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva) unterstützt Angehörige demenzkranker Menschen durch Gesprächskreise und hilft Fachstellen in Stuttgart mit Informationen und Beratung. Ein erfahrener Mitarbeiter moderiert die Gesprächskreise und kann bei vielen Fragen mit wertvollen Informationen weiterhelfen. Zu wichtigen Beratungsthemen stehen außerdem speziell dafür erstellte schriftliche Informationen zur Verfügung.

Demenzwegweiser Stuttgart

Der Demenzwegweiser Stuttgart ist eine umfangreiche Informationsbroschüre, die vom Netzwerk Demenz Stuttgart herausgegeben wurde. Die Broschüre enthält wichtige Angebote in Stuttgart, die sich an demenzkranke Menschen und deren Angehörige richten, ergänzt durch allgemeine Informationen zum Thema Demenz.

Gesprächskreise für Angehörige

Gesprächskreise bieten Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Tipps weiterzugeben und sich gegenseitig zu stützen und ermutigen. Diese Gruppen werden von erfahrenen Mitarbeitern moderiert, die bei Fragen mit wertvollen Informationen weiterhelfen können.

Demenz-Beratungsstellen

Demenz-Beratungsstellen sind spezialisierte Einrichtungen, die Unterstützung und Beratung für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und andere Betroffene anbieten. Sie bieten persönliche Beratungsgespräche, Unterstützung bei der Vermittlung von Hilfsangeboten sowie Schulungen und Fortbildungen.

Demenz-Hotlines

Demenz-Hotlines sind telefonische Beratungsstellen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen ausgerichtet sind, die einen Demenzkranken betreuen oder unterstützen. Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist ein kostenloses Demenz-Hilfe-Telefon.

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Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz

Das Bundesfamilienministerium fasst Beratungsstellen für Demenz in seiner Projekt-Landkarte „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ zusammen.

Weitere Beratungsangebote

  • Krisendienste Bayern: Bieten psychosoziale Beratung und Hilfe für Menschen in seelischen Krisen, Mitbetroffene und An- und Zugehörige (kostenlose Rufnummer: 0800 / 655 3000, täglich rund um die Uhr erreichbar).
  • Telefonseelsorge: Erreichbar unter den kostenfreien Nummern 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 oder 116 123, rund um die Uhr.
  • Alzheimer-Telefon: Ein bundesweites Beratungsangebot für Menschen mit Demenz, An- und Zugehörige sowie für alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich engagieren (Telefonnummer: 030 - 259379514, Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 15 Uhr).
  • Fachstellen für pflegende Angehörige: Unterstützen Angehörige von pflegebedürftigen Personen durch psychosoziale Beratung, individuelle und langfristige Begleitung und mit weiteren Entlastungsangeboten.
  • Pflegestützpunkte: Bieten individuelle und kostenfreie Beratung für Pflegebedürftige Personen und deren Angehörige zu Themen wie Pflegebedürftigkeit, Wohnformen, Unterstützung zuhause und vielem mehr.
  • Pflegeservice Bayern: Ein kostenloses Beratungsangebot des Medizinischen Dienstes Bayern unter 0800 / 772 11 11 (Montag bis Freitag von 08:00 - 18:00 Uhr).
  • Servicetelefon Pflegebegutachtung des Medizinischen Dienstes Bayern: Erreichbar unter 089 / 159 060 5555 (Montag bis Freitag 08:00 - 16:00 Uhr).
  • compass Pflegeberatung: Erreichbar über die kostenfreie Rufnummer 0800 - 101 88 00.
  • Info-Telefon Depression: Bietet Informationen zum Thema Krankheits- und Behandlungsmöglichkeiten und verweist zu Anlaufstellen im bestehenden Versorgungssystem.

Pflegeangebote für Demenzkranke

Neben Beratungsangeboten gibt es eine Vielzahl von Pflegeangeboten, die auf die Bedürfnisse von Demenzkranken zugeschnitten sind.

Häusliche Pflege

Viele Demenzkranke werden von ihren Angehörigen zu Hause betreut. Um diese zu unterstützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Ambulante Pflegedienste: Bieten professionelle Unterstützung bei der Pflege und Betreuung zu Hause.
  • Haushaltshilfe: Kann Angehörige bei der Haushaltsführung entlasten.
  • Verhinderungspflege: Ermöglicht Angehörigen eine Auszeit, während die Pflege von einer anderen Person übernommen wird.
  • Tages- und Nachtpflege: Bietet Betreuung außerhalb des eigenen Zuhauses, um Angehörige zu entlasten.

Finanzielle Unterstützung

Um finanzielle Hilfen in Anspruch nehmen zu können, ist es entscheidend, dass der Demenzerkrankte einen Pflegegrad erhält. Der Versicherte muss einen Antrag bei seiner Pflegekasse stellen. Die genaue Zuordnung zu einem Pflegegrad erfolgt durch den Medizinischen Dienst (MD) oder eine vergleichbare Institution, die die individuelle Pflegebedürftigkeit bewertet. Wird ein Pflegegrad entsprechend dem aktuellen Gesundheitszustand festgestellt, haben Pflegebedürftige Anspruch auf eine Vielzahl von Pflegeleistungen.

  • Pflegegeld: Wird an Pflegebedürftige gezahlt, die von Angehörigen zu Hause gepflegt werden.
  • Pflegesachleistungen: Können für die Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes verwendet werden.
  • Entlastungsbetrag: Steht Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 1 zu und kann für verschiedene Unterstützungsleistungen verwendet werden.
  • Leistungen zur Verbesserung des Wohnumfelds: Können für den barrierefreien Umbau des Wohnraums genutzt werden.

Stationäre Pflege

Wenn die häusliche Pflege nicht mehr ausreichend ist, kann ein Umzug in ein Pflegeheim notwendig werden. Bei der Auswahl eines geeigneten Heims sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:

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  • Konzept des Heims: Bietet das Heim eine gute Versorgung von Betroffenen? Gibt es Pflegekonzepte, die sich bei der Versorgung von Menschen mit Demenz bewährt haben (z.B. Integrative Validation, Milieutherapie, Kinästhetik und Basale Stimulation)?
  • Struktur der Einrichtung: Sind kleinere Wohngruppen vorhanden? Gibt es ein Bezugspflegesystem?
  • Qualifikation des Personals: Haben einige der Pflegekräfte eine gerontopsychiatrische Zusatzausbildung?
  • Angebote des Heims: Bietet das Heim regelmäßige Musiktherapie und Ergotherapie an? Werden die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse der Bewohner beachtet?
  • Umgang mit Unruhe und schwierigen Verhaltensweisen: Vermeidet das Heim den Einsatz von beruhigenden Medikamenten oder Fixierungen?
  • Sterbebegleitung: Hat das Heim ein Konzept für die Sterbebegleitung seiner Bewohner?

Demenz-WGs

Demenz-WGs sind eine Alternative zwischen dem eigenen Zuhause und dem Pflegeheim. Sie ermöglichen ein selbstständiges Leben in einer Gemeinschaft mit anderen Demenzkranken.

Zusätzliche Hilfen und Unterstützungsangebote

Neben den genannten Beratungs- und Pflegeangeboten gibt es weitere Hilfen, die den Alltag mit Demenz erleichtern können.

Hilfsmittel

Verschiedene Hilfsmittel können die Sicherheit, Orientierung und Selbstständigkeit von Demenzkranken fördern. Dazu gehören beispielsweise GPS-Tracker, ergonomisches Besteck und Medikamentenspender.

Demenz-Kurse für Angehörige

Demenz-Kurse für Angehörige sind speziell entwickelte Schulungsprogramme, die darauf abzielen, Familienmitglieder und nahestehende Personen, die einen Demenzerkrankten betreuen, zu unterstützen und zu schulen.

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen bieten Angehörigen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.

Entlastung für pflegende Angehörige

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass sich Angehörige rechtzeitig nach Entlastungsmöglichkeiten umschauen und sich Pflege-Auszeiten erlauben.

  • Psychische Entlastung: Pflegende Angehörige sollten sich bewusst machen, dass es normal ist, auch eigene Emotionen und Bedürfnisse zu haben. Es ist wichtig, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen, um Kraft zu tanken und sich zu erholen.
  • Körperliche Entlastung: Die körperliche Belastung bei der Pflege eines Demenzerkrankten sollte nicht unterschätzt werden. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich vor Überlastung zu schützen.
  • Entspannungstechniken: Viele Krankenkassen bieten kostenlose Online-Kurse für Entspannungstechniken an.
  • Kuren: Kuren können sowohl für Demenzerkrankte als auch für ihre pflegenden Angehörigen eine wichtige Unterstützung sein.

Prävention von Demenz

Es gibt Faktoren wie Rauchen oder Übergewicht, die das Risiko an Demenz zu erkranken, erhöhen. Die Stiftung Gesundheitswissen hat zusammengestellt, welche Risikofaktoren es gibt und was man tun kann, um sie zu verringern.

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