Ganglion, Labrum und Schulterschmerzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Schulterschmerzen können im Alltag sehr einschränkend sein. Wenn alltägliche Bewegungen wie das Heben einer Wasserflasche oder das Anziehen des Sicherheitsgurtes im Auto schmerzhaft werden, kann eine Verletzung des Labrums oder das Vorliegen eines Ganglions die Ursache sein. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Schulterschmerzen im Zusammenhang mit Ganglionzysten und Labrumläsionen.

Was ist das Labrum und die SLAP-Läsion?

Das Schultergelenk besteht aus der Gelenkpfanne (Glenoid) des Schulterblatts und dem Oberarmkopf (Humerus). Um die Gelenkpfanne herum befindet sich eine Knorpellippe, das Labrum glenoidale, welches die Gelenkfläche vergrößert und zur Stabilität beiträgt. Das Labrum hält den Oberarmkopf in Position und wirkt als eine Art Dämpfer bei Belastungen.

Eine SLAP-Läsion (Superior Labrum Anterior to Posterior) ist eine Verletzung des oberen Labrumanteils, wo die lange Bizepssehne ihren Ursprung hat (Labrum-Bizepssehnen-Komplex). Dabei kann es sich um einen Anriss oder eine Ablösung des Labrums handeln. Es gibt verschiedene Typen von SLAP-Läsionen, die je nach Ausmaß der Schädigung unterschieden werden:

  • SLAP-I-Läsion: Die obere Gelenklippe ist nur angefasert, aber nicht gerissen.
  • SLAP-II-Läsion: Die Pfannenlippe ist komplett abgehoben.
  • SLAP-III-Läsion: Die Lippe ist korbhenkelartig eingerissen, der Ansatz der Bizepssehne ist jedoch intakt.
  • SLAP-IV-Läsion: Ein Riss (SLAP-III-Läsion) reicht bis in die lange Bizepssehne hinein.

Ursachen einer SLAP-Läsion

Eine SLAP-Läsion kann durch verschiedene Mechanismen entstehen:

  • Unfallbedingt: Stürze auf den ausgestreckten Arm, Schulterluxationen (Ausrenkungen) oder andere traumatische Ereignisse. Bei der Luxation kommt es häufig zu Verletzungen der Weichteile und der knorpeligen Gelenklippe der Gelenkpfanne.
  • Überlastung: Bei Überkopfsportarten wie Handball, Tennis, Volleyball oder Baseball kann es durch wiederholte Wurfbewegungen zu einer Überlastung der langen Bizepssehne und somit zu einer SLAP-Läsion kommen. Die starke Abspreiz- und Außenrotationsposition des Oberarmkopfes führt auf Dauer zu einer Überbeanspruchung. Im weiteren Verlauf können die Kräfte zu einem "Abschälen" der oberen Gelenklippe und zu Faserrissen führen.
  • Verschleißbedingt: Im Laufe der Zeit kann das Labrum degenerieren und anfälliger für Verletzungen werden.

Symptome einer SLAP-Läsion

Die typischen Symptome einer SLAP-Läsion ähneln oft denen einer Verletzung der Rotatorenmanschette:

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  • Schulterschmerzen: Meist bewegungs- oder belastungsabhängig.
  • Instabilitätsgefühl: Besonders nach einer Schulterluxation.
  • Kraftverlust: In der Schulter.
  • Geschwindigkeitsverlust: Beim Werfen (bei Sportlern).
  • Schmerzen bei Überkopfbewegungen: Belastungen und Bewegungen der Schulter über den Kopf sind oft sehr schmerzhaft.
  • Schmerzen bei Armrotation: Die Drehung des Arms hinter den Rücken, z. B. beim Greifen nach dem Autogurt, kann schmerzhaft sein.
  • Knacken: Im Schultergelenk.

Diagnose einer SLAP-Läsion

Die Diagnose einer SLAP-Läsion kann schwierig sein, da weder die körperliche Untersuchung noch die Kernspintomographie (MRT) die Läsion immer zuverlässig darstellen können.

  • Krankengeschichte und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird sich nach dem Verletzungsmechanismus erkundigen und spezielle Tests durchführen, um den Verdacht auf eine SLAP-Läsion zu erhärten.
  • MRT: Häufig ist die Verabreichung eines Kontrastmittels in das Schultergelenk für die MRT-Untersuchung notwendig, um die Strukturen besser beurteilen zu können. Selbst mit Kontrastmittel können Labrum-Einrisse schwer zu erkennen sein.
  • Arthroskopie: Die zuverlässigste Diagnose kann oft nur im Rahmen einer Arthroskopie gestellt werden. Dabei wird jedoch abgewogen, ob die SLAP-Läsion tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich ist oder ob es sich um einen Zufallsbefund handelt.

Behandlung einer SLAP-Läsion

Die Behandlung einer SLAP-Läsion hängt von der Art und dem Ausmaß der Verletzung sowie vom Aktivitätsniveau des Patienten ab.

  • Konservative Behandlung:
    • Physiotherapie: Zur Stärkung der Muskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und Stabilisierung des Schultergelenks.
    • Schmerzmittel: Entzündungshemmende Medikamente zur Schmerzlinderung.
  • Operative Behandlung:
    • Arthroskopische Refixation: Bei einer SLAP-II-Läsion wird das abgelöste Labrum mit Fadenankern wieder am Knochen befestigt.
    • Bizepssehnen-Tenotomie oder Tenodese: Wenn das Labrum nicht wiederhergestellt werden kann, kann die Bizepssehne abgetrennt (Tenotomie) oder an einer anderen Stelle fixiert werden (Tenodese).

Nachbehandlung nach einer SLAP-Operation

Die Nachbehandlung nach einer SLAP-Operation ist entscheidend für den Erfolg des Eingriffs.

  • Ruhigstellung: Nach der Refixation des Bizepssehnenankers wird der Arm für zwei Wochen Tag und Nacht und für weitere zwei Wochen nachts in einer Schulterorthese ruhiggestellt. Wurde die Bizepssehne abgelöst und wieder am Oberarm befestigt, erfolgt eine Ruhigstellung für zwei Wochen.
  • Physiotherapie: Die physiotherapeutische Übungsbehandlung beginnt am 1. postoperativen Tag zunächst passiv und ab der 7. Woche aktiv. Nach einer Bizepssehnen-Tenodese beginnt die aktive und passive Bewegung am ersten Tag nach der Operation. In den ersten sechs Wochen nach der Operation sollte keine belastete Ellenbogenbeugung durchgeführt werden.
  • Medikamente: In der Regel wird die Einnahme eines entzündungshemmenden Medikamentes für 5 bis 7 Tage nach der Operation empfohlen.
  • Kühlung: Die Kühlung der Schulter ist als zusätzliche Schmerztherapie hilfreich.
  • Rückkehr zum Sport: Die Rückkehr zum Sport erfolgt schmerz- und bewegungsabhängig. Joggen ist ab der 7. Woche möglich.

Ganglionzysten als Ursache von Schulterschmerzen

Obwohl seltener, können auch Ganglionzysten Schulterschmerzen verursachen.

Was ist ein Ganglion?

Ein Ganglion, umgangssprachlich auch Überbein genannt, ist eine gutartige, mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden auftreten kann. Es handelt sich um eine Ausstülpung der Gelenkkapsel oder Sehnenscheide, die mit zäher Synovialflüssigkeit gefüllt ist. Ganglien sind meist erbsen- bis kirschgroß und lassen sich nicht verschieben, da sie mit der Gelenkkapsel oder Sehnenscheide verbunden sind.

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Ursachen von Ganglionzysten

Warum manche Menschen ein Ganglion bekommen, ist nicht ganz klar. Vermutlich spielen Überlastung und chronische Reizung eine Rolle. Es wird vermutet, dass dadurch zu viel Synovialflüssigkeit produziert wird und die zähe Flüssigkeit sich in einer Ausstülpung sammelt.

Symptome von Ganglionzysten

Oft verursachen Ganglien keine Beschwerden. Dennoch sind Schmerzen, Kraftlosigkeit, Funktionseinschränkungen oder Missempfindungen möglich. Im Bereich der Schulter können Ganglionzysten, insbesondere solche, die in der Nähe des Nervus suprascapularis liegen, zu einer Kompression des Nervs führen. Dies kann Schwäche im Schultergelenk verursachen. Diese Zysten können mehrere Zentimeter groß werden.

Diagnose von Ganglionzysten

Die Diagnose eines Ganglions wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung gestellt. Bei der Untersuchung mit einer kleinen starken Lampe kann die Flüssigkeit als durchscheinender Ballon sichtbar gemacht werden. Bei sehr kleinen oder versteckt liegenden Ganglien kann eine Ultraschalluntersuchung hilfreich sein.

Behandlung von Ganglionzysten

  • Konservative Behandlung:
    • Abwarten: Oft verschwindet ein Ganglion von selbst.
    • Kühlung: Kann helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
    • Salbenverbände: Abschwellende Salbenverbände können ebenfalls Linderung verschaffen.
  • Operative Behandlung:
    • Punktion: Das Ganglion kann punktiert und die Flüssigkeit abgesaugt werden.
    • Entfernung: Bei wiederkehrenden oder stark beschwerdeverursachenden Ganglien kann eine operative Entfernung in Betracht gezogen werden. Im Falle von Ganglionzysten, die den Nervus suprascapularis komprimieren, ist eine Operation indiziert, um den Nerv zu entlasten und die Zyste zu entfernen. Die Operation wird arthroskopisch durchgeführt, wobei das Ligamentum transversum scapulae gespalten, der Nerv von Verklebungen befreit und die Zyste vorsichtig entfernt wird.

Nachbehandlung nach Ganglionentfernung

Nach der operativen Entfernung eines Ganglions kann sofort mit Bewegungsübungen in allen Richtungen begonnen werden.

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