Die aktive Pflege des Gehirns hat sich zu einem neuen Trend entwickelt. Ein funktionierendes Gehirn benötigt ebenso viel Aufmerksamkeit wie leistungsfähige Muskeln - insbesondere regelmäßiges Training und wiederholende Übungen sind von großer Bedeutung. Angesichts der steigenden Zahl von Alzheimer-Erkrankungen gewinnt die Gesunderhaltung des Gehirns zunehmend an Bedeutung in der westlichen Gesellschaft. Es hat sich nämlich gezeigt, dass eine angemessene Gehirnpflege degenerative Prozesse verhindern oder zumindest spürbar verzögern kann.
Das Gehirn als Muskel: Neuroplastizität und Gehirntraining
Gehirntraining basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Neuroplastizität des Gehirns. Laut Forschern kann sich das Gehirn im Laufe des Lebens verbessern und vergrößern, wobei Verbindungen zwischen Neuronen erneuert, vertieft und neue geschaffen werden können. Durch wiederholte Belastung und Training behält das Gehirn seine Leistungsfähigkeit oder steigert sie sogar. Gerade bei Erwachsenen und älteren Menschen ist Gehirntraining essenziell, da sich mit zunehmendem Alter die Durchblutung des Gehirns verschlechtert. Gezielte Übungen können das Gehirn aktivieren und seine Gesundheit verbessern.
Gehirnübungen können vielfältig sein. Im Internet finden sich zahlreiche Spiele oder Apps, die auf Gehirnjogging abzielen. Beliebte Optionen sind Sudoku, Kreuzworträtsel, Logikspiele oder das Suchen von Unterschieden in Bildern. Auch das Auswendiglernen eines Gedichts stellt eine effektive Übung dar. Brett- oder Kartenspiele können ebenfalls als Gehirngymnastik dienen, wobei Abwechslung wichtig ist, da sich das Gehirn ansonsten schnell an ein Spiel gewöhnt und die Effektivität nachlässt. Ähnlich wie beim Muskelaufbau ist es wichtig, die Belastung zu variieren und die Übungen so zu gestalten, dass sie die Komfortzone verlassen.
Wege zu einem optimal funktionierenden Gehirn
Ein ordnungsgemäß funktionierendes Gehirn erfordert jedoch mehr als nur direktes Training. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass auch angenehme Aktivitäten die Gesundheit des Gehirns positiv beeinflussen können. Es muss nicht immer das Lösen von Kreuzworträtseln oder das endlose Spielen von "Mensch ärgere dich nicht" sein. Die Auswahl an Gehirnübungen ist viel breiter gefächert.
Hobbys: Freude und Lernen kombinieren
Ein Hobby, das Freude bereitet, kann Wunder wirken. Ob Kochen, Tanzen, Lesen oder Handarbeiten - die Wahl liegt ganz bei Ihnen. Wichtig ist, dass die Tätigkeit Spaß macht und nicht zu einer lästigen Pflicht wird. Nur wenn ein Hobby wirklich genossen wird, trägt es zum Wohlbefinden des Gehirns bei. Ein neues Hobby bietet doppelten Nutzen: Es macht Spaß und man lernt gleichzeitig etwas Neues. Studien belegen zudem, dass das Teilen der Lieblingsaktivität mit anderen Menschen positive Auswirkungen hat. Wer also nicht völlig introvertiert ist, sollte ein Hobby wählen, das den Kontakt zu anderen ermöglicht.
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Bewegung: Die Verbindung zwischen Gehirn und Muskeln
Ausreichend Bewegung kann wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge Demenz vorbeugen. Regelmäßige Bewegung verbessert die Durchblutung des Gehirns und hält es aktiv. Es lohnt sich, den eigenen Alltag auf Bewegungsmöglichkeiten zu überprüfen. Kann man mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zu Fuß gehen? Können die Treppen im Haus öfter genutzt werden? Muss man wirklich mit dem Auto zum Supermarkt fahren? Regelmäßige Spaziergänge mit Freunden oder Freundinnen sind eine weitere gute Möglichkeit. Apps können daran erinnern, wenn man zu lange gesessen hat, und zu kurzen Dehnübungen animieren. Im Büro kann ein höhenverstellbarer Schreibtisch genutzt werden, um einen Teil der Arbeitszeit im Stehen zu arbeiten. Arbeiten im Stehen ist effektiver als ständiges Sitzen und trägt dazu bei, das Gehirn aktiver zu halten.
Schlaf: Erholung für das Gehirn
Nach einem langen Tag voller Arbeit und Informationen benötigt das Gehirn ausreichend Ruhe. Ein ununterbrochener Schlaf von mindestens sieben Stunden ist wichtig, damit Informationen richtig sortiert werden können. Schlafstörungen können die Regenerationsprozesse im Gehirn beeinträchtigen und sich negativ auf Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Stimmung auswirken. Es gibt Hinweise darauf, dass langfristiger Schlafmangel an der Entwicklung von Demenz beteiligt sein kann. Daher sollten Schlafstörungen behandelt werden, um die optimale Funktion des Gehirns zu gewährleisten.
Ernährung: Die mediterrane Diät für ein gesundes Gehirn
Eine Ernährung, die der mediterranen Ernährungsweise ähnelt, wirkt sich positiv auf das Gehirn aus. Denn die Nahrung versorgt nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn. Diese Ernährungsweise kann unter anderem Bluthochdruck und Diabetes vorbeugen, die Risikofaktoren für Demenz darstellen. Die Hauptbestandteile der mediterranen Ernährung sind:
- Gemüse
- Obst
- Fisch
- Olivenöl
- Vollkornprodukte
- Nüsse
Es ist empfehlenswert, sich Zeit für das Essen zu nehmen und sich nur ihm zu widmen. Auch das Trinken sollte nicht vergessen werden. Eine gesunde Ernährung beinhaltet auch, das Rauchen zu vermeiden, Zucker zu begrenzen, einen gemäßigten Alkoholkonsum einzuhalten und mäßig zu essen. Übermäßiges Essen schadet sowohl dem Gehirn als auch dem Körper.
Neuroathletik: Leistungssteigerung durch Gehirntraining
Die Trainingsmethode der Neuroathletik soll sich positiv auf das zentrale Nervensystem auswirken und verspricht mehr Kontrolle über den Körper und dessen Bewegungen sowie die Vermeidung von Verletzungen. Neuroathletik ist ein Trainingskonzept, das darauf abzielt, das neurologische System zu optimieren und dadurch die athletische Leistung zu verbessern. Durch gezielte Übungen werden neuronale Verbindungen gestärkt, die motorische Fähigkeiten und die Wahrnehmung von äußeren Reizen beeinflussen.
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Neuroathletisches Training fokussiert nicht die körperliche Stärkung, sondern die Verarbeitung von externen Reizen, um ausreichend Informationen zum Gehirn zu leiten. Obwohl eine umfassende wissenschaftliche Bestätigung für die Effektivität der Einheiten noch aussteht, deuten einige Studien auf positive Wirkungen hin, insbesondere in der Verletzungsprävention und der Verbesserung der Reaktionsschnelligkeit.
Neuroathletische Übungen für den Alltag
Um Reize aus der Umgebung aufzunehmen und darauf zu reagieren, nutzt der Körper drei Systeme:
- Visuelles System: Informationen werden mit den Augen wahrgenommen. Eine Übung hierfür ist, den Arm auf Schulterhöhe auszustrecken, den Zeigefinger nach oben zu strecken und langsam den Arm nach links und rechts zu bewegen, während die Augen dem Finger folgen.
- Gleichgewichtssinn: Eine einfache Übung, um den Gleichgewichtssinn zu aktivieren, ist, einen Punkt im Raum zu fixieren und zehn imaginäre Achten auf dem Boden zu laufen.
- Vestibuläres System: Der Kopf wird auf und ab sowie nach links und rechts bewegt, während die Augen einen festen Punkt im Raum fixieren.
Weitere Übungen sind das Kreisen der Finger, um den Körper für verschiedene Muskelpositionen zu sensibilisieren, und das Bilden von "Peace"-Zeichen und "Pistole" mit den Händen, um die Kommunikation zwischen den beiden Hirnhälften zu verbessern.
Konzentration und Pausen im Alltag
Regelmäßige Pausen sind wichtig, um die Konzentration aufrechtzuerhalten. "Richtige" Pausen bedeuten, den Laptop zuzuklappen, aufzustehen und sich zu strecken. Übungen zur bilateralen Hemisphärenstimulation können die Konzentration verbessern.
Gehirnjogging für geistige Fitness
Gehirnjogging kann die Denkfähigkeiten verbessern, das Gedächtnis trainieren und auch im Alter geistig fit halten. Es ist besonders wirkungsvoll, das Gehirn auf verschiedene Arten anzuregen, um Abwechslung zu gewährleisten und die Bildung von Nervenzellen und neuronalen Verbindungen anzuregen.
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Praktische Übungen für das Gehirn
- Lesen: Lesen beflügelt die Fantasie und bringt die Denkmaschine in Schwung.
- Kreativität: Basteln, Musizieren oder das Erlernen eines Instruments stärken die Gehirnleistung und bilden neue Nervenverbindungen.
- Aktivität: Regelmäßiges Rätseln, Knobeln oder der Besuch eines Computerkurses fordern die grauen Zellen.
- Entspannung: Stress ist Gift für den Kopf, daher sind Entspannungsmethoden wie Musik hören, Spaziergänge oder Yoga wichtig.
- Neugierde: Neugierde und vielfältige Interessen halten das Gehirn auf Trab.
- Soziale Kontakte: Der Austausch von Neuigkeiten mit anderen Menschen beschäftigt die grauen Zellen.
- Eselsbrücken: Hilfsmittel wie Reime können helfen, sich Dinge besser zu merken.
- Routinen durchbrechen: Einen neuen Weg zur Arbeit fahren oder die Uhr am anderen Handgelenk tragen, kann das Gehirn fordern.
- Gesund leben: Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und genügend Flüssigkeit stärkt Körper und Geist.
- Schreiben: Schreiben kann helfen, das Denken zu fokussieren.
- Humor: Lachen fordert das Gehirn und verbindet Menschen.
Konkrete Übungen für das Gehirn
- Fotografieren und Skizzieren: Ein Motiv aus der näheren Umgebung fotografieren und anschließend aus dem Gedächtnis skizzieren.
- Telefonnummern merken: Eine Telefonnummer aus dem Telefonbuch oder der Kontaktliste auswendig lernen.
Die linke und rechte Gehirnhälfte
Die linke Gehirnhälfte ist für logisches Denken, die motorische Sprachsteuerung, das Verständnis abstrakter Begriffe, die Wahrnehmung von Details und zeitlichen Details zuständig. Es ist jedoch effektiver, ein ganzheitliches Gehirntraining zu absolvieren, als nur die linke Gehirnhälfte zu trainieren, da beide Gehirnhälften zusammenarbeiten.
Übungen zur Vernetzung der Gehirnhälften
- Daumen und Zeigefinger an jeder Hand abwechselnd austauschen.
- Eine Hand zur Faust ballen und mit der Handfläche nach unten zeigen, die andere Hand öffnen und die Handfläche nach oben bewegen, dann die Positionen wechseln.
- Mit einer Hand zwei Finger wie ein Häschen hochhalten, mit der anderen Hand die Finger wie eine Pistole formen und dann die Positionen wechseln.
Diese Übungen vernetzen die linke und die rechte Gehirnhälfte miteinander, sodass das Gehirn wieder effektiver arbeiten kann. Es ist wichtig, Übungen zu wählen, die man noch nicht gut kann, um das Gehirn herauszufordern.
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