Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Alzheimer-Krankheit, oft einfach als Alzheimer bezeichnet, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die primär Probleme mit dem Gedächtnis, dem Denken und dem Verhalten verursacht. Sie ist die häufigste Ursache von Demenz, einer allgemeinen Bezeichnung für einen Verlust der kognitiven Funktion, der stark genug ist, um das tägliche Leben zu beeinträchtigen. In Deutschland leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei etwa zwei Drittel von ihnen an Alzheimer leiden. Autorin: Prof. Dr.

Was ist Alzheimer?

Alzheimer ist gekennzeichnet durch das Absterben von Nervenzellen und den Verlust ihrer Verbindungen im Gehirn. Dieser Prozess führt zu einer Schrumpfung bestimmter Hirnbereiche, die mithilfe von bildgebenden Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) sichtbar gemacht werden kann.

Charakteristische Veränderungen im Gehirn

Im Gehirn von Alzheimer-Patienten lassen sich typische Eiweißablagerungen feststellen, darunter:

  • Amyloid-Plaques: Harte, unauflösliche Ablagerungen zwischen den Nervenzellen, die aus Beta-Amyloid-Peptiden bestehen.
  • Tau-Fibrillen: Chemisch veränderte Tau-Proteine im Inneren der Nervenzellen, die sich zu Fäserchen verdrillen und die Zellstruktur sowie den Nährstofftransport beeinträchtigen.

Darüber hinaus ist im Gehirn von Alzheimer-Betroffenen oft ein Mangel an Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff für die Gedächtnisfunktion, vorhanden.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielt.

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Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre, wobei die Krankheit selten vor dem 65. Lebensjahr beginnt.
  • Genetische Faktoren: Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit sind selten und machen weniger als 3 % der Fälle aus. Allerdings gibt es bestimmte Genvarianten, wie den ApoE4-Genotyp, die das Risiko für die Entwicklung von Alzheimer erhöhen können.
  • Geschlecht: Studien deuten darauf hin, dass Frauen ein höheres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken als Männer.

Beeinflussbare Risikofaktoren

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die durch einen gesunden Lebensstil beeinflusst werden können:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und Übergewicht erhöhen das Risiko für Alzheimer.
  • Lebensstilfaktoren: Eine ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und sozialer Rückzug können das Risiko für Alzheimer erhöhen.
  • Weitere Faktoren: Schwere Kopfverletzungen, Depressionen, chronischer Stress, Hör- oder Sehminderungen und bestimmte Infektionen könnten ebenfalls das Risiko beeinflussen.

Symptome

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich über mehrere Jahre. Der Verlauf der Krankheit kann bei jedem Menschen unterschiedlich sein, folgt aber bestimmten Mustern.

Frühe Anzeichen

  • Gedächtnisprobleme: Vergesslichkeit für aktuelle Ereignisse, Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern.
  • Veränderungen im Denkvermögen: Schwierigkeiten beim Planen, Organisieren und Treffen von Entscheidungen.
  • Sprachprobleme: Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten, sich flüssig auszudrücken.
  • Desorientierung: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, Verwirrung bezüglich Zeit und Ort.
  • Probleme bei Alltagsaufgaben: Schwierigkeiten bei der Ausführung von alltäglichen Aufgaben wie Kochen, Anziehen oder Körperpflege.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Aggressivität, sozialer Rückzug.

Fortschreitende Symptome

Mit fortschreitender Krankheit verstärken sich die Symptome und es treten weitere Probleme auf:

  • Zunehmende Gedächtnisverluste: Schwierigkeiten, sich an frühere Ereignisse zu erinnern, Verlust des Langzeitgedächtnisses.
  • Schwere Sprachstörungen: Verlust der Fähigkeit, vollständige Sätze zu bilden, Schwierigkeiten, andere zu verstehen.
  • Verlust der Orientierung: Unfähigkeit, bekannte Personen oder Orte zu erkennen.
  • Verhaltensänderungen: Unruhe, Aggressivität, Misstrauen, Halluzinationen.
  • Verlust der Selbstständigkeit: Bedarf an Hilfe bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens.
  • Körperliche Probleme: Inkontinenz, Schluckstörungen, Gangstörungen, Anfälligkeit für Infektionen.

Stadien der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit wird in verschiedene Stadien eingeteilt, die fließend ineinander übergehen:

  • Leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI): Leichte, aber messbare Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten, die sich jedoch nicht auf alltägliche Aufgaben auswirken.
  • Frühes Stadium: Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses stehen im Vordergrund, zusätzlich bestehen Störungen des planenden und organisierenden Denkens, Wortfindungs- und Orientierungsstörungen.
  • Mittleres Stadium: Die Einschränkungen von Gedächtnis, Denkvermögen und Orientierungsfähigkeit nehmen zu und beeinträchtigen die selbstständige Lebensführung.
  • Spätes Stadium: Hochgradiger geistiger Abbau, Verlust der Sprache, Bedarf an umfassender Hilfe bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens.

Diagnose

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit erfordert eine umfassende Untersuchung, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und die Art und das Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung zu bestimmen.

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Ärztliche Untersuchung

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands.
  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen wie Reflexe, Koordination undSensibilität.
  • Neuropsychologische Tests: Durchführung von standardisierten Tests zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Problemlösung.

Bildgebende Verfahren

  • MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie): Zur Darstellung der Hirnstruktur und zum Ausschluss anderer Erkrankungen wie Schlaganfall oder Hirntumor.
  • PET (Positronenemissionstomographie): Zur Messung der Hirnaktivität und zum Nachweis von Amyloid-Plaques oder Tau-Fibrillen.

Bluttests

  • Ausschluss anderer Ursachen: Überprüfung auf Vitaminmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können.
  • Biomarker: Messung von Amyloid- und Tau-Proteinen im Blut, um das Vorliegen einer Alzheimer-Krankheit zu bestätigen.

Behandlung

Die Behandlung der Alzheimer-Krankheit umfasst ein breites Spektrum von Maßnahmen, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

  • Cholinesterasehemmer: Donepezil, Galantamin und Rivastigmin erhöhen die Konzentration von Acetylcholin im Gehirn und können die Gedächtnisleistung und die kognitiven Fähigkeiten verbessern. Sie werden bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt.
  • NMDA-Rezeptor-Antagonist: Memantin schützt die Nervenzellen vor übermäßiger Stimulation durch Glutamat und kann die Symptome bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz lindern.
  • Amyloid-Antikörper-Therapie: Lecanemab und Donanemab sind Antikörper, die an Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn binden und deren Abbau fördern sollen. Sie sind für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) zugelassen und können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Die Behandlung ist jedoch mit regelmäßigen MRT-Sicherheitskontrollen verbunden, da Bildveränderungen im MRT auftreten können (sogenannte Amyloid-related Imaging abnormalities - ARIAs).

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Kognitives Training: Gedächtnisübungen, Problemlösungsaufgaben und andere Aktivitäten zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten.
  • Ergotherapie: Training von Alltagsfähigkeiten, Anpassung der Wohnumgebung, Einsatz von Hilfsmitteln.
  • Physiotherapie: Förderung der körperlichen Aktivität, Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
  • Musiktherapie: Einsatz von Musik zur Förderung der Entspannung, zur Verbesserung der Stimmung und zur Aktivierung von Erinnerungen.
  • Kunsttherapie: Einsatz von kreativen Medien zur Förderung des Selbstausdrucks und zur Verbesserung der Kommunikation.
  • Realitätsorientierungstraining (ROT): Vermittlung von Informationen zur Orientierung in Zeit, Raum und Person.
  • Validation: Akzeptanz der Gefühle und Bedürfnisse des Betroffenen, auch wenn sie nicht der Realität entsprechen.
  • Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung von Ängsten, Depressionen und anderen psychischen Problemen.

Weitere Maßnahmen

  • Anpassung der Lebensumgebung: Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung, Vermeidung von Stolperfallen, gute Beleuchtung.
  • Unterstützung der Angehörigen: Beratung, Schulung und Entlastung der pflegenden Angehörigen.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Patientenverfügung: Festlegung der medizinischen Wünsche für den Fall, dass der Betroffene nicht mehr selbst entscheiden kann.

Prävention

Obwohl es keine Garantie dafür gibt, dass man nicht an Alzheimer erkrankt, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die das Risiko senken können:

  • Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, geistige Stimulation, soziale Kontakte.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes, hohen Cholesterinwerten und Übergewicht.
  • Schutz vor Kopfverletzungen: Tragen eines Helms bei sportlichen Aktivitäten oder Arbeiten mit Sturzgefahr.
  • Impfungen: Insbesondere die Impfung gegen Herpes Zoster (Gürtelrose) scheint das Demenz-Risiko zu senken.

Umgang mit der Diagnose

Die Diagnose einer Alzheimer-Krankheit ist für die meisten Betroffenen und ihre Familien ein tiefer Einschnitt. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen.

Tipps für den Umgang mit Alzheimer

  • Struktur und Routine: Feste Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren.
  • Aktiv bleiben: Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken.
  • Über Gefühle sprechen: Der Austausch mit vertrauten Menschen, mit Angehörigen oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten.
  • Unterstützung annehmen: Hilfe anzunehmen, bedeutet nicht Schwäche - es bedeutet Stärke.
  • Nicht entmutigen lassen: Jeder Tag ist neu. Nicht jeder wird einfach sein - aber in vielen steckt ein kostbarer Moment: ein Lächeln, ein vertrauter Blick, ein Augenblick der Nähe.

Andere Demenzformen

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, aber es gibt auch andere Demenzformen, die unterschiedliche Ursachen und Symptome haben können.

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht, die zum Absterben von Nervenzellen führen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes und Rauchen. Die Symptome können denen der Alzheimer-Krankheit ähneln, es können aber auch körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen auftreten.

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Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist gekennzeichnet durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen, abnormalen Proteinablagerungen, im Gehirn. Typische Symptome sind optische Halluzinationen, starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit und Parkinsonsymptome.

Frontotemporale Demenz

Die frontotemporale Demenz betrifft vor allem den Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns und führt häufig zu Veränderungen der Persönlichkeit und des sozialen Verhaltens. Die Gedächtnisleistung ist oft weniger beeinträchtigt als bei der Alzheimer-Krankheit.

Demenz bei Parkinson

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine Demenz. Die Symptome können denen der Alzheimer-Krankheit ähneln, es können aber auch zusätzliche motorische Probleme auftreten.

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine sehr seltene, aber schnell fortschreitende Demenz, die durch Prionen, infektiöse Proteine, verursacht wird. Typische Symptome sind Muskelzuckungen, Gleichgewichtsstörungen und Verhaltensänderungen.

Korsakow-Syndrom

Das Korsakow-Syndrom wird hauptsächlich durch chronischen Alkoholmissbrauch verursacht und führt zu schweren Gedächtnisstörungen und Konfabulationen (Erfinden von Geschichten, um Gedächtnislücken zu füllen).

Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)

Die Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE) ist eine seltene, fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte leichte Schädeltraumen verursacht wird. Sie tritt häufig bei Sportlern auf, die wiederholten Schlägen und Stößen gegen den Kopf ausgesetzt waren.

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