Das Gehirn ist keine Seife: Fakten und Merktechniken für ein besseres Gedächtnis

Vergesslichkeit ist ein weit verbreitetes Problem, das oft auf mangelnde Konzentration oder Aufmerksamkeit zurückzuführen ist. Aber auch wenn Konzentration und Aufmerksamkeit vorhanden sind, kann es schwierig sein, sich Fakten und Informationen zu merken. Glücklicherweise gibt es verschiedene Merktechniken, die helfen können, das Gedächtnis zu verbessern.

Konzentration und Aufmerksamkeit als Schlüssel zum Erinnern

Ulrich Bien betont in seinem Buch „Einfach.Alles.Merken.“, dass Konzentration eine Grundvoraussetzung für gutes Gedächtnis ist. In unserer heutigen Zeit, in der ständige Erreichbarkeit und Unterbrechungen an der Tagesordnung sind, stellt dies jedoch eine große Herausforderung dar. Bien rät jedoch davon ab, stundenlang zu büffeln. Stattdessen empfiehlt er, lieber über einen längeren Zeitraum verteilt zu lernen: „144 Tage lang je zehn Minuten intensiv zu lernen, ist sinnvoller als an einem Tag 24 Stunden zu pauken.“

Neben der Konzentration ist auch die Aufmerksamkeit von entscheidender Bedeutung. Vieles, was wir vergessen, liegt nicht an einem schlechten Gedächtnis, sondern an mangelnder Aufmerksamkeit. Wer beispielsweise am Telefon aufmerksam zuhört, wie der Anrufer heißt, statt auf den Bildschirm zu schielen, wird sich den Namen besser einprägen können. Auch im Arbeitsalltag kann Aufmerksamkeit helfen, Fehler zu vermeiden. Wer vor dem Aufbruch zum Kunden aufmerksam prüft, ob alle wichtigen Materialien und Werkzeuge dabei sind, spart sich unnötige Wege.

Das Gehirn mag Häppchen und Muster

Unser Gehirn kann sich Bilder besser merken als Zahlen und Wörter. Inhalte sollten in kleine Häppchen zerlegt werden, um Muster und Regeln zu erkennen. Denken Sie daran, wie Sie zählen gelernt haben - irgendwann haben Sie verstanden, dass man nicht alle Zahlen auswendig lernen muss, sondern dass sie einem Muster folgen. Mit einer kleinen Merktechnik lassen sich Dinge plötzlich ganz leicht behalten.

Ein konkretes Beispiel nennt Bien anhand der farblichen Anordnung der Olympischen Ringe. Diese erscheint willkürlich und ist daher schwer zu merken. Aber: Man muss sich eigentlich nur merken, dass der schwarze Ring oben in der Mitte ist. Der gelbe und der blaue Ring haben ein L, also sind sie links. Rote und grüne Ringe haben ein R und stehen rechts. Und welcher ist oben? Ganz einfach: Beim Wort Rot steht das R weiter vorn als bei Grün, deshalb ist er oben. Und auf der anderen Seite genauso: Blau hat das L vor Gelb, also ist der Blaue oben.

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Eselsbrücken und Assoziationen

Merksprüche, auch Eselsbrücken genannt, sind aus der Schule bekannt: „Nie ohne Seife waschen“ zeigt die Reihenfolge der Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn. „Wer Spaß liebt, braucht nur junge Begleiter“ sortiert die Ostfriesischen Inseln von Ost nach West. Einen inhaltlichen Zusammenhang gibt es nicht und trotzdem funktioniert es: Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum. Moment mal - sind da nicht zwei B? Ganz einfach: Borkum ist die größte Insel, deshalb großes B wie bei Begleiter.

„Der Kopf kann ungewöhnliche und völlig unlogische Assoziationsketten aufbauen“, schreibt Bien. Machen Sie sich diese Merktechnik zu Nutze und bilden Sie für Dinge, die Sie sich merken müssen, solche Sätze und Eselsbrücken. Telefonnummern, Namen oder DIN Normen folgen oft keiner logischen Kette und lassen sich nicht immer zerlegen. Hier helfen Bilder, die sich das Gehirn besser merken kann als Worte oder Zahlen. Das Schöne: Sie können Ihrer Phantasie freien Lauf lassen.

Bien beschreibt ein Beispiel für diese Merktechnik: Sie wollen die Euro-Führerscheinklassen auswendig lernen. Acht Klassen mit Buchstaben von A bis S. Bien schlägt nun vor, jede Klasse mit einem Bild zu verbinden: „Klasse A Krafträder“ könnte ein Polizist sein, der bei einer Verkehrskontrolle einen Ast durch das Rad eines Motorrades schiebt, bis der Fahrer seinen Führerschein Klasse A vorzeigt. Einen Ferrari fahren Sie mit Bleifuß und Führerschein Klasse B. Schon ein Kleinlaster schmerzt, wenn er Ihnen mit 3,5 bis 7,5 Tonnen und seinem Führerschein Klasse C über den Zeh fährt.

Passwörter und Namen merken

Für jeden Account braucht man ein eigenes Passwort und dann müssen sie auch noch ständig geändert werden. Dinge, die leicht zu merken sind, wie die Vornamen der Kinder oder das Geburtsdatum, sollten Sie besser nicht verwenden. Bien rät zu Mustern. Entweder direkt auf der Tastatur - aber bitte nicht 123456 oder asdfjklö. Etwas schwerer sollten Sie es einem Hacker schon machen. Also wählen Sie ein hübsches Muster und lassen Sie Ihre Finger zum Beispiel in einer Schlangenlinie laufen. Oder denken Sie an Strickmuster - zwei rechts, zwei links, zwei fallen lassen. Denken Sie sich dafür Ihre eigene Regel aus, die Sie immer wieder anwenden.

Sich neue Namen zu merken, ist knifflig. Hören Sie genau zu, wenn jemand seinen Namen sagt. Wenn’s passt: Nutzen Sie den Namen als Einstieg in ein Gespräch. Heißt der andere nach einer Stadt, könnten Sie fragen, ob derjenige dort schon war. Hat er einen bedeutenden Namensvetter? Bieten Sie jetzt Ihrem Gehirn die Möglichkeit, sich den Namen einzuprägen, in dem Sie ihn im Gespräch wiederholen. Die meisten Menschen fühlen sich geschmeichelt, wenn man sie mit Namen anspricht, also keine falsche Scheu. Nun folgt die Merkroutine: Verbinden Sie den Namen und die Person mit Bildern. Dabei hilft es natürlich, wenn Menschen einen Tier- (Hase, Fuchs) oder einen Berufsnamen haben (Müller, Schmidt). Aber, so verspricht Bien, es funktioniert auch mit komplizierten oder ausländischen Namen. Assoziieren Sie dann frei nach dem Gehör. Aus Frau Kazorowski zum Beispiel könnte eine Katze mit Zorro-Maske auf Skiern werden. Aus Herrn Annas wird ein Mann, der mit zwei Frauen namens Anna verheiratet ist.

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Weitere Tipps und Tricks für ein besseres Gedächtnis

Neben den bereits genannten Merktechniken gibt es noch weitere Tipps und Tricks, die helfen können, das Gedächtnis zu verbessern:

  • Wiederholung: Informationen, die man sich merken möchte, sollten regelmäßig wiederholt werden.
  • Verknüpfung: Neue Informationen sollten mit bereits bekanntem Wissen verknüpft werden.
  • Visualisierung: Informationen sollten in Bildern oder Vorstellungen visualisiert werden.
  • Bewegung: Bewegung und Sport fördern die Durchblutung des Gehirns und können die Gedächtnisleistung verbessern.
  • Ausreichend Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Gehirns und die Festigung von Gedächtnisinhalten.
  • Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten versorgt das Gehirn mit wichtigen Nährstoffen.

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